Mehr Raum

Es beginnt schon mit den Äußerlichkeiten: Ein Porträt braucht mehr Platz, egal ob es im klassischen Printmedium oder als Blog erscheint oder in Buchform gegossen wird. Damit braucht es auch mehr Zeit, es zu erstellen und zu lesen!

Die Recherche

Erst einmal so viel Material wie möglich, Hintergründe etcetera über die zu porträtierende Person sammeln. Das Internet ist da ja heute eine große Erleichterung, man muss nicht mehr wie früher vor Ort in den Zeitungsarchiven wühlen. Auch, wenn man später nicht alles verwenden kann, so hilft doch vieles, die späteren Aussagen des/der Interviewten einzuordnen.

Die Basis: das Gespräch

Dies ist immer noch Hauptbestandteil eines guten Artikels dieser Art. Erst einmal gilt alles, was ich einst zum guten Interview schrieb, als Voraussetzung auch für das Porträt. Also das Gegenüber reden lassen, sich nicht selbst interviewen. Nachhaken sowieso. Allerdings sollte man sich mehr Zeit nehmen, man kann auch gerne vom Thema abschweifen lassen, das alles dient der eigenen persönlichen Beobachtung und Einordnung. Gut, wenn man einen Restauranttermin dabei vereinbart, das wird dann lockerer und man erfährt auch direkt mehr Hintergründe. Es ist also mehr Gespräch als reines Interview.

Ein Beispiel sagt mehr als tausend Worte: Dabei handelte es sich um ein Porträt einer mir schon länger bekannten spanischen Sprachlehrerin, in deren Akademie ich auch schon eine Lesung hielt, zum Porträt noch einmal eine Führung durch die Schule erhielt.

Beispiel eines Porträts

Fertiges Porträt (Bild: Gabriele Hefele)

Von der Einleitung bis zu Infokästen

Bei meinen Porträts gab es immer aktuelle Anlässe, sie zu schreiben. Mal hatten die Betreffenden ein Buch geschrieben, mal bei einer Aktion wie dem Azubi-Projekt "The Job of my life" mitgemacht, mal eine Veranstaltung ins Leben gerufen, mal ein Jubiläum undsoweiter. Aber mal waren es Auftragsarbeiten meiner Redaktion, mal aber auch Vorschläge von mir, das ist ganz unterschiedlich, spielt auch für den Stil kaum eine Rolle.

Ein aktueller Aufhänger als Einstieg aber ist schon wichtig. Der wird meist in der Kurz-Zusammenfassung, dem Vorspann des Artikels genannt. Der Einstieg in das Porträt kann dann entweder direkt

  • ein Zitat aus dem Interview sein,
  • eine Kurzbiografie vorweg stellen,
  • oder mit einer persönlichen Bemerkung des Autors beginnen.

Das ist nämlich der große Unterschied zu einem Interview: Es fließen persönliche Bemerkungen des Autors in den Artikel ein. Besonders beliebt als Überleitung zu den wiederum eingebauten Zitaten. Diese Mischung macht ein Porträt aus, macht es auch unterhaltsamer.

Von der äußeren Form her liest sich ein Interview allerdings leichter für den Rezipienten, es ist übersichtlicher. Deshalb arbeitet meine Redaktion auch gerne mit den Extra-Kästen. Darin kann dann ergänzend vieles stehen, das nicht in den Fluss des Artikels passt wie etwa hier die ausführlichere Biografie, die Kurzrezension eines Buches, eine richtig schöne ausführliche Anekdote wie die Gründungsidee eines Unternehmens etwa beim ersten oben eingefügten Beispiel. Hier kommen oft die Hintergrundinformationen zum Tragen.

 

 

Porträt eines Ehepaares

Porträt Ehepaar Kardel (Bild: Gabriele Hefele)

Persönliche Bemerkung

In den letzten Jahren erstellte ich viele Porträts. Ich muss gestehen, besonders interessieren mich dabei toughe Frauen und ihre Storys, Lebensgeschichte. Von meiner Redaktion, der SURdeutsche Ausgabe, werde ich fast so etwas wie festgelegt auf dieses Genre, was mich zu manchem Seufzer veranlasst, denn ein Interview ist sehr viel schneller in die Tasten zu hauen und abzuliefern. Bei einem Porträt muss ich mehr auf eine durchgängige Dramaturgie achten, auch schon mal für mich umschreiben, bevor es mir gefällt. 

Aber der von mir nun ins Auge gefasste Nebeneffekt: Ein Potpourri der interessantesten Porträts plane ich demnächst als Buch und das sähe dann so aus:

Buchprojekt mit Frauen-Porträts
Buchcover

Buchcover (Bild: Gabriele Hefele)

Arlequina, am 17.02.2014
4 Kommentare Melde Dich an, um einen Kommentar zu schreiben.


Bildquelle:
Gabriele Hefele (Wie schreibt man eine Glosse, Anekdote, Satire?)
W. Zeckai (Wie macht man eine Lesung erfolgreich?)

Laden ...
Fehler!