Vorwort oder kein Vorwort - das ist hier die Frage!

Kann man sich den Faust ohne Prolog vorstellen? Man kann sich alles vorstellen, aber der Prolog wird geliebt, gerade von Schauspielern. Fachbücher kommen kaum ohne ein Vorwort aus, meist ein sehr langes, in dem etwa die Untersuchungsmethoden vorab dargelegt werden. Geschichtliche Werke, auch Belletristik mit historischem Hintergrund, betten die Autoren oder Herausgeber gerne in das jeweilige geschichtliche Umfeld ein, in die Zeit vorher und nachher. Und nicht wenige dieser Bücher haben ellenlange Anmerkungen am Schluss des Buches, Ahnentafeln und dergleichen.

Da ist man meist dankbar dafür, auch wenn ich mir angewöhnt habe, oft erst das Buch zu lesen und das ganze Drumherum hinterher. Aber das soll kein Maßstab sein. Mich erstaunt selbst, dass ich alle meine bisherigen sieben Bücher mit einem Vorwort versehen habe. Einmal nannte ich das Vorwort "Anstelle eines Vorworts", das war in meinem Buch "Kann Erfolg denn Sünde sein - Erfahrungen einer Karrierefrau". Da musste ich die Anekdote loswerden, wie es überhaupt zu dem Buch kam, das ursprünglich ein lustiges Buch über unseren Hausbau werden sollte. Ich sah mich auch veranlasst, den Begriff "Karrierefrau" zu definieren, bevor es losging.

Dieses Buch hat auch ein Nachwort. Dieses wurde notwendig, da ich zum Beispiel mehrere Managerinnen anfragte und gleich zwei sagten zu! Deshalb steht die eine prominent am Anfang und die andere am Schluss, als Kontrapunkt.

Vorwort-Beispiele, Ausschnitt

Alle meine Bücher mit Vorwort (Bild: Gabriele Hefele)

Tipps aus dem Netz

  1. Zu einer wissenschaftlichen Arbeit: Da heißt es, dass das Vorwort meist Aufgabe und Ziel nennen, auch Angaben zur Person enthalten solle. Außerdem nicht länger als 10 Prozent des eigentlichen Textes beanspruchen sollte. Man stelle sich mal vor, eine Arbeit von mindestens 220 Seiten im geisteswissenschaftlichen Bereich: 20 Seiten Vorwort - oh Gott!
  2. Die Autorin und Fotografin, Ex-Krankenschwester Caroline Schröder meint in ihrer Seite "helpster" ganz allgemein, dass man nicht auf ein Vorwort verzichten sollte, weil angeblich sonst ein Buch unvollständig wirke. Sie nennt es des öfteren Einleitung.

Einig ist man sich, dass ein Vorwort nicht den Inhalt vorwegnehmen darf. Aber stellen wir die Gründe, die für oder gegen ein Vorwort sprechen können, übersichtlich gegenüber.

Pro Vorwort - Ein Vorwort macht Sinn,

wenn es

  • eine Einführung ins Thema bietet
  • eine Zusatzinformation zum dann folgenden Inhalt bietet, der dort sonst nicht hinpasst
  • eine wichtige Ergänzung bietet
  • eine Anekdote zur Entstehung des Werkes.
  • Wenn man als relativ unbekannter Autor einen Prominenten als Zugpferd für ein Grußwort gewinnen kann. Ein guter Marketingtrick, um die Auflage zu steigern!

Pro Danksagung

Die füge ich auch gerne an, angefangen vom

- Verlag,

- dem Lektor,

- den Fotografen

- und nicht zu vergessen der geduldigen Verwandtschaft.

Unter uns, alle die Genannten machen Werbung für das Buch, sind stolz darauf, genannt zu werden, ihren Namen gedruckt zu sehen. Bei meinem Tierbuch habe ich es fast übertrieben, da ich zu allen, die irgendwie mal mit unseren Pferden zu tun hatten, vom Reitlehrer über den Hufschmied bis zu den (lebensrettenden) Veterinären gleich die betreffende Anekdote dazu erzählte im Anhang.

 

Contra Vorwort - Von einem Vorwort ist abzuraten,

wenn es

  • der persönlichen Eitelkeit dient: Angaben zum Autor gehören auf eine der ersten Innenseiten und nicht ins Vorwort, da muss ich der oben genannten schreibenden Krankenschwester widersprechen.
  • Ebenso, wenn es nur eine Wiederholung des Klappentextes mit anderen Worten ist.
  • Wenn es der Seitenschinderei dient: Meist soll der Umfang eines Buches durch acht oder vier Seiten teilbar sein wegen der Druckbögen, dann meinen manche, da setze ich doch einfach Schwafelei vornedran noch dazu. Dafür  gibt es andere, bessere Tricks, wie ich sie alle schon anwandte:

- Eigenanzeige am Schluss des Buches, zum Beispiel über weitere eigene  Bücher, über Angebote wie Lektorierung, Seminare und Ähnliches.

- Oder ein schönes Zitat finden, das man mittig auf eine Seite setzt.

-  Dasselbe gilt für eine Widmung.

- Oder auch den Titel schwarzweiß vor der Inhaltsangabe noch einmal wiederholen,

- die Inhaltsangabe entzerren und großzügig auf zwei Seiten anstelle nur auf einer zu drucken.

Merke:

Gehen wir mal von einem Vorwort für Belletristik aus:

Mehr als drei Seiten sollte ein Vorwort nicht umfassen.

 

Für und Wider ein Vorwort
Arlequina, am 30.01.2013
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Bildquelle:
W. Zeckai (Wie macht man eine Lesung erfolgreich?)

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