Igel aufnehmen oder nicht?

Nach kurzer Recherche und einem Anruf beim örtlichen Komitee für Igelschutz entschied ich mich für Aufnehmen. Einen Igel sollte man nur dann aufnehmen, wenn es draußen bereits sehr kalt ist und der Igel keine Nahrung mehr findet. Bis November sollten Igel nur dann aufgenommen und zum Tierarzt gebracht sind, wenn sie sichtbar krank sind. Auch danach sollten Igel nur dann ins Haus geholt werden, wenn sie zu klein sind und ein Gewicht von 300 Gramm unterschreiten. Unser Igelkind wog 280 Gramm. Es war damit hilfsbedürftig und durfte damit ins Haus.

Die richtige Unterkunft - Wie überwintert man Igel im Haus?

Igel sollten nicht in einem dunklen Kellerraum "abgestellt" werden. Igel, die den Winter nicht verschlafen, benötigen eine Temperatur von 18 - 20 Grad. Sie benötigen auch Tageslicht, um die körpereigene Bildung von Vitamin D zu erhalten. Unser Igel bekam zunächst einen nicht benötigten Kaninchenkäfig von 1 m Länge und 60 cm Breite. Jede Nacht hörten wir den Igel an den Seiten scharren. Nachdem ich mich intensiver mit dem Thema Igel beschäftigt habe, wußte ich, dass ein Igel viel Auslauf braucht. Wird er über längere Zeit eingesperrt, kann der Bewegungsmangel zu Übergewicht und Lähmungserscheinungen führen.

Igel beim Überwintern im Haus

Da wir noch mit dem Ausbau unseres Hauses beschäftigt waren, hatten wir noch einen Raum frei. Der Igel hatte Glück und bekam sozusagen ein ganzes Zimmer als Winterquartier. Der Fußboden wurde mit dicker Pappe ausgelegt und der Igelauslauf mit dem Außengehege unserer Kaninchen abgegrenzt. Unserem Igel schien es zu gefallen.

Als Schlafhäuschen bekam unser Igel zunächst einen einfachen Pappkarton, der mit Zeitungspapier gefüllt wurde. Diesen Karton schob er aber immer durch den ganzen Käfig. So bekam unser Hausgast später einen Igeltunnel. Mit diesem ist er am Ende auch in den Garten umgezogen.

Das richtige Igelfutter

Nach kurzer Recherche fand ich heraus, dass man Igeln Katzenfutter zum Fressen anbieten sollte. Da wir keine Katzen haben, versuchten wir es mit gekochtem Ei und Haferflocken. Dazu ein Schälchen Wasser. Igel dürfen auf keinen Fall Milch bekommen, da sie davon Durchfall bekommen können, der im schlimmsten Fall tödlich enden kann. Unser Igel mochte weder das Ei noch die Haferflocken.

Am nächsten Tag kauften wir ihm eine Auswahl an Katzennassfutter mit Geflügel sowie ein Trockenfutter mit Geflügelfleisch. Das Trockenfutter sollte er bekommen, um seine Zähne gesund zu halten. Allerdings mochte unser Igel auch das Nassfutter nicht. Das Trockenfutter mit etwas Wasser eingeweicht futterte er dagegen sehr gut. Igel sollten pro Tag nicht mehr als 150 g Futter bekommen. Jeden morgen reinigten wir Futter und Wasserschalen und abends bekam der Igel frische Schalen hingestellt. Als Leckerchen bekam er manchmal ein paar getrocknete Mehlwürmer in sein Futter - das liebte er.

Einmal die Woche wurde unser Igel gewogen. Und nach etwa 6 - 8 Wochen hatte er die 750 Gramm erreicht, die Vorrausetzung für den Winterschlaf sind.

Igel beim Wiegen

Igel im Haus zum Winterschlaf bringen

Theoretisch können Igel im Haus ohne Winterschlaf überwintern. Werden sie dann allerdings in die Natur entlassen, kann es passieren, dass sie bei kälteren Frühjahrsnächten ihren Winterschlaf beginnen. Das ist nicht dramatisch, der Igel könnte allerdings die Paarungszeit verschlafen. Aus diesem Grund sollte unser Igel besser vor der Auswilderung ein wenig schlafen.

Dazu haben wir im Igelzimmer die Fenster geöffnet gelassen. Die Raumtemperatur sank damit auf 5 bis 10 Grad. Etwa 10 Tage kam unser Igel weiterhin jede Nacht, um seinen Futternapf zu leeren. Aber eines Morgens stand der Napf unangetastet da. Er war tatsächlich eingeschlafen.

Bei 6 Grad fallen Igel allerdings in einen ungünstigen Dämmerschlaf. Das heißt, die Körperfunktionen sind noch nicht komplett heruntergefahren.

Wir haben unseren Igel samt seinem Häuschen in eine Pappkiste gestellt, diese mit Zeitungspapier isoliert und in eine weitere Pappkiste gestellt. So schön eingepackt ist der schlafende Igel wieder in den kleinen Kaninchenkäfig gekommen und auf die Terrasse umgezogen. Dort war es dann kalt genug, dass er ganz sicher tief und fest schlafen konnte.
Für den Fall des Erwachens hatte er Katzentrockenfutter und Wasser im Käfig. Aber unser Igel schlief...

Igel im Freigehege kurz vor der Auswilderung

Unser Igel schlief von Mitte Februar bis Mitte April. Als die Temperaturen kontinuierlich über 10 Grad lagen, haben wir das Kaninchenfreigehege an einer geschützten Stelle im Garten aufgestellt. Dorthin ist der noch schlafende Igel umgezogen. Jeden Tag haben wir seinen Futternapf kontrolliert.

Sehnsüchtig warteten wir darauf, dass unser Igel erwacht. Und eines Morgens war ein Teil des Futters verschwunden. Eine weitere Woche bekam der kleine Kerl wieder jeden Abend sein geliebtes eingeweichtes Katzentrockenfutter. Etwas anderes hat er nie genommen. Am Ende der ersten Woche nach dem Erwachen haben wir den Igel in der Abenddämmerung aus seinem Häuschen geholt. Wir haben die Isolierschichten abgebaut und nur noch den Igeltunnel als Schlafhäuschen stehen lassen.

Beim "Auspacken" wurde der kleine Kerl ein letztes Mal gewogen. Nach dem für einen Igel nur kurzen Winterschlaf hatte er kaum etwas abgenommen und wog noch immer knapp 700 Gramm. Eine weitere Woche haben wir ihn noch in seinem Gehege gefüttert.

Dann haben wir das Gehege entfernt. Leider war der Igel schon am nächsten Morgen verschwunden. Aber wir hoffen, dass es ihm gut geht und er in der nahen Grünanlage eine nette Igelpartnerin oder einen Igelpartner gefunden hat.

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