Institution Kaffeehaus in Wien - das verlängerte Wohnzimmer

Cafe Sperl Vienna - Sept 2014 (Bild: andynash / Flickr)

Die ersten Kaffeehäuser entstanden in Wien um 1683 herum, gegen Ende der Zweiten Türkenbelagerung. Der Legende nach hinterließen die fliehenden Osmanen einige Säcke mit den seltsamen, braunen Bohnen, die zunächst für Kamelfutter gehalten wurden und verbrannt werden sollten. Angeblich soll der polnische Armeeoffizier Kolschitzky einige von seinem König Jan Sobieski bekommen haben und das erste Kaffeehaus eröffnet haben. Historiker glauben aber, dass der Armenier Johannes Theodat erst 1685 das erste Kaffeehaus gegründet haben soll.

Kaffee wurde bei den Wienern schnell beliebt. Vor allem Männer zog es zunächst in die neuen Läden, um dort zu rauchen und Karten zu spielen. Auch Billiardtische boten manche Häuser. Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts erlebten die Kaffeehäuser dann einen besonderen Boom, denn zahlreiche Künstler, Politiker, Wissenschaftler und Schriftsteller entdeckten sie als Lebens- und Arbeitsstelle für sich: Stefan Zweig, Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler, Egon Schiele, Gustav Klimt... um nur einige berühmte Namen zu nennen.

Das Kaffeehaus wurde für die Bevölkerung ein zweites Wohnzimmer, wo man sich traf, um Zeitung zu lesen, Dates oder Geschäfttermine wahrzunehmen oder einfach nur im Schanigarten zu sitzen und Leute zu beobachten. Die Eintrittskarte: Ein Kaffee. Bestellte man einen Kaffee, so konnte man stundenlang sitzen bleiben, es bestand kein Zwang, mehr zu bestellen. Tageszeitungen standen in Zeitungsständern immer bereit. Typische Kaffehäuser hatten Thonet-Möbel und Marmortische. Nicht selten hatten Kaffehäuser bis weit nach Mitternacht geöffnet und boten gegen Abend auch Livemusik von Klavierspielern.

Zum Kaffee wurden kleine Speisen serviert, nicht nur typische Mehlspeisen, sondern auch gerne Würstel. Manche boten auch eine volle Speisekarte mit Wiener Küche an.

In den 50er Jahren wurde das Fernsehen immer beliebter und Espressobars schossen in Wien aus dem Boden. So kam es zum "Kaffeehaussterben" und viele bekannte Institutionen mussten schließen. Einige richtig urige Kaffeehäuser sind allerdings heute noch erhalten. 

Diese Kaffeehäuser sind in Wien richtige Institutionen

Besucht man Wien, so darf ein Kaffeehausbesuch natürlich nicht fehlen. Die urigsten und ältesten Kaffeehäuser sind zum Beispiel:

  • Café Central in der ehemaligen Börse, eröffnet 1876, war früher ein richtiges Künstlerkaffeehaus
  • Café Demel, eröffnet 1786, die besten Mehlspeisen!
  • Café Hawelka, wahrscheinlich das bekannteste Künstlercafé, bekannt auch für die Buchteln, plüschiger Atmosphäre und sogar Bier gibt es
  • Café Landtmann, bekannter Prominententreff
  • Café Sacher - klar, die Sachertorte ist weltberühmt!
  • Café Schwarzenberg: bietet größte Auswahl für Teetrinker, eröffnet 1860
  • Café Prückel: original aus den 50er Jahren
  • Café Sperl: 1880 eröffnet, unbedingt die Sperl-Schnitte probieren!

Kaffee bestellen - Die Qual der Wahl

In Wien wird Kaffee traditioneller Weise auf einem Silbertablett serviert, damit genug Platz für die anderen Zutaten bleibt. Obers, Milch etc kommt oft extra in einer kleinen Kanne aufs Tablett, ein Löffel darf nicht fehlen, eine kleine süße Aufmerksamkeit wie ein Keks oder eine kleine Schokolade und natürlich das kleine Glas Wasser, das den Geschmack vom Kaffee neutralisieren soll und überhaupt als Spezialität an sich gilt (Wiener Hochquellwasser). Doch was bestellt man? In Wien gibt es unglaublich viele Kaffeesorten und für Touristen ist es da schwer zu entscheiden. Hier die wichtigsten im Überblick:

  • Kleiner oder Großer Schwarzer oder Mokka: dünner, aber kräftig schmeckender Espresso, klein oder groß (doppelte Menge)
  • Kleiner oder Großer Brauner: ist ein Schwarzer, der mit Obers serviert wird (Obers ist Kaffeesahne)
  • Verlängerter: Brauner mit doppeter Menge Wasser
  • Melange: bekannteste Kaffeespezialität, Verlängerter zu gleichen Teilen mit heißer Milch gemischt, mit Milchschaumhaube serviert
  • Franziskaner: melange mit Schagobershaube (Sahne) statt Milchschaum
  • Milchkaffee: "verkehrter Kaffee" viel Milch, wenig Kaffee
  • Kapuziner: Schwarzer mit etwas Schagobers (sahne)
  • Einspänner: Schwarzer mit viel Schlagobers und mit Staubzucker serviert
  • Fiaker: Verlängerter mit Rum und Schlagobers
  • Kaisermelange: melange mit Eidotter und Cognac
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