Ist der Papst ein Sünder?

Georg Ratzinger ist sich sicher:

Er bejaht die Frage, ob sein Bruder Papst Benedikt ein Sünder ist. "Ich kenne keinen, der nicht sündigt" sagte er gegenüber dem Stern, als er 2011 sein Buch mit dem Titel "Mein Bruder, der Papst" vorstellte.

Die päpstliche Unfehlbarkeit

In vielen Religionen spielt das Thema der Unfehlbarkeit eine zentrale Rolle. In einigen Religionen bezieht sich diese Unfehlbarkeit auch auf einzelne Personen, hier vor allem die jeweiligen Oberhäupter dieser Religion. Auch die katholische Kirche bildet hier keine Ausnahme.

Papst Pius IX verkündete im Vatikanischen Konzil von 1870 die Unfehlbarkeit des Papstes. Diese bezieht sich aber nicht auf alle Lebensbereiche des papstes, sondern nur auf die Glaubensfragen. Was Glauben und Sitten betrifft, ist also der Papst unfehlbar. In allen anderen Bereichen gilt er demnach als jemand, der auch Fehler machen kann. Und wo Fehler gemacht werden, ist Irrtum, Fehlverhalten und Sünde auch nicht mehr weit. Der Papst kann also ebenso zum Sünder werden wie alle seine Schäfchen auch.

Von der Göttlichkeit des Stellvertreters

Der Papst gilt als Stellvertreter Gottes auf Erden. Gott selber wird zwar immer wieder Unfehlbarkeit attestiert, aber trifft das auch auf seinen Stellvertreter zu? Schließlich handelt es sich beim Heiligen Vater immer um einen Menschen.

Vertretung hin oder her: Der Mensch bleibt ein Mensch, nur durch seine Wahl zum Papst wird kein Bischof göttlich und die Fehlbarkeit des Menschen bleibt ihm natürlich auch erhalten und damit auch die Fähigkeit, zu sündigen. Durch das Vatikanische Konzil wurde deshalb die Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit beschränkt, indem man sie nur auf die Glaubensfragen bezog. In Ausübung seines Amtes, also während der Predigten, während der Segnungen und nur wenn er ex cathedra spricht (also Lehrmeinungen verkündet), genießt der Papst göttlichen Beistand, ist somit über jeden Zweifel erhaben und unfehlbar in seinen Entscheidungen und Ansichten.

Wer nimmt dem Papst die Beichte ab?

Nachdem der Papst - wenn er nicht gerade ex cathedra spricht - genauso unfehlbar ist wie jedes andere Menschenkind auch, kann er selbstverständlich auch sündigen. Nun sollte man meinen, als ranghöchster Katholik, Oberhaupt der katholischen Kirche und Stellvertreter Gottes auf Erden sollten ihm etwaige Sünden automatisch verziehen sein, quasi durch den guten Draht nach oben. Aber weit gefehlt: Eher das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Er kann nur Sakramente spenden und empfangen, wenn er frei von Sünde ist. Da aber der Papst (wie jeder andere Mensch auch) nicht ohne Sünde ist, muss er beichten, wenn er sein Amt korrekt versehen will. Denn: ohne Beichte keine Sündenvergabe und ohne Sündenvergabe kein korrektes Arbeiten.

 

Der Papst muss also sein Gewissen erforschen und beichten. Das kann er wie jeder andere auch bei einem katholischen Geistlichen tun, der zur Abnahme der Beichte berechtigt ist. Der Papst hat einen eigenen Seelsorger (meist einen Kardinal im Vatikan), der ihm die Beichte abnimmt. Zur Beichte zählen übrigens nicht nur die Sünden, die uns als die sieben Todsünden bekannt sind. Vielmehr hat der Papst in seiner Beichte auch über sich selber klar zu werden und sich kritisch zu beurteilen, ob er sein Amt im Sinne der Kirche versieht.

Sonja, am 24.02.2013
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Bildquelle:
Eigenes, Neufungfrauenkloster (Moskaus Klöster)

Autor seit 12 Jahren
345 Seiten
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