Blau als Farbe, die mit Freizeit assoziiert wird?

Viele schöne Dinge, die mit Erholung zu tun haben, sind blau: Der blaue Himmel im Sommer, das blaue Meer, klares, blaues Wasser im Freibad, Pflaumenkuchen und dann wäre da noch das "blausein" wenn man etwas über den Durst getrunken hat...

Sagt man vielleicht deshalb "blaumachen", weil man beim Schwänzen Zeit für all diese angenehmen Dinge hat und insbesondere bei blauem Himmel die Versuchung dazu besonders groß ist? Obwohl diese Erklärung durchaus Sinn machen würde, ist sie nicht zutreffend.

Blaumachen wegen des Blaulichts der Polizei?

Schauen wir mal, ob gute-frage.net eine Antwort weiß. Dort kursieren zumindest viele kuriose Ideen bezüglich des Ursprungs des Ausdrucks "blaumachen". Manche glauben tatsächlich, der Begriff bezöge sich auf das Blaulicht der Polizei, wenn man beim Schule schwänzen erwischt würde oder aber wenn man wegen "Blau seins" im Sinne von "angetrunken sein", Mist gebaut habe.

Aber das glaubt doch keiner ernsthaft, oder?

Kommt der Ausdruck "blaumachen" etwa wegen der Flecken nach einer Prügelei, die man nicht zugeben wollte?

Die Redewendung könnte auch auf einer Legende beruhen, nach der einst einige Männer, die in eine heftige Prügelei verwickelt waren, am nächsten Morgen eine Ausrede erfanden, um nicht zur Arbeit gehen zu müssen. Nachdem sie von Kollegen unverhofft auf der Straße angetroffen wurden, sagten diese beim Anblick der vielen blauen Flecken zu ihnen: "Meine Güte, ihr habt euch ja ganz schön blau gemacht". Seitdem wurde unentschuldigtes Fehlen auf der Arbeit als "blaumachen" bezeichnet.

Klingt das irgendwie weit hergeholt? Erwischt! ;-) Die Erklärung entspringt meiner eigenen Fantasie und hat keinerlei realistischen Bezug zum Ausdruck "blaumachen".

Bevor ich Sie nun weiter auf die Folter spanne: Der Ursprung der Redewendung ist tatsächlich sehr umstritten. Nachfolgend stelle ich Ihnen die zwei gängigen Erklärungsversuche vor, die mir beide einleuchtend erscheinen.

Der Ausdruck "Blaumachen" führt uns möglicherweise ins Mittelalter...

Im Mittelalter wurde der Farbstoff indigoblau aus Kostengründen meist nicht aus indischem Indigo sondern aus dem einheimischen Färberwaid gewonnen. Dazu war zwei Wochen lang schönes Wetter, also der sprichwörtlich "blaue Himmel" erforderlich. Dann wurden die Waidblätter mit Wasser und menschlichem Urin bedeckt. Anschließend ließ man die Brühe gären. Der entstehende Alkohol löste den Farbstoff.

Nun heißt es, dass der Urin besonders gut zum Färben geeignet war, wenn die Färber vorher größere Mengen Alkohol konsumiert hatten (daher könnte im Übrigen auch der Ausdruck "blau sein" stammen, wenn man zuviel Alkohol getrunken hat). Die Aufgabe der Färber bestand lediglich darin, die Brühe von Zeit zu Zeit umzurühren und reichlich alkoholhaltiges Urin aufzufüllen. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass die Fäbertätigkeit beliebt war: Arbeit unter blauem Himmel, reichlich Alkoholkonsum und dieser auch noch erwünscht - wenn das denn nun wirklich so stimmt...

Die endgültige tiefblaue Farbe aber entstand erst beim Trocknen der Blätter im Sonnenlicht, einem Oxidationsprozess, der ca. 48 Stunden andauerte. Samstags wurden die Stoffe aufgehängt, sonntags und montags trockeneten sie. In dieser Zeit bekamen die Färber wahrscheinlich eine Extraportion Alkohol, waren in Folge dessen dann montags "blau" und ruhten sich aus. So könnte also die Redewendung "blaumachen" im Sinne von "faulenzen" und "Freizeit haben" und eben auch der sog. "blaue Montag" entstanden sein.

"Blaumachen" und der "blaue Montag" - Begriffserklärung aus der Sprachwissenschaft

Würde man eine Umfrage in der Bevölkerung machen, würden wohl viele den "blauen Montag", damit erklären, dass man sich nach einem durchgefeierten Wochenende am Montag lieber frei nimmt, um seinen "Kater" auszukurieren. Und ganz so falsch läge sie mit dieser Antwort ja gar nicht mal, wenn die Erklärung bezüglich der Tuchfärber zutreffend wäre, die sich ja möglicherweise tatsächlich am Montag betrunken ausgeruht haben.

Die Sprachwissenschaft hat die obige Erklärung vom Blausein der Tuchfärber allerdings nicht übernommen. Es gibt Untersuchungen darüber, dass die Tuchfärber höchstwahrscheinlich nicht nur am Wochenende blau gefärbt haben sondern auch an anderen Wochentagen und es ist auch umstritten, ob sie während der Trocknungszeit tatsächlich frei hatten.

Im Kreise der Sprachwissenschaftler hat sich eine andere Theorie etabliert, nach der der sog. "blaue Montag" darauf zurückzuführen ist, dass die Handwerker ab dem 14. Jahrhundert nach einem arbeitsreichen Wochenende montags frei hatten, was sogar urkundlich in der Ordnung der Lübecker Pergamentmacher von 1330 erwähnt wird. Dieser Tag war jedoch bis zur industriellen Revolution, in der er endgültig abgeschafft wurde, immer wieder umstritten und teilweise auch verboten. Nur bei Friseuren, in der Gastronomie und in Museen, also typischen Berufsfeldern, die samstags oder sonntags regelmäßig arbeiten hat er sich gehalten.

 

Rosenmontag - blauer Montag - Blaumachen: Möglicherweise gehören diese Begriffe zusammen.

Der Begriff "Blaumachen" hat wahrscheinlich gar nichts mit der Farbe blau zu tun.

Die so eben genannte Theorie erklärt, warum am Montag traditionell frei gemacht wurde, nicht aber die Farbe "blau". Warum heißt der Montag denn dann nicht einfach "freier Montag" oder "Ruhetag", wie es heute in Restaurants üblich ist?

Auch hierzu gibt es verschiedene Erklärungsansätze.

  1. So könnte sich die blaue Farbe auf die Kleiderordnung des Mittelalters beziehen, in der Stoffe und Farben für jeden Stand festgeschrieben waren. Danach durften Handwerker und Bauern nur an Sonn- und Feiertagen, nicht aber an Arbeitstagen, blaue Kleidung tragen. Wer montags blaue Kleidung trug, machte sích also einen "blauen" Montag.
  2. Ursprünglich könnte mit dem "blauen Montag" auch der "Rosenmontag" gemeint gewesen sein. Dieser Tag wurde im 16. Jahrhundert von dem meisten deutschen Kirchen blau angeschlagen und die Handwerker begingen ihn durch Muße, Trunk und Essen. Man bezeichnete ihn als "blauen" Fraßmontag. Diese Tradtion dehnte sich schließlich auf alle anderen Montage aus, und man freute sich über einen zweiten Ruhetag (am Samstag wurde damals allgemein gearbeitet). Quelle: Privilegierte Erfurtsche Zeitungsblätter des Courier und Staatsboten Nummer 59 aus dem Jahr 1810)
  3. Nach Überzeugung der Schweizer Schriftstellerin Salcia Landmann (1911-2002) handelt es sich bei dem Wort "blau" im "blauen Montag" nicht um eine Farbe sondern um eine hebräischen Negation, nämlich b'lo oder b'law", zu Deutsch "ohne ihn", nicht ein blauer Montag sondern ein Montag ohne Handwerker also. Dieser Interpretation schloss sich auch der österreichische Soziologe Roland Girtler an. Daher erklärt sich auch der Begriff "Montagsmodell" für ein Auto von schlechterer Qualität, weil es an einem Montag, d.h. ohne ausreichende Fachkräfte, produziert wurde.

 

Wenn schon "Blau machen" dann aber richtig! ;-)

So, wenn Sie das nächste Mal "blaumachen", dann hoffe ich Sie, dass Sie das eben nicht wie die Tuchfärber tun sondern als moderner Mensch dazu den Aufenthalt am blauen Meer unter blauem Himmel bevorzugen! ;-)

 

 

Quellen: Neben den eigenen Gedanken http://www.farbenundleben.de/kultur/blaumachen.htm

http://diepresse.com/home/wirtschaft/hobbyoekonom/1351674/Blauer-Montag_Kleine-Geschichte-des-NichtArbeitens

 

Laden ...
Fehler!