Mit Erfindung des Webstuhls wurde der Stoffhandel professionalisiert.

Da der Mensch kein Fell hat, benötigt er Kleidung. Deshalb wurden Schafe geschoren, die Wolle versponnen und zu Tuch verarbeitet. War das anfangs eine Sache für jedermann oder besser gesagt für jede Frau, zu Spinnen und zu Weben, wurde die Sache mit Hilfe der Webstühle fast industriell. Tuche und Stoffe wurden gehandelt. Aber zur Herstellung benötigt man ebenfalls das Rohmaterial. Deshalb gab es eine Arbeitsteilung. Schäfer produzierten Wolle, Spinnereien verarbeiteten diese zu Garn. Welches dann an die Webereien geliefert wurde.

Hier im Bild eine alte Schafschere, die sehen heute noch genauso aus.

Nun musste aber die Ware, das Garn, in verkaufsfähige Einheiten gebündelt werden. War zu wenig auf einem Strang, war es Betrug, war es zu viel, ging der Verdienst schnell flöten. Um also eine ehrliche, korrekte Maßeinheit für den Wollstrang zu generieren, wurde die Drehhaspel erfunden. Eine Walze mit Armen und Querholmen, die mit einer Kurbel gedreht wurde. Garn wickelte sich also von einer Spule ab und wurde zu einem genau definiertem Strang gebündelt. Das Geniale dabei, die Länge einer Umdrehung war geeicht! Also hypergenau. Diese wurde regional unterschiedlich festgelegt. In Hessen betrug sie genau 2, 19 m. Das entsprach 4 Ellen (alte Maßeinheit). Und die Umdrehungen wurden gezählt. Es gab Haspeln mit Zifferzählwerk, aber auch mit Signalton. War die gewünschte Menge erreicht, viel ein kleiner Hammer hernieder und gab einen Klopfton von sich. Manche hatten auch Federn oder Schnarren. So konnte man einer bestimmten Menge den richtigen Preis zuordnen. Das Ganze wurde streng überwacht. Etliche Edikte und Gesetze zeugen aber von permanenten Gaunereien. Sogenannten "Betrüglichkeiten ums Garn".

Die Haspel, ein Präzissionsgerät
Haspel

Haspel (Bild: eigen /aufgenommen im Museum Altena)

Mit Beginn der Mechanik mussten die Maße genauer eingehalten werden. Was hat das mit VERHASPELN zu tun?

Nun gab es aber auch Fehler beim Aufwickeln des Garns. Ein Faden sprang vom Querholm, und erreichte somit nicht die gewünschte Länge. Oder es wurde zu viel aufgewickelt, weil das Signal überhört wurde. Im ersten Fall wurde das ganze Bündel wertlos. Im zweiten fügte sich der unachtsame Kurbeldreher selber Schaden zu. Er hatte sich verhaspelt. Somit ist für mich jedenfalls die Bedeutung im übertragenem Sinne klar. Ein Redner verliert den Faden, damit wird seine ganze Ansprache wertlos, weil sie ihren Zweck nicht mehr erfüllt. Die zweite Variante ist aber wesentlich schlimmer. Im Redefluss plaudert einer Sachen aus, die ihm schaden. Er gibt Sachen preis, die er besser bewahrt hätte. Das erleben wir in der heutigen Zeit ständig, besonders auf Facebook. Unüberlegte oder spontane Äußerungen schaden wirklich. Da gibt es auch wieder sehr schöne Sprichwörter. Z. B.: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Vor Öffnen des Mundwerks Gehirn einschalten! Oder wie ein bekannter Kabarettist mal sagte (Zitat) – "Einfach mal die Fresse halten"!

In diesem Sinne, verhaspelt Euch nicht. Worte sind nur dann wertvoll, wenn sie abgewogen und wohl dosiert erklingen, erscheinen.

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