An meine erste Begegnung mit einem Wohnmobilbesitzer erinnere ich mich noch gut. Wir vermieteten damals in Ostfriesland Ferienwohnungen. Da klingelte eines Tages ein Herr an der Haustür: "Ich habe folgende Bitte: Dürfte ich eine Nacht auf Ihrem Parkplatz stehen bleiben mit meinem Wohnmobil, bitte sie auch nur morgen fürs Frühstück um eine Kanne heißen Wassers für meinen Tee und möchte Ihnen gerne dafür 25 Euro bezahlen". Ich staunte nicht schlecht: 25 Euro für eine Nacht nur Parken auf unserem Grundstück? Ich sagte ihm, für nur zehn Euro mehr könne er ein ganzes Appartement bei mir mieten mit Küche und Badewanne und Terrasse und allem Drum und Dran. Aber 25 Euro für einen Parkplatz nähme ich nicht, das wäre ja Wucher! Er lächelte nur fein und sagte, nein, er bleibe in seinem Wohnmobil, möchte nur eine Nacht auf dem Weg zu einem Wohnmobiltreffen im Ruhrgebiet übernachten und eben nur das heiße Wasser und 25 Euro bezahle er gerne, wenn er hier an diesem schönen Flussufer bleiben und vielleicht auch Fotos machen dürfe.

 

Komfort ist nicht alles

Ich hatte Riesen-Skrupel, was die Bezahlung anging, wir hatten gerade auch Nebensaison, ich war nicht ausgebucht und so habe ihm am nächsten Morgen nicht nur die Kanne heißen Wassers gebracht, sondern ein ganzes Frühstück auf dem Tablett mit frischen Brötchen, Schinken und Ei. Und meinte, wenn ich dafür als Gegenleistung nur ein paar Fotos kriegen könnte. Als er abfuhr und ich das Tablett wieder abräumte, entdeckte ich doch 25 Euro unter einen Teller geschoben! Zwei Monate später erschien ein toller Artikel von ihm in einer entsprechenden Fachzeitschrift über unsere Gegend mit einem herrlichen Aufmacherfoto von unserem Haus.

Anscheinend ist meine Reaktion nicht unbedingt typisch gewesen. Vielleicht, weil mein Mann und ich leidenschaftliche Motorradfahrer sind und auch hin und wieder erfahren mussten, wie es ist, nicht willkommen zu sein zum Beispiel in Vier-Sterne-Hotels, wenn plötzlich bei unserem Anblick in Lederanzügen alles ausgebucht war.

Wohnwgen

Wohnwagen und Wohnmobile polarisieren

Man sollte meinen, das krisengebeutelte Spanien wäre um jeden Touristen froh, ganz egal wie er anreist und wo er seine Ferien auf der iberischen Halbinsel verbringt. Aber dem ist nicht so. Allein in Torrox, dem östlichen Teil der Costa del Sol, auf dem die Curry-Wurst-Deutschen, wie die Marbellaner sie abschätzig nennen, das Sagen haben, errichtete die Gemeinde jetzt Durchfahrsperren zum Strand - ähnlich denen in Tiefgaragen - für hohe Wägen. Es ist bisher der Gipfel einer heftigen Diskussion von einem Teil der Anwohner, die sich über den liegen gelassenen Müll der Wohnmobilfahrer aufregen und auf der anderer Seite den Wohnmobilisten, die sich wehren und den Müll anderen Strandbesuchern zuschreiben. Bisher informierte die Gemeinde, dass Wohnmobile geduldet werden, wenn sie kein Vordach und Gartenmöbel davor aufbauten!

Doch gibt es auch andere Regionen und Gemeinden sowie schön gestaltete Campingplätze in Spanien, auf denen Wohnmobile und Wohnwägen hochwilkommen sind. Auf dem Campingpark Tropical in Estepona an der Costa del Sol traf ich Rita Hadler zu einem Gespräch.

 

Hadlers

Rita Hadler, 65, reist mit ihrem Mann und Schäferhund Ronja im Wohnwagen zwischen Deutschland und Spanien hin und her. Über Ihre Jahre als Verwalterin eines spanischen Campingparkes schrieb sie ein Büchlein:  

Hadlerbuch





Rita Hadler: Mittendrin.

100 Seiten, 10,90 Euro.

Books on Demand, Norderstedt.


Internationale Kameradschaft unterwegs - Interview mit Rita Hadler


Sie zahlen 300 Euro monatlich für ihren Platz, für wenig mehr kann man ein Appartement im Ort mieten - warum leben Sie in einem Wohnwagen?

In Nordspanien zahlten wir sogar 350 Euro pro Monat. Aber darum geht es nicht. Es ist die Freiheit. Wir sind zwar nicht das, was man ein "fahrendes Volk" nennt mit dem Negativimage, aber wir können jederzeit an alle möglichen Orte. Es ist auch ein ungezwungeneres, legeres Leben, da muss man sich nicht dauernd umziehen etwa wie in einem Hotel. Und man kommt viel schneller und unkomplizierter in Kontakt mit allen möglichen Nachbarn verschiedener Nationalitäten. Unter uns Wohnmobilisten und Campern herrscht eine gute Kameradschaft und gegenseitige Hilfe.

 

Was war das Aufregendste, was sie auf einem Campingplatz erlebten?

Als ein 75jähriger deutscher Campinggast an einem Herzinfarkt starb. Da mein Mann und ich damals den Bungalowpark bei Tarragona verwalteten, kümmerten wir uns um alles - vom Krankenhausaufenthalt bis zum Rücktransport und der Hilfe für seine verzweifelte Witwe. Leider muss ich sagen, dass hier die deutschen Gäste kniffen, aber besonders die Spanier und Niederländer sehr hilfsbereit waren.

 

Wie kommt man denn auf die Idee wie Sie und Ihr Mann, einen Campingpark an der Costa Dorada in Katalonien zu führen?

Wir waren immer aufgeschlossen für Neues. Wir sind ursprünglich Hamburger, gingen des Berufes meines Mannes wegen nach Berlin, danach nach Landshut. Mein Mann war viel auf Montage, hatte dann einen Verbrennungsunfall, sodass er seinen Beruf nicht mehr ausüben konnte.Da bewarben wir uns einfach auf eine Anzeige einer deutschen Versicherung, die ein Verwalterpaar für ihren Bungalowpark in L´Hospitatlet de L´Infante suchten und wurden genommen. Das waren von 1992 bis 1997 unvergesslich schöne Zeiten mit auch lustigen Erlebnissen, bis mein Mann schwer erkrankte. An Leishmaniose! Es ging auf Leben und Tod. Er wurde in letzter Minute in der Charité in Berlin gerettet. So muss er heute noch an die 10 verschiedenen Tabletten schlucken.

 

Wo geht es als nächstes hin?

In den Harz, wo wir eine Eigentumswohnung in einem kleinen Ort haben. Das ist uns aber alles jetzt zu spießig, die wollen wir verkaufen.

Arlequina, am 30.03.2012
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Bildquelle:
Ferdi Nolzen (Familienurlaub an der Nordsee hinterm Deich)

Autor seit 12 Jahren
232 Seiten
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