Regeln machen das Leben erst berechenbar

In einer Welt ohne Regeln hätte man die volle Freiheit auf Kosten der Sicherheit. Jedes Treffen mit einem anderen Menschen wäre höchst kompliziert, da man nicht wissen kann, wie der andere Mensch sich mir gegenüber verhält. Oder was ich tun müsste, um mir eine Mahlzeit zu kochen. Woher soll man wissen, wie man etwas kocht, wenn es dafür keine Regel, also Handlungsanweisung gibt. Ein anderes Beispiel wäre ein Polizist, der einem auf der Straße begegnet. Ohne Regeln könnte man nicht wissen, dass die bewaffnete Person in der Uniform keine Gefahr darstellt. Ohne Regeln wüsste man nicht einmal, dass diese Person in Uniform ein Polizist ist und dieser ungefährlich ist. Regeln machen das Leben also berechenbar, da man erwarten kann, dass sich jedes Mitglied der Gesellschaft an das Regelwerk unserer Gesellschaft hält. Gebe es das nicht, so würde jeder Gang vor die Haustüre, ja sogar jeder Kochvorgang lebensgefährlich, da man nicht weiß, was einen erwartet. Daher braucht man Regeln, damit man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vorhersagen kann, was im nächsten Moment passiert bzw. wie sich mein Gegenüber verhält.

Regeln halten unsere Gesellschaft zusammen

Die Gesetze sind im eigentlichen Sinne Regeln für das Zusammenleben. Sie übertragen uns Bürgern Rechte und auch Pflichten. Sie bestimmen, was eine Schule ist und was nicht. Sie bestimmen, wie ein Brot beschaffen sein muss und wie nicht. Ohne Regeln würde unsere Gesellschaft in das Chaos stürzen, da keiner mehr weiß, was er tun soll oder an wen er sich wenden soll. Ein Beispiel wären hierfür Zahnschmerzen. Ohne Regeln wüsste man nicht, wer ein Zahnarzt ist bzw. woran ich erkennen kann, dass dieser die Wahrheit sagt. Die Regeln sagen mir, dass eine Person - um sich Zahnarzt nennen zu dürfen - eine bestimmte Qualifikation aufweisen muss. Diese Qualifikation wurde auf eine bestimmte geregelte Art und Weise erworben an einem geregelten Ort. Diese Regeln findet man im Gesetzestext, dem Regelwerk unserer Gesellschaft. Ohne Regeln gebe es keine Möglichkeit in unserer Gesellschaft zu beweisen, was man kann bzw. sich zurechtzufinden. Ebenso wäre man seinem Gegenüber schutzlos ausgeliefert und müsste ihm auf gut Glück vertrauen. Regeln halten unsere Gesellschaft zusammen, da jeder seinen Platz aufgrund der ihm auferlegten Regeln und Pflichten zugewiesen bekommt und sich dementsprechend an diese hält. Gebe es diese Regeln nicht, so würden die Staaten und die Ordnung zusammenbrechen, da man niemanden mehr vertrauen könnte.

Regeln sparen Zeit, Nerven und Kraft

Dank der Regeln muss man das Rad nicht neu erfinden. Die Verhaltensregeln zum Beispiel regeln das Verhalten zwischen uns Menschen und das Verhalten in bestimmten Situationen. Der Vorteil ist, dass wir nicht immer neu überlegen müssen, wie wir uns zu verhalten haben. Wir wissen zum Beispiel dank unserer Erziehung und den damit erlernten Verhaltensregeln, wie wir uns beim Bäcker zu verhalten haben, um ein Brot ohne Probleme zu bekommen. Wir führen ein kurzes geregeltes Ritual namens »Geld gegen Ware« durch. Dieses geregelte Ritual bedeutet, dass, wenn man dem Bäcker Geld gibt, man sicher sein kann, ein Brot zu bekommen. Gebe es diese Regel nicht, so müsste man erst mit dem Bäcker langwierig zu verhandeln beginnen über die Bezahlung des Brotes und des Weiteren wäre man sich immer noch nicht sicher, nicht über den Tisch gezogen worden zu sein. Aber dank der Regel »Geld gegen Ware« erspart man sich die Verhandlungen und kommt sicher und schnell an sein Brot. Also kann man Regeln auch als Vereinfachungen der komplizierten Realität sehen, da man nicht immer alles neu verhandeln muss, wenn man sich auf eine Regel geeinigt hat. Ohne Regeln würde jede Begegnung, jedes Geschäft, kurzum einfach alles im Leben in endlosen Verhandlungen oder Mord & Totschlag ausarten.

Regeln sind ein zweischneidiges Schwert

Regeln sind schön und gut, aber was passiert mit der Freiheit? Jede Regel schränkt die Freiheit ein, da man sich einer Regel, einer Einschränkung unterwirft. Der Vorteil ist die Sicherheit, dass ich erwarten kann, dass sich jeder an diese Regeln und Gesetze hält. Ein weiterer Nachteil dieser Regeln ist die Schwerfälligkeit derselben in einer dynamisch sich schnell verändernden Welt. Die Regeln können mit diesen Entwicklungen oft nicht Schritt halten und reagieren deshalb oft verlangsamt und sind aufgrund dessen lückenhaft und manchmal obsolet. Beispiele hierfür sind die neu aufgekommenen eBooks und die lückenhafte Rechtslage derselben. Der Begriff Regel wurde hierbei mit dem Gesetz gleichgestellt, da Gesetze genau genommen Regeln für die jeweilige Bevölkerung des Staates sind.

Regeln müssen hinterfragt werden

Ohne Regeln würde die Gesellschaft zusammenbrechen, aber ein zu viel an Regeln schränkt die Freiheit zu sehr ein. Würde man sich immer an alle Regeln halten, so würde ebenso der Fortschritt stillstehen, da keiner von den ausgetretenen Pfaden abweicht. Ein Spruch aus der Ecke der schwarzen Rhetorik bringt ein weiteres Problem von Regeln zutage: »Wer die Regeln bricht, kontrolliert das System.« Regelbrüche lähmen oft die betroffenen Personen, da man zwar oft die Regeln kennt, aber nicht mit Brüchen derselben umzugehen weiß. Dementsprechend wird man kurzzeitig handlungsunfähig oder reagiert unangemessen. Die Gesetze sind in Stein gemeißelt und müssen unter Androhung von Strafe befolgt werden. Aber die zahlreichen ungeschriebenen Regeln sind durchaus immer wieder neu zu bewerten und zu hinterfragen. Dementsprechend braucht man Regeln zum Überleben, aber man darf kein Sklave der Regeln werden. Nicht immer ist Höflichkeit angebracht, gepaart mit einem schüchternen Lächeln. Jeder Mensch muss sich in Abhängigkeit der Gesetzeslage ein eigenes Regelwerk für sein/ihr Leben erstellen und mit offenem Geist durch das Leben gehen. Allerdings half mir das Buch »Judo mit Worten« ungemein, um mit erhobenem Haupt zu überleben und die schwarzen Rhetoriker in die Schranken zu weisen.

Autor seit 12 Jahren
86 Seiten
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