Das Herz der Friesischen Weihnachtstorte

Ein heimlicher Klassiker zu Weihnachten ist die Friesische Weihnachtstorte oder Friesentorte. Gelegentlich taucht sie mal in den Rezepttipps der gängigen Magazine auf, trotzdem ist sie bis heute weitestgehend unbekannt. Vielleicht liegt das an dem regionalen Bezug zu Friesland, jedoch würde dieses Argument dann auch gegen die Bekanntheit der Schwarzwälder Kirschtorte sprechen. Diesen Vergleich muss die Friesische Weihnachtstorte übrigens keineswegs scheuen. Wer sich die Liste der Zutaten ansieht, wird vermuten, dass diese Torte dem Geschmack von "friesisch herb" nachkommt. Doch das stimmt nicht, sie ist durch den Mürbeteig süß ohne zu süß zu sein. Wem aber die Variante mit Pflaumenmus so gar nicht liegt, der kann es durchaus auch mit ungesüßtem Apfelmus, Apfelscheiben, Aprikosen oder Kirschmarmelade probieren. Dabei muss man beachten, dass die Obstsorte mit Rum vermischt aufgekocht wird, deshalb eignet sich vermutlich nicht jede Obst- oder Marmeladensorte.

Alle Zutaten und die Zubereitung:

Die Mengenangaben und Größe der friesischen Weihnachtstorte sind für eine Aufteilung der Torte in 12 Stücke gedacht. Hier zuerst die Zutaten:

Für den Teig werden benötigt:

  • 400 g Mehl
  • 250 g Butter oder Margarine
  • 150 g Zucker
  • 1 Msp. Zimt
  • 1 Ei
  • 1 EL Kakaopulver

Für die Streusel:

  • 100 g Mehl
  • 50 g gemahlene Mandeln
  • 100 g Butter oder Margarine
  • 50 g Zucker

Für die Füllung:

  • 600 ml frische Schlagsahne
  • 2 Päckchen Sahnefestiger
  • 1 Päckchen Vanillinzucker
  • 400 g Pflaumenmus
  • 60 g gehackte Walnüsse
  • 25 g gehackte Pistazien
  • Die abgeriebene Schale einer unbehandelten Zitrone
  • 1 EL Rum
  • Etwas Puderzucker zum Bestäuben

Die Zubereitung des Teigs

Alle Teigzutaten mit der Hand verkneten und ein bis zwei Stunden kalt stellen, wie bei jedem Mürbeteig.

Anschließend Teigmenge vierteln und vier Böden á 26 cm Durchmesser ausrollen. Die Böden einzeln auf Backpapier legen und mehrmals mit einer Gabel einstechen. Doch bevor sie in den Ofen kommen, müssen sie noch mit den Streuseln bestreut werden. Während die Streusel vorbereitet werden, den Backofen vorheizen (E-Herd auf 200 Grad einstellen, Gasherd auf Stufe 3).

Die Zubereitung der Streusel und das Backen der Böden

Die Zutaten für die Streusel mit dem Mixer vermischen und notfalls mit der Hand kleiner zerkrümeln. Die Streusel dann auf allen vier Böden gut verteilen. Danach alle Böden einzeln nacheinander im Backofen (E-Herd: 200 Grad, Gasherd: Stufe 3) 12-15 Minuten backen und anschließend auf einem Kuchenrost abkühlen lassen. Beim Backen gut beobachten, wenn die Böden eher dünn ausgerollt sind können sie schneller fertig sein und neigen auch eher dazu, zu verbrennen. Einen der Böden sofort nach dem Backen in 12 Stücke schneiden und wie alle anderen dann auskühlen lassen. In der Zwischenzeit kann die Füllung zubereitet werden.

Vorsicht: Versucht nicht, schlauer zu sein als ich und die Böden gleichzeitig in den Ofen zu schieben - von wegen Zeitersparnis. Das geht schief, hab ich probiert. Die dünnen Böden werden in Windeseile zu dunkel, beim Abkühlen kross und brechen leicht. Also lieber schön der Reihe nach kontrolliert backen, dann auskühlen lassen und den Boden, der zerteilt wird, schnell bearbeiten.

Die Zubereitung der Füllung

Das Pflaumenmus, die Nüsse und die Pistazien in einem Topf mit der Zitronenschale und dem Rum vermischen und aufkochen, dabei einige Minuten kontrolliert durchkochen lassen. Anschließend die Mischung vom Herd nehmen und auskühlen lassen. Währenddessen kann die Schlagsahne für die Füllung mit dem Sahnefestiger und dem Vanillinzucker steif geschlagen werden.

Das Zusammensetzen der einzelnen Ebenen

Und erst dann die drei nun abgekühlten Böden, die nicht in Zwölftel geschnitten wurden, mit der Pflaumenmus-Mischung bestreichen. Schließlich die feste Sahne auf alle drei Böden spritzen, je luftiger die Sahne aufgetragen wird, umso höher wird die Torte insgesamt. Doch die Schlagsahne kann auch mit einem Teigschaber über der Pflaumenmusmischung auf den Böden verteilt werden. Die Torte wird dennoch hoch genug und auch optisch noch schön sein. Ist die Sahne auf den drei Böden verteilt, können die Böden übereinandergesetzt werden. Auf dem Obersten wird schließlich der vierte, in zwölf Teile zerschnittene Boden die Weihnachtstorte abschließen.

Ein Tipp zum Schluss - für die perfekte Optik

Die Zwölftel, die den Deckel der Torte bilden sollten leicht angeschrägt auf der Sahne platziert werden. So entsteht ein Muster, das an Windmühlenflügel erinnert. Das ist die eigentlich typische Optik der Friesischen Weihnachtstorte, so wie die Kirschen auf der Schwarzwälder Kirschtorte die Gestaltung abrunden. Zum Schluss wird die Torte mit Puderzucker bestäubt. Wer mit dem Zucker die Optik betonen will, streut auf die hoch stehenden Kanten der Zwölftel etwas mehr Puderzucker, als auf die unten liegenden, um einen leicht plastischen Effekt mit hell/dunkel zu erzeugen. Vor dem Servieren sollte die Friesische Weihnachtstorte kühl gestellt werden.

Friesland - eine Region mit angeblich herbem Charakter

Friesland ist eine landschaftliche Region, die in Westfriesland im Norden der Niederlande beginnt. Dort erstreckt es sich vom Festland über die Westfriesichen Inseln und reicht über die Grenze zu Deutschland. Ab dort wird die Region zum norddeutschen Ostfriesland, das ebenfalls sowohl das Festland als auch die Ostfriesischen Inseln einschließt. Helgoland gehört übrigens nicht zu den Ostfriesischen Inseln, was fälschlicherweise oft vermutet wird. Friesland erstreckt sich weiter bis hoch nach Nordfriesland an die dänische Grenze. Und die dortigen Inseln Sylt, Amrum und Föhr gehören ebenso dazu. Also ist es in Deutschland sowohl ein Teil von Niedersachsen als auch von Schleswig-Holstein. Doch damit nicht genug. Friesland erstreckt sich noch weiter hoch in den Norden in Dänemark. Die gesamte Küstenregion im Südwesten Jütlands gehört auch noch zu Friesland.

Durch die Nordsee und ihr raues Klima gilt auch der Charakter der gesamten friesischen Region als eher rau. Die Menschen werden beispielsweise meistens als stille, nur schwer zugängliche und sture Charaktere dargestellt, die kurzangebundene Antworten geben. Das trifft den Charakter der Menschen nicht. Sie sind eher zurückhaltend, aber niemals unfreundlich. Eher sparen sie überflüssige Wörter. Über die Ostfriesen der Region gibt es viele Witze, doch treffen die nicht den wirklichen Charakter der Menschen. Wie sieht es mit der friesischen Küche aus - ist die auch so herb oder zum Lachen?

Die friesische Küche

Die friesische Küche wird aus den gleichen Gründen als eher robuste, schwere Hausmannskost benannt. Auch das ist falsch, denn die Gerichte für Haxen und Braten aus dem Süden Deutschlands sind viel reichhaltiger und robuster. Richtig ist aber, dass sich die raue Natur, die salzige Luft, der Nebel, der Regen, die Farben der Felder von Weizen, Raps, Mais und der Geruch all dieser Dinge in dem Geschmack der friesischen Küche wiederzufinden sind. Das ist durchaus zu schmecken im "friesisch herben" Bier und auch in vielen Kohlgerichten. Die Gewürze der Seeluft schlagen sich in den Pflanzen nieder, so dass man wie bei einem guten Wein die Begebenheiten der Landschaft und Natur auch in den Gerichten und Getränken schmecken kann. Auch dann, wenn die Zutaten vielleicht die gleichen wären, die man im Saarland verwendet. Auch der Tee, ein typisch friesisches Getränk - vermutlich durch die Nähe zu England, wo auch nach wie vor die 'tea time' eine schöne Zeit mit leckeren Teesorten ist -, schmeckt in Friesland an der Nordsee anders als dieselbe Sorte in München oder Berlin schmecken wird.

 

Betty, am 04.01.2015
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