Bond - der britische Agent V
Teil 5 - Wer Bond sagt, muss auch Penny sagen. Money Penny. Oder Villier. Eve?Die Ära der fabelhaften Lois Maxwell
Jeder, und auch jede, die diese Filme zum ersten Mal sieht, vermutet, dass Moneypenny nicht der richtige Name der Sekretärin "M"s ist. Sie ist eine der wenigen Frauen, die bereits in den 60ern mit einem "Decknamen" über die Bildschirme flackerte. Die erste Miss Moneypenny wird von der charismatischen Lois Maxwell verkörpert. Sie ist dem smarten Playboy gewachsen und verfügt über ein gewisses Verständnis für seinen Charakter.
Nun, da war noch einiges ganz anders, auch das Büro. In diesem herrscht ein wenig Eigenheit. Ihr Büro zieren Bilder: Es sind Studien von Gewächsen, einige davon stehen auch auf der Fensterbank. Die Money des ersten Films kommt mit einem Aktenschrank und einem Karteitürmchen aus. Auf dem Schreibtisch ist noch kein Computer, aber ein Telefon und eine Gegensprechanlage – damit wohl hat man heute komplett aufgehört? Sicher hat sie den "Imperial Typewriter"-Kurs erfolgreich hinter sich gebracht und hat auch Stenografieren gelernt. In diesen Zeiten waren ein Stenogramm, ein Brief und zwei Telefonate mitunter einen Vormittag ausfüllend. Sie organisiert Reisen, sieht nach dem Chef, für den sie auch Kaffee- oder Tee bereithält, was uns das Tablett mit den Tassen und der Kanne am Aktenschrank verrät.
Heutzutage sind die wenigsten Chefs noch "Diktatoren", was zur Folge hat, dass die Schriftstücke aus den Büros weniger blumig und vielleicht auch kürzer sind. Money bekleidet einen militärischen Dienstrang und wird mitgenommen, wenn der Chef sich und seinen engsten Mitarbeiterstab in einem improvisierten Außenposten unterbringt. Auch dort hat sie übrigens die Blumenbilder mit.
Zunächst noch reserviert: Die Chef-Sekrtärin Moneypenny (Lois Maxwell), mit Bond (Sean Connery)..
Während sie in ihrer Zeit mit Sean Connery als Bond, stets dahinschmachtet und sich immer wieder als Heiratskandidatin in Erinnerung rufend, hat sie bei Bond-George Lazenby mehr Glück, denn der lädt sie tatsächlich zu Cocktails zu sich nachhause ein. Doch hier kann sie sich selbst nicht (mehr) vertrauen! Vielleicht ist sie auch von seiner Art, zugänglich zu sein, irritiert. Er küsst sie auf den Mund. Endlich. Zu spät? Hier – als er kündigt und seinen Schreibtisch auszuräumen beginnt – können wir einen Blick in sein Büro werfen, das ein Portrait der britischen Königin ziert.
Das ist aber nicht der einzige Einblick, den man dem Publikum gestattet. In "Diamonds are forever" sind wir gezwungen, die Wahrheit über Bonds sexuelle Interessen zu erfahren. Bond wird von seinem Chef "M" zuhause aufgesucht, wo sich, gerade als Money Penny eintrifft, auch eine junge Dame befindet. Damit sind die bis dahin geheimen Leidenschaften der Rechten Hand des M wohl dahin. Vielleicht muss man dieser Szene mehr zutrauen, als man íhr vordergründig zugestehen will, denn auch wenn Bond diese Freundinnen schon länger hat, geht damit eine Enttäuschung einher, die womöglich einen Niedergang des weiblichen Interesses an der Figur einläutet: Sie verabschiedet sich, und da auch noch zweimal. Die Illusion des Magiers ist dahin.
Was ändert sich danach? Sie wird schnippisch ("They couldn't find the bullett.") und erhält das prächtige Portrait der Queen Elisabeth (Im Geheimdienst ihrer Majestät). in ihr Büro. Während sie (scheinbar) älter (gestyled) wird, wird die Queen auf dem Foto in ihrem Büro im nächsten Film noch jünger. "For Your Eyes Only" bringt uns in die 80er Jahre und immer noch ist es Lois Maxwell, die etwas Lippenstift aufträgt, wenn 007 eintrifft. Nun wird es aber Zeit, Nachwuchs heranzuziehen. 1983 wird ihm Penelope Smallbone vorgestellt. In diesem Jahr findet auch ein Computer Eingang ins Office. Und dennoch: Im nächstfolgenden Bond ist sie wieder allein, verfügt über ein älteres Modell des Computers - oder ist das ein TV? - hat aber ein Telex bekommen und ein drittes Telefon. Das wirkt natürlich ein wenig fragwürdig – ist es nicht mehr die Sekretärin des Chefs? Oder sind die Agenten in anderen Gegenden der Welt unterwegs? Sie selbst scheint sich ihres Büro-Alltags entledigt, kleidet sich, als wäre sie gerade aus Ascot zurückgekehrt. James und Penny haben die Phase der sexuellen Anziehung hinter sich gelassen, die Enttäuschung und auch die Phase der Bissigkeit und haben nun offenbar zu einem "get on well" gefunden, bei dem keiner mehr vom andern angezogen ist. Sie hat vielleicht die Ehe, die sie eingehen wollte, inzwischen erreicht. Das ist der letzte Auftritt von Lois Maxwell. Sie geht praktisch gemeinsam mit Bond-Darsteller Roger Moore in Pension.
Caroline Bliss in der Rolle der Sekretärin von "M". Nicht so souverän. Aber nett.
Caroline Bliss und Sam Bond
An ihre Stelle tritt eine junge Frau namens Caroline Bliss. An die Stelle des Roger Moores Timothy Dalton, der sich aber in große Fußstapfen wagt. Obwohl er einen unkomplizierten Eindruck vermittelt, lässt er Money Penny abblitzen. Klopft ihr dabei auf – der Akustik nach zu urteilen auf das Hinterteil – womit praktisch alles gesagt ist und jedwede weiteres Geflirt als Manöver abgetan werden kann. Leider. Die Knistern (vielleicht nur aus Publikumssicht) zwischen Penny und James ist dahin.
In "Golden Eye" ist der Service nicht mehr in improvisierten kleinen Filialen eines Exporthandels untergebracht, sondern bereits im neuen protzigen Gebäude, das in den 2000-Jahren explodiert. Der Bond-Darsteller wechselt abermals. Es ist nunmehr der gebürtige Ire Pierce Brosnan, der an der Seite von "Samantha Bond" die Sekretärin von "M" findet, die allerdings ebenfalls nunmehr weiblich ist (Judy Dench). Natürlich war das eine Überraschung. Möglicherweise hat es auch für Erstaunen gesorgt, denn ein weiblicher Geheimdienstchef? Kann man ihr den Service anvertrauen?
Wie dem auch sei, offenbar haben sich diesmal auch die Prioritäten verändert, denn selbst wenn die Flotte nach China geschickt wird, hat James Bond noch eine Stunde Zeit, ehe er im Situation Room eintrifft. Er hatte also schon mehr Diensteifer. Money Penny betätigt sich inzwischen als Chauffeur, versucht ihn aber zu decken, auch wenn sie seine Zigarren verschmäht. Auch in "Die Another Day" ist Samantha Bond Teil des Cast. Der Auftrag draußen ist wohl "frostig", was Penny zu einer Sequenz in Virtual Reality hinreißt, in der sie ihn verführt. Das ist geradezu befremdlich. Wie sagen das die Psychiater: "Als ob man seine Eltern zum ersten Mal betrunken sieht."
Kaum zu unterscheiden: Kesser Kurzhaarschnitt, aber eine gewisse Unnahbarkeit: Samantha Bond.
Tobias Menzies als "Villier", Naomi als "Eve"
2006. Wieder ist es Zeit für ein "Replacement", denn nunmehr wird die Sekretärin zu einem Sekretär. James Bond, die Rolle des Agenten wird inzwischen von Daniel Craig verkörpert, wird nunmehr durch den Sekretär Villier unterstützt, der im Vorzimmer von "M" sitzt. Im Außendienst ist mittlerweile Vesper Lyn, eine zumindest interessante Erscheinung, (I'm the Money!) wenn auch sie sich wehrt, sich zu definieren (Geldüberbringer, Lebensretterin?) Anscheinend hat aber diese Konstellation, die Bond gewissermaßen in ein neues "Neue Fahrwasser" bringen hätte Können, nicht die gewünschte Wirkung gehabt, denn man verabschiedete sich wieder von der Idee des männlichen Sekretärs im Vorzimmer der Macht.
In Skyfall nun wird die Assistentin "M"s durch ein neues Gesicht ersetzt. Die Jamaikanerin Naomi Harris ist die vierte "Miss Money Penny" der Geschichte und seit 2012 im Einsatz. Aber, sie ist eigentlich nicht mehr so richtig dran am Chef. Denn mit Wachsen des Services scheint auch ein männlicher Mitarbeiter eine Stelle gefunden zu haben, der sagt, wer zu M darf und wann. Es ist also eigentlich eine neue Stellenbeschreibung erforderlich: (Einen Laptop besitzen und hübsch aussehen, denn sie ist schuld an Bonds vorzeitigem beinahe-Tod.) Sabotage? Vor allem, man kriegt diesen Kerl fast nicht mehr weg von der Tür, durch die James gehen sollte, wenn er zu M soll. Er wird also ein wenig gebremst – fast gemobbt, nicht?
Fazit
Trotz aller Modernisierungen, trotz aller Versuche, korrekter zu werden und alle möglichen Varianten auszuprobieren, sind zwei Momente eingetreten. Nämlich der Staff wurde wichtiger als der Agent, die Mannschaft hat wesentlich mehr Verwaltung. Gleichzeitig sind die Ideen geschwunden und es gibt keine Überraschungen mehr. Keine technischen Spielereien. Keine Pennys, die sich als Zoll-Beamte in fremden Uniformen zeigen, keine in ägyptischen Grabstätten und auch ist die Bindung an eine militärischen Dienstrang nicht mehr gegeben oder augenscheinlich, was der Rolle viel Bedeutsamkeit nimmt. Sie improvisiert nicht mehr. Sie ist also soft und nett, macht mal Fehler (improvisierte?), aber hat praktisch kein "Lock" mehr in sexueller Hinsicht., wie die erste Miss früher.
(Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern dersteht sich exemplarisch. Hab ich mich geirrt? Bitte Hinweis in die Kommentare!)
Bildquelle:
Big Ben, London.
(James Bond – der britische Agent)
https://www.maniatravel.com/m/photos/view/london
(Bond - der britische Agent III)