Cary Grant
Erinnerung an eine Legende. Drei Filme, drei Leading Ladies und einer, der weiß, worauf es ankommt.Indiscreet. 1958
London im Regen. Ein Erkerfenster öffnet seine Vorhänge und lässt das Publikum ein um die Geschichte einer Schauspielerin zu erzählen, die gerade nach Hause zurückkehrt. Offenbar war sie längere Zeit nicht zuhause, denn auf ihren Möbeln liegen weiße Laken um sie vor Staub zu schützen. Es stellt sich raus, als ihre Schwester eintrifft, dass sie in Mallorca war und eigentlich noch niemand mit ihrer Rückkehr gerechnet hat. Sie lädt sie zu einem Vortrag ein.
Überraschenderweise steht plötzlich ein Vortragender in der Tür, der der Actrice allein beim Anblick bereits den Atem raubt. Anna, lässt sich nun leichter überreden, mitzukommen und ist nach dem Vortrag "crazy about hard currencies". Es stellt sich raus, dass sie durchaus "ihre Hände" an ihn legen möchte und er als gutaussehender Mann, Abwehrstrategien zurechtgelegt hat. Was wohl als ein Indiz mehr für seine Eignung als NATO-Mitarbeiter ausgelegt werden könnte – schließlich ist es ein Film. Sie riskiert einen Anruf und erhält eine Zusage. Tatsächlich kommt es zu einem Date bei dem die beiden sich aus ihrem Leben erzählen, das Theater besuchen und anschließend durch die Stadt spazieren. Doch er hat ihr bereits mitgeteilt, dass er ein verheirateter Mann sei. Und so einiges irritiert sie – etwa dass er dem französischen Botschafter etwas eröffnet, was er dem Liftboy harsch verschweigt.
Von Anfang an hingerissen, tröstet sich Anna über einen Liebeskummer hinweg.
Hitchcock's "North by Northwest", 1959.
Ein Werbefachmann Roger Farnhill aus der Madison Ave. wird Opfer einer Intrige. Er wird eines Tages praktisch entführt und in einem Haus - dem Haus eines angesehenen Mannes, Mr. Townsend - mit einer großen Menge an Alkohol in kurzer Zeit fahrunfähig gemacht, ins Auto gesetzt, losgeschickt und von der Polizei angehalten. Es stellt sich raus, dass der Mercedes, in den er gesetzt wurde, gestohlen gemeldet wurde. Bei einer Gegenüberstellung bzw. einem Besuch im Haus von Townsend mit der Polizei, geben sich alle sehr besorgt. Nur glauben tut ihm seine Geschichte keiner. Eine Verschwörung?
Wenig später gerät er neuerlich in ein Schlamassel, als er mit Mr. Townsend sprechen möchte, dem das Haus gehört, wird dieser erstochen. Ein Foto von ihm landet in der Presse, er mit dem Messer in der Hand – praktisch inflagranti. Man fahndet medial nach dem mutmaßlichen Mörder - dennoch ist der überall so bekannte Mann, der inzwischen für ein Rauschen im Blätterwald sorgt, in den Bahnhof geflohen, wo er sich ein Ticket besorgen will, um zu entkommen - aber auch erkannt wird. Er springt also ohne in einen Zug und entwischt dem Bahnhofssicherheitsdienst, mit Hilfe von Miss Kendall, eine Industrial Designerin, die vorgibt, erst 26 zu sein. Sie versteckt ihn in ihrem Zugabteil, während die beiden Polizisten den Zug durchsuchen. Doch Eve Kendall ist vielleicht eine Provocateuse; sie arbeitet für den Mann, der sich dereinst in Mr. Townsends Haus aufgehalten hat. Der Bus bringt ihn irgendwo aufs Land, wo er einen Mann trifft, der auch auf einen Bus wartet. Die beiden sehen ein Sprühflugzeug, das auf ihn Jagd macht, als der andere weg ist. Der Doppeldecker ist bewaffnet und Roger entkommt einem weiteren Angriff nur durch die Flucht in ein Maisfeld. Doch als der Sprühflieger das Gift aktiviert, wird ihm anders. Er sieht seine einzige Chance darin, einen Truck anzuhalten. Der schafft es zu spät und der Flieger landet im Tanklaster, der in Flammen aufgeht. Ein Wagen naht heran, er stellt sich zu den Schaulustigen, während des Aufsehens, klaut er einem Farmer das Auto um zurück in die Zivilisation zu gelangen. Und doch ist da noch einiges mit dem Geheimdienstmitarbeitern zu erleben, bis es zu einem Happy End kommt.
Die geheimnisvolle Frau im Zug, eine Designerin, rettet ihn vor der Polizei.
Charade. 1963.
Regina Lampert urlaubt in den Alpen. Sie wird sich scheiden lassen, teilt sie ihrer Freundin mit. Praktisch während sie diese Worte spricht, taucht Mr. Joshua auf der Bildfläche auf und verdeckt ihr den Blick auf die schneebedeckten Berge. Als sie nach Paris zurückkehrt findet sie ihre Wohnung leer vor: Weder Kleider noch Möbel sind ihr geblieben, stattdessen steht ein Inspektor der Pariser Polizei in der Tür, der sie bittet ihren Mann zu identifizieren. Tatsächlich, es ist Charles Lampert, der angeblich ohne ein Wort ihr gesamtes Apartement samt Interieur verhökert hat. Neben Mr. Joshua, der sie kurz darauf besucht, tritt auch ein Mr. Bartholomew brieflich in ihr Leben, der sie in sein Büro einlädt, um ihr zu sagen, dass noch eine Viertelmillion Dollar fehlt. Ein Quartett, zu dem auch ihr Mann zählte, soll während des Krieges Gold verschoben haben und niemand weiß, wo es ist. Als sie sich in ein Hotel umquartieren lässt, findet sie sich bald im Kreise dieses verschworenen Quartetts, das überaus unangenehm und zudringlich werden kann, zu dem aber auch Mr. Joshua, der inzwischen Mr. Dyle genannt wird, zu gehören scheint. Nach und nach versterben die Mitglieder des Quartetts, was ein schräges Licht auf Alexander Dyle wirft, oder war es Adam? Brian?
Dolmetscherin Gina erhält Fragen zu ihrem verstorbenen Mann.
Über eine Ikone wie Cary Grant schreibt man nicht?
Tatsächlich, der Beau gilt fast schon als Ikone des Films. In über 70 Streifen ist er zu sehen und zog sich schon 1965 aus dem Acting zurück. Interessanterweise ist sein Hintergrund überaus offengelegt: Seine Mutter wurde in eine Heilanstalt eingewiesen, als er noch ein Junge war. Offenbar hat es ihm keiner gesagt, welche Hintergründe ursächlich sind – er erfuhr es erst nach dem Tod seines Vaters Elias James Leach. Sein Vater allerdings war nicht gerade ein Paradevater – er trank, arbeitete als Bügler und war für die Einweisung der Mutter verantwortlich. Diese verließ die Psychiatrie erst nach 21 Jahren wieder. So schaurig diese Geschichte sich anhört, so bestimmend dürfte sie auch für sein Leben gewesen sein. Man kann es vielleicht als Glücksfall ansehen, dass der Brite sich für die Theatergruppe Bob Pender interessierte, die sich in Bristol befand und den erst 13-jährigen Cary, damals noch Archibald, mit auf Tour nahm. Er machte sich älter und spielte als Komödiant in der englischen Provinz. Als Akrobat, Pantomime und Musicalstar eroberte er später auch den Brodway und ließ sich dauerhaft in den Vereinigten Staaten nieder. Schließlich gelang es ihm, einen Vertrag mit Paramount Pictures zu schließen, was ihm auch seinen Künstlernamen Cary Grant einbrachte. Man fand für ihn die Rolle des "gutaussehenden Smokingträgers", in der er in vielen Filmen für Aufsehen sorgte und die Damenwelt in unterschiedliche Stimmungen versetzte.
Cary Grant wollte sich schon in den 50er aus dem Showbiz zurückziehen, wurde aber immer wieder überredet, so auch für "Über den Dächern von Nizza", einer Komödie über einen Dieb im Ruhestand. Die Filme "Indiscreet" (1958), "North by Northwest" (1959) und "Charade" (1963) entstammen also eher seinem Spätwerk. Der fast immer ein wenig müde und griesgrämig wirkende Grant ist sich also seiner romantischen Rolle selbst fremd geworden. Möglicherweise lag es daran, dass man ihm nachsagte, auch privat eher dem männlichen Geschlecht zugetan gewesen zu sein. Als ihn seine erste Frau nach wenigen Monaten verließ, legte er mit Randolph Scott, einem Schauspielerkollegen zusammen. Es war nicht die einzige Ehe – 1942 traute er sich mit Barbara Hutton, diesmal hielt es drei Jahre. 1949 heiratete er ein drittes Mal. Diesmal war es Betsy Drake, eine Schauspielerin. Die beiden blieben bis 1962 verheiratet. Schließlich ging er 1965 eine Ehe mit Dyan Cannon ein, in der er angeblich zum ersten Mal Vater wurde. Seine Tochter Jennifer war später auch bei einer anderen Eheschließung dabei, als Grant seine fünfte Ehe mit Barbara Harris einging, die um 46 Jahre jünger war als er. Diese Ehe "überlebte ihn", denn er starb im fünften Ehejahr 1986.
Er war durchaus Mann der Gesellschaft, galt als Republikaner und hatte einen großen Freundeskreis aus Künstlern wie Frank Sinatra, Gregory Peck und Quincy Jones. Auch Drogen wurden ihm verabreicht – so unternahm er im Rahmen einer Psychotherapie mehrere LSD-Abenteuer, eine Substanz, die damals in den USA noch legal war. Neben seiner Schauspielkarriere wurde er zum Geschäftsmann, wickelte Immobiliendeals ab und wurde zum Vorstandsmitglied des Kosmetikriesen Fabergé.
Crazyness, or Greatness?
Es gibt in diesen Cary Grant-Filmen einen Überraschungsmoment. Niemand würde etwa erwarten, dass der Hauptdarsteller praktisch beim irischen Volkstanz praktisch dermaßen aus sich herausgeht, dass er sogar die eigene Partnerin irritiert. Das komödiantische Talent ist nur in ganz wenigen Momenten greifbar, dennoch ist "zweitbedeutendste Mann des amerikanischen Films" damit gesegnet. Ob er nun im Anzug duscht, oder von seiner Filmpartnerin einen kleinen Rasierer klaut, mit dem er andere Männer verblüfft, es ist Comedy. Seine Mutter war damals wohl nicht so glücklich, verständnisvolle Partner zu finden. Unter anderen Vorzeichen, wäre er wohl auch in einer Heilanstalt gelandet. So führte es zu einem Award für sein Lebenswerk. (Man hätte ohnehin den Director verantwortlich gemacht.) Vielleicht hat er ein wenig zu mehr Toleranz in der Gesellschaft beigetragen. Auf jeden Fall zu einer klaren Definition eines Gentlemen mit kleinen Macken.
Bildquelle:
Big Ben, London.
(James Bond – der britische Agent)
https://www.maniatravel.com/m/photos/view/london
(Bond - der britische Agent III)