Rostow am Don. Grauen in den 80 und 90er Jahren des 20 Jh.

Ein Traktor rast über sein Feld hinweg, wird aber von einem Hindernis geschüttelt. Es ist ein halb vergrabener Körper eines Mädchens, das etwa bereits ein Jahr dort liegt, offenbar von seinem Mörder liegengelassen.

Ein Mitarbeiter der Behörde, Genosse Burakov (Stephen Rea) wird in seiner Dienststelle damit konfrontiert. Es gibt einen kurzen Disput mit dem Überbringer der Leiche, der danach mit seinen Kollegen noch einmal an den Fundort geht und wenig später über ein halbes Dutzend weitere Leichen in dieser forensischen Stelle abgibt. Trotz seiner inneren Abwehr gegen die Arbeit nach der offiziellen Dienstzeit, arbeitet Burakov durch und wird bald von einem Komitee unter der Leitung Colonel Fetisov gehört. Die Genossen begegnen ihm unterschiedlich.

Er hat in den (wie er sagt "poorly" geführten) Dateien seines Vorgängers noch weitere sieben Körper gefunden. Fetisov setzt Burakov in die Verantwortung für die Aufklärung der Vorfälle und dieser ist zwar verblüfft, besucht aber umgehend alle Familien der Opfer und fragt nach deren Kindern. Ein Serienkiller wird von den Granden der Rostover Behörden ausgeschlossen, insbesondere dem Ideologie-Boss Boncachuk (Joss Ackland), denn dieser ist der Meinung, Serienkiller gäbe es nur in dekadenten westlichen Staaten. Inzwischen wird Burakov in den Bahnhöfen der Gegend, in denen die Leichen gefunden worden waren zum Lokalaugenschein aktiv, kann aber den Killer nicht stellen. Die Opfer – es sind nicht nur Mädchen – werden indes immer jünger.

 

Beginnsequenzen

Eine Diskrepanz zwischen Diensthabenden (Stephen Rea, unbekannt)...

Ein Zigeuner wird festgenommen, der die anderen Mordstellen finden soll, denn er ist "der Verdächtige". Doch das ist nicht die Art, wie Burakov ermittlen möchte. Er hat nun sechzehn Opfer und will Computer und mehr Männer sowie Kontakt zu Quantico, USA, wo die meisten Daten über Serienkiller in einer Datenbank gespeichert sind. Aber Fetisov erklärt ihm nach dem "Nein", dass es ein Eingeständnis der Sowjetunion wäre, dass man hinter den USA in mehr als einer Sparte hinterherhinkt, insbesondere aber in Punkto Informationsauswertung und Forensik.

 

Immer noch muss Burakov, der inzwischen wieder neue Opfer gefunden hat, dem Col. Fetisov und seinen Board-Members berichten. Bondachuk, der Ideologe, holt einen Ermittler aus Moskau, Komrad Gorbanow, dazu, der den Fall übernehmen will. Damit wird klar, dass man in Moskau nicht mit den "unprofessionellen Ermittlungen" des Genossen Burakovs einverstanden ist, sondern den Fall selbst übernehmen will, zumal es hier einen Fokus auf der Überwachung der Bahnhöfe gibt, der nicht nur teuer, sondern auch infeffizient ist. Es sind ihm auch verdächtig viele junge Buben unter den Opfern, was Gorbanow veranlasst, besonderes Augenmerk auf die sexuelle Ausrichtung der Verdächtigen zu legen. Er will besonders in der Sphäre der als "homosexuell bekannten Personen" ermitteln lassen. So werden verdächtige Homosexuelle aus ihren Wohnungen herausverhaftet und verhört.

 

Die Suche wird zu einer Alibihandlung, die immer weiterführt. Schließlich werden eine ganze Menge "respektierte Ärzte" des Sowjetsystems verhaftet, was nun Bondachuk wieder extrem aufregt. Vor allem will er nun auch Burakov verdächtigen, denn er scheint ihm ebenfalls gut geeignet. Das erzählt er auch seiner Frau. Er fürchtet, dass er abgeholt wird. Sie fragt ihn, was er anders machen würde, wenn er wüsste, dass er abgeholt würde – er sagt: "Nichts!"

 

Endsequenzen

Dramatisch echt: Die Darstellung der im Wald vergrabenen toten Kinder und Jugendlichen. (Bild: https://www.youtube.com/wat...)

Rezeption

Es sind zahlreiche Widersprüche in diesem Film, die im Publikum Fragen aufkeimen lassen: Wirklich? So ist das gewesen? Dass der Beamte tatsächlich die Familien vom Ableben ihrer Kinder informierte? Nach Freunden fragte?

Die Darstellung der getöteten Kinder ist sehr drastisch und diesbezüglich sei hier auch eine (Jugendschutz-) Warnung ausgesprochen. Obwohl darauf verzichtet wurde, weitgehend Fotos von Opfern hier (und auch im Film) darzustellen, so ist es doch nicht ganz zu umgehen, wenn man den Inhalt des Films ein wenig hinterfragen möchte. Und das will man letztlich, wenn man die jüngst erst durch den Ukraine-Russland-Krieg aufbrechenden Bruchlinien in den Erinnerungskulturen verfolgt. 

 

Andrei Romanovich Chikatilo gab es wirklich. Es heißt, er starb 1994. Und ob es tatsächlich 52 Opfer waren? Wer weiß, er war ja praktisch in drei Staatenkonstruktionen des Ostens aktiv: "Russian SFSR, the Ukrainian SSR, and the Uzbek SSR" (Wikipedia/Andrei Chikatilo). Kann es sein, dass es einen Zusammenhang zum Holodomor gab, sprich, dass die Toten bzw. die Täter mit den jungen Opfern gewissermaßen einen Schwarzhandel an Fleisch in Gang hielten, der dazu führte, dass sich Parteimann Andrei Chikatilo eventuell mit Bestechung verdingte und die Räder in der Firma im Gang hielt?

Andererseits ist es doch erstaunlich, dass es so deutlich um die Sexualität des Täters geht, die eine besondere Art der Intimität voraussetzt. Möglicherweise ist den Opfern sogar bewusst, dass es nicht um Prostitution sondern um einen darüber hinausgehenden Akt geht, wenn sie auf dem Bahnhof sitzen und zugeben, dass sie Hunger haben. Denn alle wollen sie essen – die andern. Vielleicht ist das der Moment des Verbrechens, der vernachlässigt wird: Der Moment, in dem der Täter den Opfern suggeriert, er hätte irgendwo etwas zu essen. Oder ist die Frustration innerhalb der Bevölkerung unter der Sowjet-Regierung bereits so weit gediehen gewesen, dass sich die Jugend freiwillig dazu bereit erklärte, ja praktisch zur Verfügung stellte?

Durch die Verlesung des Dossiers wird die Intimität aufgeklärt und ein Schritt in die Zukunft wird möglich. Ob das Dossier nun stimmt? Es ist ein Darüber-Reden. Ein Ende des Schreckens, der hier im Rahmen der Zusammenhänge mit der Vergangenheit der sowjetischen Politik und der erpresserischen Sicht derer, die Vorrang haben, entstanden war. Und damit ist vielleicht auch der Weg für andere Länder frei, die in eine Zukunft gehen möchten, ohne ihre Kinder einem verbrecherischen System zur Verfügung zu stellen – und einer Ächtung dieser Handlungsweise als militärische Strategie gegen die Bevölkerung, in Kriegs- und Friedenszeiten.

In diesem Film sind noch viele Personen nicht namentlich bekannt, vor allem der als wesentlicher Darsteller erkennbare Mitarbeiter des "Neuen Forensik-Department", der zu Beginn die Leichen sucht und findet, aber auch andere Darsteller dürften noch fernab in den Strukturen verhaftet sein.

 

Autor seit 3 Jahren
196 Seiten
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