Dass oder das; das ist hier die Frage

HerzSie kennen alle das plattdeutsche Liebeslied, welches mit
den Zeilen beginnt:

Dat du min Leevsten büst, dat du wull weest...

Übersetzt ins Hochdeutsche heißt es:

Dass du mein Liebster bist, das weißt du wohl...

Sie fragen sich, wie Sie den Unterschied zwischen beiden Schreibungen des Wortes dass und das jemals auseinanderhalten sollen?

Glauben Sie mir, Sie sind bei weitem nicht alleine mit diesem kleinen Rechtschreibproblem. Nachdem Sie diesen Artikel gelesen und den Unterschied zwischen dass und das erkannt haben, wird Ihnen auffallen, dass viele Schreiber, auch durchaus professionelle, hier die Segel streichen. 

Aber Sie halten sich künftig einfach an die paar Eselsbrücken weiter unten im Text, und alles wird gut.

Das Wort das mit einem S

Das Wort das tritt als Artikel auf

Das Wort das ist eines unserer bestimmten Geschlechtswörter oder bestimmten Artikel. Wir kennen außerdem noch der und die.

Das Wetter, das Geld, das Haus.

Noch ist alles klar, denke ich.

Das Wort das tritt als Pronomen auf

Das Wort das ist weiterhin ein bezügliches Fürwort oder Relativpronomen, genauso wie die Wörter der und die es auch sind. Das Knifflige daran ist, dass der bestimmte Artikel genauso lautet wie das Relativpronomen, nämlich das. Dieses hat aber eine andere Aufgabe. Während der Artikel vor dem Hauptwort (Substantiv) steht, bezieht sich das Relativpronomen auf das Substantiv (und leitet den sog. Relativsatz ein).

Artikel: das Haus 
Relativpronomen: das Haus, das aussieht wie eine Ruine

 

Das Relativpronomen hat das gleiche Geschlecht wie das Substantiv, auf das es sich bezieht. Wir können das auch an der männlichen und der weiblichen Form sehen:

Artikel: die Villa 
Relativpronomen: die Villa, die aussieht wie eine Ruine
Artikel: der Schuppen
Relativpronomen:  

der Schuppen, der aussieht wie eine Ruine

 

Ersatzweise können wir sagen:

Die Villa, welche aussieht wie eine Ruine
Der Schuppen, welcher aussieht wie eine Ruine

Und - Achtung!

Das Haus, welches aussieht wie eine Ruine

Und hier kommt sie schon, unsere Regel und Eselsbrücke.

Regel und Eselsbrücke für das mit einem S

EselsbrückeWenn ich das Wort das ersetzen kann durch das Wort welches, schreibe ich nur einmal S.


Das Haus, das aussieht wie eine Ruine
Das Haus, welches aussieht wie eine Ruine

Das Haus, das aussieht wie eine Ruine
Das Haus, welches aussieht wie eine Ruine

Das Haus, das aussieht wie eine Ruine
Das Haus, welches aussieht wie eine Ruine

Jetzt haben wir es uns eingebläut. Auch ohne grammatikalische Erklärung weiß ich jetzt Bescheid. Das Substitutionsprinzip. Das Ersetzen. Ich ersetze. Kann ich ersetzen? Ja!
Dann: das mit einem S.

Manchmal steht das Wort das am Anfang des Satzes:

Das ist ja wohl die Höhe!

Hier hat es auch die Funktion eines Pronomens, diesmal eines hinweisenden Fürworts oder Demonstrativpronomens. Auch jetzt helfen wir uns mit dem Ersetzen.
Können wir statt das
dies, dieses oder jenes einsetzen? Ja!

Dies ist ja wohl die Höhe!
Jenes ist ja wohl die Höhe!

EselsbrückeWenn ich das Wort das ersetzen kann durch das Wort dies, dieses oder jenes, schreibe ich nur einmal S.

Das Wort dass mit zwei S

Jetzt kommen wir zu dem Wort dass mit zwei S und können ja hier sofort das Ersetzen anwenden, um zu sehen, wie weit wir kommen:

Der Brunnen ist so tief, dass man den Grund nicht sehen kann.
Der Brunnen ist so tief, welches man den Grund nicht sehen kann.

Sie merken, der Satz verwandelt sich sofort in Unsinn.

Und schon haben wir unsere nächste Eselsbrücke gefunden.

Regel und Eselsbrücke für dass mit zwei S

EselsbrückeWenn ich das Wort dass NICHT ersetzen kann durch das Wort welches, dieses, dies oder jenes, schreibe ich immer zwei S.

Der Brunnen ist so tief, dass man den Grund nicht sehen kann.

Der Brunnen ist so tief, welches man den Grund nicht sehen kann.
Der Brunnen ist so tief, jenes man den Grund nicht sehen kann.
Der Brunnen ist so tief, dieses man den Grund nicht sehen kann.

Alles Unfug. Das Ersetzen mit den Wörtern dieses, jenes, welches funktioniert nicht. Ich ersetze, und es ergibt keinen Sinn. Dann: dass mit zwei S.

Sie können sich noch anders helfen.

Das Wort dass ist ein Bindewort, eine Konjunktion, die u. a. eine Verbindung zwischen Haupt- und Nebensatz darstellt und den konjunktionalen Nebensatz einleitet. Fragen Sie nach dem Nebensatz. Stellen Sie die alles entscheidende Frage, die Ihnen zur Lösung des Problems verhilft: dass oder das?

Ihn ärgert, dass die Ampel rot ist. Dass die Ampel rot ist, ärgert ihn.
Frage nach dem Nebensatz
: Was ärgert ihn? Antwort: Dass die Ampel rot ist.
(Der Nebensatz ist ein sog. Subjektsatz, er stellt das Subjekt des Hauptsatzes dar)

Er sieht, dass die Ampel rot ist.
Frage nach dem Nebensatz: Was sieht er? Antwort: Dass die Ampel rot ist.
(Der Nebensatz ist ein sog. Objektsatz, er stellt das Objekt des Hauptsatzes dar)

Die Erkenntnis, dass die Ampel immer rot ist, bringt ihn in Rage.
Frage nach dem Nebensatz: Welche Erkenntnis bringt ihn in Rage? Antwort: Dass die Ampel immer rot ist.
(Der Nebensatz ist ein sog. Attributsatz, er ist das Attribut zum Subjekt "Erkenntnis" des Hauptsatzes)

EselsbrückeLeitet das Wort dass einen konjunktionalen Nebensatz ein, wird es mit zwei S geschrieben.

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