Den Datensammlern dieser Welt passt so etwas natürlich überhaupt nicht. Unter dem Vorwand verbesserter Service-Leistungen, erheblicher Kosteneinsparungen und angeblich erstrebenswerter Geschwindigkeit wird daher so einiges getan, damit sich Verbraucher möglichst freiwillig oder zumindest unbemerkt den Geschäftsinteressen anderer Leute unterordnen. Die folgenden Beispiele sind kein Ergebnis angestrengter, investigativer Tätigkeit. Sie entstammen dem täglichen Leben und können jedem auffallen, der mit offenen Augen durch den Alltag geht.

 

Wir wollen nur deine Daten!

Neulich habe ich einen Song online gekauft. Ja, tatsächlich, ich klaue so etwas aus Prinzip nicht bei "DuRöhre" und Co.! Ich bezahle dafür, so, wie ich früher im Schallplattenladen schließlich auch bezahlen musste. Irrigerweise nahm ich an, ich könnte das bereits bezahlte Produkt jetzt tatsächlich nutzen. Falsch gedacht. Um den Song herunterladen zu können, war es unumgänglich, zunächst ein Konto bei GooglePlay oder einem anderen Anbieter einzurichten. Ich zahlte also noch einmal, nämlich mit meinen Daten. Der "Gockel" weiß jetzt ganz genau, welche Musik ich höre und kann mich entsprechend mit Werbung zumüllen. Das hat man nun von seiner Ehrlichkeit! Wäre ich weniger stur und geizig gewesen, hätte ich vielleicht auf das gezahlte Geld verzichtet und den Song eben nicht heruntergeladen. Ich mag ihn jetzt sowieso nicht mehr…

 Solche Möglichkeiten zum Ärgern gibt es in der Online-Welt zuhauf: Man kann sich beispielsweise Spiele- Software teuer kaufen, sie installieren und erst dann feststellen, dass sie nur in Verbindung mit einem Internet-Konto funktionsfähig ist… Vermutlich hat fast jeder Computernutzer schon einmal solche unschönen Überraschungen erlebt. Ein Fallbeispiel:

 Als ich vor einiger Zeit einen neuen Computer kaufte, leistete ich mir dazu auch ein Office-Paket von Microsoft. Für den dreistelligen Kaufpreis bekam ich allerdings statt einer CD lediglich eine Pappkarte mit einer Nummer. Die Verkäuferin im Elektronikmarkt erklärte mir dazu: "Auf Ihrem Rechner ist eine Testversion vorinstalliert. Sie müssen nur auf ‚bereits gekauft‘ klicken und diese Nummer eingeben." Das klang nach wenig Installationsaufwand.

Sie ahnen es sicherlich bereits, liebe Leser. Ich hatte mich zu früh gefreut. Obwohl ich ja bereits das Produkt gekauft hatte, konnte ich es nicht nutzen. Microsoft verlangte erst meine Daten in Form eines Nutzerkontos. Das war eigentlich nicht der Deal. Nun war mir auch klar, warum ich das Office-Paket nicht per Installations-CD kaufen konnte. Die ganze schöne Datensammelei wäre dann ja nicht möglich…

Eigentlich wollte ich nur eine Software und hatte dafür bezahlt. An einem Microsoft-Konto war ich nicht interessiert. Doch natürlich blieb mir nichts weiter übrig, als ein solches zu eröffnen. Das bedeutet aber auch: Auf einem Offline-Rechner ließe sich die teuer bezahlte Software gar nicht installieren.

Allerdings konnte ich auch jetzt noch nicht das Office-Paket nutzen. Es wurde nämlich erst heruntergeladen. Mit der vorinstallierten Testversion hatte das anscheinend gar nichts zu tun. Eine mittlere Ewigkeit lang erschien stets die gleiche Meldung: "Wir sind gleich fertig". Nach nur etwa 48 Stunden jedoch hatte ich es tatsächlich geschafft.

Wer jedoch glaubt, dass ich das mühsam installierte Software-Paket nun endlich verwenden konnte, irrt gewaltig. Beim ersten derartigen Versuch verlangte man mir eine weitere Registrierung ab. Welch ein Wahnsinn! Für mich war klar: Solch eine Software würde ich nie wieder kaufen. Natürlich, sie ist professionell und sehr komfortabel. Aber meine Nerven und meine Daten sind mir wichtiger! Es gibt schließlich auch vernünftige Freeware…

Leider auch keine Alternative: Installation per Datenträger

Wer allerdings denkt, man könne solche nervigen Episoden durch Installation per Hardware verhindern, irrt gewaltig. Das funktioniert nicht in jedem Fall. Auch auf einer Installationsdisk kann sich unter Umständen lediglich ein kleines Programm befinden, welches das Herunterladen der Software aus dem Internet einleitet. Das bedeutet: Ohne Online-Zugang war der ganze Kauf sinnlos. Sicher, die Anbieter verhindern auf diese Weise, dass die durch den Kauf erworbene Lizenz umgangen wird, indem man die Software auf mehreren Rechnern installiert. Kundenfreundlich ist so ein Vorgehen trotzdem nicht.

Das betrifft nicht nur einzelne Softwarelösungen. Der oben erwähnte, neue Computer zum Beispiel verlangte bei der Einrichtung einen Online-Zugang. Bevor ich überhaupt das erste Mal das Desktop des Rechners zu Gesicht bekam, war das Gerät bereits online. Einen teuer erworbenen Computer konsequent ohne Internetanschluss zu nutzen, ist offenbar nicht mehr möglich. Schlussfolgerung: Der Computer gehört seinem Eigentümer eigentlich gar nicht. Die Entscheidung darüber treffen andere.

Der Update-Blues

In einer Hinsicht ist es allerdings völlig egal, ob man Freeware oder gekaufte Lizenzprodukte verwendet. Die Mehrzahl der Softwarelösungen arbeitet heute mit Updates. Das erscheint zunächst vernünftig. Rein theoretisch wird das Produkt ja dadurch stets aktuell gehalten und verbessert.

Nicht ganz so toll daran ist allerdings, dass diese Updates oftmals selbst entscheiden, wann sie heruntergeladen und installiert werden. Nicht immer lässt sich das durch irgendwelche Einstellungen verhindern, bestenfalls verzögern. Manchmal erzwingen Programme sich einfach einen Zugang und verlangsamen so unter Umständen die Rechenleistung. Gefühlt repariert so manches Update sowieso nur die Schäden, die das vorhergehende Update angerichtet hat… Dass mit so genannten Updates auch gelegentlich jede Menge Werbung heruntergeladen wird, ist angesichts solcher Umstände beinahe schon das kleinere Übel. Wiederum lernt der Verbraucher daraus: Er ist nicht der Herr über seinen Computer.

Kann man sich wehren?

Einen wirklich praktikablen Ausweg aus diesem Dilemma gibt es wahrscheinlich nicht. Natürlich kann man beispielsweise einen etwas geringeren Komfort oder etwas mehr Werbung in Kauf nehmen und dafür Freeware verwenden. Dann muss man sich zumindest nicht registrieren lassen und spart auch noch dabei. Wie lange das allerdings noch möglich sein wird, sei einmal dahingestellt.

Eine andere Möglichkeit, es den Datensammlern zumindest schwerer zu machen, besteht bei der Installation von Software und bei der Ersteinrichtung eines Computers. In beiden Fällen wählen viele Verbraucher die bequeme Variante der automatischen Installation, zumal hinter dieser Option meist in Klammern steht: Empfohlen. Dem Kunden wird dabei erklärt, es handle sich nur um die nötigsten und am häufigsten verwendeten Features. Was nicht erwähnt wird: Auf diese Weise öffnet man manchmal auch Werbe- und Kontrollprogrammen der Hersteller ein Hintertürchen, denn diese werden mit installiert. Klickt man stattdessen auf "benutzerdefiniert", erscheint bisweilen eine ganze Liste an Möglichkeiten, was genau installiert, heruntergeladen oder aktiviert werden soll. Dann sieht man zudem einmal, welche weitgehenden Rechte sich manche Hersteller bei automatischer Installation eingeräumt hätten.

 

Noch kann man sich dem Online-Wahn mit gewissen Einschränkungen entziehen: Konsequent Online-Banking verweigern, Soziale Netzwerke gar nicht oder nur mit schwer erkennbarer Identität nutzen, automatische Updates und Standorterkennung ausschalten (wo das noch geht) und natürlich seine Einkäufe bar im Ladengeschäft abwickeln.

Auf lange Sicht aber scheinen die Datenkraken uns bereits in die Tasche gesteckt zu haben. Sollte es beispielsweise wirklich irgendwann kein Bargeld mehr geben, dann ist der gläserne Mensch fast vollkommen. Dein Computer gehört dir schon jetzt nicht mehr. Den Rest kriegen interessierte Datensammler wahrscheinlich auch noch…

Donky, am 27.03.2016
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