Der Fall Lucona
Wiedergefundenes Werk aus den Hochzeiten des 'Strizitum' der Zweiten Republik ÖsterreichDie 70er Jahre in Österreich
Ein Kapitel wird aufgearbeitet, ein anderes geschrieben. Die Alpenrepublik blickt auf Jahrzehnte Ruhe und Frieden im eigenen Land und doch finden sich eine Reihe von Themen, die die Nation empören würden, würde man die sich damit füllenden Bücher nebeneinanderstellen. So auch jene des Wiener Clubs "45", der die italienische "P2" zum Vorbild hat.
Das Buch, das damals entstand ist eher eine Dokumentation auf 665 Seiten, die das Geschehen um den geheimen Verkauf eines Uranerzbrechers betrifft, der auf einen Frachter verladen wird. Die "Lucona", die damit in See sticht, um die Yellowcake-Maschinebach Asien auszuliefern, versinkt nach einer Explision in den Fluten des Ozeans auf nimmer Wiedersehen. Es gibt sechs Tote und es ist praktisch ein Kreis um Männer in hohen Positionen in Österreich ist in diesen Fall verwickelt, der auch mit einem - heute würde man sagen: Sexskandal - in Verbindung steht, denn der Hofzuckerbäcker hat sich bei seinen Geschäften immer eine Rückversicherung genommen, mit der er seine Partner um Schweigegeld erpressen konnte, wenn er es für erforderlich hielt.
Immer klarer wird, dass es sich nicht um einen Unfall handelt, wie sich auch aus dem Bericht der Versicherung ergibt. Die einstige "Atom-Wundermaschine", mit der man Atombomben herzustellen gedachte, stellt sich als Gebrauchsschrott heraus. Was mit einer vermeintlich genialen Geschäftsidee begann wird zum 'heißen Eisen', denn mit solch einem Betrug inklusive Mord - der Verteidigungsminister wird angeblich erschossen - will man plötzlich nichts mehr zu tun haben. Die Ermittler stoßen auf eine Mauer des Schweigens – das Kartell dreht den Spieß um und beginnt die Enthüller und den Buchautor zu jagen.
Die Akte und ein Syndikat
Es ist kein leicht fasslicher Inhalt. Die ersten Kapitel, bis etwa vier oder fünf, sind durchaus schlüssig, doch mit einer Seitenzahl ab der 400 wird es wirklich kryptisch. Nur noch schwer lassen sich die Schilderungen mit dem zuvor gelesenen Verbinden und so ist es eigentlich ein Zweiteiler. Auch wenn man die Anknüpfung ans Geschehen benötigt, steht der Part II in einem eigenen Licht.
1993 wurde dieser Stoff anscheinend auf Zelluloidfilm gebannt. In welchem niemand Geringerer als "Hercule Poirot" David Suchet in die Rolle des Wiener Geschäftsmannes Rudi Waltz schlüpft und noch junge Jürgen Prochnow die Rolle des Hans Strasser übernimmt.
Als Regisseur sollte sich Jack Gold (The Tenth Man, Escape from Sobibor, Der kleine Lord) dieses Stoffes annehmen. Er dürfte auf jeden Fall einiges Hintergrundwissen benötigt haben, um dieses Geschehen auf den Bildschirm zu bringen. (Es war sein vorletzter Film.) Es ist von einer Reihe Geschehnisse um den Ex-Ostgeheimdienst KBG und deren Geheimnisse 'die Schreibe', die noch kaum einen tieferen Einblick zuließen. Es gab Verhaftungen in Österreich im Zuge dieses Verfahrens, das Buch sorgte damals für Aufsehen und brachte prompt Hans Pretterebner in Schwierigkeiten, der das Buch im Selbstverlag veröffentlichte. Nach jüngst aufgetauchten Informationen sind die Geschehnisse trotz des Umfangs des Werkes noch nicht restlos dargelegt. Aber vielleicht will sich nur ein ehemaliger Beteiligter in Szene setzen, wenn er schreibt, die 'Lucona' sei nie gesunken. Selbst der Film ist 'rare' verfügbar. Aber dafür wieder hat das Werk zu viele Opfer gefordert. Andererseits wurden auch systematische Erpressungsgepflogenheiten aufgedeckt. Ist denn sicher, dass diese schon ad acta gelegt wurden? Von manchen Praktiken verabschiedet sich die ehrenwerte Gesellschaft ab und zu. Wer weiß!?
Artikel
https://www.mein-oesterreich.info/geschichte/lucona.htm
https://www.trend.at/leben/kultur/der-fall-lucona-was-udo-proksch-sturz-263575
Bildquelle:
Ukraine. Kamianets-Podilskyi Burg.
(Die Geschichte der Ukraine VII)