Möglicherweise war er auch nicht mehr ganz "dicht" im Kopf. Wie dem auch sei, ein Gedicht selber schreiben endet sehr häufig in einer Peinlichkeit. Und in der Tat ist es auch so, dass anstatt einer Anleitung oder Vorlage für ein Gedicht, ein Minimum an Sprachgefühl und ein Gespür für Zusammenhänge sowie die Fähigkeit "um die Ecke denken" zu können gegeben sein sollten. Trotzdem: ist dieses Minimum an Kreativität vorhanden, kann jeder auch ohne Vorlage Gedichte schreiben lernen und sein Talent von Gedicht zu Gedicht steigern. Bevor man jedoch Hochzeitsgedichte, Geburtstagsgedichte oder ähnliches in der Öffentlichkeit vorträgt, sollte man schon reichlich Übungen im stillen Kämmerlein absolvieren, denn nicht alles was sich am Ende der Verse reimt verdient es als Gedicht bezeichnet zu werden. Das Gleiche gilt natürlich auch für Lyrik und Poesie. Hier scheint man auf den ersten Blick wesentlich freier als bei gereimten Gedichten zu sein, doch eine Aneinanderreihung kunstvoller Worte nach scheinbar intellektuellem Muster und vom Leser nicht leicht zu erfassen, macht ebenso wenig per se ein gutes Gedicht aus.

Ein Gedicht oder Songtext selber schreiben ohne Vorlage

Eine kurze Anleitung zum Verfassen von eigenen Gedichten

So, nun ist mir hier bereits der erste Fehler unterlaufen. "Anleitung zum Gedichte schreiben" klingt verlockend. Man nehme eine Schablone, füge ein eigenes Thema ein und nenne sich danach Schiller oder Goethe. Naja, genau so geht es natürlich nicht! Aber es lassen sich ein paar grundlegende Regeln benennen und manche Tipps, wie ein gutes Gedicht aufgebaut sein kann, können durchaus als Anleitung oder vielleicht besser noch zur Inspiration genutzt werden.

Gedicht schreiben Phase 1

Die Idee

Bevor man ein Gedicht schreibt braucht man eine Idee. Klingt banal? Stimmt! Aber es ist nun einmal so, dass bevor man ein Gedicht schreiben kann in der Regel zunächst einmal die Idee, zumindest in groben Zügen, vorhanden sein muss, um was das Gedicht handeln soll, oder zu welchem Zweck es verfasst werden soll. Zugegeben, es soll auch große Geister geben, die einfach drauflos schreiben und erst am Ende wissen, über was sie schrieben, aber diesen Ausnahmefall, wie viele andere Ausnahmen, wollen wir hier nicht näher betrachten.

Gedicht schreiben Phase 2

Die Intention

Den Begriff Intention möchte ich vielleicht ein wenig weiter fassen als es der Duden macht. Nachdem die Grundidee des Gedichts steht, stellen sich die grundsätzlichen Fragen an wen richtet sich das Gedicht, wen möchte ich also damit ansprechen oder erreichen? Hierzu gehört natürlich ebenso, was will ich mit diesem Gedicht erreichen, sprich möchte ich ganz einfach unterhalten, Frohsinn verbreiten, soll es sich um ein Hochzeitsgedicht handeln, oder ein Gedicht zum Geburtstag, vielleicht ein Liebesgedicht?

Möglicherweise möchte ich mit diesem Gedicht auch Missstände anprangern oder Sozialkritik üben. Die Intention hält fast so breit gefächerte Möglichkeiten bereit, wie die Themenvielfalt. Entscheidend ist aber, dass man sich über diesen Punkt genau bewusst wird, denn ein Liebesgedicht in dem nur die Schlechtigkeit der Welt angeprangert wird, wird wohl in den seltensten Fällen bei dem oder der Geliebten, auf allzu große Gegenliebe stoßen. Natürlich lassen sich Phase 1 und Phase 2 durchaus auch in ihrer Reihenfolge vertauschen, wie dies teilweise auch bei den folgenden Phasen der Fall ist. (Bedenke: Kreativität ist kein statisches Gebilde!)

Gedicht schreiben Phase 3

Die Form

Was macht ein Gedicht zum Gedicht. Das ist eine scheinbar einfache Frage, denkt man ein wenig darüber nach, merkt man jedoch sehr schnell, dass diese Frage mitnichten einfach ist. Hierüber zu philosophieren lässt einen geradezu an Herbert Grönemeyer denken, der sich ja bekanntlich in den 80er Jahren gefragt hat, "wann ist ein Mann ein Mann?"… Wir überlassen dies den einschlägigen Fakultäten der Universitäten. Was aber feststeht, ist die Tatsache, dass es ganz unterschiedliche Formen von Gedichten gibt. Bei Hobby-Dichtern die am weitesten verbreitete Form sind die gereimten Gedichte (Gedichte in Reimform). Sie begegnen uns mal gelungen, häufig jedoch misslungen, in den unterschiedlichsten Situationen – Am häufigsten natürlich in vertonter Form, sprich in Liedern. Doch auch die Werbung nutzt gerne gereimte Verse, dann meist Zwei- oder maximal Vierzeiler. Bereits hier, spätestens aber bei Hochzeiten, wird es deutlich, wie schwierig es ist, gute Reime zu schreiben. Natürlich findet jener, dessen Sprachschatz über ein Mindestmaß hinausgeht, passende Wörter, die sich tatsächlich auch gut reimen. Der Jahrhunderte alte Klassiker ist natürlich "Herz" und "Schmerz", es gibt inzwischen sogar ganze Bücher, in denen man nachschlagen kann, welches Wort sich worauf reimt. Ein nettes Hilfsmittel, nur macht der Reim alleine noch lange kein Gedicht.

Einerseits will kaum mehr einer all jene Reimkombinationen hören, die schon tausendfach verarbeitet wurden, andererseits müssen jene Worte auch perfekt zum Sinn passen, so das der Zuhörer oder Leser nicht den Eindruck hat, hier wurde mit aller Gewalt ein Wort nur des Reimes wegen verwendet. Neben den Reimen selbst, ist das Versmaß von äußerst wichtiger Bedeutung, und hier zeigt es sich sehr schnell ob der "Dichter" sein Handwerk versteht oder ob er nur ein holpriges Hochzeitsgedicht zusammengeschustert hat, um sich selbst in Szene zu setzen. Hauptfaktor des Versmaßes ist die Anzahl der Silben, die in den korrespondierenden Zeilen (Versen) identisch sein sollte, um einen gleichmäßigen Rhythmus zu garantieren. Unterscheidet sich die Anzahl der Silben, kann dies über unterschiedliche Betonungen wieder kompensiert werden, dies erfordert jedoch, dass der Vortragende das Gedicht bereits sehr gut kennt. Häufig genug ist genau dies die größte Stolperfalle, die aus einem gut gemeinten Gedicht einen peinlichen Unfall werden lässt. Zu bedenken gilt hierbei insbesondere auch, dass die Betonungen einzelner Wörter, bzw. Silben innerhalb der Wörter, sich nicht vom der im normalen Sprachgebrauch unterscheiden sollten, denn sonst wird es ungewollt komisch. (Natürlich kann auch die falsche Betonung wiederum Stilmittel sein, man denke nur etwa an Heinz Erhardt).

Innerhalb und Außerhalb des Genannten gibt es natürlich unzählige Ausnahmen oder Stilmittel, die hier nicht im Einzelnen aufgeführt werden können und sollen. Entscheidend ist jedoch stet, dass die Form in sich schlüssig erscheint. Das ungereimte Gedicht, häufig sehr verallgemeinernd und nicht gänzlich korrekt als Lyrik oder Prosa bezeichnet, erfordert in seiner Form ein wenig andere Schwerpunkte beim Erstellen. Dieser Gedichtsform kommt insbesondere dem Rhythmus der Sprache eine besonders wichtige Rolle zu, drückt sie doch häufig auch die Stimmung aus. Gerade abrupte Brüche können als bewusst eingesetztes Stilmittel den Leser ans Thema fesseln.

Gedicht schreiben Phase 4

Metaphern

Ob dies nun als eigen Phase zu bezeichnen ist oder nicht, sei dahingestellt. Meist wird man sich während des Schreibens über die Verwendung von Bausteinen, Metaphern und anderen bildlichen Darstellungen Gedanken machen.

Wie dem auch sei, insbesondere Metaphern spielen bei Gedichten seit jeher eine große Rolle und finden häufig Verwendung, egal ob gereimtes Gedicht oder ungereimtes Gedicht. Doch so schön und anschaulich Metaphern sein können, auch sie bringen die Gefahr mit sich, dass ein Gedicht missglückt. Vor allem dann, wenn die Verbildlichung für den Leser oder Zuhörer nicht nachvollziehbar oder sehr weit hergeholt ist oder wenn sie, ähnlich wie die "Herz-Schmerz-Reime" schon reichlich verbraucht sind. Hierzu gehören beispielsweise jene "Augen, die wie Sterne funkeln", "schwarz wie die Nacht", sowie "Blau oder Tief wie das Meer".

 

Wem diese Beispiele nicht genügen, der höre sich moderne Schlager an und wird eine Vielzahl an stets wiederkehrenden Metaphern entdecken und diese dann in seinem eigenen Gedicht vermeiden.

Als Dichter sollte man sich vor allem aber auch eines bewusst machen: Jeder liest ein Gedicht anders, nicht jedem gefällt sowohl inhaltlich als auch formell die gleiche Art von Gedichten und nicht jeder hat Verständnis für das Geschriebene. Entscheidend ist also, dass man sich vorher entsprechend der Phasen, die natürlich auch nur ein kleines Hilfs-Angebot darstellen, Gedanken macht und dann sich selbst nicht verstellt sondern treu bleibt und so ein ehrliches Gedicht entsteht

Laden ...
Fehler!