Einführung

Hier ist die von mir angekündigte Fortsetzung von Hartz IV und seinen Folgen. Kritisieren kann im Grunde ja eigentlich jeder. Hier sind einige Gedankengänge wie man es vielleicht besser machen könnte. 
An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Fans und die positiven Rückmeldungen bedanken. Habe ich ehrlich gesagt, nicht erwartet.
Ich behaupte nicht, dass meine Darstellungen der Weisheit letzter Schluss sind. Falls es zum Nachdenken anregt, habe ich aber eine Menge erreicht. 

Verwaltung

Wie ich bereits im vorigen Artikel erwähnt hatte, ist die aufgeblähte Verwaltung fast peinlich. Zu fragen ist, warum überhaupt eine neue Institution, wie dass heutige Jobcenter geschaffen werden musste. Sicher wäre es einfacher gewesen, die bereits vorhandene Arbeitsagentur mit entsprechenden Fallmanagern zu ergänzen. Warum neues Personal in die Arbeitsvermittlung, wenn entsprechend erfahrene Leute längst vorhanden waren und sind? Fallmanager und Arbeitsvermittler hätten so gut voneinander profitieren können. Stattdessen wissen die einen nicht, oder nur schlecht, über den anderen Bescheid. Die Arbeitsagentur hat keinen oder nur unzureichenden Zugriff auf Daten über Arbeitssuchende beim Jobcenter und umgekehrt. Auch das Personal der Leistungsabteilungen hätte nur über die neuen Regelungen nachgeschult und eventuell aufgestockt werden müssen. Bürokratie scheint, vor allem in Deutschland, die Lieblingsbeschäftigung von vielen Leuten zu sein.
Zu einer Vereinfachung würde auch eine Pauschalierung der Leistungen führen. Natürlich in einen ausreichend hohen Rahmen. Zusammen geschusterte Einzelleistungen wie Wohnkosten, Bewerbungskosten, Heizkosten etc. verursachen nur unnötige Verwaltungsarbeit. Pauschalierung bedeutet auch regional angepasste Leistungen. Wer in München oder Umgebung wohnt, hat sicher höhere Kosten für seinen Mindestbedarf, als jemand der seinen Wohnort in einer Region mit geringeren Lebenshaltungskosten hat.
Pauschalierung von Leistungen ist sicher nicht die beste Lösung, aber zumindest ein Anfang um Bürokratie entgegen zu wirken.

Arbeitsvermittlung

Weiterhin ist zu hinterfragen, ob man die Arbeitsvermittlung nicht grundsätzlich in private Hände geben sollte. So würde unter den Arbeitsvermittlungen (die dann sicher weiter neu entstehen werden) eine gesunde Konkurrenz entstehen. Die Erfahrung zeigt, dass sich bei einer gesunden Konkurrenz die Spreu vom Weizen trennt. Auf Dauer würden sich nur die qualitativ hochwertigen Vermittlungen durchsetzen. Schlicht die Vermittler bzw. Arbeitsvermittlungen, die nur Arbeitsplätze zu verantwortlichen Löhnen und Bedingungen vermitteln. So könnte auch die zum Teil ausbeuterische Zeitarbeit eingedämmt werden, da den zweifelhaften Zeitarbeitsunternehmen hoffentlich die Kunden ausgehen. Zeitarbeit ist natürlich nicht generell zu verteufeln. Viele von diesen Unternehmen sind sicher seriös und kompetent. Aber Zeitarbeit ist nun einmal eine Branche, bei der auf Kosten von Angestellten, versucht wird leichtes Geld zu verdienen.
Realisierbar wäre solch eine Privatisierung, wenn sich die heutige Arbeitsagentur auf die Gewährung von Sozialleistungen beschränken würde. Die private Vermittlung erhält einen monatlichen Pauschalbetrag für den Arbeitssuchenden. Eine weitere Aufgabe wäre die Kontrolle und eventuell eine Zertifizierung der privaten Vermittler. Ohne ein vernünftiges Maß an Kontrolle der privaten Agenturen würde es sicher nicht gehen. Die Finanzkrise hat in einer erschütternden Weise gezeigt, dass es leider nicht ohne Kontrollorgane geht.
Die private Vermittlung müsste natürlich standardisierten Regeln unterliegen. Das Hickhack, das jedes städtische Jobcenter zum Teil seine eigenen Regeln hat, muss hinfällig werden. So würden harmonisierte Bedingungen bei der Arbeitsvermittlung entstehen. Die bei den heutigen Agenturen und Jobcenter eingesparten Kosten für Verwaltung, Mieten, Sachkosten etc. würden sicher die Mittel dafür freisetzen. Das (gute) Vermittlungspersonal, dass bei den heutigen öffentlichen Vermittlungen entfallen würde, wird zum großen Teil wieder durch die neu entstehenden privaten Arbeitsvermittlungen aufgefangen.
Um nicht an der Realität vorbei zu gehen, muss natürlich auch über Sanktionen gesprochen werden. Sanktionen sollten nur bei stichhaltig begründeten Argumenten und vorheriger Prüfung verhängt werden können. Die Prüfung könnten ehrenamtliche pensionierte Richter und ehrenamtliche "Schöffen" übernehmen. Dadurch würde ein Mindestmaß an Unabhängigkeit gewährleistet und Subjektivität durch Antipathien, die natürlich immer im zwischenmenschlichen Bereich entstehen können, vorgebeugt.
Die "Bringschuld" bei der Stellenvermittlung muss der (privaten) Arbeitsvermittlung unterliegen, nicht dem Arbeitssuchenden. Zum Beispiel wenigstens einmal pro Monat ein passendes Angebot, zusätzlich zu den Bemühungen des Kunden bzw. Arbeitsuchenden. Dadurch würde automatisch die Zusammenarbeit vertieft und beide Seiten spielen sich besser ein.
Die Sozialwissenschaften und die Psychologie haben sehr brauchbare Testverfahren, zur Berufseignung entwickelt. Diese wissenschaftlichen Verfahren unterscheiden sich erheblich von den Testverfahren, die man aus Zeitschriften und dem Internet kennt. Für die Ausführung und Auswertung muss natürlich geschultes Personal eingesetzt werden. Die Zeitschriften- und Internettests haben leider diese Verfahren etwas in Verruf gebracht. Tatsächlich aber haben diese Tests, wenn man sie richtig einsetzt, eine hohe Gültigkeit und Vorhersagegenauigkeit. Warum soll man diese Verfahren nicht bei der Arbeitsvermittlung einsetzen Natürlich mit vorheriger Zustimmung des Arbeitsuchenden. Große Unternehmen stützen die Personalauswahl seit eh und je auf solche Verfahren. Nicht nur für die Auswahl von Führungspersonal über Personalagenturen, sondern auch grundsätzlich zur Personalauswahl. Verborgene Begabungen von Arbeitssuchenden kämen so eventuell zum Vorschein und könnten gefördert werden. Passgenauere Vermittlungen wären durch diese Tests möglich. Testverfahren sind natürlich kein Nonplusultra, könnten aber eine sinnvolle Ergänzung bei der Vermittlung darstellen.
Ein weiteres Ärgernis sind die Scheinstellenausschreibungen in der Jobbörse der Agentur. Viele Unternehmen haben (hatten) Stellen nur für Werbezwecke geschaltet. Bei Zeitarbeitsunternehmen ist eine Kontrolle, ob hinter den Angeboten tatsächlich Stellen vorhanden sind, oder nur Personallisten aufgefüllt werden, sehr schwierig. Dazu muss man sagen, dass die Agentur für Arbeit dies erkannt hat und die Kontrollen verschärft hat. Eine einfache Methode solche Scheinangebote zu vermeiden wäre eine Gebühr für Stellenanzeigen. Die Höhe der der Gebühr sollte sich an Jobbörsen wie Monster, StepStone etc. ausrichten. Unternehmen zahlen Steuern und haben natürlich auch ein Recht auf öffentliche Dienstleistung. Die Gebühr könnte deshalb bei nachgewiesener Einstellung formlos erstattet werden. 

Bürgerarbeit und öffentliche Unternehmen

Die Idee der Bürgerarbeit halte ich grundsätzlich nicht für falsch. Es ist zumindest eine bessere Alternative als die etwas zweifelhaften Ein-Euro-Jobs. Für die Betroffenen hat es den enormen Vorteil, eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu besitzen. Beiträge werden in die Rentenversicherung gezahlt und zumindest die beitragslosen Zeiten würden so bei Arbeitslosigkeit verringert. Eventuell entsteht Anspruch auf weitere Leistungen, wie zum Beispiel auf Wohngeld. Die Betroffenen hätten das Gefühl wieder dazuzugehören und würden nicht als Bittsteller auftreten. Das Selbstwertgefühl würde so zumindest keinen Schaden nehmen.
Natürlich taucht auch hier die Frage der Finanzierbarkeit auf. Dazu muss man sehen das die heutigen Ein-Euro-Jobs einen enormen Verwaltungsaufwand mit sich bringen. Die Zuweisung zu den Ein-Euro-Jobs wird meistens an externe Dienstleister vergeben. Diese externen Dienstleister verdienen schon durch den Personalaufwand mit. Einfacher wäre es doch, Menschen die Bürgerarbeit leisten mit einem "normalen" Arbeitsvertrag zu versehen. Die Betroffenen werden dann an den entsprechenden öffentlichen und gemeinnützigen Institutionen tätig. Die bis heute möglichen ABM-Stellen nutzen seit eh und je diese Möglichkeit. Die externen Dienstleister, die heute kräftig mitverdienen, sind im Prinzip überflüssig.
Die Privatisierung von öffentlichen Unternehmen ist nicht immer negativ zu sehen. Eine gesunde Konkurrenz durch Aufhebung von Monopolen, wie zum Beispiel bei der Telekommunikation eingetreten ist, führt zu einem gesunden Wettbewerb. Kleiner Nachteil ist speziell bei der Telekommunikation die Unüberschaubarkeit der Angebote. Man sollte allerdings nicht in einen "Privatisierungswahn" verfallen. Tafelsilber wie Recycling-Unternehmungen, wie zum Beispiel das Duale System, zu veräußern müssen eigentlich tabu sein. Gerade der Handel mit unserem Plastikmüll ist im Laufe der Zeit zu einer Goldgrube geworden. Warum also nicht öffentliche Unternehmen gründen, die im freien Wettbewerb tätig werden und so staatliche Arbeitsplätze schaffen. Natürlich ohne Subventionen, um den Wettbewerb nicht zu verzerren. Wir werden (zum Glück), unter anderen auch durch den medizinischen Fortschritt, immer älter. Dies erfordert in Zukunft ein mehr an Altenpflege, betreutes Wohnen, Altenheimen und so weiter. Warum das Arbeitsgebiet den privaten und kirchlichen Trägern überlassen? Man darf nicht verleugnen das auch auf diesem Gebiet "Geld" verdient wird. Viele Unternehmen wie Reiseveranstalter, Pharmakonzerne etc. haben diesen "Markt mit den neuen Alten" längst entdeckt und sich darauf eingestellt.
An öffentlichen Hochschulen wird naturgemäß eine Menge Forschung betrieben. Warum sollte man nicht Transferunternehmen gründen, die für eine Umsetzung der Forschungsergebnisse in handfeste Produkte sorgen und Patentrechte sichern. Die Umsetzung und Vermarktung kann sicher durch private Unternehmen geschehen. Dadurch kann man aber bei Erfolg mit verdienen. Auch könnten mal Risiken eingegangen werden, für Projekte die den Großkonzernen nicht gewinnträchtig genug erscheinen. Ein gutes Beispiel ist die Batterieforschung für Elektroautos. Statt Großkonzerne bei der Forschung zu subventionieren, selber forschen! Großkonzerne wie Daimler Benz haben genügend Mittel, um selber zu forschen. Aber nicht nur Naturwissenschaften und Technik entwickeln "Produkte". Auch bei den Geistes- und Sozialwissenschaften entstehen lizenzfähige Verfahren (Produkte), die vermarktet werden könnten. Die Potenziale an den öffentlichen Universitäten besser nutzen und die Ergebnisse über Transferunternehmen selber vermarkten!
Der ewige Streit, ob man den subventionierten deutschen Bergbau einstellen sollte, ist meines Erachtens völlig überflüssig. Die expandierende Weltwirtschaft und das Bevölkerungswachstum verlangen nach immer mehr Energie. 

Die deutsche Bergbautechnik ist ein Exportschlager, die bei einer Einstellung des Bergbaus verschwinden würde. Wahrscheinlich ist sogar, dass sich der Bergbau auf längere Sicht rentieren wird. Energie wird in Zukunft nicht billiger. Es darf berechtigt davon ausgegangen werden, dass der Bergbau in mehr oder weniger ferner Zukunft subventionsfrei und rentabel sein wird. Erdöl wird immer knapper und die Technik Kohle in Erdöl umzuwandeln wird seid Jahrzehnten erfolgreich praktiziert. Südafrika hat zu den Zeiten der Apartheid durch internationale Embargos diese Technik gezwungenermaßen angewandt. Die Frage wann eine "Kohleverölung" wirtschaftlich sein wird ist eigentlich nur eine Zeitfrage! Umweltbedenken bzw. Umweltverträglichkeit sind bei dem heutigen Stand von Technik sicher kein unüberwindliches Problem mehr.Geld verdienen mit Unternehmen, die in öffentlicher und kommunaler Hand sind, ist nichts Verwerfliches. Das beste Beispiel sind die kommunalen Stadtwerke, die mit Energie Gewinne machen. Also ran an die Märkte, die Gewinn abwerfen könnten und das Geldverdienen nicht nur den Großkonzernen überlassen.

Wir sind keine Insel im globalen Wettbewerb - Müssen wir auch gar nicht sein!

Ein immer wieder angeführtes Argument um Löhne und Sozialleistungen zu drücken ist der globale Wettbewerb. Im Ausland sind Löhne und Betriebskosten niedriger. So wandert Arbeit ins Ausland ab. Um uns weiterhin wettbewerbsfähig zu halten, müssen Lohnkosten niedrig gehalten werden. Das Argument wird auch dazu genutzt, keine flächendeckende Mindestlöhne zu einzuführen. (Im Moment scheint bei dem Thema Mindestlohn in allen Parteien ein Umdenken stattzufinden. Mindestlöhne bleiben aber wirkungslos, wenn sie zu niedrig sind!) - Wir sind keine Insel im globalen Wettbewerb, heißt es häufig! - Der Massenmarkt wird heute zweifellos von den Billiglohnländern und China bedient. Diesem Markt brauchen wir keine Konkurrenz zu machen. Realistischerweise schaffen wir dass so wie so meistens nicht, bei unseren üblichen Produktionskosten. Wir müssen die Blickrichtung wechseln und uns auf die Märkte für hochwertige Produkte konzentrieren. Angefangen bei der Textilindustrie (man denke an den Bekleidungshersteller mit dem Affen in der Werbung....), als auch im Technologiesektor. Bei der Windkraft sind wir beispielsweise Marktführer. Hier lohnt sich Produktion auch in Deutschland! Auch gehörten wir vor nicht allzu langer Zeit, zu den Führungsnationen in Forschung und Entwicklung. Man denke an das Markenzeichen "Made in Germany". Dieses Markenzeichen ist leider etwas verblasst in den letzten Jahren. Wir müssen die Blickrichtung auf diese Stärken von Qualität und Hochtechnologie lenken und uns auf "Made in Germany" besinnen. Dann sind die Hersteller der Billiglohnländer einfach nur Kollegen, die andere Märkte und Zielgruppen bedienen. Wir haben genügend gut ausgebildetes Potenzial unter unseren Arbeitssuchenden. Dieses Potenzial sollten wir nicht verschwenden.
Der Markt für hochwertige Produkte und Technologie wächst schnell genug für einen Lieferstandort wie Deutschland. Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg bemühen sich seit Jahrzehnten mit Erfolg um solche Industrien und Wirtschaftszweige. Auch diese Bundesländer sind keine Inseln im globalen Wettbewerb - müssen sie auch gar nicht! 

Mindestlöhne - Entlohnung, nicht nur zum Überleben

Gerade in Deutschland, das sich ja immer gerne als sozial begreift, sind flächendeckende Mindestlöhne längst überfällig. Die meisten europäischen Staaten haben Mindestlöhne längst eingeführt und keine negativen Erfahrungen mit diesem Schritt gemacht. Selbst das Mutterland des Kapitalismus, die USA, kennt Mindestlöhne.*
Der Mindestlohn hilft nicht nur den Betroffenen. Er würde auch den Sozialkassen zu höheren Einnahmen verhelfen und Altersarmut vermeiden. Durch besser finanzierte Sozialsysteme könnte endlich der permanente Sozialabbau gestoppt und die medizinische Versorgung verbessert werden. Über die Höhe eines Mindestlohns lässt sich natürlich trefflich streiten. Entlohnung sollte aber nicht nur das Überleben sichern, sondern eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Im Grunde ist der Mindestlohn aber schon immer Realität. Jeder Rechtsanwalt hat Mindestsätze für Leistungen, die durch seinen Berufsverband vorgegeben werden. 

Zahnärzte haben Honorare, (Regelsätze) innerhalb bestimmter Grenzen, mit denen bei den Krankenkassen abgerechnet wird. Bei Immobilienmaklern ist es üblich, bei Wohnungsvermittlungen mindestens zwei Monatsmieten abzurechnen. Im Grunde eine Form der Mindestlohnregelung, die es schon immer gegeben hat. Keiner hat jemals diese Art des Mindestlohns infrage gestellt. Bestenfalls wurde über die Höhe des Entgelts diskutiert. Warum also nicht eine flächendeckende Mindestlohnregelung für Alle? Sicher würde auch die Qualität der Produkte und Dienstleistungen steigen, wenn sich die Betroffenen fair bezahlt sehen würden.
Ein Beispiel für gewachsene Missverhältnisse: 
In den achtziger Jahren kostete ein einfacher Herrenhaarschnitt ungefähr 20 DM, also 10 Euro. Heute kostet ein einfacher Herrenhaarschnitt immer noch um die 10 Euro. Die Lebenshaltungskosten und die Inflation haben seit dieser Zeit das Leben aber nicht günstiger oder billiger werden lassen. Für die gleiche Dienstleistung ein Preis wie vor Jahrzehnten! Um solche Abkopplungen vom Lohnspiegel zu vermeiden, sind Mindestlöhne zwingend notwendig. Geiz ist halt nicht immer geil, vor allem nicht bei der Bezahlung.

* Kapitalismus ist hier nicht wertend gemeint. Man sollte auch akzeptieren, dass es verschiedene Formen von Wirtschaftssystemen gibt, als auch verschiedene Gesellschaftsformen. Auch Reichtum ist nichts Verwerfliches. In unserem Land wird Reichtum vielfach mit starkem Neid und übermäßiger Kritik belegt. (Anmerkung des Autors) 

Das Märchen von der Vollbeschäftigung - ......und andere Ungereimtheiten

Die Arbeitslosenstatistik ist, wie bereits im vorigen Artikel erwähnt, stark verwässert. Durch die 400-Euro-Jobs (dadurch werden Arbeitssuchende zu Aufstockern), Ein-Euro-Jobber die ganz aus der Statistik fallen, Umschüler, Hausfrauen / Hausmänner die Teilzeit arbeiten möchten (aber sich nicht Arbeit suchend melden, weil im Grunde sinnlos) usw.
Man muss sich die Frage stellen: Wann gab es je so etwas wie Vollbeschäftigung? Sicher nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland. Allerdings gab es hier zwangsläufig Vollbeschäftigung, weil das Land wieder aufgebaut werden musste. Eigentlich muss man aber sagen, in der neueren Zeit eigentlich nie.

Selbst solche Expansionswunder wie China haben Arbeitslosigkeit. Das sicher löbliche Ziel auf Vollbeschäftigung hin zu wirken, wird wahrscheinlich trotzdem eine Utopie bleiben. Schon das in Europa (zum Glück) der Binnenmarkt im vollen Gange ist, widerspricht diesem Ziel. Schon heute kommt es zu einer Arbeitnehmerwanderung von den schwachen Arbeitsmärkten, in die Länder mit hohem Arbeitnehmerbedarf. Irgendwann sind dann aber auch diese guten Arbeitsmärkte dicht. Deshalb wird kein noch so guter Arbeitsmarkt Alle in ein passendes Arbeitsverhältnis bringen können. Man muss ausdrücklich von passenden Beschäftigungen reden. Realistischerweise muss man sehen, dass "Notlösungen" bei Arbeitsverhältnissen zu starker Unzufriedenheit führen. Für beide Seiten, für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, unerfreulich. Deshalb scheiden viele Menschen aus Frust aus einem Arbeitsverhältnis aus, oder werden "freigesetzt". Wer im falschen Job ist, verliert schnell die Motivation. 

Jeder kann sich jetzt fragen, ob Vollbeschäftigung Realität sein kann oder nicht!

Weiter wird eine ständige Angst geschürt das unsere sozialen Systeme unter der Last zusammenbrechen. Deshalb muss gefragt werden, warum unsere sogenannte Solidargemeinschaft solidarischer mit einigen Gruppen umgeht? Bei der Rentenversicherung gibt es immer noch eine Spaltung. Die Rentenversicherung für Arbeiter und die Rentenkasse für Angestellte. Warum nicht beide Systeme zusammenlegen und so Verwaltungs- und Sachkosten sparen?
Der aufgeblähte Verwaltungsapparat hat eine unüberschaubare Anzahl von Beamten hervor gebracht. Diese Beamten sollten genauso in den gesetzlichen Rententopf bzw. in die sozialen Sicherungssysteme einzahlen, wie jeder andere auch. Warum besondere Privilegien für diese Gruppe von Arbeitnehmern? Das würde große Summen in die Kassen spülen. So könnte man Kleineinkommen wahrscheinlich gänzlich von der gesetzlichen Sozialversicherungspflicht befreien. Ein amtliches "Aufstocken" von Geringverdienern würde so überflüssig. Ein Recht auf einen lebenslangen Arbeitsplatz bei Beamten ist schon Belohnung genug!
Besserverdienende haben ab einer gewissen Einkommensgrenze die Möglichkeit sich privat zu versichern. Somit scheiden sie aus der gesetzlichen Sozialversicherungspflicht aus. Gegen diese Möglichkeit ist im Grunde nichts zu sagen. Allerdings sollten die Einkommensgrenzen stark angehoben werden. Die heutigen Grenzen sind zu niedrig. Keiner sollte sich zu schnell aus der sozialen Pflicht verabschieden dürfen. Das führt zu einer Entsolidarisierung in der Gesellschaft hin zu "jeder ist sich selbst der Nächste".
Warum gibt es in Deutschland eigentlich eine so große Angst stärkere Mitglieder der Gesellschaft und gut verdienende Unternehmen, mehr in die Pflicht zu nehmen?

Auf dem Weg zum Bürgergeld / bedingungslosen Grundeinkommen

In Deutschland gibt es weit über einhundert Transferleistungen, die verwaltet werden müssen. Der dazu gehörige Aufwand an Personal- und Sachkosten ist enorm.
Hier kommt die Idee vom Bürgergeld / bedingungslosen Grundeinkommen ins Spiel. Die Konzepte für ein Bürgergeld bzw. Grundeinkommen sind uralt. Die Modelle sind vielfältig und je nach politischer Ausrichtung verschieden.

(Um Spekulationen vorzubeugen: Ich bin kein Mitglied irgendeiner Partei!). 

Selbst die FDP hat ein Modell des Bürgergelds in ihrem Parteiprogramm. Dieses relativ einfache Konzept kann man gut zur Veranschaulichung nutzen. Jeder bekommt von Lebensanfang bis zum Lebensende ein Betrag zum Leben. Entweder 600 Euro plus Gutschein für eine Krankenversicherung (kleines Bürgergeld) oder 800 Euro plus Gutschein für eine Krankenversicherung (großes Bürgergeld). Der Steuersatz für Einkommen, das zusätzlich erzielt wird, richtet sich danach, welches Bürgergeld (großes oder kleines Bürgergeld) in Anspruch genommen wird. Dafür entfallen sämtliche sonstigen Sozialleistungen wie Rente, Kindergeld, BAföG etc. Das Steuersystem würde sich ebenfalls vereinfachen, da es nur noch zwei Steuersätze gibt. Man bedenke: Dieses Einkommen ist von Geburt bis Lebensende sicher! Diese starke Vereinfachung des Systems spart enorme Verwaltungskosten. Nach Modellrechnungen muss kein zusätzliches Geld erwirtschaftet werden. Das Geld ist im Grunde bereits da und wird nur stark vereinfacht umverteilt. Wie gesagt, dieses relativ einfache Modell zeigt die Hintergrundidee gut auf!
Mögliche Vorteile:
- keine Diskriminierung von Arbeitssuchenden
- mögliche Umverteilung von Arbeit auf mehr Schultern. Niemand ist gezwungen Vollzeit zu arbeiten, falls aus irgendwelchen Gründen nicht gewünscht.
- gleichberechtigte Bildungschancen für Alle
- Verminderung von Mobbing, Konkurrenzkämpfen in Betrieben = mehr psychische Gesundheit
- Freisetzung kreativer und unternehmerischer Potenziale
- Vermeidung absoluter Armut

- Jeder mag diese Liste mit für und wider für sich ergänzen! -

Am weitesten geht das Modell von Götz Werner, dem Gründer der DM-Drogeriemärkte in Deutschland. 

Dieses Modell strebt ein Grundeinkommen von 1500 Euro im Monat an. Klingt utopisch, ist aber nach Berechnungen, die Götz Werner selbst in Auftrag gegeben hat, durchaus machbar. In einigen Ländern dieser Erde wurden Varianten des Bürgergelds / Grundeinkommens bereits inselhaft getestet. Zu negativen Konsequenzen ist es eigentlich in keinen Fall, wie Abnahme von Arbeitsmotivation, gekommen. In diesen kleinen "Feldversuchen" erhöhte sich der Wohlstand durch Wirtschaftswachstum und die Kriminalität sank. Wer sich intensiv mit dem Thema Bürgergeld / Grundeinkommen befassen möchte, den möchte ich auf Wikipedia verweisen. Hier werden die unterschiedlichsten Modelle dargestellt und mehr als genug Querverweise gegeben.
Wir müssen uns fragen, ob wir tatsächlich mit Hartz IV, ungerechten Steuersystemen, Verwaltungsungetümen, undurchschaubaren Gesetzen, etc. weiter machen möchten. Oder sollten wir nicht langsam beginnen, unsere Systeme zeitgemäß zu reformieren. Reform bedeutet im eigentlichen Sinn: Verbesserung. Wohlhabend genug, für Verbesserungen, ist unsere Gesellschaft allemal.

Fotos: © Kuscheltier 2012

Kuscheltier, am 15.11.2011
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Bildquelle:
http://www.geschenke-der-hoffnung.org/ (Weihnachten im Schuhkarton)
Kuscheltier (Tunnel-Menschen - ein Leben in Dunkelheit)

Autor seit 12 Jahren
23 Seiten
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