Rußmännchen, Totoro, Nekobasu & Co

Im Film fließen dezent Elemente der japanischen Shinto-Religion ein. Shinto bedeutet sinngemäß "Weg der Götter". Die Shinto-Religion ist eine polytheistische Naturreligion, in welcher die Welt von einheimischen Göttern, sogenannten Kami und Geistern durchdrungen ist.

Im Shinto gibt es keine Gründerfigur und auch kein Dogma, und die Erkennungsmerkmale liegen in den Ritualen und der Architektur der Schreine, in denen die Gottheiten wohnen.

Im Film sehen die Kinder Rußmännchen, die auch im Anime "Chihiros Reise ins Zauberland" vorkommen, und den Waldgeist Totoro, die Buskatze Nekobasu.

Im Shinto-Glauben leben diese Geister und Gottheiten zusammen mit den Menschen und sind je nachdem gut oder böse gesinnt. Darum glaubt ihre Familie der 4-jährigen Mei, als sie erzählt, sie hätte Totoro gesehen.

Die alte Nachbarin ‚Großmutter‘ erzählt den Kindern in der ersten Szene zusätzlich noch, dass die ‚Rußmännchen‘ das helle Licht scheuen würden und deshalb geflohen wären, als sie die Fenster geöffnet hätten.

Ebenso haben die Kinder keine Angst vor Nekobasu, der Buskatze, als diese an der Bushaltestelle erscheint und nehmen die Geister und Götter als gegeben hin.

Der Trailer zu "Mein Nachbar Totoro"

Hayao Miyazaki + Studio Ghibli = Legende des Animefilms

Das Markenzeichen von Hayao Miyazakis Animes ist Konfrontation Tradition und Natur gegen die Technisierung und Naturzerstörung. Kinder und junge Erwachsene spielen dabei oft die Heldenrolle und treten als Vermittler zwischen den beiden Konfliktparteien auf.In "Mein Nachbar Totoro" weicht er von seinem Markenzeichen ein wenig ab.

Die Kinder vertreiben zwar die Geisterchen unbewusst aus dem Haus, aber schließen dennoch Freundschaft mit ihnen.

Das Telegramm und das Krankenhaus mit seiner modernen Medizin stellt die Moderne auf der einen Seite dar und die Geister die Tradition auf der anderen Seite.

Dennoch gibt es im Anime keinen Konflikt zwischen den Parteien, wie es sonst in Hayao Miyazakis Animes üblich wäre.

Die Kinder verbinden beide Elemente miteinander, da sie die Hilfe Totoros und der Nekobasu in Anspruch nehmen, um zum Krankenhaus der Mutter zu gelangen.

Fazit zu "Mein Nachbar Totoro"

Ich war zuerst skeptisch, als meine Lebensgefährtin den Anime "Mein Nachbar Totoro" aus dem Regal zog und ihn sich mit mir ansehen wollte. Der große "Teddybär"-Geist Totoro auf dem Cover schreckte mich ein wenig ab. Meine Befürchtungen, einen Kinderfilm a la Bambi ansehen zu müssen, bewahrheiteten sich zum Glück nicht. Ich bin ein Anime-Fan, aber kein Bambi-Fan.

Aber gleich bei der ersten Szene – in der die Kinder das alte Geisterhaus erkunden – zerstreuten meine Befürchtungen. Der Anime ist an keinem Punkt der Geschichte kitschig oder übertrieben gefühlsduselig gestaltet.

Ich war fasziniert und zugleich in meine Kindheit zurückversetzt und erinnerte mich, wie ich die Welt damals entdeckte und durch die Augen eines Kindes sah.

Die Freude der Kinder am Entdecken ihrer neuen Heimat und die dezente Vorstellung der freundlichen Geisterchen gleich in der ersten Szene im Film haben mich in den Bann gezogen und mein Herz berührt.

Die Erzählperspektive der Geschichte aus der Sicht eines Kindes und seiner Freundschaft mit den Geisterchen ist einfach gelungen.

Die Kulisse des japanischen Landlebens und der Shinto-Religion lässt auch sanft japanische Traditionen mit einfließen und bringt sie Kindern näher.

Die Liebe und das gute Verhältnis der unterschiedlich alten Geschwister zueinander sind ein weiteres Herz- und Glanzstück des Animes.

Die Geschichte von "Mein Nachbar Totoro" ist fröhlich und heiter wie ein realer Traum, wäre da nicht der Schatten der kranken Mutter, welche dem Film eine düstere Note gibt.

Die Soundkulisse im Anime ist - wie von Hayao Miyazaki und Studio Ghibli Produktionen gewohnt - einfach passend und harmonisch zur Handlung des Animes gewählt.

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