Kaiserkrone und Schachbrettblume - Fritillaria lässt grüßen

Kaiserkrone Fritillaria imperialis (Bild: a.sansone)

Fritillaria - ein botanischer Ausflug

Die Gattung Fritillaria zählt zu den Liliengewächsen (Liliaceae). Die Liliengewächse sind einkeimblättrige Zwiebelpflanzen. Weltweit gehören zur Familie der Liliengewächse derzeit noch 16 Gattungen mit gut 700 Arten. Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist auf der nördlichen Halbkugel.

Die meisten Arten der Gattung Fritillaria kommen in Zentralasien und rund um den Mittelmeerraum vor. Allein die Türkei beherbergt 25 wllde Arten. Nur Fritillaria meleagris kommt auch in Mitteleuropa bis Nordeuropa (Finnland) vor.

  • Fritillaria meleagris gewöhnliche Schachblume/Schachbrettblume/Kukucksblume/Kiebitzei. Die glockig hängende Blüte (Perigon) ist schachbrettartig purpur-weiß gemustert. Kann auch nach gelblich-weiß gemustert mutieren.
  • Eine Längsfurche an der Innenseite jedes Blütenblattes ist reich mit Nektar gefüllt. Der Nektar lockt reichlich Bienen und Hummeln zur Blütezeit IV-V an. Vorkommen auf ungedüngten spät gemähten Feuchtwiesen. Stand gefährdet.

Achtung: Alles an Fritillaria ist giftig. 

Fritillaria-Arten finden seit mehr als 2000 Jahren als Heilpflanze Verwendung in der traditionellen Chinesischen Medizin (TCM).

 

 

Ein Hoch auf die Große, die Kaiserkrone, Fritillaria imperialis

Kaiserkrone im Farb-Duell gegen Tulpen (Bild: a.sansone)

Wo kommen die Namen: Fritillaria, Schachbrett oder Kaiserkrone her?

In diesem Fall einmal nicht vom Herrn Botaniker Kaiser oder Fritill, wie etwa bei Dahlien oder Freesien. Die botanisch/wissenschaftliche Bezeichnung Fritillaria ist von C.v. Linné für mehrere Arten (Fritillaria serotina, F. floribus) dieser Gattung gewählt worden, weil sie vom lat.fritillus =Würfelbecher abgeleitet wurde. Dieses bezieht sich auf das heute als Schachbrettmuster bekannte rotbraune Muster der Blütenblätter.

Die Kaiserkrone wiederum verdankt ihren Namen imperialis dem wahrlich majestätischen Aussehen, wie eben eine Krone des Kaisers.

Fritillaria meleagris, die Schach- oder Schachbrettblume, ist auch namentlich bekannt als Kiebitzei (purpurrot und weiß gefleckt). Mehr zum Kiebitz.

Noch eine hübsche überlieferte Geschichte zu den Fritillarien:

Diese Blumen weigerten sich in ihrem Stolz und Hochmut ihr Haupt vor dem christlichen Kreuz zu neigen. Zur Strafe müssen sie seither mit gebeugtem Köpfchen demütig verharren.

Uns soll es recht sein, denn die geneigten Blütenköpfchen sind ein hübscher Anblick.

Historisches rund um Kaiserkrone und Schachbrettblume

Die Kaiserkrone, F. imperialis, stammt aus den Hochländern des Mittleren Ostens. Schon früh holten sie türkische und persiche Adelige in ihre Gärten. Aus den türkischen Gärten gelangten sie im 16. Jhdt., ähnlich wie Narzisse oder Hyazinthe von Konstantinopel nach Wien.

1576 blühte erstmals die Kaiserkrone unter dem Botaniker Carolus Clusius am Kaiserhof von Maximilian II in Wien. Tochterzwiebeln und Samen wurden an befreundete Botaniker weitergegeben. Ende des 16. Jhdt. gedieh sie bereits in vielen Gärten Mitteleuropas. Ihren Höhepunkt an Beliebtheit erreichte sie im Barock (1600 - 1750).

Von den fürstlichen Gärten über Bürgergärten wanderte sie in die Bauerngärten aus. Wegen ihres durchdrigenden Geruchs kam sie in den Ruf "Mäuse fernzuhalten!" siehe Absatz weiter unten.

Die Schachbrettblume, F. meleagris, kam ebenfalls über Carolus Clusius, dieses Mal aber aus Frankreich, dem Loiregebiet (Orleans) in unsere Gärten. Man entdeckte weitere Wildvorkommen in der Schweiz. Im 17. Jhdt. gehörte sie mit zu den beliebtesten Gartenpflanzen. Um 1900 wurde sie allerdings bereits als "altmodische" Gartenblume betrachtet. So ändern sich Geschmack und Sitten.

Warum wir diese Blumen und ihre Beliebtheit so gut kennen? Das verdanken wir vor allem der zeitgenössischen Malerin Maria Sybilla Merian und ihren Pflanzenporträts.

Gartentipps für Kaiserkrone und Schachbrettblumen

Sie sind wie die meisten Geophyten winterhart und gedeihen gut in Gebieten mit kalten Wintern. Die Zwiebeln sollte man im Frühherbst in gut durchlässige Erde pflanzen. Die Oberseite der Zwiebel erkennt man an den kleinen rötlichen Triebknospen. Damit sich oben auf der oft leicht eingedellten Zwiebel kein Wasser sammelt, sollte man sie leicht schräg in den Boden setzen. Eine Dränageschicht aus grobem Schotter unter der Kaiserkrone verhindert, dass sie in nassen Sommern verfault. Eine Beigabe Kompost schadet allen Fritillarien nicht.

Während der Wachstumsperiode gießen, nach der Blüte jedoch antrocknen lassen, hat sich gut bewährt. In Gegenden, wo der Sommer sehr nass ist, kann man sie notfalls aus dem Boden nehmen und im Herbst neu anpflanzen. Selbst durch Samen ausgesät und gezüchtet braucht es bis zur ersten Blüte bis zu fünf Jahre. Leichter gelingt die Vermehrung über Tochterzwiebelchen. Die Kaiserkrone sollte man vor dem Winter mit Reisig oder Mulch abdecken.

 

Fritillaria für den eigenen Garten

Natürlich gibt es neben den wilden Arten bereits viele Zuchtformen. Die Qual der Wahl hat man nur, wenn man sich auf bestimmte Farbtöne versteift. Am besten besorgt man sich die Zwiebel in einer Gärtnerei oder im Gartenversand.

  • Fritillaria acmopetala wird bis 40 cm hoch und stammt aus der Türkei. Die Perigonblätter sind verschieden gefärbt; 3 grüne äußere Blätter, 3 bräunlich gesprenkelte innere Blätter. Die Blätter sind mattgrau. Sie ist gut geeignet als Hingucker im Steingarten. Ebenso Fritillaria uva-vulpis (blass-orange).
  • Fritillaria camschatcensis kommt nicht nur in Kamtschatka vor, wie der Name vermuten lässt, sondern auch im Nordwesten der USA und im Nordosten Asiens. Die Blütenfarbe variiert zwischen kastanienbraun, violettgrün und fast schwarz.
  • Fritillaria glauca wird nur 8 -10 cm hoch. Ihre Blüte ist aber überdimensioniert groß, violett-braun mit grünlich-gelbem Streifen. Eine besonder hübsche Gartenzüchtung davon ist "Goldilocks", mit stark gelb-goldiger Tönung.
  • Fritillaria imperialis, die Kaiserkrone: Türkei, Iran, Afghanistan, Kaschmir sind ihre Heimatgebiete. Bis zu 1,5 m hoch wird diese Pflanze und muss schon deshalb ihren wirklich imposanten Platz im Garten haben, um zur Geltung zu kommen. Die glockigen Blüten sind in einem Kranz angeordnet, der von einem Blätterschopf gekrönt wird. Wahrhaft in seinem Anblick eine Krone. Achtung: Sie sind schon so manches Frühjahr Wintereinbrüchen mit starkem Schneefall und Frost zum Opfer gefallen. In eher milden Gegenden allerdings entfalten sie ihre ganze Pracht. Sie brauchen gut durchlässigen Boden.
  • Fritillaria meleagris, die Schachbrettblume: Sie kommt als einzige Art auch wild in Europa vor. Die Variante weiß - grünes Muster ist auch sehr hübsch. Sie mag es gerne feucht. Halbschatten, teichnähe, das passt ihnen.
  • Fritillaria persica, wird bis zu 1 m hoch und trägt bis zu 25 nickende Blüten in dunkelviolett. Sie braucht unbedingt Winterschutz. Sie benötigt durchlässigen, gerne steinigen Boden.
So viele wunderbare Fritillaria-Arten

Fritillaria lusitanica. Tablero de damas (Bild: Manuel de Pedro / Flickr)

Fritillaria - wilde Arten in Griechenland: an die 20 Arten sind bekannt, hier einige davon, die besonders hervorstechen:

  • Fritillaria graeca - Die Blätter sind breiter als bei F. meleagris, die Blütenblätter dunkel rotbraun mit einem hervorstechend hellgrünen streifen. In offenen felsigen Gebieten in ganz Griechenland, in der Phrygana und Nadelwäldern.
  • Fritillaria messanensis - Zierlich mit schmaler glockiger Form, am Ende leicht hochgebogen. In der offenen Phrygana zu finden. Vorkommen am Peloponnes und auf Kreta.
  • Fritillaria pontica - Die Blätter wiederum etwas breiter, die oberen in 3-er Quirlen. Die Blüten sind gelbgrün mit brauner streifiger Zeichnung. Jedes Blütenblatt hat einen ausgeprägten schwarzen Tupfen.
  • Fritillaria rhodia - Diese auf Rhodos endemische Art hat besonders schmale gelblich grüne Blüten mit stark aufgebogenem Rand. Kommt bevorzugt in Fichtenwäldern vor.
  • weitere endemische Arten kommen auf Samos und Chios vor.

Wer von dieser Gattung nicht genug bekommen kann,

hier ist eine britische Seite für Liebhaber.

Wo pflanze ich eine Kaiserkrone im Garten?

Die Kaiserkrone habe ich persönlich nie schöner präsentiert gesehen, als in Trauttmansdorff. Dort wird sie gegen den Horizont stehend auf einem erhöhten Standort inmitten von Tulpen, Mohn und zarten Stiefmütterchen präsentiert, sodass sie wahrhaft kaiserlich wirkt.

 

Kaiserkrone gegen den Horizont - wunderbar

Kaiserkrone in Meran/Trauttmansdorff (Bild: a.sansone)

Jeder erhöhte sonnige Standort im Garten ist gut geeignet. Wenn daneben Sommerblumen wachsen, welche die verdorrenden Stängel der Kaiserkrone anschließend huldvoll verbergen; umso besser. Zarter farbig passender oder kontrastierender Bewuchs, möglichst eine Blühetage tiefer, lässt die Kaiserkrone schön zur Geltung kommen. Auch eine gruppenweise Pflanzung mit Buschwerk im Hintergrund ist sehr schön.

 

Wie und wo pflanze ich eine Schachbrettblume?

Diese hübsche Blume ist in einer kleinen Gruppe mit anderen kissenartigen Frühlingsblühern gut aufgehoben. Neben prächtigen Tulpen allerdings wirkt sie wie ein Mauerblümchen. Da passt besagtes Stiefmütterchen in zarten Farben oder Primeln besser dazu. Am hübschesten aber ist sie in einem Tuff angebaut und von Steinen oder Kies umkränzt.

Schachbrett Fritillaria meleagris im Garten

auch Schneefälle hält sie aus (Bild: a.sansone)

Die Mär von der Kaiserkrone und der Wühlmaus

Stimmt es, dass die Kaiserkrone Wühlmäuse vertreibt? Der Geruch der Zwiebel ist für den Menschen auf jeden Fall nicht appetitanregend. Er soll die Zwiebel aber auch nicht essen, denn sie ist giftig. Nicht der Geruch hindert jedoch Wühlmäuse am Nagen, sondern die Bitterstoffe, die sie nicht mögen. Ob die Wühlmäuse allerdings nur die Kaiserkrone verschonen oder auch die angrenzenden Blumenzwiebel, Rhizome oder Knollen? Der folgende Rat ist vielleicht zielführender.

Um mehrjährige Pflanzen gegen Wühlmäuse zu schützen, rät der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau in Bonn, die Löcher von Stecklingen und jungen Pflanzen mit einem Metalldraht auszukleiden. So käme die Wühlmaus nicht mehr an die zarten Wurzeln. "In drei bis vier Jahren ist der Draht verrottet und das ist rechtzeitig, bevor die Wurzeln mehr Platz brauchen."

Die beste Pflanzzeit

Ab August werden Zwiebel angeboten. Also am besten im September an einem Standort pflanzen, wo sie in Ruhe stehen können. Nach der Blüte kann, aber muss man nicht, sie ausreifen lassen und sich weiter ausäen.

Quellen

... neben persönlichen Erfahrungen aus eigenem Garten und botanischen Gärten

  • Botanica, Könemann Verlagsgesellschaft mbH, 2000 Köln
  • Die Weltgeschichte der Pflanzen, Seidel, Eichborn, 2012 Köln
Adele_Sansone, am 22.03.2015
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Bildquelle:
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Hyazinthe, mal zart hellblau, mal üppig)
a.sansone (Wildtulpen, botanische Tulpen, Gartentulpen - Wer ist was?)
https://pagewizz.com/iris-bringt-nicht-n (Iris - bringt nicht nur Blau in den Garten)
a.sansone (Wozu braucht man einen Schneckenzaun?)

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