Konstruktionen von Gewalt
Filme beinhalten Gewalt - versteckt oder offen - und zeigen eine Menge davon. Kommentar zu "The Endless?"Ein möglicher Connex
Die Analyse der Funde der Frauen ohne Identität, die Interpol unter dem Namen "Identify Me" veröffentlichte, ergab, dass die Gewalt nach der Entführung unterschiedlich ist. Es vergeht immer weniger Zeit zwischen dem Verschwinden einer Person und dem Auffinden der Leiche, wobei sich die Fälle in den 80er Jahren noch im "Monats bis Jahresbereich" befanden. Es war also in den 80er Jahren keine Seltenheit, dass man erst Monate später eine tote Person wiederfand, oft war die Leiche inzwischen abgängig gemeldet worden und jahrelang als solches in den Datenbanken geführt worden, ohne Anhaltspunkte zu finden. Nimmt also das "im Verborgenen festhalten-Wollen" ab? Oder werden im Verborgenen weniger Kinder geboren, denn das wäre eine Erklärung für die häufigen "9 Monate" bis "1 Jahr"-Spannen.
Die frühen 90er Jahre scheinen dann eine Zäsur dazustellen. Man fand die Töten immer schneller. Es waren also Fälle, die man bereits einen Tag nach dem Verschwinden ohne ihre eindeutigen Identitätsermerkmale wiederfand. Es ist deutlich zu sehen, dass die "Zwischenlagerung" massiv abnahm. Das lässt überlegen, dass die Mädchen, die unter solchen Bedingungen verschwinden auch nach ihrem Verschwinden immer Kürzer am Leben bleiben. Der Mehrheitsbereich verlagert sich zu Tagesspannen, die monatelang oder jahrelang Verschwundenen, deren Verbleib unklar ist, nimmt ab und scheint in den Jahren nach dem Jahrtausendwechsel sich bald fast ganz zu reduzieren. Oft werden diese Leichen in Kanälen oder entlang der Autobahn in Hainen gefunden. Mitunter werden sie abgedeckt, zerstückelt und auch in Koffern verpackt, um sie auf "ihre Letzte Reise" zu schicken, was besonders gemein scheint, denn es könnte einem jungen Mädchen auch ein Schmuggel vorgegaukelt werden, der sie in einen Hinterhalt lockt und das "Vertraust Du mir nicht!" des Begleiters könnte sich als dem Tod vorausgehende Vertrauensfrage erweisen.
"Erwischt!" Und dabei müsste er gar nicht so pushen! Als Schwimmer und Taucher der Marine? (Bild: https://www.uncut.at)
Aber es könnte sich bereits vorher um Gewalt handeln, denn oft sind die Formen der Gewalt gar nicht so offensichtlich bzw. durch den alltäglichen Medienkonsum aufgeweicht. Durch die ständig vorgehaltenen Waffen, die aus den amerikanischen Movies bekannt sind, wird bald eine Art Darstellung eines "fortgesetzten Streites", der in Familien mit Streitkultur und Neigung zur Findung der besten Lösung kaum mit Waffengewalt ausgetragen wird. Viel mehr geben sich diese Paare und Familien Möglichkeiten, ein Problem zu erörtern und auch zu lösen, etwa in dem es aufgeschrieben wird und besprochen. Manche zaubern auch Lösungen ihrer Probleme aus dem Hut, den sie vorher mit kleinen Zetteln befüllt haben, auf denen sie Hinweise und Lösungsansätze notiert haben. Das ist ein Weg, den man aber im waffenaffinen Hollywood selten sieht, denn dort gilt Einschüchtern, mit Gesten, Blicken und Schreien als probater Weg. Auch werden in den Filmen häufig Situationen verarbeitet, die der Schreiber der Romanvorlage vermutlich als so himmelschreiend ungerecht oder unerhört betrachtete, dass er immerhin ein Werk verfasste, das ein anderer verfilmen wollte!
Die Schamesröte ist praktisch "historisch"
Betrug, Diebstahl und das "ganz normale Hintergehen" scheint dadurch, dass es nie wer ahndet, dass nie wer aufsteht und sagt: "Moment mal! Du lügst!" zur Normalsituation geworden zu sein. Das ist aber ziemlich tricky, denn es vermittelt, dass es weitgehend ein akzeptiertes Verhalten ist, Vergewaltigung zu bagatellisieren, Frauen oder bestimmten Gruppen die Schuld zu geben, zu verletzen oder zu töten. Sicher, viele Psychologen rieten ihren Hilfesuchenden, ihre Erlebnisse in Buchform zu bringen, hatten damit sogar Erfolg – und dennoch blieb es bei einer Solidarisierung mit dem Opfer nur kurze Zeit, viel stärker ist womöglich das Element der Gewalt, die dargestellt ist und die manchen Zusehern anderswo gewissermaßen Anregung gibt, für den nächsten Coup mit Freunden, für das Rendez-Vous oder gar das Eheleben – je nach Hintergrund. Es könnte eine Gefahr in diesen Filmen sein, dass es je nach Kultur des Publikums zu einer Solidarisierung mit den "Tätern" kommt, die ihr Umfeld wie Diener behandelt, tyrannisiert oder durch abwertende Kommentare und Beschimpfungen malträtiert. Es handelt sich dabei auch um Gewalt – denn das Ausnutzen männlicher Privilegien und psychische Misshandlung, wozu auch das "verrückt erklären" zählt, ist Gewalt. Und die Grenze dazu wird mitunter leichter überschreitbar, denn es gibt kein Benefit für jene, die es unterlassen. Es ist modern geworden, Gewalt in Filmen zu zitieren.
Viele Filme bieten also Inhalte an, die es wert wären, sie genauer zu hinterfragen. Es werden Konflikte auf globaler oder zwischenstaatlicher Ebene dargestellt, was häufig in den Bond-Filmen getan wird, weshalb sie wohl so beliebt sind, denn James Bond hat niemals Eheprobleme oder wäre irgendwo nicht mit dem Besten vom Besten ausgestattet, so hat er auch nie das Problem versehentlich für einen sozialen Absteiger gehalten zu werden, der ohne soziales Netzwerk, einer Familie oder Freunde agiert. Selbst in Ecken der Welt, in denen es "sozial kriselt" bewegt sich Bond erhaben über diese Kinkerlitzchen und über beengte Wohnverhältnisse hat er noch nie geklagt. Aber James Bond hatte auch nie unzureichende Skills (Fähigkeiten), er ist "well educated" (gewesen). Gut in der Wildnis haben wir bisher noch nichts von ihm gesehen, außer einen SUV in der Wüste.
Aber das nur am Rande, denn nicht nur Bond, sondern auch andere Agenten neigen dazu, einen impulsiven Lebensstil voller Alkohol und Drogen zu leben. Der Missbrauch von Tabletten und Psychopharmaka scheint ganz oben zu stehen und nicht nur der "amtierende Bond", auch Jason Statham (Crank 2006) verkörpert gern Typen, die recht ungern den eigenen Ärger kontrollieren und rasch auf 180 sind. Dazu bewegt er sich gern in einem Gangster-Banden-Umfeld, besucht Bars in denen er weiß, dass es das "Weiße & Co." gibt. Durchaus aber ist der den Frauen in diesen Bars nicht abgeneigt, die sich vor allem durch "Tuning" auszeichnen, weniger durch intellektuelle Fähigkeiten. Ein eigener Typ Frau eigentlich, man wird sehen, wie sich die Macht- und Beziehungsgefälle zwischen den Geschlechtern künftig entwickeln.
Back to "The Endless"
Vielleicht ist das auch eine Überlegung, die Gewalt in "The Endless Game" besser zu verstehen, die aus Zuseherinnenverständnis in erster Linie an Frauen und erst in zweiter an Männer verübt wird. Also entweder Individuell, weil Jock einmal ein echter Womanizer war (Pralinen Business?), der seinem eigentlichen Sein nicht mehr gerecht wird oder werden kann oder auf einer sozialen Ebene, die eben einfach Frauen als leichte Opfer akzeptiert und sich die "Damen- und Schwesternschaft" langsam entsolidarisiert. Der Fakt, dass Frauen, die ermordet oder in Straftaten verwickelt werden/sind, ziemlich rasch in die Nähe der Prostitution rücken. Es kann also auch ein Paarkonflikt sein, den ein Ex-Lover mitausträgt, der den Jetzt-Lover nicht akzeptiert. Man hat dennoch den Eindruck, der Regisseur hat etwas verschwiegen und lässt uns zuwenig wissen – Inhalte, die der Roman beinhalten würde.
* Der Bezug zu Österreich ist gegeben und sollte mit Vorsicht hinterfragt werden.
Salzburger Nachrichten - Berufsrisiko Gewalt
https://karriere.sn.at/karriere-ratgeber/arbeitswelt/berufsrisiko-gewalt-102327067
Bildquelle:
Abermals von der Aussenstelle
(Der Wühltisch)