Liebe im Film 1 – Die noble Welt der Physiker
Serie. Portraits Dürrenmatts Physiker und ihre Liebe hinter den geschlossenen Läden.Die Physiker - Titelbild (Bild: https://www.youtube.com/wat...)
Irene, Monika und die Männer
Auffallend, ist die Opferbereitschaft der Krankenschwestern der "Villa Les Cerisiers" (Die Kirschbäume), die kurz vor ihrem Tod durch die Hand der Physiker, schwören, Sie würden Alles für ihre jeweiligen Männer tun, was wohl das eigene Sterben im zynischen Denken der Physiker miteinschließt? Engelsgleich bewegen sich diese Wesen zu den Patienten, die sie liebgewonnen haben, während sie sich um sie sorgten. Nun ist es nicht nur die Schwester Monika, die sich um Möbius, einem der Insassen der Heilanstalt, kümmert, Möbius hat auch noch eine Ehefrau. Die Tatsache, dass diese sich ob seiner langen Abwesenheit einen anderen Ehemann angelacht hat, erleichtert Schwester Monika ihr Liebesgeständnis an Möbius. Dieser aber – nun seiner Ehefrau verlustig – schwankt kurz, er überlegt, mit Monika ein neues Leben zu beginnen und dennoch gewinnt Salomon die Oberhand und er erdrosselt sie. Und zwar auf ganz hinterlistige Weise, denn obwohl es schon aktuell einen Mordfall gibt, und auch vor drei Monaten ein ähnlicher Mord durch einen Patienten an einer Krankenschwester gab, vertraute Monika Möbius, der sich anschickte seine Sachen zu packen um wieder als Physiker zu arbeiten – und mit ihr zusammen eine Familie zu gründen. Ahnungslos wie ein junges unbedarftes Lämmchen läuft sie in seine Arme, in ihren Tod, denn sie dachte, die Liebe überwindet diesen fatalen Impuls. (Vielleicht muss es Tötungstrieb heißen, statt Todestrieb.)
Aktuell aber ist ein anderer Frauenmord, nämlich der an der Schwester Irene Grund für den Besuch. Wie wir erfahren, ist der Mörder kein Geringerer als "Einstein", der dort als Insasse gepflegt wird. Den Insassen fehlt es – wie es scheint – an keinem Laster und keiner Sünde. Sie dürfen Rauchen, sie trinken Alkohol, sie dinieren bei Exquisitestem und Weinen. Sie unterhalten sich hervorragend untereinander, wozu da noch eine Ehe eingehen? Das dachte sich wohl auch 'Einstein', dem Schwester Irene angeboten hatte, sich mit ihr zu liieren und das noble Haus des Fräulein von Zahnd zu verlassen. Doch nichts! Ob es die erste Schwester war, die Einstein um die Ecke brachte? Es ist jedenfalls ein Mord zuviel, denn Oberärztin Fräulein von Zahnd, die die Insassen nach jedem Mord beruhigen muss – vor allem aber Einstein, der wie wild fiedelt - ist so verzweifelt, dass sie männliches Personal einstellt. Die Herren scheinen nicht zu bemerken, dass ihre noblen Krankheiten Ausflüchte aus der Wirklichkeit sind.
Gerade Albert Einstein, der die Relativitätstheorie entwickelte und sich mit Oppenheimer auch hinsichtlich der Atombome unterhielt, als auch andere Physiker, die am Anfang des vergangenen Jahrhunderts Entwicklungen rund um die nukleare Physik tätigten, konnten sich ihrer Zwiegespaltenheit kaum erwehren: Einerseits fürchteten sie, die Entdeckungen, die Arbeiten im Labor könnten Schaden anrichten – andererseits überwog die Neugier und letztlich auch das finanzielle Interesse, Erfindungen auszuwerten.
So ist auch Möbius einer, der sich neben seinen liebgewonnenen Kollegen "Newton" und "Einstein" weiter den Gedanken der Physik widmete. Auch wenn es eine Menge Damen das Leben kostete – Missing in Action würde man heute vielleicht sagen – so profitiert doch Eine: Es ist Fräulein von Zahnd, die den drei Männern (Anm.: Es ist ja einer nur Wissenschafter, die anderen beiden vom Geheimdienst) überlegen ist und sich rechtzeitig ihre Schriften sichert um die Gedanken in einer profitablen Anlage auszuwerten. Sie wird in einer Kritik als "einzig wirklich Verrückte" geschildert, was an dieser Stelle noch nicht geklärt ist. Die Sorge um ihr Personal, um ihre teure Privatanstalt und ihre Formeln, die sie den Forschern abgenommen hat, agiert sie wie lange Zeit auch hierzulande Geheimdienste und psychiatrisches Ärztepersonal – zielstrebig und effizient, aber nicht moralisch einwandfrei. So ist die Mordlust, die den kranken Herren als Wert noch vor ihrer Liebe zu denen, die sie tagtäglich versorgen, lieber als die Bindung an den Menschen, der dies bietet. Es wird – eine neue junge Dame als Ersatz-Kraft eingestellt, es tut dem "Umsorgtwerden" keinen Abbruch. So ist der Irrtum einzig und allein bei den Frauen zu suchen, die sich im Austausch für ihre Berufswahl, die Loyalität und Sicherheit vor der Gewalt ihrer Angebeteten erhoffen, von der sie enttäuscht werden. Wird die Physiker-Runde nun mit den Herren, die als Pfleger eingestellt worden sind, sich nun dem eigenen Geschlecht zuwenden?
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Highland Notes
Habt ihr Hinweise? Oder Vorschläge? Vielleicht Fragen? Hinterlässt mir einen Kommentar!
Bildquelle:
http://www.amazon.de
(Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)