Impressionen "Stark Fear"

Mrs. Winslow (Beverly Garland) beim Window Shopping. (Bild: https://www.youtube.com/wat...)

Die Person Mrs. Winslow

Es war eine "starke" (stark zu dt. etwa: krass, gänzlich) Bedrohung, der man in dieser Zeit lebte. Eine, mit der auch Kinder von Eheleuten aufwachsen müssen. Und in der eine hübsche junge Dame namens Ellen, Mrs. Winslow wird. Sie und ihr Mann Jerry führen ein modernes Leben – ein chickes, weißes Auto, mehr ein Cruiser, ein Wohnhaus, eingerichtet im Stil der Sixties, mit riesigen Panoramafenstern mit Blick ins Grün. Man könnte denken, der "Amerikanische Traum" hat sich materialisiert. Und doch, es ist das Detail: Das großflächige Gemälde an der Wand, das den Betrachter praktisch bereits verschluckt hat. Der fürchtende Blick der jungen Ehefrau gen Himmel, auf dem sich Gewitterwolken zusammenbrauen. Eines Tages tritt es zu Tage: Mr. Winslow wirft mit Gläsern nach dem Portrait seiner Frau auf dem Kamin. Es fällt zu Boden. Als es sich im Scherbenhaufen am Boden nicht "mehr bewegt", hört er auf. Auch draußen, in der Einfahrt hat ein Fahrzeug gehalten: Es ist Mrs. Winslow, die Frau auf dem Portrait. Ihre Aufmachung ist im damaligen Stil der späten 50er – eng geschnittene Bluse, elegant wallender Tellerrock und breiter Gürtel, der die Taille betont, dazu mäßig hohe Stöckelschuhe. Sie hat eine Torte dabei und vor, etwas zu feiern. Als sie eintrifft ist es still. Sie zündet die Kerze auf der Torte an. Schenkt den Sekt ein und schlecht praktisch zu ihrem Mann, von dessen schlechter Laune die Stimmung im Raum schon zeugt, noch bevor sie ihr zerstörtes Portrait mitten im Scherbenhaufen vorfindet. Was das Publikum an dieser Stelle ahnt, dauert noch eine gute Stunde: Es ist eine Art Drillen von Ehepartnern, bis sich die unvermeidliche Trennung durch Dritte bewahrheitet.

 

Jerry, Mr. Gerald Winslow, hat so seine Geheimnisse. Doch eines davon ist seine Herkunft, ein Anderes sein beruflicher Hintergrund und ein Drittes, möglicherweise sein Gefühlsleben. Dennoch liebt sie ihn und möchte keineswegs ihre Ehe leichtfertig aufs Spiel setzen. Er ist eifersüchtig auf den Umstand, dass man ihr eine Stelle angeboten hat. Er befindet sich daher, in einer Art Zwiespalt, denn er vermutet, ob ihrer Attraktivität, dass sie ihrem neuen Boss gefällt, und sie die Stelle in erster Linie deswegen will und annimmt. Sie will unabhängig sein, mehr als er ihr in der Ehe bieten kann und vor allem will. Denn die Tatsache zu akzeptieren, ist ein schwerer Schritt für beide. Jerry, scheinbar die Psyche seiner Frau genau kennend, meint, er müsse gemein sein, denn das scheint "Ihr Typ" zu brauchen.

Sie hingegen ist fassungslos, jedes Mal wieder, jeden Schritt, den er weiter geht, sie zu demütigen, mehr. Letztlich verschwindet er ganz. Und sie beginnt ihn zu suchen. Sie trifft seinen Freund Harvey, besucht das Grab seiner Mutter. Er lässt sie im Dunklen tappen und überwacht ihre Schritte, bis sie Harvey am Friedhof, vergewaltigt. Sie kann kaum glauben, dass Jerry sich dies in aller Ruhe ansah, ohne ihr zu helfen. Es wurde ihr klar, welche Ehe, welche Qualität ihre Beziehung zu Jerry hat. Ihr Boss, der ebenfalls in der Gegend weilt, und stets wie ein Schutzengel da ist, um ihr Straucheln und ihre Suche nach der Wahrheit begleitet, fängt sie auf. Sie entscheidet, zur Arbeit zu gehen, denn ihr Boss und die Beschäftigung ist gut für sie, gibt ihrem Leben Sinn und lässt sie Abstand zum Erleben in ihrer Ehe zu geben. Noch einmal eskaliert diese Situation der Ehe – doch diesmal hat sie ein Wort für ihren Ehemann gefunden: Sadist. Der allerdings hat sich heimlich bereits scheiden lassen. Ohne ein Wort.

Trotz dieser Umwälzungen werden vermutlich nur sehr wenige Frauen von einer Karriere derart eingeholt – fast abgeholt - wie Mrs. Winslow, die um ein "Wir" kämpft, das sich anscheinend von ihr entfernt, sich ohne ihr Wollen zerfällt und sie in eine Art Identitätskrise stürzt. Zwischen Bedrohung, Fallen und in der neuen sozialen Situation. Unsicher, ob die Laufbahn tragfähig ist.

Highland Notes

Danke für die Gedanken zu meinem letzten Artikel. Dieselbe Aufforderung gilt auch diesmal. 

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