Mikhail Lermontov
Das Kreuzfahrtschiff, bei dem es so viele Ungereimtheiten in den Berichten gibt.SOS auf der Mikhail Lermontov
Das vergessene "Naval Desaster", bei dem es einige Männer gibt, die heute noch schweigen.
Ganz kann hier der Fall nicht aufgeklärt werden. Dafür ist in den 80er Jahren noch zu wenig Information von Vorfällen dieser Art in öffentlichen Kanäle gelangt. Doch wir können uns erinnern, dass die Sowjetunion eine Kreuzfahrtflotte hatte, die nicht nur Russen ein einzigartiges Flair bot – und damit wohl auch besonders gefragte Arbeitsplätze für talentierte Entertainer - sondern auch als Reiseunternehmen tätig war und eine Menge an Devisen ins Land spülte.
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1986 kam das Charter-NummerFlaggschiff der Sowjetunion, die "Mikhail Lermontov", von einer Inspektion und Schiffsrenovierung zurück und bot auch auf dem internationalen Reisemarkt als Kreuzfahrtreisen an. Mit Erfolg. Zahlreiche Australier buchten die Reisen, die sie Neuseeland erkunden lassen sollte.
Das Besondere an diesen Reisen war, wie sich herausstellte, der "Russian Style" mit dem die Reisen auf dem schönen weißen Schiff punkteten. Es gab russischen Vodka, russische Speisen und russische Unterhaltung. Die Tänzer auf dem Schiff genossen hohes Ansehen, doch auch das Vokalduo erfreute die Gäste. Für viele war aber das Reisen an Bord des Schiffes mit Anlehnung an die Kultur des Großen Bären nicht neu. Oft waren speziell die älteren Damen und Herren schon zuvor mit der "Mikhail Lermontov" unterwegs, andere wieder brachten schon ihre Enkelkinder mit.
Diesmal sollte es eine Fahrt in die Städte und den "Marlborough Sounds" sein, eine Fahrt durch Wälder, Wolken und sanfte Hügel, entlang der Küsten, die die Gäste erfreut. Es wurde geboarded, aus Picton ausgelaufen, an der Bar Cocktails genossen, an der Reling gestanden und die sanften, von den Maori und anderen Einwohnern bewohnten Gegenden bewundert. Nach Mabel Island kam "Golden Point" und es ging weiter Richtung Cape Jackson.
Cape Jackson ist eine gefährliche Gegend für Schiffe. Besonders unkundige Seeleute geraten hier immer wieder in Schwierigkeiten, weshalb ein erfahrener, ortskundiger Seemann mit an Bord ist, um den Luxusliner zu dirigieren. So auch diesmal. Es ist "Harbourmaster in the Port of Picton" Jamison, der sich auf der Brücke befindet. Der Kapitän hielt sich einige Zeit außerhalb der Brücke auf, was, wie er später betonen wird, entsprechend der Vorschriften ist. Das Schiff verändert zweimal wesentlich den Kurs. Zunächst in der Nähe des Kempe Point, später noch einmal am Waihi Point. Damit gelangt das in voller Geschwindigkeit dahinrasende Kreuzfahrtschiff gefährlich nahe an den klippenumgebenen Leuchtturm von Cape Jackson. Überraschenderweise – änderte das Schiff noch einmal den Kurs – noch einmal mehr nach Backbord. Bei diesem Manöver bleibt zwar der Leuchtturm knapp heil, doch auf der zweiten Seite, rammt der Ozeanriese einige Klippen, die den Bug beschädigen. Der Kapitän stürmt zur Brücke und fragt entsetzt, was zum Teufel das Schiff an dieser Position mitten in den gefährlichen Klippen tut! (Naja. Er hatte eine Repeater in seiner Kajüte.) Er stoppt das Manöver und lässt Kurs aufs offene Meer setzen. Doch längst flutet das eindringende Wasser die ersten Compartments des Schiffes, die beschädigt worden und die "Mikhail Lermontov" neigt sich nach vorn.
In der Bar und am Promenadendeck, auch in der Lounge mit den vielen Sittichen und Papageien, bemerken die Passagiere, die von dem Manöver freilich nur am Rande etwas mitbekommen hatten, dass das Schiff sich am Heck leicht zu heben beginnt. Sicher war der Blick auf die Küste in voller Fahrt atemberaubend und die Passagiere hatten gar keine Zeit, sich um die Verfassung des Schiffes zu kümmern. Wer allerdings von der eigenartigen Position irritiert war, ist Kreuzfahrtmanager Warren, der auf die Brücke marschierte um zu erfahren, was das Geräusch zu bedeuten hat, das zu hören war. Dort herrschte helle Aufregung, denn die Männer sind über ihre Verantwortungsgebiete und ihre Funktionen in Streit geraten. Es wird bald bald klar, dass die "Mikhail Lermontov" in Seenot geraten wird, denn auch auf der Brücke beginnt sich der Wassereintritt bemerkbar zu machen. Zunächst nur via Instrumentenanzeige, relativ bald aber auch durch das schwerer werdend des Manövrierens des Giganten. Es wird um einen Kurs zu einem nahen "Rescue Beach" gebeten, den bekommt er auch: Unweit, also in Port Gore soll der Captain einen Strandabschnitt ansteuern.
Auch andere Schiffe hören das "Distress Signal" der "Mikhail Lermontov", die aber "aus eigenen Kräften die Rettung schaffen soll" und keine fremde Hilfe annehmen darf. Dies war dem Captain des nahen Frachters "Tarihiko" klar, was ihn dazu bewog, doch in der Gegend nachzusehen, ob der Ozeanriese, der rund 700 Personen (die Angaben variieren) an Bord hatte, die Schwierigkeiten bewältigen würde. Auf der Lermontov musste man feststellen, dass die Rettung sich schwieriger gestaltete, als erwartet. Es wurden Life Boats in die Tiefe gelassen. Die älteren Damen wollten alle noch auf die Toilette, bevor sie sich von der Crew in die Boote oder über die Strickleiter bugsieren lassen wollten. Die Rettung verzögerte sich und so kam es, dass die RentnerInnen in die Tiefe springen und im kalten Wasser an Land springen mussten. Innerhalb weniger Sekunden versank der Stolz der russischen Flotte im kalten Wasser von Port Gore. Es grenzt an ein kleines Wunder, dass nur vomerletzte, aber keine toten Passagiere zu beklagen waren. Ein Todesopfer gab es aber: Der Schiffs-Mechaniker Pavel wurde nie gefunden. Vermutlich wurde er durch den Riss im Bug nach außen geschleudert.
Einige Schiffe, die den Funkverkehr verfolgten, waren in Port Gore eingetroffen, um die Verletzten, die übrigen Passagiere und die Crew aufzunehmen. Darunter auch ein Kreuzfahrtschiff, das mit Passagieren nicht voll ausgelastet war. Die Verletzten wurden in Wellington von einem mobilen Team versorgt. Trotz der außergewöhnlich gut gelungenen Krisenbewältigung und "Passengerhandlings" wurde der Hafenmeister umgehend verhaftet. Noch während angeblich die Crew zurück nach Leningrad flog, begannen die Ermittlungen der Seefahrtsbehörde, die die Verantwortlichen eruierte und mit dem Funkverkehr zusammen zu einem Fall für weitere Untersuchungen machte, die aber nicht mehr durchgeführt wurden. Viel mehr wurde in einem Verfahren der Hafenmeister Jamison, der Kapitän des Kreuzfahrschiffes Vladimir Vorobyov sowie ein weiterer Mann zu mehreren Jahren Berufsverbot verurteilt. Der Captain nahm seinen Beruf danach wieder auf und befehligt nun Frachtschiffe.
Captain Jamison behauptet während der Untersuchung, erschöpft gewesen zu sein. Außerdem hatte er gewissermaßen an Stress gelitten zu haben. Andere erzählen, er hatte an diesem Tag Alkohol konsumiert. Die Vermutung, Alkohol könnte für die Entscheidung ausschlaggebend gewesen zu sein, entkräftete der Untersuchungsleiter.
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