Künstler Alexander Marholt (Hans Holt) wird von seinem Freund Ferdinand "Ferdl" Windberber (Josef Meinrad) besucht. (Bild: Bildschirmfoto des Films Rendezvous in Wien)

Plot

Der Komponist Marolt lebt in einem idyllischen Vorstadthaus, umgeben von seiner Frau, seiner Haushälterin und einer jungen Hilfe, genannt "Butzerl". Eines Tages – eine Band tragt gerade seine neueste Komposition vor – stellt die Haushälterin fest, dass der Stil sich geändert hat, was immer so war, wenn "eine seiner Ehen in die Brüche ging". Als seine Frau dann auch noch sieht, wie er die Haushaltshilfe, ein "süßes Wiener Mädel" küsst, ist's geschehen und sie will ihn umgehend verlassen.

 

Doch überraschend trifft Ferdinand ein, Herrn Marolts bester Freund, der auch noch im Außenministerium tätig ist. Er avisiert ihm zu seinem Geburtstag zwei junge Herren, die seine Söhne sind. Einer trifft aus den USA ein, wo seine Ex-Frau neuerlich verheiratet ist und der andere aus dem Sowjetreich. Ganz nebenbei geht es auch noch um einen Satelliten, den Ferdinand im Interesse Österreichs erwerben möchte.

 

Nun, sie treffen ein und – anstatt sich mit der "neuen Frau" an Marolts Seite zu befassen, sind sie hingerissen von seiner Gattin, die ihn praktisch gerade verlassen will. Sie verabreden sich abwechselnd mit ihr ohne es zu wissen und jeder macht ihr den Hof (so wie sie sich's Leben halt vorstellen). Sie ist zwar geschmeichelt von so viel Aufmerksamkeit, aber kann/will sich einfach nicht für einen der Jungen entscheiden. Marolt ist inzwischen mit seiner jüngsten Eroberung beim Heurigen. Sie ist nicht ganz glücklich, wie es scheint, und als Ferdinand eintrifft und er selbst den Heurigen verlässt, lehnt sie bald an der Seite des Ferdinands. Hans Marolt regt sich zunächst zwar auf, stellt aber fest, dass ihr Ferdinand einen Posten im Außenministerium angeboten hat. Schon hat es seine Frau gar nicht mehr eilig mit dem Auszug.

 

 

Filmplakat von "Rendezvous in Wien" ...

Filmplakat von "Rendezvous in Wien" - international unter "Whiskey, Wodka, Wienerin" bekannt.

Das "Süße Mädel" als Typ

Der Frauentyp aus dem Roman.

Das "Süße Mädel" trifft man in der Literatur und in ihren Verfilmungen wahrscheinlich häufiger, als im wirklichen Leben. Doch es ist immerhin eine Art Vision, die Arthur Schnitzler einst in seinen Werken zu Papier brachte, die auch in verschiedenen Ausprägungen die Bühne eroberte.

 

Der der männlichen Phantasie entspringende Typ, hier "Heidi" genannt, ist vielleicht gar nicht wirklich vorhanden, denn im Wien der späten 1950er Jahre, als der Krieg gerade mal ein paar Jahre aus und die Geburtenkontrolle noch nicht durch die "Minipille" geregelt wurde, war man nicht "sexuell zugänglich" als junge Frau, wenn man auch vielleicht natürlich und vital war. Es ist auch sehr zweifelhaft, dass die Schilderung "sie fungierte als Geliebte junger Männer aus gehobenem Stand" (vgl. Wikipedia/"Süßes Mädel") gut gewählt ist, denn es darf angenommen werden, dass sie dies hoffnungsvoll für eine zukünftige Ehe ansah, nicht für ein "fungieren" oder einen Ersatz der professionellen Kräfte in diesem Gewerbe. Es ist viel mehr ein männlicher Trugschluss, dass man sich solche Frauen halten oder nehmen kann und zeugt wenig von Realitätssinn oder Anständigkeit. Aber in diesem Film geht es gut aus. Glück gehabt, Heidi!

 

Vermutlich sind die "süßen Mädel", die so aussehen wie es die Sekretärin in diesem Film tut, wenig "zurücklegbar", wie es ein abgehobener Chauvinist annehmen könnte, sondern gewieft und sich ihres Aussehens und Auftretens bewusst. So schrammt das arme junge Ding, trotz ihrer Anstellung als Privatsekretärin zwischen der Gefahr als Prostituierte aufgefasst zu werden und der Annahme, sie sei von geringerem Stande, entlang und hat Glück, vielleicht beim Heurigen mit dem Legationsrat geseehn worden zu sein. Was ist also der gute Charakter, die Hilfsbereitschaft, die Loyalität wert, wenn es letztlich doch an einem vor Lust triefenden Sexismus scheitern wird? Es ist vielleicht kein Frauenideal, sondern eine männliche Phantasie. Denn sie wäre bei der gegenwärtigen Gesundheitslage, und wohl auch jener der letzten 100 Jahre, nur kurz vital, wenn sie sexuell besonders zugänglich wäre. Spielen kann man diesen Typ aber allemal. Es lebe die Unterhaltung!

 

 

Happy New Year!

Ich wünsche allen Leserinnen

und Lesern ein

Gutes Neues Jahr

und viel Erfolg 2023!

 

 

 

Autor seit 3 Jahren
197 Seiten
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