The Cassandra Crossing
Covid-Series: Noch ein Bahnfilm? Ja, weil er wirklich sehr aktuell ist!Die Hübsche: Susan (Ann Turkel) singend mit ihren Freunden (Bild: Dynamia)
Plot
Internationale Gesundheitsorganisation Genf
Ein Mann wird eingeliefert. Aber es ist ein Überfall, denn es wird der Wachposten überfallen und eine Bombe platziert. Die Angreifer haben Waffen und mit diesen gibt es ein Gefecht. Einer der Angreifer ist schon außer Gefecht, dann zerschießen andere noch einen Raum mit gefährlichen biologischen Bakterien. Einer der Angreifer ist in einem Krankenbett gelandet, einer ist geflüchtet und zwar in einen Zug. Colonel Mackenzie (Burt Lancaster) ist eingetroffen und berät, gemeinsam mit der behandelnden Ärztin die Lage. Der Eindringling stirbt in der Gesundheitsorganisation.
Bahnhof Genf
Inzwischen kaufen die Passagiere in Genf Tickets für den Zug nach Stockholm. Darunter auch Jennifer (Sophia Loren) und ihr Exmann, ein Arzt namens Jonathan (Richard Harris). Neben dem schon älteren Herbert ist auch eine Gruppe Jugendlicher unterwegs, die ihre Instrumente ausgepackt haben und zum Soundtrack beitragen. Mit der Zugfahrt, die nun folgt, hat wahrscheinlich keiner gerechnet. Denn der Bakterien-übersäte Übeltäter sitzt im Gepäckabteil, wo er dem Hund sein Wasser wegtrinkt und diesen ebenfalls infiziert. Aber der Colonel hat bei seinem Kollegen bereits auch eine Zugkarte gefunden.
Basel
Jennifer und Jonathan führen ihren Rosenkrieg weiter und der Übeltäter treibt sich im Zug herum. Auch in der Küche, von wo aus sich der mutierte Pest-Erreger verbreitet.
Einer der interessantesten Zugsgäste ist Herman (Lee Stasberg, später Israel Strassberg), der über die verschiedensten Talente verfügt, daneben des Waffenproduzenten Hugo Dresslers Gattin, den auch der Colonel kennt. Col. Mackenzie checkt die Passagierliste und weiß nun, dass Dr. Jonathan Chamberlain an Bord ist. Aber man plant den Zug umzuleiten, nach Cassandra Crossing, wo ein altes Lager besteht. Das bringt Herman in Schwierigkeiten, denn der darf ja nicht zurück nach Polen ...
Jennifer hat bemerkt, dass niemand einsteigen darf und die Polizei ein überdimensionales Aufgebot bereithält. Jonathan wird überraschend von der US Army angerufen und informiert, dass ein Überträger an Bord ist. Sie beginnen eine Schweden in den späten 20er Jahren zu suchen. Das Ehepaar durchsucht alle Abteile bis der Hinweis auf den Gepäckwagen kommt. Dort findet er den Infizierten, der von Bord gehievt werden soll. Ein Helikopter wird angefordert, doch nur der Hund schafft es von Bord. Der Infizierte fällt ins Koma.
Nürnberg Medical Team
Chamberlain findet beim Telefonat mit Mackenzie raus, dass er nicht mit dem Personal ausgestattet werden wird, das eine Heilung vorsieht, sondern eine Art "Säuberung" geplant ist. Das bringt die Stimmung im Zug auf den Nullpunkt. Chamberlain rechnet, denn bei 1000 Personen am Zug 60 Prozent versterben werden. Sie überdenken Ihre Beziehung, das Buch und was von ihnen bleiben wird.
Man informiert die Leute am Zug, dass der Zug umgeleitet wird und keine geplanten Stops durchgeführt werden. Viel mehr sind Bomben an der Strecke platziert, lügt der Colonel. Es besteht kein Grund zur Sorge, so der hinterhältige Einsatzleiter. Indes fällt der Hund in der IHO ins Koma.
Inzwischen sind schon viel Passagiere erkrankt. Der Einsatzleiter bringt einen Plan auf dem das Ende des Zuges nach Cassandra Crossing eingezeichnet ist. Herman ist überaus bemüht um die Leute an Bord. Genau wie der Arzt.
Col. Mackenzie teilt mit, dass jeder, der den Zug entkommen möchte, daran gehindert werden muss. Im Falle des Falles erschossen. Die grausigen Vorbereitungen beginnen, denn es werden überall bewaffnete Einsatzkräfte eingesetzt, auch am Zug. Aussteigen darf niemand, stattdessen werden die Fenster metallisch verschraubt.
Es sieht aus als ob keinerlei Bemühung unternommen wird, die 400 Personen, die voraussichtlich überleben werden, zu retten. Herman Kaplan versucht, den Zug zu verlassen und wird angeschossen. Als er wieder im Zug ist, werden die zurückgebliebenen Gegenstände entfernt. Die Fenster gehen nicht mehr auf, es gibt keine frische Luft. Es ist nicht klar, ob der Infizierte inzwischen tot oder nur komatös ist, er wird jedenfalls in einen Sarg geschraubt. Der Arzt, Chamberlain hat keine echten Heilmöglichkeiten. Aber die Leute an Bord haben Glück, dass er an Bord ist.
Isolationslager, "so nennen sie es jetzt"
Herman Kaplan (Lee Strasberg) hat Zweifel, ob es die Brücke überhaupt noch gibt. Es wirkt, als wäre er dort schon mal gewesen und hätte dort Frau und Kind verloren. Er kämpft mit der Erinnerung.
Langsam überfällt alle die Panik. Flüssiger Sauerstoff wird eingesprüht, dann fährt der Zug ab. Mackenzie will es nun allein "handeln", er verdrängt die Ärztin. Offenbar ist The Cassandra Crossing eine Art nicht gewartete oder nur für vorgesehene Todesfälle zugängliche Brücke, die 1948 geschlossen wurde. Anscheinend hat man vor, den Zug nicht mehr zu stoppen, nach Janov zu führen und keinerlei weitere Initiativen zu treffen, die Leute zu retten. Chamberlain identifiziert Col. Mackenzie als Lügner (der ja behauptet, die Investitionen in die Infrastruktur seien erfolgt).
Licht am Ende des Tunnels
Der Hund ist inzwischen am Wege der Besserung und es sieht so aus, als ob der Col. Mackenzie die Leute umbringen will. Der Sauerstoff tötet das Bakterium. Auch am Zug werden die Leute wieder gesund. Doch jetzt sind die Militärpolizisten am Werk, die nicht mehr stoppen wollen. Anscheinend auch ein Selbstmordkommando für 43 bewaffnete Einsatzkräfte an Bord des Zugs. Überraschenderweise entpuppt sich der Gottesmann Haley (O. J. Simpson) als International Law Enforcement Officer – er befiehlt formal den Stopp des Zuges...die Passagiere gehen zum Gegenangriff über, schnappen sich die automatischen Waffen der Wachen, ein Kampf zwischen den Wachen und den Passagieren entsteht ...
Zug rollt - mit dem Überträger an Bord
Hintergrundüberlegungen
Mackenzie kennt die Dresslers, die Ärztin kennt am Zug den Arzt Dr. Chamberlain. Sind sie Stellvertreter eines Konfliktes? Es scheint ein Machtkampf zwischen Gut und Böse, mit den herkömmlichen Mitteln, kommen wir nicht weiter. Vielleicht sind es die Details die unsere Beachtung verdienen? Das sind so viele Hinweise. Mal sehen.
Waffenproduzentengattin Dressler spricht permanent vom "Baby" Robby, der ist vielleicht eine Art Nachwuchsseal?
Susan (Ann Turkel mit Charly Simons Song) singt so smooth und harmonisch sie kann "I'm on my way!", klingt als wären es Babies, die sich nicht aufhalten lassen, wenn mal die Geburt eingeleitet ist.
Der Mann, der die Bombe in der WHO deponiert, ist beim Schwedischen Friedenscorps., sein Freund ist der Play Carrier, was auch immer ein Spiel-Träger ist, vielleicht ist es ein Spielzeuglastwagen, Zug oder Hubschrauber – und Kol. Mackenzie weiß davon. Als Träger bezeichnet man aber auch Gerätschaften, von denen man ballistische Raketen oder Lenkwaffen abschießen kann. Vielleicht ist es deshalb so wichtig, dass der Zug nicht stehen bleibt, weil bewegte Ziele schwerer zu treffen sind? (Der Lokführer wird leider nicht hinzugezogen.)
Aber auch, wenn es erforderlich war, diesen Zug in diese Gegend zu fahren (aus anderen militärischen Gründen), so ist das Riskieren von rund 1000 Menschenleben ja doch ein hoher Preis. Schweden hatte – während des Kalten Krieges, der ja 1975/1976 noch "tobte" - immer wieder Schwierigkeiten mit sowjetischen U-Booten vor der Küste. Aber wenn es sich um den Schmuggel von militärischem Gerät oder Dissertierten handelt, müsste der Zug doch in die Gegenrichtung fahren. Und irgendwie tut er das ja auch, dann, gezwungenermaßen. War die Cold War Situation dramatischer, als man in Europa weithin mitbekam?
Rezeption
Die letzten Minuten des Films sind schwer zu verdauen, denn letztendlich belügt Mackenzie auch seinen Vorgesetzten, möglicherweise weiß er es auch nicht genauer. Er geht jedenfalls noch bevor er rückgefragt werden kann aus dem Dienst. Das bedeutet, es gibt eine Metaebene, die den Ausgang beeinflusst. Und Überlebende, von denen noch nicht gewusst wird. Sind sie gesund?
Der Film lässt einige interessante Fragen unbeantwortet. Man hat den Eindruck, das Zwei-Stunden-3-Minuten Kunstwerk ist noch zu kurz. Aber bei dem Staraufgebot, sind gut und gern 3 Stunden drin. Es wäre eine interessante Frage, warum eigentlich das Head Quarter der Gesundheitsorganisation gestürmt wird? Der Mann dann ausgerechnet zu dem Zug flüchtet? Wer die Passagierliste vorher kannte?
Und, obwohl eigentlich fast schon zu deutlich, erinnert die Situation an den Lockdown. Nur, dass in diesem Film nur ein Zug downgelockt wird, in der Realität sind es ja Länder ganzer Kontinente in der zweiten Welle. Es ist durchaus die Frage gestellt, ob die Verantwortlichen je genannt werden.