Western - Der Bürgerkrieg im Film III
Western Klassics. Ein Blick zurück in die 50er und 60er Jahre - Teil IIITitelsequenz von "The Good, The Bad and The Ugly". (Bild: https://www.youtube.com/wat...)
The Good, The Bad, and The Ugly
In einem zweiten Handlungsstrang wird uns ein weiteres "Paar" vorgestellt: Es ist der Bandit "Tuco" Ramirez und sein "Guarding Angel", ein Kopfgeldjäger den er "Blondie" nennt. Tuco, der Ugly, wird in der Wüste von New Mexico gestellt. Ein Steckbrief besagt, dass er bereits 2.000 Dollar "wert" ist. Da er sich nicht freikaufen kann, macht er mit "Blondie" gemeinsame Sache und lässt sich von ihm – mehr oder weniger – an die Behörden ausliefern. Diese machen dann kurzen Prozess mit ihm und stets, wenn er dabei ist, seinen Kopf zu verlieren, trifft "Blondie" ein, der den Strang zerschießt und den Männern die Hüte vom Kopf. Die dermaßen geschockten Männer vergessen daraufhin auf die Verfolgung des Banditen und seines Retters.
Eines Tages meint Tuco, er sei bereits mehr wert und würde gern diese "Partnerschaft" umkehren, trüge er doch das ganze Risiko. Außerdem wurde er im letzten Bundesstaat von "Angel Eyes" beobachtet, der sicher war, dass ihm ein "Angel" helfen wird. Und so war es. In diesem, 14. Bundesstaat, sind sie nur noch knapp entkommen und in verschiedene Richtungen geflohen.
Gleichzeitig ist "Angel Eyes", der in dieser Stadt auf der Suche nach Bill Carson war, auf die beiden aufmerksam geworden. Er entpuppt sich als Frauen schlagender Yankee, der Maria, des gesuchten Carsons Freundin, ohrfeigt, bis sie ihm sagt, was sie weiß. Doch "Angel Eyes" ist clever, er bewegt sich zivil und besucht das eben beschossene Fort der Südstaatler auf der Suche nach Carson in cognito.
Tuco, der auf Rache sinnt, besorgt sich in eine Pistole und trifft einige frühere Bekannte wieder, denen er einen Deal schmackhaft macht. Er reitet mit ihnen in die Stadt und stöbert "Blondie" auf. In dem Moment, in dem er sich an ihm rächen will, trifft den Saloon eine Kanonenkugel und so entkommt ihm Blondie, der inzwischen einen anderen "Partner" hat und zwar Shorty. Tuco aber, der anscheinend an Blondie einen Narren gefressen hat, reitet abermals hinter ihm her und hält ihn davon ab, seinen Schießtrick am verurteilten Shorty zu probieren, was diesen das Leben kostet.
Auf dem folgenden Weg durch die Wüste, auf dem Tuco ziemlich gemein wird, was "Blondie" fast das Leben kostet, begegnen sie der Kutsche, in der sich einige tote Soldaten befinden. Einer ist darin noch am Leben: Bill Carson. Er verspricht Tuco Gold im Gegenzug für Wasser, denn er ist am Verdursten. Doch Tuco lässt sich in seiner gemeinen Art zu sehr Zeit und verliert den Mann, ehe er sein Geheimnis an ihn verraten kann. Stattdessen scheint er es "Blondie" verraten zu haben, der ebenfalls fast verstirbt. Doch als Tuco merkt, dass "Blondie" eher stürbe, als ihm etwas zu verraten, bringt er ihn in die nächste Mission, in der er sich erholt. Auch ist dort sein Bruder als Pfarrer tätig, was über seine Familienverhältnisse Aufschluss gibt.
Es wird klar, dass sein Vater verstarb. Sein Bruder macht ihm Vorwürfe. Doch Tuco gehört nicht zu denen, die dies schätzen. Er ist zu stolz, um sich klein zu machen – und auch ist er gern jemand, der es schafft, sich in andere Rollen einzufinden, auch wenn es das Anziehen von Kleidung toter Südstaatler umfasst. (Das ist tatsächlich "ugly".) "Blondie und Tuco verlassen die Abtei (wohl weil sein Bruder ihn weghaben wollte) und laufen den Yankees in die Arme, die sie umgehend in ein Gefängnislager stecken, in der "Angel Eyes" schon wartet, um Tuco zu misshandeln. Denn der möchte auch gern etwas über das Gold erfahren.
Wie sehr sie sich auch gegenseitig hassen: "Angel Eyes" macht sich mit "Blondie" auf dem Weg zum Friedhof, auf dem er das Gold vermutet. Tuco seinerseits ist einem Yankeesoldaten übergeben, von dem er sich auf gewaltsame Weise befreit. Sie treffen sich zum Showdown auf dem zum Kriegsschauplatz gewordenen Friedhof, auf dem nun Tuco wie verrückt nach dem Grab sucht, in dem das Gold steckt. Diese Suche endet mit dem Tod von "Angel Eyes", der gleich an Ort und Stelle in ein Grab fällt. Tuco hingegen hängt nachdem er die Säcke gefunden hat, wieder an einem Ast, doch "Blondie" erbarmt sich seiner abermals und befreit ihn rechtzeitig von seinem Strick um den Hals, der wohl als "Symbol" verstanden werden kann.
Sie werden geschnappt - und melden sich bei den Yankees zum Dienst. (Bild: https://www.youtube.com/wat...)
Die Brücke - Sequenzen
Auf dem Weg werden sie erneut von den Nordstaatlern gefasst, die eine Brücke bewachen, bei der es zweimal täglich einen Angriff von der Gegenseite gibt. Zur Überraschung der Zuseher ist Tuco gewiefter geworden und sagt dem Captain, den er dort trifft, sie wollten sich zum Dienst melden. Der Captain ist begeistert, denn er ist einerseits ohnehin vom hohen Zoll an Männern, die diese Brücke fordert, wenig angetan und kann sich dies vorstellen. Nun, verstirbt der Captain bei einem Angriff und die beiden sprengen die Brücke, womit sie ihm quasi einen Gefallen tun.
Wie lang diese Einheit dort bereits die Stellung hält, ist nicht mehr in Erinnerung. Da es jedoch um ein Werk geht, das sich ins Jahr 1862 einbettet, an dem der Krieg im zweiten Jahr war, ist es vielleicht auch der Ausdruck des Regisseurs, der mit dieser Szene die Ermüdung der Soldaten durch den Stellungskrieg zum Ausdruck bringt, seine Abscheu für sinnlosen Verschleiss von Material und Männern, aber auch den Verfall von Moral und hohen Erwartungen dokumentiert. Damit drückt sich eine fast pazifistische Tendenz aus, trotz dieser vielen Gewalttaten, die der Film transportiert, die ein berechenbares Justizwesen in den Bundesstaaten neben das generelle Kriegsgeschehen stellt.
"Im Kampf waren wir gleichwertig", scheint die Parole zu lauten, die Tuco dazu bringt, sich und seinen "Partner" zum Dienst an der Waffe zu melden. Wir lernen viel von Tuco: Etwa, dass Revolver und Pistolen nicht dasselbe sind. Oder dann man in einer Art, sich gegenseitig Gewalt anzutun, eine Art Partnerschaft sehen kann, die einem fehlt, wenn der andere nicht zugegen ist.
Who?
Das Filmmuseum, das zur Zeit einen Schwerpunkt auf den Filmen Ennio Morriones setzy, beschreibt den Inhalt dieser Trilogie etwa: "Sergio Leone oder 20 Arten, John Ford zu Grabe zu tragen: dem Western so gründlich und feist den Boden des Westens mitsamt Mythos zu entziehen, das einzig, aber circensisch das Kino überle'bt. Once upon a time: the cinema. Van Cleef und Eastwood treten als bounty killer mit ausgelöschten Minen gegn eine Horde rhetorisch wie grausam agierender Tötungsharlekine mit Sombreros und natürlich auch, gravitätisch, gegen sich selbst an – in entweihten Kirchen, kreisrunden Arenen und schneeweißen "mexikanischen" Dörfern, die mit überbordenden Leichenkarren und Kalkmauern an antike Theaterkulissengemahnen. Eine makabre Perlenschnur zerdehnter "großer Augenblicke", untermahlt von pfeifenden Lippen, klingenden Glocken, eunuchischen Chören und einem wollüstig belfernden Gebell der Schüsse. Leones Kunst besteht in der Beschwörung dieser niemals schnell, sondern immer lechzend verzögernt herbeigeführter Augenblicke. In solchen Momenten zerbricht Leone den visuellen Kanon des US-Westerns endgültig."
Und über "Il buono, il brutto, il cattivo" befindet der Kritiker "Der perfekte Schlussteil der Leone Trilogie: The Good, the Band, and the Ugly" empfiehlt sich als barockes Bankett von Exzessen, als Burleske über Gemetzel, Folter und Tod als Amoklauf der Gegensätze. Statt dem ruhigen Rhytmus klassischer Western: Das Bombardement des Hastigen durch das Gedehnteste. Statt weiten Räumen und Totalen: das Stakkato von long shots udn close-ups, in den Horizont und Bartstoppel unvermittelt aneinandergeraten. Die Zooms röhrern, die Kuleshov-Montage knirscht, die Großaufnahmen malträtieren das Auge, und Maestro Leone wütet als Herkules der Regie udn kinematographischer Michelangelo. Keine karge Speise, sondern pervers geile Opern-Spaghetti mit Speck, panna und tomatenrotem Blut,begleitet von celestisch synthetischer Morricone Musik und Tänzen von dem Grabe entgegentorkelnden Marionetten."
Ja, nun, was soll man darauf sagen? Im ersten Moment ist man von der Wortgewalt der H. T. hinweggefegt und ringt mit dem spärlichen Rest an kritischem Denken sich die zusammengesetzten Wortkreationen bildlich vorzustellen, scheitert aber in den meisten Fällen. Zweifellos hat sich der oder die Verfassende dieser Zeilen Gedanken gemacht, aber einerseits fällt auf, dass in den Western eigentlich oft dieselbe Häuserzeile gezeigt wird, was vermuten lässt, dass es einen Paradedrehort gibt. Andererseits ist diese Art der Beschreibung eines Inhalts fast schon zuviel der Kritik. Etwa würde der ortsansässige Einwohnerriege, die – wenn man bedenkt, dass alle anderen Gruppen mit einer der Kriegsparteien im Bunde ist und ihre Mitglieder von dort generiert – die Zivilisten repräsentieren, die sich nach allen Regeln der Kunst und den ihnen verfügbaren Möglichkeiten gegen Fremdherrschaft und Krieg wehren, kaum als "grausam agierende Tötungsharlekine" bezeichnen, aber das ist das Recht des Kritikers, der seine Meinung zum Ausdruck bringt. Auch hat Morricones Musik in meinen Ohren keine "synthetische" Komponente. Und ich vermute, dass der oder die Schreibende dies auch so sieht, und sich nur von der überströmenden Gedankenflut hinreißen ließ, denn im Intro zur aktuellen Ausgabe des Programms des "Film Museum" heißt es "Seine Fusion von eingängigen Akkorden und mitsingbaren Melodien mit verblüffenden Instrumentierungen – E-Gitarren und Maultrommel, Pfiffe und Schreie, Trompeten, Schüsse und Peitschenhiebe – schlug buchstäblich ein wie eine Bombe."
Fazit kann nur lauten, die Zusammenarbeit von Morricone und Leone, die Abstimmung von Musik und Szenenfolge, ließ ein großartiges Werk entstehen. Und nicht zu vergessen ist die Wirkung Clint Eastwoods als damals 35/36-jährigen Retter aus der Breduille, der definitiv das Publikum bis heute auf seine Seite zieht, fasziniert und der Generationen von Medienkonsumenten durch die rund 400 Minuten der Trilogie geleitet, ohne je einen Zweifel aufkommen zu lassen, dass das Gold irgendwann auftauchen wird. Er überzeugt nebenbei die Seherinnen und Seher vom Schweigen, das die coolere Variante des "durchs Leben-Gehens" zu sein scheint und creiiert dadurch einen Lifestyle, der zu selten als solcher in der Gesellschaft erkannt wird.
Hätte also der Kritiker geschrieben: Die Darstellung des "vom-Kopf-Schießen-der-Hüte" ist in dieser Distanz, diesem Winkel und dieser Ausrüstung undlaubwürdig. Es würde bedeuten, dass es mehr als einer sind, vielleicht sogar mehr als drei zusätzliche Männer, die sich alle auf einen Hut konzentrieren, die aber Maestro Leone weglässt, hätte ich es akzeptiert. Hätte er geschrieben: Nun, die Darstellung des vorbeirasenden Zugs, der den toten Yankee mitschleift, ist unrealistisch, weil er Tuco wegschleifen müsste, bevor die Lok mit dem Rad die Handschelle erreicht, hätte ich dies Kritik als großartig empfunden, besonders wenn er dann noch erwähnt hätte, dass die nasse Zündschnur als funktionierendes "Wunder" erwähnt hätte. Doch so?
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Bildquelle:
Dyn.2022
(Western - Der Bürgerkrieg im Film II)
Dyn.2022
(Western - Der Bürgerkrieg im Film)
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(Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)