Ein Welpe kommt ins Haus

Kommt ein Welpe ins Haus, ist für beide Parteien nichts mehr, wie es vorher war. Die eigene Familie ist um ein Mitglied reicher, der Welpe wurde seiner Mutter und seiner Geschwister beraubt. Für viele der Jungtiere steht die erste Autofahrt in ihrem Leben an und endet in einer völlig fremden Umgebung. Für ein Baby ein großer Einschnitt, der mit Stress, Ängsten (vor allem Trennungsangst) und Trauer verbunden ist. Er wird mit Reizen regelrecht überflutet und braucht erst mal viel Zeit, um sich in den neuen vier Wänden zurechtzufinden. Kein Wunder, dass so manch kleiner Held erst mal streikt, wenn er auch noch Halsband oder Geschirr und Leine umgebunden kommt, und in die große weite Welt zum Pinkeln hinaus soll. Darum kann man den Ausgang die ersten Tage erst mal auf das Geschäftmachen beschränken und Spiel und Spaß vor allem in die Wohnung und in den sicheren Garten verlegen.

1. Halsband oder Geschirr auf positiv prägen

Hat der Welpe sich einigermaßen eingelebt, sollte man so schnell wie möglich mit der Gewöhnung an Halsband oder Geschirr gewöhnen. Ein Hund vom Züchter hatte vielleicht schon ein Babybändchen zur Erkennung, dann wird ein Halsband wahrscheinlich zügig akzeptiert. Andere lebten bisher in völliger Freiheit und tun sich sehr schwer, sich an das zusätzliche Gewicht zu gewöhnen. Sie kratzen und jaulen und leiden fürchterlich. Am besten verknüpft man deshalb das Halsband- oder Geschirranlegen mit etwas Positiven. Dazu tragen vor allem Leckerlies und Spielen bei. So wird der Hund hoffentlich vom Ungewohnten abgelenkt und verbindet dadurch mit der Zeit, dass es sich um ein schönes Ereignis handelt. Anfangs lässt man das Geschirr oder Halsband nur kurz um. Später wird die Zeit immer mehr verlängert. Auch bei jedem Rausgehen wird der Welpe angezogen, sodass es mit der Zeit das Selbstverständlichste der Welt ist.

Achtung! Nach neuen Erkenntnissen sollten Welpen grundsätzlich ein Geschirr anstelle eines Halsbandes angelegt bekommen. Der Halsbereich ist bei allen Hunden, insbesondere bei Welpen extrem empfindlich. Rennt der Hund vor lauter Übermut in die Leine, kommt es zu Schmerzzuständen und Halswirbelproblemen, die die ganze Wirbelsäule beeinträchtigen können. Rucken am Halsband und ziehen an der Leine führen zu großem Druck auf Kehlkopf und Luftröhre. Diese können ohne Weiteres auch geschädigt werden!

2. Die Leine kommt dazu

Wird das Geschirr ohne Murren akzeptiert, kann man einfach auch mal die Leine hinhängen und hinterherziehen lassen. Am Besten fängt man wieder in der Wohnung oder im Garten an. Im nächsten Schritt nimmt man die Leine in die Hand, und folgt dem Hund so, dass sie immer locker durchhängt. Anfangs bietet sich auch eine leichte Schleppleine an. Diese begrenzt den Hund nicht so stark, sodass man wunderbar auch mit dem angeleinten Hund spielen kann. Stört er sich nicht weiter daran, kann man gleich anfangen, selbst die Richtung zu bestimmen. Dazu kann man den Welpen durchaus mit Leckerchen und Spielzeug, und ganz viel Lob, locken. Die Leine sollte nie auf Zug gehen, das kann den kleinen Hund erschrecken und er kann in Panik geraten. Schmerzen und negative Verknüpfung wären Folgen, die das Vertrauen leicht zunichtemachen.

So lieber nicht!

3. Jetzt geht's nach draußen

Wenn sich der Welpe an sein neues Rudel gewöhnt hat und diesem vertraut, kann man nun immer mehr nach draußen gehen. Anfangs sollten jedoch belebte Plätze oder befahrene Straßen vermieden werden. Für so ein kleines Würstchen wäre das hochgradiger Stress. Lieber bringen Sie ihren Welpen zu einem ruhigen Plätzchen, an dem er sich nicht erschrecken kann. Wenn das Hundekind nicht weg vom sicheren zu Hause will, trägt man es einfach und setzt es dann irgendwann ab. Idealerweise versucht man noch ein Stückchen in die andere Richtung weiterzukommen, indem man mit Leckerchen und aufmunternden Worten lockt. Jeder Schritt in die richtige Richtung wird gelobt. Danach kann man umdrehen und den meist leichteren Heimweg in Angriff nehmen. Ein Fußmarsch von 5 - 10 Minuten ist anfangs vollkommen ausreichend, da es dem Welpen sonst schnell zu viel wird, er sich womöglich hinsetzt und keinen Schritt mehr macht. Vor allem am Anfang ist es für Herrchen oder Frauchen das reinste Geduldsspiel und braucht viel Zeit. Nicht nur für den Hund kann das ganz schön ermüdend sein.

total geschafft

total geschafft (Bild: © Eric Isselée - Fotolia.com)

4. Jetzt bestimme ich

Es wird nicht lange dauern, und aus dem kleinen, unsicheren Baby wird ein halbstarker Teenager, der von den Gerüchen da draußen gar nicht mehr genug bekommen kann. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um dem Welpen klarzumachen, wer hier das Sagen hat und welche Richtung man selber einschlagen möchte. Wenn der Hund jetzt lernt, dass er nur genug in die Richtung ziehen muss, in die er will, wird es wieder nichts mit einem entspannten Spaziergang. Wenn der Besitzer vor lauter Kräftemessen erschöpfter ist als der Hund, ist irgendetwas schiefgegangen. So ein Verhalten muss dann mühsam wieder abtrainiert werden. Besser der Welpe lernt von kleinauf, dass an der Leine grundsätzlich nicht gezogen wird. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Man lässt den Hund erst gar nicht vor sich laufen. Das erreicht man z. B. dadurch, dass man immer ein Leckerchen fallen lässt, wenn der Hund direkt neben einem ist. Der Hund bemerkt das Leckerchen und braucht kurz, um es aufzuheben. Dadurch fällt er leicht zurück. Wenn er wieder aufholt, wird das nächste Leckerchen fallen gelassen. So lernt der Hund, dass es sich lohnt, neben Herrchen oder Frauchen zu laufen. Noch besser funktioniert diese Übung, wenn sie mit dem Clicker verknüpft wird. Dazu sollte der Hund aber schon sicher auf den Clicker konditioniert sein. Immer wenn der Hund knapp hinter dem Hundeführer ist, wird geklickt und das Leckerli fallen gelassen.
  • Interessiert den Hund ein Leckerchen gerade nicht, weil etwas anderes seine Aufmerksamkeit erregt, ist der Besitzer besonders gefordert. Am besten versucht er, sich interessant zu machen, bevor der Hund anfängt zu ziehen. Das kann ein Richtungswechsel sein, ein plötzliches Stehenbleiben oder ein paar Schritte rückwärts. Durch ein zusätzliches akustisches Kommando wie "Hier" oder "Komm mit" kann man die Aufmerksamkeit leichter erreichen. Das A und O an der Geschichte ist jedoch, den Hund erst gar nicht vor sich zu lassen, sodass er nicht außer Reichweite kommt und die Aufmerksam verliert. Schnüffeln und springen kann er dann, wenn er von der Leine ist. Sollte der Zeitpunkt doch mal verpasst werden, sollte man sofort stehen bleiben, wenn Druck auf die Leine kommt. Nur bei durchhängender Leine geht es wieder voran.

Bei beiden Varianten gilt: Der Hundeführer muss mindestens genauso aufmerksam sein, wie der Hund, und immer konsequent. Wenn Leine, dann immer konzentriert bei der Sache sein. Der Hund kommt durcheinander, wenn er einmal vorauslaufen und womöglich ziehen darf, und beim nächsten Spaziergang wieder nicht. Besonders beim Welpen muss man die Lerneinheiten immer wieder mit Spaß und Spiel unterbrechen, da er nicht lange am Stück aufmerksam mitmachen kann. Besser aufhören, wenn alles gerade spitze läuft.

Wer geht mit wem?

Hilfsmittel

Zur Hundeerziehung gibt es diverse Hilfsmittel. Nicht alle sind sinnvoll, einige sind sogar hoch bedenklich. Beim Welpen auf gar keinen Fall anwenden darf man Würge- und Stachelhalsbänder oder Halties. Mit diesen Hilfsmitteln erreicht man statt einer positiven Bestärkung durch Lob genau das Gegenteil. Der Hund vermeidet (auch nicht immer) eine Handlung, weil diese negativ bestraft wird, und zwar mit Schmerzen. Der Hund bekommt Angst vor der Strafe und auch vor dem Hundeführer. Dabei sollte doch der Hund seinem Rudelführer bedingungslos vertrauen. Hat ein Hund Angst, ist er nicht mehr berechenbar und kann zur Gefahr für Andere werden.

Ein besonders empfehlenswertes Hilfsmittel stellt der Clicker dar. Es handelt sich im Prinzip um ein knackfroschähnliches Gerät, welches beim Drücken das charakteristische "Clickclack" macht. Der Hund wird darauf konditioniert, dass ein Click ein Leckerchen ankündigt. So lernt der Hund, dass was er während des Clicks gerade macht, richtig ist. Das Verhalten wird also positiv bestätigt und kann dann zusätzlich mit Kommandos verknüpft werden. Wenn man das Prinzip des Clickers verinnerlicht hat, ist es ganz einfach möglich, selbst komplizierte Kunsstücke mit dem Hund zu erarbeiten. Er wird dabei zum Denken und Mitmachen angeregt, was ihn auch geistig auslastet. Mit einem Hund, der sowohl geistig als auch körperlich ausgelastet ist, werden Sie lange Zeit ihre Freude haben.

Von der Theorie zur Praxis

Nachdem ich seit kurzem nun endlich selber einen Hund mein Eigen nennen kann, konnte ich nun die Theorie mit der Praxis vergleichen. Ich habe eine 4 Monate alte Hündin aus dem Tierschutz übernommen, die bis dato keine Leine und kein Geschirr kannte. Ganz schnell wurde klar, dass das so einfach mit Leckerli locken und nicht vorrausgehen lassen nicht funktioniert. Das Hündchen war absolut überwältigt von all dem Neuem und brauchte extrem viel Zeit für wenig Weg, da sie nur am schnüffeln und schauen war. Nachdem sie sich in der näheren Umgebung soweit auskannte, bin ich ganz schnell auf eine Flexi-Leine umgestiegen, damit eine größere Bewegungsfreiheit gegeben ist, weil ich den Hund die ersten Wochen überhaupt nicht von der Leine nehmen kann. Bei ganz kleinen, die man schon mit 8 Wochen aufnimmt, hat man schnell schon eine Bindung aufgebaut, und diese laufen oft einfach mit. Nicht so bei einem relativ selbsttändigen, aber auch unsicherem Mischling aus dem Tierschutz. Nach zwei Monaten laufe ich immer noch mit Flexi-Leine, lasse sie aber an übersichtlichen Stellen ohne Leine laufen und übe natürlich nebenher das Rückrufsignal. Bei Fuß Übungen habe ich noch gar nicht angefangen, da so viel auf einmal zu lernen war, dass es mir ausreicht, wenn sie auf ein "weiter" (meist) weiterläuft, und ich mir nicht minutenlang die Beine in den Bauch stehe. Übrigens würde ich bei der Flexileine immer die Ausführung mit Gurt nehmen. Erstens finde ich diese viel stabiler und zweitens gibt es mit der dürren Seilausführungen gerne mal ganz nette Verbrennungen an unbedeckten Füßens des Leinenhalters.

Der artgerechte Hundespaziergang

 Mittlerweile ist meine Hündin über 1,5 Jahre alt und geht super an der Leine. Oft nehme ich immer noch die Flexi, wobei der Hund gerne vorausgehen darf und ausgiebig Zeit zum schnüffeln bekommt. Auch den Weg darf sie oft selber bestimmen, da ich der Meinung bin, dass es Ihr Spaziergang ist und es ihr gefallen muss. Ich fahre sehr gut damit. Auch an normaler Leine läuft sie toll und bei Fuß funktioniert es sowohl mit als ohne Leine draussen und auf dem Hundeplatz echt super. 

Hier noch ein tolles Video zum artgerechten Tagesablauf eines Hundes. Sollte sich jeder mal angeschaut haben:

SusanneEdele, am 02.11.2013
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Bildquelle:
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Rosen und die Frage: Dorn oder Stachel?)

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