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Das geht gar nicht: Abwertung und unfaire Kritik

 

Nicht zuletzt an die langfristigen Folgen sollte man denken, bevor man sich zu mancher Aussage hinreißen lässt, die sich nachher nicht mehr ausbügeln lässt.

Natürlich: Kritik ist wichtig, und wer nicht schon als Kind lernt, dass man im Leben auch einmal kritisiert wird… der wird es später sicher schwer haben. Mit konstruktiver Kritik muss man umgehen lernen, auch, um sie für sich zu nützen. Und unfaire Kritik muss man aushalten können – für diese sind Eltern als die Bezugspersonen schlechthin aber nicht zuständig! Und schon gar nicht im Kindesalter oder in sehr schwierigen Lebensphasen der Jugend.

 

Noch schlimmer sind die zahlreichen Formen der Abwertung, die manche Erwachsenen sogar gezielt einsetzen wollen, um ihr Kind "zu erziehen".

Zu den psychischen Folgen, die "das Kind" langfristig begleiten können und in vielen Fällen auch werden, möchte ich jetzt gar nicht viel erwähnen – diese sind ohnehin bestens bekannt. 

 

Erwähnen möchte ich nun aber, welche die 10 Dinge sind, die man niemals zu seinen Kindern sagen sollte - und viele davon haben auch gleich ganz konkret mit dem Problem der Abwertung zu tun:

 

1.Du bist mein Fehltritt. Eine Aussage, die hoffentlich kaum jemand tätigt – so er oder sie es aber doch tut, möge er sich folgender Tatsache bewusst sein: Das war es dann mit der Eltern-Kind-Beziehung, denn diese hat sich spätestens mit einer derartigen Äußerung erledigt, und zwar für immer. Innere Distanzen werden übrigens irgendwann auch zu äußeren…

 

2.Meinen Sohn/ Meine Tochter habe  ich mir anders vorgestellt. Wer so etwas zu seinem Nachwuchs sagt, sollte sich auch gleich einmal die Frage stellen, welches seiner persönlichen Probleme ihn dazu antreibt. Eins vorweg: mit dem Nachwuchs selbst hat dieses Problem nichts zu tun.

 

3.Was stimmt mit dir eigentlich nicht?! Ja, eine gute Frage – aber warum an das Kind gerichtet? Wer so etwas zu seinen Kindern sagt, mit dem stimmt wohl selber irgendwas nicht. Wenn Sie etwas am Verhalten Ihres Kindes stört, sollten Sie überlegen, inwieweit dies tatsächlich angebracht ist – und vor allem eines nicht vergessen: Kritik positiv formulieren bringt mehr als abwertende Kommentare. Und zu diesen zählt eine "Frage" dieser Art.

 

4.Dann hab ich dich nicht mehr lieb… Erpressung in ihrer reinsten Form. Kinder lieben ihre Eltern, und möchten von diesen natürlich auch geliebt werden.

 

5.Aus dir wird nie etwas! Eine sehr positive Sicht auf das Kind und seine Lebenschancen, die ihm sicher gut tun wird… 

 

6.Ich will dich nicht mehr sehen. Manchmal vielleicht sogar eine verständliche Reaktion auf wirklich schlimmes Betragen, aber: falls dieser Wunsch in der Tat für zwei Stunden angebracht sein sollte, lieber erst mal gar nichts sagen. Und vielleicht stattdessen zwei Stunden "Zimmerarrest" im Kinderzimmer erteilen.

 

7.Typisch für dich, ich wusste gleich, dass du das nicht schaffst. Das geht gar nicht – denn mit einer derartigen Aussage zerstört man das Selbstbewusstsein des Kindes.

 

8.Wenn du mich lieb hast, machst du das. Eine Aufforderung, die von manchem Erwachsenen auch gerne "für Schlimmeres" benützt wird. Deshalb sollte man doch eher darauf achten, seine Kinder gegen Formulierungen dieser Art immun zu machen – zu ihrem Schutz.

 

9.Das ist ja wieder einmal typisch für deine Mutter/ deinen Vater! Negativ wertend gemeint ist diese Aussage für "Trennungskinder" ein spezielles Problem.Manche geschiedenen oder getrennt lebenden Eltern haben noch nicht realisiert, dass man auf natürlichem Wege nur zu zweit zu einem Kind kommt. Spannend, dass manche Menschen (möglicherweise unbewusst) erwarten, dass der Nachwuchs sich irgendwann für eines seiner beiden Elternteile entscheiden soll – Aussagen dieser Art erzeugen nämlich vor allem bei kleineren Kindern oft das Gefühl, man müsse sich entscheiden, wen man mehr liebt. Und gleichzeitig außerdem "urteilen"… Wichtig ist, auch bei Trennungen neutral zu bleiben und das Kind nicht zum Spielball zu machen.

 

10.Deine Schwester/ dein Bruder ist viel besser als du. Diese Aussage hat in erster Linie mit den eigenen Wünschen und Erwartungen zu tun (beste Schulnoten, hübsches Aussehen, etc.), aber ganz sicher nicht mit dem Kind selber.

 

boy-165221_1280 (Bild: Pixabay)

 

Was sollte man zu seinen Kindern sagen?

Abschließend bleibt jetzt natürlich die Überlegung, was man zu seinen Kindern überhaupt sagen sollte, wenn es darum geht, Kritik anzubringen oder eine Art Feedback zu geben. Wenn man sein Leben mit Kindern weniger als eine ewige Erziehungsaufgabe, dafür mehr als Beziehungsarbeit sieht, fällt es in aller Regel auch leichter, einen Weg für eine geeignete und vor allem gelingende Kommunikation zu finden. 

Wer selber nette Eltern und eine schöne Kindheit hatte, wird es in diesem Bereich wohl sicher leichter haben. Aber auch das ist kein Rezept, das immer funktionieren muss. Es gibt nette Eltern, die hatten selbst keine durchwegs nur schöne, quasi "perfekte" Kindheit  -  manche hatten sogar eine ausgesprochen schwierige oder schlimme Kindheit.

Ohnehin ist Perfektion eine Illusion. Letztendlich wollten sie aber nicht die schlimmsten Fehler ihrer Eltern wiederholen… und genau darauf kommt es wohl an.

Dass man beschließt, es anders zu machen, und sich von manchen Anfangsschwierigkeiten nicht gar so sehr erschüttern lässt. Doch eines sollte auch klar sein: niemand macht niemals Fehler!

Man sollte bloß nie so weit kommen, dass man nicht mehr miteinander reden kann. In einer funktionierenden Eltern-Kind-Beziehung kann dies auch niemals passieren.

 

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