Pirates of the Bundestag, Part 2? - Die Alternative für Deutschland

Mit der Alternative für Deutschland (AfD) betrat Anfang Februar 2013 eine neue Partei die triste, weil nahezu völlig gleichgeschaltete Parteienlandschaft Deutschlands. Ihr wichtigstes Merkmal - die unique selling proposition, wenn man so will - ist die Einstampfung des Euro und die Rückkehr zu nationalen Währungen bzw. Schaffung von Währungsverbünden, was sie in der Wahrnehmung durch die Systemmedien zu Euro-Gegnern macht. Freilich: Die Ablehnung der Einheitswährung Euro ist nicht gleichzusetzen mit einer Ablehnung der EU als solcher, was in den Medien geflissentlich verschwiegen wird. Hier gilt wie üblich die Devise: Kadavergehorsam gegenüber den Systemlenkern! 

So ist denn die geradezu hysterische Dämonisierung der Alternative für Deutschland Ausdruck tiefer Beunruhigung, droht diese doch die satten Mehrheiten der CDU/CSU sowie SPD zu gefährden. Und wie immer, wenn die unerschöpflichen, durch das Millionenheer der Versklavten gefüllten Futtertröge plötzlich mit einem anderen geteilt werden sollen, hallt ein Aufschrei durch die Republik. DIe inzwischen zu Recht bedeutungslos gewordene Piratenpartei - wenig mehr als ein neo-verblödeter Haufen linker Weltverbesserer mit der leider nicht erhaltenen Lizenz zum Mitschlürfen am leckeren Steuertopf - war nie eine echte Gefahr. Als lediglich eine weitere Linkspartei mit dem üblichen "Freibier für alle!"-Programm konnte sie sich am überlaufenen Sozialistenrand nicht halten.

Die Alternative für Deutschland, so der Tenor der Systemmedien, fische am rechten Rand, bestehe aus Euro-Hassern und ungebildeten Lederhosen-Nazis. Alleine die Lektüre einiger der größten Systemblätter sorgt für - unfreiwillige? - Heiterkeit.

 

BILDe dir meine Meinung!

Wie immer knallhart recherchiert, verblüfft die "Bild" mit einer schonungslosen Analyse der potenziellen AfD-Wähler. Unter dem gewohnt schmissen Titel "Wer wählt die Euro-Hasser?" weiß die "Bild" gezielte Wähleranalyse zu betreiben:

Gut 17 Prozent der Deutschen können sich vorstellen, eine Partei zu unterstützen, die sich für die Abschaffung des Euro einsetzt. "Für politisch Desinteressierte ist dies eher vorstellbar als für politisch Interessierte", schreibt Allensbach-Chefin Prof. Renate Köcher in der FAZ.

Man lese und staune: Euro-Skeptiker sind "politisch desinteressiert"! Natürlich, das muss so sein, denn nur wer sich für Politik wenig oder gar nicht interessiert, könnte die beruhigenden Worte von Wolle Schäuble überhört haben, wonach der Euro alternativlos und eine Bereicherung Deutschlands sei.

Und weiters:

Verblüffend: AfD-Wähler sind nicht alt!

Heißt das, die Stammwählerschicht der AfD besteht nicht aus über 90-jährigen Kameraden aus gore-reichen Zeiten? Donnerkiesel! Dafür schlägt die AfD bei den Ungebildeten (früher politisch unkorrekt "Dorftrotteln" benannt) gnadenlos zu:

Potentielle AfD-Wähler sind weniger gebildet! 51 Prozent haben Volks- beziehungsweise Hauptschulabschluss (Durchschnitt: 39 Prozent), nur 11 Prozent verfügen über ein abgeschlossenes Studium beziehungsweise Abitur (der Durchschnitt liegt bei rund 25 Prozent).

Wenig überraschend, denn wer, wenn nicht ein ungebildeter Bildungsverlierer, könnte gegen den Euro sein? Oder unzufrieden mit der tadellosen Arbeit der Bundesregierung? Gebildete wählen dank ihres Intellekts sozialistisch! Dies hatte sich schon vor gut 80 Jahren bewährt. Oder noch vor wenigen Jahrzehnten im paradiesischen Arbeiter- und Bauernstaat.

 

Das Unterwandern ist der Rechten Lust!

Der "Spiegel" enthüllt das Offensichtliche: Das Neuronenfreie Prekariat Deutschland (NPD) wolle die AfD unterwandern. Bei ihrer schonungslosen Aufklärungsarbeit stützt sich das ehemalige Nachrichtenmagazin auf die Aussagen eines Mannes mit untadeligem Ruf: Dem stellvertretenden Landesvorsitzende der Berliner NPD. Dieser habe "bekannte Gesichter" auf dem Parteitag der AfD gesehen, und mehr noch: Er habe Pläne zur Unterwanderung der AfD bekanntgegeben!

Damit dürfte die Alternative für Deutschland so gut wie erledigt sein, wenn zehntausende strammer rechter Gehirnzellenintoleranter der Partei beitreten, für die Führungspositionen kanditieren und dank ihrer herausragenden rhetorischen Fähigkeiten gewählt werden. Das Vierte Unterwanderungsreich steht uns bevor, Hilfe!

 

Angriff der Lederhosen-Nazis

Weniger subtil urteilt der "Focus" mit dem programmatischen Titel "Merkels Lederhosen-Rivalen" und greift sogleich in die vollen Hosen:

Deutschlandfahne, Deutschland-Schärpe, Lederhosen. Die "Alternative für Deutschland" fischt am rechten Rand. Für Kanzlerin Merkel ist die neue Partei unangenehm.

Schlimm für die Kanzlerdarstellerin, dass ihre traditionell rechte Klientel wegbricht. In dem Artikel, der es auf kürzestem Raum auf immerhin viermalige Erwähnung des Kampfbegriffes "rechts" bringt - eine Leistung, die mit dem Orden wider den journalistischen Ernst-August gewürdigt werden sollte - legt der Autor schonungslos dar, weshalb die AfD rechts sei.

Herr Kommissar, ich präsentiere das erste Indiz: Während auf dem Parteitag eine Rede geschwungen wird, "demonstriert vor dem Hotel die NPD". Für was? Gegen was? Man erfährt es nicht, spielt auch keine Rolle, denn alleine die Anwesenheit von NPD-Bildungsphobikern genügt zur Zerstörung jeglicher Reputation.

Zweiters Indiz: Deutschtümelei! Man spricht Teutsch!

Auf dem Parteitag wird die Deutschtümelei offen zur Schau gestellt. Ein Mitglied trägt eine Deutschland-Schärpe, ein anderer Lederhosen. Beim Jubel wird eine Deutschlandfahne geschwenkt.

Deutlicher geht es nun wirklich nicht mehr! In Deutschland wird eine Deutschlandfahne geschwenkt (bestimmt auch noch rechts herum, ein unmissverständlicher Code der Rechten)! Demokratieskandal! Und dann trägt ein (in Zahlen: 1) Mitglied auch noch eine Deutschland-Schärpe! Und einer wagt sich gar in der Lederhos'n auf den Parteitag!

Gut, nun könnte man einwenden, dass keines der oben angeführten Kleidungsstücke bzw. Symbole in Deutschland verboten ist. Aber die Zeichen stehen untrüglich an der Wand: Die Lederhosen-Nazis sind unter uns!

Gab es auch inhaltlich etwas zu berichten? Ach ja, doch, da war noch was

Das Wahlprogramm umfasst auf vier Seiten ganze acht Unterpunkte. Den größten Platz nimmt die "Währungspolitik" ein. Die "Alternative für Deutschland" trete ein, für eine "geordnete Auflösung des Euro-Währungsgebiets".

Die anderen Punkte kann man sich getrost sparen. Gegen den Euro sein, Lederhosen tragen und die Deutschland-Fahne schwingen - da hört sich doch alles auf! Vor allem journalistische Integrität.

Das Parteiprogramm der Alternative für Deutschland

Und was ist nun im Zuge einer inhaltlichen Auseinandersetzung von der Alternative für Deutschland zu halten? Ist sie das Sammelbecken der Rechten, die deutsche Tea Party (für die Systemmedien ohnehin ein und dasselbe), eine echte Alternative zum politischen Selbstbedienungsladen mit angeschlossenem Freibierstand für alle, oder doch nur eine weitere unbedeutende Kleinpartei? Aufschluss gibt das Parteiprogramm der Alternative für Deutschland, das für die Systemmedien offenbar einfach zu gut versteckt oder dummerweise online gerade nicht abrufbar war.

Kernpunkt des Programms ist die Währungspolitik, und hierbei klingen die Forderungen durchwegs vernünftig. Neben der Auflösung der Euro-Währungsgebiete und Wiedereinführung der nationalen Währungen - "Die Wiedereinführung der DM darf kein Tabu sein", kann natürlich als sentimentale Anbiederung verstanden werden -, solle das Volk selbst über den Ausstieg aus dem Euro sowie die künftige Währung entscheiden. Weiters heißt es:

  • In der Schuldenkrise müssen Banken ihre Verluste selbst tragen oder zu Lasten ihrer privaten Großgläubiger stabilisiert werden.

  • Wir fordern ein sofortiges Verbot des Ankaufs von Schrottpapieren durch die Europäische Zentralbank. Inflation darf nicht die Ersparnisse der Bürger aufzehren.

Vielleicht sind wir auf des Pudels Kern für das hysterische mediale Schlachtfest gestoßen: Die Position, wonach die Banken wie ein völlig beliebiges privates Unternehmen betrachtet werden sollen, ist für die mit der Bankenmafia verlobte Politik ein Affront. Schließlich stellt der Staat das goldene Füllhorn für die Banken bereit, das jegliche Verluste mit beliebigen Geldflüssen ausgleicht. "Alternativlos" sei diese Wirtschaftspolitik der "Rettungspakte" und des Gelddruckens. Dass am Ende der ehrliche Steuerzahler doppelt, dreifach und vierfach der Gelackmeierte ist, scheint dem Stimmvieh selbst nicht bewusst zu sein. Die Propagandamaschinerie der Regierungen läuft wie geschmiert - ebenso wie die erfolgreiche Lobbyarbeit in Brüssel, dies nur nebenher.

Währungsmonopol unantastbar

Mitunter ist es aber nicht nur das, was geschrieben steht, sondern auch das, was eben nicht geschrieben wird, das stutzig macht. Und hier beginnt der Lack abzublättern. An keiner Stelle rüttelt die Alternative für Deutschland am erzwungenen Währungsmonopol durch den Staat. Gerade dieses ist eine der Ursachen für die zu Recht kritisierte Inflation, die in erster Linie der Entschuldung des Staates auf Kosten der Bürger dient.

Wo bleibt hier die Alternative? Eine echte Alternative würde die Aufbrechung des Währungsmonopols, das von Etatisten jeglicher Coleur wie eine Art Naturgesetz vergöttert wird, in Aussicht stellen. Selbstverständlich verstieße dies gegen das injizierte Gift der Leistungsfeindlichkeit, das unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung längst gelähmt hat. Konkurrenz, so das Diktat der Staatsgläubigen (nahezu 100% der indoktrinierten Bevölkerung, abzüglich einiger ganz offensichtlich geisteskranker Systemkritiker), sei per se schlecht, menschenverachtend, ein Grundübel.

Gewiss erinnern sich ältere Semester mit wehmütigen, feuchten Äuglein an jene wunderbaren Zeiten zurück, als Telefonanschlüsse Sache eines staatlichen Monopolisten waren, der nach beträchtlicher Wartezeit und unter Aufwendung von viel Geduld, Zeit und natürlich Geld großzügigerweise einen Anschluss legte, der mit der kostenpflichtigen Ausgabe eines edel designten Einheitstelefons belohnt wurde. Handybesitzer, die aus zahlreichen Angeboten sowohl von Netzbetreibern, als auch Handy-Herstellern wählen können, wissen diese Einfachheit des Lebens nicht mehr zu würdigen!

Dass gerade das Währungsmonopol eines der grundlegenden wirtschaftlichen Probleme verursacht, ist auch für die angebliche Alternative keine Silbe wert. Zugegeben: Alleine die öffentliche Infragestellung dieses staatlichen Monopols würde einen Aufschrei verursachen. Aber: Wäre es nicht Aufgabe einer "Alternative" unbequem zu sein?

Wer überwacht die Wächter?

Auch die weiteren Positionen des Wahlprogramms der Alternative für Deutschland bestärkt die Befürchtung, dass es sich im Wesentlichen nur um eine weitere Steigbügelhalter-Partei handelt. Denn:

Wir werden uns für eine Reform der EU stark machen, um die Brüsseler Bürokratie abzubauen und Transparenz und Bürgernähe zu fördern.

Das klingt gut, ist aber nicht durchsetzbar. Gemäß der Parole: "Quis custodiet ipsos custodes? -  Wer überwacht die Wächter?", beißt sich die Katze in den Schwanz. Selbstverständlich herrscht in einem System, das Betrug und völlig legale Abpressung von Schutzgeldern ermöglicht, eben dies vor. Ein solches System kann man nicht reglementieren - man nimmt entweder den immanenten "Missbrauch" hin oder man schafft es ab. Entweder, oder.

 

Ähnlich unausgegoren und widersprüchlich liest sich auch diese Passage:

Staatliche Organe dürfen sich selbst in Einzelfällen nicht über Gesetze und Verträge hinwegsetzen. Vielmehr sind diese nach ihrem Buchstaben und nach ihrem Geist zu respektieren.

Und wer erlässt und exekutiert die Gesetze? Richtig: Eben jene staatlichen Organe!

 

Unfreiwillig komisch erscheint dann der Verweis auf die angebliche Meinungsfreiheit:

Wir setzen uns dafür ein, dass auch unkonventionelle Meinungen im öffentlichen Diskurs ergebnisoffen diskutiert werden, solange die Meinungen nicht gegen die Werte des Grundgesetzes verstoßen.

Lies: "Solange du die Füße unter meinen Tisch steckst, junge Dame, tust du, was ich dir sage!"

Werte Mitglieder der Alternative für Deutschland: Auch in Punkto Meinungsfreiheit existiert eine konträre Dualität: Entweder es herrscht Meinungsfreiheit oder es herrscht keine Meinungsfreiheit.

Wir fordern und fördern: Freibier für alle!

Zur Staatsverschuldung äußert sich die AfD wie folgt:

Wir fordern, die Schuldenbremse zu achten und die Schuldenberge abzubauen. Auch Deutschland hat viel mehr Schulden als zulässig.

Muss ich tatsächlich noch erwähnen, was an dieser Aussage widersprüchlich ist? Na schön: Wer bestimmt, welche Schuldenhöhe "zulässig" ist?

 

Zugleich stößt die Alternative für Deutschland ins Horn der "Deutschland stirbt aus!"-Rufer:

Deutschland hat zu wenige Kinder. Renten- und Krankenversicherung stehen deshalb auf tönernen Füßen. Deutschland muss kinder- und familienfreundlicher werden.

1. Deutschland ist kein abgelegener Südseestamm mit 34 Einwohnern. Deutschland hat derzeit 82 Millionen Einwohner und zählt zu den am dichtesten bevölkerten Ländern Europas und der Welt.

2. Die Rentenversicherungen stehen auf Grund des pyramidalen Aufbaus auf tönernen Füßen. Ein System, das nur durch ständige Hinzugewinnung neuer Mitglieder am Laufen gehalten wird, nennt sich übrigens Schneeballsystem und ist außerhalb der staatlichen Inzuchtanstalten verboten. Deshalb fordert die AfD auch, "Kinder stärker bei der Rentenberechnung zu berücksichtigen". Kurzum: Kinderwurfprämien. Kinder nicht mehr für den Führer, sondern für die "sicheren Renten". Für einen selber, nicht für eigenen Kinder, die sollen sehen, wo sie bleiben!

3. Die Mär vom kinderfeindlichen Deutschland ist und bleibt absurd. Dass Eltern auch in finanzieller Hinsicht selbst Verantwortung für ihre eigenen Kinder tragen sollten, darf offenbar auch nicht mehr ausgesprochen werden.

 

Auch das restliche Parteiprogramm der Alternative für Deutschland wird von "Förderungen" jeglicher Art, Subventionen und allerlei Forderungen nach dem eingangs erwähnten "Freibier für alle!"-Prinzip durchzogen.

Doch keine Alternative für Deutschland

Das ernüchternde Fazit: Die Alternative für Deutschland verspricht weitaus mehr, als sie hält. Denn letzten Endes ist sie keine Alternative, sondern eine weitere systemerhaltende Partei. Selbst die zunächst radikal scheinende Forderung nach einem Ausstieg aus dem Euro entpuppt sich als Nullnummer: Niemand, der halbwegs bei Verstand ist und über mehr als zwei aktive Gehirnzellen verfügt, glaubt allen Ernstes, dass dem Euro ein langes Dasein beschert sein wird. Die Alternative für Deutschland heftet sich lediglich das Unvermeidliche ans Revers: Über kurz oder lang wird der Euro ohnehin kollabieren, ob Deutschland bis zum bitteren Ende mitzieht oder durch einen Ausstieg das Ende beschleunigt, spielt lediglich für die Statistik (und die Vermögen jener Bundesdeutschen, die ihre sauer verdiente Kohle nicht in Sicherheit bringen können) eine Rolle.

Die Bedeutung der Alternative für Deutschland beschränkt sich somit auf etwaige Stimmenverluste der beiden Großparteien. Für dringend nötige Reformen oder gar empfindliche Einschnitte ins bewährte Bürokratie- und Abzocksystem steht sie offenbar nicht zur Verfügung.

Kurzum: Eine weitere Systempartei, die dem Bürger Parteien- und Meinungsvielfalt vorspiegeln soll, wo lediglich dumpfer Fressneid an den Futtertrögen der Macht herrscht.

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