Mama Amsel baut ein Nest im Blumenkasten!

Baute die Amsel etwa ein Nest auf meinem Balkon? Ja, das tat sie tatsächlich, wie ich in den darauf folgenden Tagen beobachten konnte. Sie war sogar fleißig mit dem Nestbau beschäftigt, als ich zugegen war. Die werdende Amsel-Mama ließ sich absolut nicht von mir stören. Sie "beäugte" mich zwar etwas argwöhnisch, tat aber dann so, als wäre ich "Luft" für sie und baute unbekümmert weiter an der Brutstätte.

 

Es war sehr interessant, zu beobachten, was die Amsel alles anschleppte, um ein weiches gemütliches Heim für ihren Nachwuchs herzurichten.

Wie sie es tat, war ebenfalls fazinierend. Mutter Amsel "stapfte" dabei herum und verursachte damit ziemlichen Lärm, den man einem Drosselvogel gar nicht zugetraut hätte.

Das Amselnest auf dem Balkon ist fertig und füllt sich langsam!

 

Am Wochenende vor Ostern war das Amselnest fertig. Am Montag, dem 30.03.2015, saß die Amsel am Vormittag darin. Gegen Mittag war sie verschwunden. Im Nest lag bereits ein Ei. Es war sehr klein. Blaugrau würde ich sagen und fein gesprenkelt.

Hübsch anzusehen. Irgendwie mutet es wie ein kreativ gestaltetes Osterei an. Halt nur sehr viel kleiner. In etwa so groß wie ein Wachtel-Ei. Am 02.04.2015 lagen bereits vier Eier im Nest. Nummer Fünf gesellte sich am Osterfreitag hinzu.

2 Eier im Nest (Bild: Kerstin Schuster)

Osterfreitag - 5 Eier im Nest (Bild: Kerstin Schuster)

Hurra, die Amselbabys sind da!

Am 14.04.2015 waren die ersten 2 Amselkinder da. Zwei Weitere folgten am 15.04.15. Derzeit liegt noch ein Ei liegt im Nest. Die Amselmama hat sich von Anbeginn nicht von meiner Anwesenheit stören lassen. Seid die kleinen Amseln, nackt und nur mit leichtem Federflaum bedeckt, im Nest liegen, ist sie wie eine "Glucke". Lange lässt sie mich mit ihrem Nachwuchs nicht alleine. Aber immerhin gestattet sie mir ab und an gnädig, mit dem Fotoapparat (Zoomfunktion) einen Blick in die Kinderstube zu werfen.

Amsel hütet ihren Nachwuchs

Mama Amsel mit den ersten Jungen (Bild: Kerstin Schuster)

Familie Amsel ist komplett!

Die Eltern haben die Schnäbel voll zu tun, um die hungrigen Fünf zu füttern. Sehr praktisch, dass sich wenigstens das "Trockenfutter" (Rosinen, Haferflocken, Körner usw.) auf dem Futterteller direkt über dem Amselnest befindet. Doch auf dem Speiseplan der Amseln (auch unter den Namen Schwarzdrosseln bekannt) stehen ebenso Sämereien, Insekten, Würmer und Larven. Damit konnte ich nicht dienen, weshalb die Suche nach diesen "Leckerbissen" im Freien stattfinden musste.

Amselvater auf Futtersuche (Bild: Kerstin Schuster)

Der Amselvater hatte sich während der Brutzeit immer nur in der Nähe aufgehalten und alles aus der Ferne im Auge behalten. Unterdessen traut er sich näher heran. Sobald er merkt, dass ich weder für ihn noch für die Kleinen eine Gefahr darstelle, kommt er zum Nest im Balkonkasten und füttert den Nachwuchs. Derweil ist die Amselmama mit der Futtersuche beschäftigt. Kommt sie an, fliegt er davon. Vorbildliche Eltern, die sich die Arbeit teilen!

5 hungrige kleine Amseln (Bild: Kerstin Schuster)

Der Schock: Kaum noch Leben im Amselnest!

21.04.2015

Heute Morgen war es verdächtig still im Amselnest. Mama Amsel hatte ich am Abend zuvor schon nicht mehr gesehen. Beim ersten Blick in die Kinderstube war ich noch verunsichert. Schliefen die kleinen Piepser nur? Ein Einziges "zappelte" etwas. Ich schaute immer wieder mal nach. Keine Amselmama weit und breit und selbst der Papa war nicht zu sehen.

Was hatte das zu bedeuten?
Auch nach einer Stunde regte sich nur das eine Amselbaby ein wenig. Seine vier Geschwister lagen wie erstarrt da. Mir dämmerte es langsam, wenngleich der Gedanke auch schrecklich war. Wahrscheinlich waren die Vogelkinder erfroren in der Nacht, weil die Mama ihnen nicht die übliche Wärme geben konnte.

War die Amselmutter etwa während der Futtersuche für den Nachwuchs von einer Katze erwischt worden? Anders kann ich es mir nicht erklären, denn sie war bisher immer zuverlässig gewesen und hatte ihre Kleinen niemals lange allein gelassen. Dass sich jedoch auch der Amselvater nicht blicken lässt, ist noch merkwürdiger.

Der Versuch, das Amselbaby von Hand aufzuziehen!

 

Am Nachmittag, nachdem ich von meinen Terminen außer Haus zurückkam, war alles unverändert. Keine Amseleltern in Sichtweite. Kein Piepen der Kleinen, keine aufgesperrten Schnäbelchen. Nur das eine Baby reckte kurz seinen Hals und fiel ermattet zurück. Nun war es an der Zeit, zu handeln!


Zuerst rief ich in unserer Tierarztpraxis an. Dort bekam ich eine Notfallrufnummer von einer Person, die sich mit Wildvögeln auskannte. Allerdings erreichte ich den Herrn nicht persönlich. Laut Bandansage würde er über meinen Anruf informiert. Noch länger wollte ich nicht warten. So machte ich mich im Internet etwas schlau, was zu tun ist, wenn ein Vogelbaby nicht mehr von den Eltern umsorgt wird.


Die nächste Frage war die, wie ich die kleine Amsel aus dem Nest herausbekommen sollte, ohne sie zu verletzten. Dies stellte sich als wesentlich einfacher dar, als zunächst angenommen. Ich zog mir ein Handschuhe an und löste vorsichtig das gesamte Nest aus dem Blumenkasten heraus, neigte es leicht zur Seite, bis das Junge sanft in meine behandschuhte Hand hinein glitt. Behutsam bedeckte ich es mit der anderen Hand. Es kuschelte sich richtig ein. Wärme brauchte der durchgefrorene kleine Kerl.

Ein umgestülpter Topflappenhandschuh, den ich in einen Karton setzte, diente als "Nestersatz". Dorthinein setzte ich das noch blinde Vogelbaby. Ein Baumwollschal, den ich obenauf legte, sollte dem kleinen Amselchen zusätzlich Wärme spenden. Wesentlich schwieriger gestaltete sich allerdings die Fütterung.

Eine Pinzette hatte ich. Doch außer Haferflocken, die ich in Wasser und etwas Öl zu einem Brei anrührte, konnte ich dem Kleinen nichts anbieten. Zudem musste ich geduldig warten, bis es den Schnabel aufsperrte. Was sehr selten der Fall war. Wenigstens nahm es Nahrung zu sich. Reichte das bisschen aber aus? Im Internet hatte ich gelesen, dass Vogelbabys, die ihre Augen noch nicht geöffnet haben, stündlich gefüttert werden müssen. Wird das Kleine die Nacht überleben?

Amselkind Päppel

Päppel (Bild: Kerstin Schuster)

Die Überlebenschancen stehen schlecht!

22.04.2015


"Päppel" (so habe ich das Amselbaby getauft) lebt, bewegt sich jedoch nur noch sehr selten. Ich wollte nichts unversucht lassen. Immerhin hatte das Kleine die Nacht im provisorischen Nest überstanden und kämpft tapfer ums Überleben.

Da das Amselbaby kaum noch sein Schnäbelchen öffnet, damit ich es füttern kann, weil es wohl schon zu schwach ist, fragte ich im Freundes- und Bekanntenkreis nach, ob jemand wüsste, wie ich Päppel helfen könnte.Tatsächlich hatte eine Freundin mir einen ihrer Bekannten vermitteln können, der des Öfteren schon Vogeljunge groß gezogen und diese später in seinem Garten wieder ausgewildert hatte.

Ich rief ihn sofort an und 2 Stunden später war er hier. Samt "Spezialfuttermischung" für Wildvögel, Pinzette und Pipette. Er sah sofort, dass Päppel viel zu matt war. Viel Hoffnung machte er mir nicht. Trotzdem versuchte er, dem Amselbaby mit der Pipette eine schleimartige Flüssigkeit einzuflößen. Dabei unterstützte er das Vögelchen, den Schnabel zu öffnen.

Päppel schläft friedlich ein!

Alle Bemühungen waren umsonst! Päppel ist gegen 17:00 Uhr eingeschlafen. Vorher sperrte er tatsächlich noch einmal kurz sein Schnäbelchen von selbst auf, streckte seine kleine "Kralle" nach oben, als wollte er mir zuwinken, bevor sein Köpfchen in das "künstliche Nest" fiel. Ich streichelte ihn sanft, während ich dabei zusah, wie der Atem des Amselbabys immer flacher wurde.

Er war wohl doch zu schwach. Vielleicht hätte ich ihn früher aus dem Vogelnest nehmen und mit Nahrung versorgen müssen? Ich habe alles versucht, um dem Amselbaby zu helfen und habe es leider nicht geschafft. Aber, und dies ist ein kleiner Trost, die kleine Amsel musste nicht wie seine Geschwister in der kalten Nacht erfrieren. Päppel durfte noch Wärme, Geborgenheit und Streicheleinheiten genießen, bis zum Schluss.

Nachdem ich sicher war, dass Päppel wirklich für immer eingeschlafen war, bereitete ich die "Bestattung" vor. Das Nest mit den toten Amselbabys hatte ich auf dem Balkon in eine Ecke gestellt und abgedeckt. Dorthinein legte ich Päppel, damit er gemeinsam mit seinen Geschwistern die letzte Reise antreten konnte.

Nachdem ich das Amselnest wieder abgedeckt hatte, streute ich Blumen obenauf. Mit meiner Tochter machte ich mich auf den Weg, um einen geeigneten Platz in der Natur zu finden, wo wir die Amselkinder "bestatten" konnten. Fernab vom Wohngebiet, in einem verwilderten Park, setzten wir das Nest auf einen Baum in eine Astgabel. Dort, wo sich Vogelnester normalerweise befinden, sollte die letzte Ruhestätte der kleinen Amseln sein, die nicht flügge werden durften!

Der Amselvater kehrt zurück!

Am 24.04.2015 traute ich meinen Augen nicht. Ich war gerade dabei Kaffee zu kochen, als ich eine Amsel hörte. Ich sah nach draußen auf den Balkon. Der Amselmann saß auf dem Futterteller und "rief" wohl nach seiner Frau.

Was dann geschah, war unglaublich!

Er spähte nach unten, wo sich das Nest mit seinem Nachwuchs befunden hatte. Wieder gab er dabei Töne von sich. Dann hüpfte er in den Balkonkasten und durchsuchte ihn. Aufgeregt lief er von einer Seite zur anderen, bevor er wieder auftauchte, auf den Futterteller flog und sich dann "zwitschernd" in die Luft erhob.

Ich frage mich, wo der Amselvater in den vergangenen Tagen war. Wieso hatte er das überlebende Junge nicht gefüttert, als es noch im Nest lag? Wenn er Päppel gefüttert hätte, würde das kleine Kerlchen vielleicht noch leben. Andererseits hätte er sicherlich nicht den "Part" seiner Frau übernommen und das Amselbaby vor der nächtlichen Kälte geschützt.

Heute ist der 26.04.205 – jeden Tag war der Amselpapa mehrmals am Tag hier. Es ist fast schon zu einem Ritual geworden. Zuerst lässt er sich auf dem Futterteller nieder und "ruft". Dann frisst er, trinkt Wasser aus dem Napf, schaut nach unten in den Balkonkasten und gibt wieder Töne von sich, bevor er davonfliegt. Sicherlich vermisst er seine kleine Familie!

Anmerkung der Autorin:

Vielen Dank an dieser Stelle all jenen Facebook-Freunden, die meine Nachricht dort teilten, mich mit Ratschlägen versorgten, mit mir hofften und bangten!

KreativeSchreibfee, am 26.04.2015
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