Stadtgeschichte: Die erste Urkunde über Throtmanni aus dem Jahr 889

Die heutige Stadt Dortmund in Nordrhein-Westfalen (rund 580.000 Einwohner) wurde erstmals im Jahr 889 urkundlich als eine Siedlung mit dem Namen Throtmanni erwähnt. In der Urkunde heißt es, der freie Mann Arnold in Throtmanni habe acht Pfennig an das Kloster Werden gezahlt, was nach heutiger Währung ungefähr 150 Euro entspricht.

Was die Bezeichnung Throtmanni bedeutete, weiß niemand genau. Im späten Mittelalter gab es abenteuerliche Geschichten, die Throtmanni von "trotzigen Männern" herleiteten; aber das ist wissenschaftlich nicht haltbar.

In Throtmanni steckt das altgermanische Wort "throt", das heute noch im englischen Wort "throat" (deutsch: Schlund, Gurgel) fortlebt. Der Wortteil "manni" könnte entweder auf ein Gewässer hinweisen, das man im alten Sachsen so nannte (sinnverwandt mit dem lateinischen Wort "manare", deutsch: fließen), oder auf einen Hügel, der manchmal "manda", "monda" oder "munda" genannt wurde (sinnverwandt mit dem lateinischen Wort "mons, Genitiv: montis", deutsch: Berg). Throtmanni hieße demnach entweder "Gurgelbach" oder "Schlundhügel". Das klingt interessant, hat aber den Nachteil, dass es beides ganz sicher dort nicht gegeben hat.

Throtmanni ist vielleicht von einem Vornamen abgeleitet

In damaliger Zeit gab es allerlei Vornamen, die uns heute seltsam vorkommen. Für Jungs waren zum Beispiel die Vornamen Childerich und Ratbold beliebt, bei den Mädchennamen galten zeitweilig Thiodhilde und Thiatlinde als schick. Es wäre nicht verwunderlich, wenn es einen Mann namens Throtman gegeben hätte, dem vielleicht ein Bauernhof gehörte.

Dortmund entstand genau dort, wo sich die von Westen nach Osten verlaufende Fernhandelsstraße (der "Hellweg", aus dem später die Reichsstraße 1 und heutzutage die Bundesstraße 1 wurde) und die Straße von Köln nach Münster kreuzen. An dieser Straßenkreuzung gab es weder einen gurgelnden Bach noch einen Hügel mit irgendeiner Art von Schlund, sondern nur flaches Land. Hier wurde – vermutlich schon unter Kaiser Karl dem Großen (um 747–814) – ein Königshof gebaut, der wahrscheinlich Wegezoll erhob. Kaufleute siedelten sich an, die Geschäfte mit den Reisenden machten.

Vielleicht hatte das Land vorher einem Mann namens Throtman gehört. Karl der Große war jedenfalls nicht zimperlich beim Beschlagnahmen von Gütern für seine königlichen Bauten; das ist aus vielen anderen Beispielen bekannt.

So fast as Düörpm – stolzes Motto aus der Geschichte

Auf dem Hellweg waren damals Menschen sehr verschiedener Dialekte unterwegs, sodass immer neue Abwandlungen des Ortsnamens Throtmanni entstanden: Trutmania, Trotmunni, Dorpmunne... Im 13. Jahrhundert taucht erstmals "Dortmunde" auf, das sich allerdings erst einige Jahrhunderte später durchsetzte.

Im Mündlichen wurde auf Plattdeutsch eine ganz ulkige Form von Throtmanni üblich, nämlich der Name Düörpm. Als Dortmund freie Reichsstadt war, schrieb man in deutschsprachigen Urkunden den Stadtnamen "Dorpmunde"; aber kein Dortmunder hätte seine Stadt mündlich so genannt, sondern immer von Düörpm gesprochen. Als die Stadt 1389 der Belagerung durch 1200 Ritter unter Führung des Kölner Erzbischofs standgehalten hatte, wählte sie sich als Motto einen Spruch, der noch heute von Traditionsvereinen hochgehalten wird: "So fast as Düörpm" (hochdeutsch: So fest wie Dortmund).

Der lateinische Name Tremonia für die freie Reichsstadt Dortmund

Für Dortmund gebräuchlich ist auch die lateinisch klingende Bezeichnung Tremonia. Das ist lautmalerisch etwas ähnlich wie Throtmanni, hat sich aber nicht mit der Zeit allmählich entwickelt, sondern ist auf einen kaiserlichen Befehl zurückzuführen.

Kaiser Friedrich I. Barbarossa (etwa 1122–1190) hatte am Königshof in Throtmanni eine Verstärkung der Befestigungsanlagen vornehmen lassen. Wir wissen nicht, ob damals eine Mauer zum dritten Mal erneuert oder irgendwo drei Mauern gezogen wurden. Auf jeden Fall wurde aus dem lateinischen Wort "tres" (deutsch: drei) und dem lateinischen Wort "moenia" (deutsch: Mauer) das Kunstwort Tremonia gebildet, das auf Anordnung von Kaiser Barbarossa von nun an in allen lateinischen Urkunden verwendet wurde und auch heute noch der lateinische Name von Dortmund ist.

Außerdem wurde Tremonia von nun an als Burg bezeichnet. Der Begriff Burg wurde damals viel weiter gefasst als heute und galt für alle Orte, die Befestigungsanlagen besitzen und eine gewisse Eigenständigkeit beanspruchen können. Als Dortmund seinen lateinischen Namen Tremonia bekam, war es also schon mehr als ein Königshof mit ein paar Häusern von Kaufleuten – nach mittelalterlichen Maßstäben bereits eine kleine Stadt, aus der ein paar Jahrzehnte später eine freie Reichsstadt wurde.

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Der Fernsehturm „Florian“ im Dortmunder Westfalenpark heißt nach dem Schutzheiligen der Gärtner. (Bild: Autor (Copyright))

Kleobulos, am 09.10.2011
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Bildquelle:
Barbara Lechner-Chileshe (Warum gibt es unterschiedliche Haut- und Augenfarben?)

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