Die Jugend von Winifred Senta Wagner

Winifred Wagner wurde am 23. Juni 1897 in Hastings, Grafschaft Sussex in England geboren. Ihre Eltern waren der englische Journalist John Williams und die dänische Schauspielerin Emily Florence. Im Alter von zwei Jahren wurde sie Vollwaise und kam in ein Internat in Sussex. In den Ferien lebte sie bei ihrem dänischen Großvater in London. Ihr Vormund wurde William Kenard (Friedelind Wagner schreibt zwar, dass Edwin Bechstein ihr Vormund gewesen sei, das ist aber nicht richtig, selbst Winifried bezeichnet die Darstellung ihrer Tochter als falsch). 1907 erkrankt Winifred schwer, ihr wird der Aufenthalt in Kontinentaleuropa wegen des dortigen Klimas empfohlen. Ihr Vormund vermittelt den Aufenthalt bei den Eheleuten Prof. Karl Klindworth und dessen Frau Henriette, die eine entfernte Verwandte von Winifred ist. Prof. Klindworth ist ein damals bekannter Klavierpädagoge, Pianist und Dirigent. Er war auch ein Freund und begeisterter Verehrer von Richard Wagner, auch die Eheleute Bechstein waren gute Bekannte von ihm.

Da die Gesundheit von Winifred sich deutlich besserte, kam sie ganz nach Deutschland zu den Klindworth's und besuchte ab 1908 die Höhere Mädchenschule in Berlin-Friedenau. Es folgten mehrere Schulwechsel bis zur Ablegung des Reifezeugnisses.1914 adoptierten die Klindworths Winifred, die Erziehung Winifreds erfolgte ganz im Geiste der Ideale von Richard Wagner.

Begegnung mit der Familie Richard Wagner

Die Adoption Winifreds durch Prof. Klindworth führte dazu, dass er sie öfter mit zu den Bayreuther Festspiel mitnahm und sie der Familie Wagner vorstellte. Sie selber schreibt, dass sie Cosima Wagner, die Gattin Richard Wagners, ehrfürchtig bewunderte und sich zu deren Sohn Siegfried Wagner hingezogen fühlte. Im Juli 1915 verlobt sie sich mit dem 46 jährigen Siegfried Wagner und am 22. September 1915 findet die Hochzeit statt. Nun gehörte sie zu der Familie Wagner. Winifred Wagner wurde auch in die Organisation der Festspiele mit einbezogen. Sie unterstütze ihren Mann Siegfried als dessen Sekretärin und kümmerte sich um das Organisatorische und die Werbung. Auch bei allen Auslandsreisen ihres Ehemannes war sie immer dabei. Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg geriet die Familie Wagner in finanzielle Engpässe, und es war auch ein Verdienst von Winifred, dass die Bayreuther Festspiele wieder ein fester Bestandteil der deutschen Kultur wurden und die Familie Wagner wieder zu Wohlstand gelangte.

Begegnung mit Adolf Hitler

Über den Redakteur Czerney, der mit Dietrich Eckart befreundet war, erfuhr sie über einen politischen Redner in München, dem es gelang die Menschenmassen über die erlittene Schmach der Deutschen nach dem 1. Weltkrieg zu begeistern. Dieser Redner war Adolf Hitler. Adolf Hitler war ein Mann, der sich sehr für die germanischen Ideale interessierte. In den musikalischen Werken Richard Wagners fand er all diese Tugenden wieder. 1923 fand in Bayreuth ein Treffen mit Umzug nationaler Verbände statt, den Hitler zusammen mit anderen abnahm. Hitler bat um ein Treffen mit der Familie Wagner in Bayreuth, Winifred wurde Hitler auf einer Abendgesellschaft der Familie Bechstein vorgestellt. Am 1. Oktober besuchte Hitler die Familie Wagner in deren Haus Wahnfried, dabei hinterließ er einen großen Eindruck auf die Wagner's, insbesondere auf Winifred, die fortan die Geschicke Hitlers aufmerksam verfolgte. Man kann sagen, sie verehrte Hitler und Hitler verehrt sie.

Als Hitler mit Ludendorf am 8. November 1923 putschte, waren die Eheleute Siegried und Winifred Wagner in München um ein Konzert zu dirigieren, das aber daraufhin abgesetzt wurde. Auch als Hitler in Landsberg in Haft saß, hielten die Familie Wagner ihm die Treue. Neben Helene Bechstein und Elsa Bruckmann unterstütze sie Hitler während dessen Haftzeit. Von 1925 bis 1933 besuchte Hitler nur selten Bayreuth, da er überwacht wurde und die Familie Wagner nicht belasten wollte. Aber ab 1933 war er wieder regelmäßiger Gast der Bayreuther Festspiele und Gast der Familie Wagner.

Winifred und die NSDAP

Obwohl Winifried ein großer Verehrer von Adolf Hitler war, war sie kein Gründungsmitglied der neu gegründeten NSDAP. Hitler hatte diese am 27. Februar 1925 wieder gegründet, Winifried trat der NSDAP aber erst am 26.Januar 1926 bei und das erst auf Bitte Hitlers. Ihr Mann, Siegfried Wagner, war kein Parteimitglied, wohl aber auch ein Verehrer Hitlers. Winifried interessierte sich nicht für Politik und die NSDAP, sie interessierte sich ausschließlich für den Menschen Adolf Hitler. Sie besuchte auch kaum die Zusammentreffen der NSDAP Ortsgruppe Bayreuth. Zwar besuchten viele NS-Größen die Bayreuther Festspiele und sie hatte auch einen guten Kontakt zu ihnen, dennoch blieb ihr die Politik der NSDAP weitgehend fremd.

Als die Festspiele 1932 in finanzielle Notlage kamen, es wurden nur sehr wenige Karten verkauft, veranlasste Hitler als Reichskanzler ab 1933, dass die Festspiele mit einem jährlichen erheblichen Betrag finanziell unterstützt wurden. Die Festspiele standen fortan unter seinem persönlichen Schutz, Hitler ließ aber Winifred freie Hand bei der Auswahl der Stücke und der Dirigentenbesetzung.

Winifred Wagner nach dem 2. Weltkrieg

Das Haus Wahnfried wurde durch Bombenangriff sehr stark beschädigt, das Festspielhaus blieb unversehrt. Winifred Wagner verließ gegen Kriegsende Haus Wahnfried und zog sich in ihr Haus im Fichtelgebirge zurück. Nach Kriegsende wurde ihr Vermögen eingezogen und durch einen Treuhänder verwaltet. Winifred Wagner wurde von der Spruchkammer als schuldig befunden und zu 450 Tagen Sonderarbeit, 60 % Vermögenseinzug sowie Nebensühnen verurteilt. In einem Revisionsverfahren wurde sie als Minderbelastete eingestuft und zu einer Bewährungsstrafe von 2 1/2 Jahren sowie einer Geldstrafe von 6.000 DM verurteilt. Als Winifred eine Verzichtserklärung unterschrieb, in der sie sich verpflichtete nicht mehr an den Festspielen mitzuwirken, wurde die Bewährungsstrafe aufgehoben. Fortan hielt sie sich aus den Festspielen heraus. 1973 wurden die Festspiele in die "Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth" eingebracht, die vom Bund und Land unterstützt wurde.

Winifred Wagner starb am 5. März 1980 im Alter von 82 Jahren in Nußdorf am Bodensee in ihrem Haus und wurde auf dem Bayreuther Friedhof neben ihrem Mann beigesetzt.

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