Rechtschreibhilfe: 4 neue Tipps für Komma und Rechtschreibung
Vier neue Tipps, wie du Kommasetzung und Rechtschreibung prüfen und verbessern kannst, ohne Spezialist zu sein in Sachen Komma und Grammatik.Rechtschreibung überprüfen (Bild: Johannes Flörsch)
Rechtschreibhilfe: Was ist ein Hauptsatz?
Ich will ehrlich sein, ich habe dich jetzt schon zweimal angeschwindelt. Erstens: Ganz "ohne Duden" geht es nicht – allerdings nur in einem einzigen und noch dazu winzigen Punkt. Du musst dazu einen Satz erkennen können, also wissen, dass ein vollständiger Satz zwei Dinge besitzt, besser aber drei:
- ein Subjekt: Hans
- ein Prädikat: lobt
- ein Objekt: Achim.
Auf Deutsch: Ein Satz ist dann vollständig, wenn er zwei, besser drei Bestandteile besitzt:
- jemanden, der etwas tut: Hans
- die Handlung, die jemand tut: lobt
- eine Person oder Sache, auf die sich die Handlung bezieht: Achim.
Wenn du das kannst, weißt du genug.
Du lernst in diesem Kurz-Tutorial die richtige Kommasetzung in vier Fällen, die dir bisher vielleicht Kopfschmerzen bereitet haben. Das allerbeste: Du nutzt dazu deine Textverarbeitung. Und los geht's.
Ach stopp! Einen Moment noch! Du wartest ja noch auf den zweiten Schwindel. Ich erklär's dir.
Ich hab's überprüft: Viel mehr Menschen fragen bei Google nach "Rechtschreibung prüfen" als nach "korrekte Zeichensetzung" oder nach "richtige Grammatik". In meinem Artikel geht es nun aber weniger darum, wie du die Rechtschreibung überprüfen kannst, sondern um die korrekte Zeichensetzung und Grammatik in deinen Texten – einen Teilbereich der Rechtschreibung. Ich habe also geschwindelt, um Google zu überlisten und dir zu helfen.
Jetzt aber endlich: los! Es sei denn, du magst erst noch Teil 1 der Tipps zur Rechtschreibprüfung lesen …
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Tipp 1: Kommasetzung prüfen bei „aber, oder, sondern, und“
Mein Rat: Folge der Regel vor der Rechtschreibreform
"Wie bitte?" fragst du. "Alte Rechtschreibung?" Ja, antworte ich und zwar deshalb:
Im Grunde genommen darfst du schreiben, wie dir der Schnabel gewachsen ist, wie der Griffel läuft, wie die Tastatur klappert. Duden ist keine Sprachpolizei, Duden macht nur zwei Dinge:
- er empfiehlt (was etwas anderes ist als "vorschreiben")
- er vereinheitlicht; dank Duden weiß im Zweifelsfall jeder, wie ein Wort geschrieben wird.
Die Rechtschreibreform hat daran nichts geändert. Wenn du heute so schreibst wie vor der Reform, liegst du richtig – ja im Gegenteil sogar manchmal besser! Ein Beispiel, das zum Anlass dieses Artikels leitet:
Duden überlässt es dir, ob du ein Komma setzt zwischen zwei Hauptsätze, die miteinander durch eines der folgenden Wörtchen verbunden sind:
- und, oder.
Ich ahne schon: Du hasst die Sache mit Komma. Mein eindringlicher Rat an dich lautet, das Komma immer zu setzen. Das Komma stärkt die Verständlichkeit. Dieser kleine Strich macht deutlich, dass hier ein neuer Gedanke ansetzt. Wenn kein Komma vor dem "und" bzw. "oder" steht, könnte es sich auch um eine Aufzählung handeln. Das Komma räumt Zweifel aus und erleichtert dadurch das Verstehen. Was will man mehr?
Hier also der Kniff, wie du das Komma setzt.
Rechtschreibung clever prüfen: "Suchen"-Funktion deiner Textverarbeitung
Suche in deinem Text per Suchbefehl nach dem Wörtchen "und". In das Feld "Ersetzen" trägst du "Komma – Leerzeichen – und" ein: , und. Dann gehst du Schritt für Schritt durch deinen Text und setzt ein Komma bei jedem Hauptsatz, der mit "und" eingeleitet wird.
Dasselbe machst du mit dem Wörtchen "oder". Wenn nach "oder" ein Hauptsatz folgt, setzt du ein Komma. Was ein Hauptsatz ist, habe ich weiter oben beschrieben.
Dasselbe machst du mit dem Wörtchen "sondern". Vor "sondern" steht immer ein Komma!
Dasselbe machst du mit dem Wörtchen "aber". Vor "aber" steht immer dann ein Komma, wenn ein Gegensatz zum bisher Gesagten folgt: klein, aber oho; schön, aber faul. Es handelt sich dann um eine Konjunktion, ein Bindewort.
Wenn "aber" als Verstärkung dient wie in dem Satz "Was aber willst du mir damit sagen?", steht kein Komma davor, aber das ist ein ganz anderer Fall. (Du hast sicherlich gemerkt: "aber das ist …" hat einen Gegensatz eingeleitet zum dem, was ich unmittelbar davor geschrieben habe.)
Und das war schon Tipp 1!
Tipp 2: Sätze korrekt beenden
Kein Leerzeichen vor dem Satzende!
Ein Satz endet immer mit einem Satzschlusszeichen! In dieser Beziehung ist unsere Sprache reich ausgestattet, sie kennt
- den Punkt am Ende einer Aussage
- das Ausrufezeichen am Ende eines Ausrufs, eines Wunschs, einer Aufforderung, sprich: eines Befehls
- das Fragezeichen am Ende einer Frage.
Kein echtes Satzschlusszeichen ist der Auslassungspunkt. "…" deutet das Gegenteil an: dass ein Gedanke an dieser Stelle eben nicht endet.
Alle drei Satzschlusszeichen (Punkt, Ausrufe- und Fragezeichen) haben eines gemeinsam: Sie werden ohne Leerzeichen ans letzte Wort angeschlossen! Seltsam, dass dagegen immer wieder verstoßen wird. Ob aus Unachtsamkeit oder aus Unwissen spielt für Tipp Nummer 2 keine Rolle – mögliche Fehler korrigierst du folgendermaßen:
Rechtschreibung und Satzzeichen clever prüfen: "Suchen"-Funktion deiner Textverarbeitung
Suche in deinem Text nach "Leerzeichen – Punkt". In das Feld "Ersetzen" trägst du einfach nur einen Punkt ein. Deine Textverarbeitung korrigiert jetzt jede falsche Stelle. Dasselbe machst du mit Frage- und Ausrufezeichen. Und schon hast du mit Hilfe von Tipp Nummer 2 deinem Text ein korrekteres Aussehen verpasst.
Tipp 2.1: Auch das Komma schließt direkt ans Wort an!
Dieser Artikel hier war bereits veröffentlicht, da trudelte ein Kommentar zu einem meiner Artikel ein. In diesem Kommentar setzt die Schreiberin mehrmals ein Leerzeichen zwischen Wort und Komma – was falsch ist: Das Komma schließt immer(!) direkt am Wort an. Zwischen Wort und Komma steht kein Leerzeichen!
Du bist mittlerweile so routiniert und wirst wissen, wie du diesen Fehler eliminieren kannst:
- Suchen nach der Folge "Leerzeichen + Komma"
- Ersetzen durch "Komma".
Ganz so, als ob nichts passiert wäre …
PS: Dieser Hinweis gilt natürlich auch für den nahen Verwandten des Kommas, für den Apostroph.
Tipp 3: Die Textverarbeitung – dein Freund und Helfer
Entschuldige, wenn ich dich bis hierher mit ausschweifenden Erklärungen gelangweilt haben sollte. Mir geht da manchmal der Gaul durch, weil ich mich über eine Sache ziemlich ärgere:
Menschen, ganz besonders aber all jene, die selbst schreiben, regen sich fürchterlich auf, wenn man sie auf Fehler hinweist. Diesen Ärger möchte ich dir ersparen. Mit meinen Tipps, wie du deine Rechtschreibung prüfen kannst, verscheuchst du den Vorwurf, du hättest ja nicht einmal die einfachsten Grammatikregeln im Griff! Zumindest ein paar davon. Und damit will ich zum Ende kommen und dir einen Wunsch ans Herz legen:
Schreiben ist wie Sex. Nur besser!
Wenn du schreibst, schreibe! Lass' dir nicht sagen, was und wie du schreiben sollst! Von keinem – auch nicht von mir. Schreiben, egal auf welcher Stufe, auf welchem Niveau, mit welcher Meisterschaft, gehört zu den intensivsten Erfahrungen, die du in deinem Leben machen kannst.
Nun stell dir kurz vor, jemand schaut dir beim Sex zu und sagt: "Das musst du so machen, nein, das jetzt besser nicht, greif' mal da ein …!" Das wäre zwar auch eine intensive Erfahrung, aber eine, auf die du gut und gerne verzichten könntest. Aber ich glaube, du verstehst, was ich meine: Hier wie da, beim Sex wie beim Schreiben, gibst du was von dir preis. Einmischungen von außen kommen da nicht gut an.
Ich fürchte, ich muss an dieser Stelle dann doch noch ein großes "ja, aber …" hinterherschicken
Der Weg zur Meisterschaft: Üben, üben, üben. Und Demut.
Wenn du gut werden willst, wenn du richtig gut werden willst in dem, was du tust, wirst du lernen müssen. Und dazu gehört, dass du manchmal auf Rat hören sollst. Und nicht verschnupft reagierst, wenn man dich auf Fehler aufmerksam macht. Es sei denn, du gehörst zu den 1,3 Prozent, die schon perfekt auf die Welt gekommen sind.
Gut wirst du nicht alleine dadurch, indem du fleißig bist und dann von deiner "Erfahrung" schwärmst. So leid es mir tut, aber ich muss dir sagen: Man kann die Dinge auch zwanzig Jahre lang komplett falsch machen. Frag' mal deinen Partner (okay, der war jetzt unfair). Schade also um die Zeit.
Üben, von mir aus auch zwanzig Jahre lang, ist schon einmal ein guter Anfang. Aber wenn du gut werden willst, so richtig gut, sollst du dich an den Besten orientieren. An den Besten aus der Werbung, an den besten aus der Belletristik. Und dich fragen: Wie machen die das? Oder noch besser: Du fragst die Besten selbst. Duden, zum Beispiel, gehört zu den Besten. Weswegen ich ihn dir trotz aller Vorbehalte, die ich Duden gegenüber habe, als Vorbild nennen möchte: Schreibe, wie Duden empfiehlt. Du tust dich auf Dauer leichter.