Türkenbundlilie (Bild: Hans / Pixabay)

Liliengewächse, Liliaceae, botanische Info

Alle Liliaceae haben Zwiebeln zum Überwintern. Daraus entspringt der Stängel. Die Blätter sind wie bei allen anderen einkeimblättrigen Pflanzen länglich und linear geädert. Am Stängel befinden sich sowohl die Blätter, als auch die Blüten. Die Blüte besteht aus 6 (3+3) Blütenblättern (Perigon), die in zwei Kreisen à 3 gleichen Blättern angeordnet sind. Oft sind die Blätter auch mit einer Zeichnung versehen. Die 6 (3+3) Staubblätter sind dick und ihr Blütenstaub fällt leicht ab.

Wenn sie auch noch einen oberständigen Fruchtknoten haben, dann wird es sich um Liliengewächse handeln.

Die nunmehr* 15 Gattungen dieser Pflanzenfamilie mit etwa 600 Arten sind in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel verbreitet, besonders im Himalaya und China, sowie in Nordamerika.

Größter Feind der Liliengewächse, aber auch vieler Allium-Arten, ist übrigens das "Lilienhähnchen" (Lilioceris lilii). Am besten hilft gegen die Käfer sie abzusammeln (Tuch darunter halten und abschütteln). Auch soll eine Brause mit Kaffeesud ihnen den Appetit verderben.

 

*Die ganze Familie wurde neu geordnet, denn nach den neuesten phylogenetischen Untersuchungen wanderten zahlreiche Gattungen in Richtung anderer Pflanzenfamilien ab.

Kapselfrucht

Liliaceae

Infotafel Botanischer Garten Innsbruck (Bild: a.sansone)

Einige der bekanntesten Gattungen, die in diese Familie gehören:

  • Riesenlilien (Cardiocrinum)
  • Zahnlilien (Erythronium)
  • Fritillaria
  • Gelbsterne (Gagea), 
  • die namensgebenden Lilien (Lilium)
  • Tulpen (Tulipa)
  • Krötenlilien (Tricyrtis)

Lilium candidum, Madonnenlilie (Bild: a.sansone)

Lilien

Die Gattung Lilie (Lilium) ist in den gemäßigten Zonen der gesamten Nordhalbkugel verbreitet. In Europa und dem Kaukasus gibt es ca. 20 Lilien-Arten, einige davon sind bereits seit langer Zeit in unseren Gärten zuhause.

  • Madonnenlilie/Weiße Lilie (Lilium candidum) ist eine der ältesten Zierpflanzen der Welt. Wie schon ihr Name darauf hinweist, wird sie mit den Begriffen "Reinheit, Keuschheit, Unbeflecktheit" religiös in Verbindung gebracht. Auf vielen Gemälden der Mutter Maria ist sie als Symbol mitabgebildet. Historische Spuren reichen bis in die Antike (Minoische Kultur)
  • Feuerlilie (Lilium bulbiferum) knallt einem oft genug auf den Bergen entgegen. Sie hielt ebenfalls Einzug in die Bauerngärten.
  • Königlilie (Lilium regale) stammt aus China und seine Entdeckungsgeschichte zeigt wiederum mal auf, was Gier bewirken kann. Denn ihr europäischer Entdecker, der Pflanzenjäger Ernest Henry Wilson, verwüstete um den Bedarf zu stillen gleich ein ganzes Herkunftsgebiet. Ob der Steinschlag, der ihm ein Bein zerschmetterte, die Rache der Götter war?

Lilien-Züchtungen durch Kreuzen verschiedener Arten, Lilien aus Kanada (Lilium canadense), Lilien aus Ostasien sowie aus China setzten Ende des 19. Jhdts ein. Die drei ältesten bekannten stammen aus den Bauerngärten: Madonnenlilie, Feuerlilie und Türkenbundlilie.

Garten-Tipp: Lilien pflanzt man im Frühling, zwischen März und Mai. Nur die Madonnenlilie macht eine Ausnahme. Sie wird im August gepflanzt, dann blüht sie im Folgejahr. Wer sie auch nicht zu tief setzt mit einem Bodenbeschatter zur Seite, wie Katzenminze, kann sich an ihr lange erfreuen.

Kleiner, größer, die meiste Vielfalt ... wer bietet was bei den Liliaceae?

Lilien-Zwerg

Gagea saxatilis P1280782 (Bild: Xavier Béjar / Flickr)

Riesenlilie

Cardiocrinum giganteum (Bild: Kew on Flickr / Flickr)

Kleiner, größer, die meiste Vielfalt ... wer bietet was?

  • Mit ihren oftmals nur 5 cm hohen Blütenstängeln bilden diese heimischen Liliengewächse, die Faltenlilie (Lloydia serotina/Gagea serotina), und die Gelbsterne, Gagea, mit dem allerwinzigsten, dem Felsen-Gelbstern, Gagea saxatilis, die unterste Riege.
  • Bei den heimischen Wildlilien steht die Türkenbundlilie, Lilium martagon, die gut über 120 cm hoch werden kann, noch vor der feuerroten Feuerlilie, Lilium bulbiferum, mit ihren knapp 80 cm Höhe, an vorderster Stelle.
  • Bei den Zuchtsorten sieht die Sache bereits anders aus, denn neuerdings boomen sogenannte Baumlilien, entstanden aus Kreuzungen der Riesenlilie, Cardiocrinum.
  • Die Riesenlilie, Cardiocrinum, (Heimat China) hat natürlich drei mehrjährigen Arten. Fünf Jahre braucht die immer dichter werdende Rosette aus großen, herzförmigen, rein grünen Blättern, dann erst bildet sich der hohe Blütenstamm; 250 bis 400 cm. Mit Beginn der Blüte Anfang Juni hängen am Blütenstiel vier bis zwanzig reinweiße, bis zu 20 cm lange, röhrenförmige Trompetenblüten, die duften. Die Blüten können einen lilafarbenen Streifen an der Unterseite aufweisen.
  • Die im Handel angebotenen Riesenlilie/Baumlilie-Sorten, Cardiocrinum x giganteum, blühen in der Regel bereits im zweiten Pflanzjahr.
Tulpen Vielfalt

Tulpen

Die Gattung Tulpe (Tulipa) übertrifft die Gattung Lilium in Vielfalt noch bei Weitem. An die 100 natürliche Arten gibt es. Seit sie Ende des 16. Jhdts aus Zentralasien in Holland ankam (siehe Lesetipp) und eine wahre Tulpenmanie, den sogenannten "Tulpenwahn" auslöste, wird gezüchtet, was das Zeug hält. Mit den zahlreichen Züchtungsformen macht sie dem heutigen Tulpenliebhaber die Auswahl fast zu schwer.

Ein kleiner Zusatz sei erlaubt: Wer den Insektenreichtum in seinem Garten fördern möchte, der möge sich bei gefüllten Sorten zurückhalten. (Bei gefüllten Einzelblüten sind die Kron- oder Perigonblätter über die natürliche Zahl hinaus vermehrt, meist indem Staubblätter in Kronblätter umgewandelt sind.)

Als i-Tüpfelchen gerne, aber sonst sollten den Bienen, Hummeln und Schwebfliegen zuliebe, die ungefüllten Sorten bevorzugt werden.

Lesetipp: Pflanzenporträt Tulpen

Fritillaria persica (Bild: a.sansone)

Fritillaria

Über hundert Arten umfasst die Gattung Fritillaria . Bei uns sind allenfalls zwei Arten davon wirklich bekannt: die Kaiserkrone und die Schachbrettblume. Aber diese beiden haben ihren Zierplatz auch wirklich in unseren Gärten verdient. Eine imposant über niederen Frühlingsblühern wie Tulpen oder Narzissen ragende Kaiserkrone, die macht schon was her. Und die Schachbrettblume kann man, auch weil sie noch heimische Standorte hat, auch ruhig auf einem Wildwiesenbereich auswildern lassen.

Lesetipp: Kaiserkrone und Schachbrett

Zahnlilie Pagoda

Zahnlilien

Unter all den Frühlingsblühern nahezu unbekannt ist diese Liliengattung: Zahnlilien (Erythronium

Die Hundszahnlilie schwebt kleinen Elfen gleich zart-weiß, rosafarben oder auch zitronengelb über kargen spätwinterlichen Böden. Die Blätter, oval, marmoriert oder gefleckt, sind der ungwöhnliche Rahmen für die schlanken etwa 20 cm hohen Stängel, auf der jeweils eine zartgliedrige Blüte schwebt. Mehr dazu:

Lesetipp: Porträt Hundszahnlilie

Krötenlilien

Krötenlilie, Tricyrtis hirta (Bild: a.sansone)

Krötenlilie

Bedauerlich für sie, die Schöne, dass sie einen so abstoßenden Namen "Krötenlilie" hat. Die Gattung Krötenlilie (Tricyrtis) ist so gut wie unbekannt. Es gibt in freier Natur 20 Arten in den Wäldern Asiens. Nachdem sie erst im Herbst zu blühen beginnt, hat sie diese Missachtung bei Gott nicht verdient.

Mehr dazu:

Lesetipp: Porträt Krötenlilie

Gelbsterne/ Gagea

Gagea fragifera (Bild: Juan_Sanchez / Flickr)

Gelbsterne

Die Gattung Gelbsterne (Gagea) zeigt einmal mehr wie enorm variantenreich Mutter Natur ist. Klein, eher unscheinbar, sieht man von ihrer leuchtend gelben Farbe ab, bilden sie das niedrigste Glied in der Familie der Liliengewächse.

Die Gattung Gagea ist in Europa (mit etwa 23 Arten), Asien, Nordafrika und Nordamerika (nur eine Art) verbreitet. Zentren der Artenvielfalt sind Zentralasien und der Mittelmeerraum. In vielen Gebieten läutet er neben dem Frühlingskrokus den Frühling ein.

Lilien und Taglilien unterscheiden

Nur ganz kurz angemerkt; eine Taglilie ist kein Liliengewächs. Auch wenn sie viele Menschen dafür halten. Eine kleine Unterscheidungshilfe, denn die Ansprüche der Tagilien sind anders als die einer Lilie.

Lesetipp: Lilien und Taglilien - Was ist der Unterschied?

Quellen

Neben der eigenen gärtnerischen Erfahrung informative Sachbücher, wie

  • Botanica, Könemann; Verlagsgesellschaft mbH, 2000 Köln
  • Teufelsgeige und Witwenblume, Pichler/Geiser/Zuber; Christoph Merian Verlag, 2010 Bern
  • Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen, Verlag das Beste, 1980 Stuttgart
  • Pflanzenfamilien, Bayton, Maughan, Haupt, Bern 2018
  • Pflanzenjäger, Hielscher, Hücking; Serie Piper 2005
Adele_Sansone, am 17.02.2019
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Bildquelle:
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Lilien und Taglilien - Was ist der Unterschied?)
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)

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