Die Geschichte der Heurigenkultur und des Weinbaus in Österreich

Der Weinbau in Österreich startete mit den Römern. Zunächst war das Anbauen von Wein verboten, denn schließlich wollte man den italienischen Weinen keine Konkurrenz machen. Kaiser Probus änderte dieses Gesetz, weil er seinen Truppen nicht rechtzeitig genügend Nachschub an Wein besorgen konnte. Jedoch benutzte er die Soldaten für den Weinanbau und wurde deswegen später in einem Soldatenaufstand getötet. Im Mittelalter waren die Besitzer der größeren Weinbaugebiete meist Klöster und Kirchen, die allerdings ihre Länder an Bauern verpachteten. Die Weinhauer (Winzer) durften zu dieser Zeit schon für drei Monate im Jahr ihren Wein ausschenken und verkaufen und mussten als Zeichen, dass der Weinverkauf offen ist, einen Buschen aufhängen. Dieses Gesetz kam von Karl den Großen.

Von da an breitete sich der Weinbau immer mehr aus. 1784 erließ Joseph II. Gesetze zur Regelung des Weinverkaufs. Jeder hatte nun die Möglichkeit selbst hergestellte Produkte wie Wein oder Obstmost zu verkaufen. In heutiger Zeit befinden sich die Weinbaugebiete alle im östlichen und südlichen Österreich. 1886 wurde die Reblaus von Amerika nach Österreich geschleppt und die einzige Möglichkeit zur Bekämpfung war die Veredelung des österreichischen Weins mit resistenten, amerikanischen Unterlagsreben, was in diesen Gebieten geschah. Die vielen Winzer in Wien sind ihren Standorten immer treu geblieben, deswegen ist Wien nicht nur eine Millionenstadt, sondern auch ein 700 Hektar großes Weinanbaugebiet.

Getränke beim Heurigen

Früher war beim Heurigen die Quantität mehr entscheidend als die Qualität. Die Buschenschank- oder Heurigenbesitzer lebten in erster Linie davon, ihren Wein zu verkaufen, die Qualität war ihnen nicht wichtig. So entstand auch der Name "Heuriger", weil der "heurige" (diesjährige) Wein immer gleich abgefüllt wurde, um ihn direkt zu verkaufen. Er wurde in Dopplern (2-Liter-Flaschen) verkauft, denn das war der übliche Tagesbedarf der Einwohner. Wenn Leute direkt im Buschenschank trinken wollten, so brachten sie ihr eigenes Essen mit. Seit dieser Zeit hat sich einiges geändert. Die Heurigenbesitzer achten nun mehr auf Qualität und bieten auch gelagerte, prämierte Prädikatsweine an. Es wird auch nicht mehr nur Wein ausgeschenkt und es ist sogar gesetzlich vorgeschrieben, in Österreichs speziellen Buschenschankgesetz, auch nichtalkoholische Getränke anzubieten. Beliebte und typische Getränke sind da Zitronen- und Himbeer"kracherl" (Zitronen- und Himbeerschorle) und Sodawasser, das auch verwendet wird, um den sehr beliebten "Spritzer" (Weinschorle) zu mischen. Es gibt auch spezielle Mostheurigen in Österreich, die ausschließlich Most, und nicht Wein, anbieten.

Speiseangebot in einem typischen Heurigen

Laut Buschenschankgesetz darf ein Heuriger nur kaltes Essen anbieten. Dabei wird meist darauf wert gelegt, dass Fleisch, Wurst, Käse und Gemüse aus Österreich kommen. Auch hausgemachte Fleischlaberl (Frikadellen) werden oft angeboten. Ein Hit sind immer die hausgemachten Salate und Brotaufstriche wie der berühmte Liptauer (Aufstrich aus Topfen, stark gewürzt mit Paprika). Viele Heurige sind Familienbetriebe, deswegen ist es absolut üblich, dass die Mutter noch in hohem Alter am Herd steht und selbst kocht. Viele haben auch ihre Buschenschanklizenz erweitert, um auch warme Speisen und Desserts anbieten zu können, wie Buchteln (sprich: Wuchtln, österreichische Mehlspeise) mit Vanillesauce oder Wiener Apfelstrudel.

Die Heurigenmusik "Schrammeln"

Die typische Heurigenmusik wurde erstmals von den Brüdern Johann und Josef Schrammel kreiert, die gemeinsam dem Klarinettisten Georg Dänzer und dem Gitarristen Anton Strohmayer ein Schrammelquartett bildeten und durch die Lokale zogen, um zu spielen. Die Schrammelmusik wird vor allem durch die "raunzende" (weinende), melancholische, aber trotzdem beschwingte Instrumentierung charakterisiert. Es gab viele Schrammelmusiker, die Themen der Texte blieben aber immer gleich: Wien, Wein, Trinken, die Reblaus, Liebe und Wiener Gemütlichkeit. Die meisten Texte, die alle im Dialekt verfasst sind, handeln vom Weintrinken und es gibt im Wiener Dialekt sehr viele Ausdrücke für "betrunken sein" wie zum Beispiel, in alphabethischer Reihenfolge: an daumpf hom, an Fetzn hom, Brallur, Duliö, Dampf, Dusl, einen voin hom, fett sein, Granatn im Gsicht, Hadern, Hodan, Kantn, Kaundl, Kegel, Keil, Klescher, Krochn, Niglrausch, Öl, Salf, Schleidara, Schwalberl, Schwamm, Schwips, Schwipsei, Seicherl, Seuche, Suff, Tschinara, Wächtn, Wurf oder Ziagl.

Wann hat denn der Heurige nun ausg'steckt?

Die Öffnungszeiten der Heurigen sind sehr unterschiedlich. Sie müssen ihre Öffnungszeiten zwar rechtzeitig bei der Gemeinde melden, jedoch ist es oftmals sehr schwierig, dahinter eine Logik zu entdecken. Es empfiehlt sich daher, sich immer vorher zu erkundigen, ob ein Heurigen offen hat oder nicht, um nicht vor geschlossenen Türen zu stehen. Für Wien und Niederösterreich gibt es zum Beispiel den Wiener Heurigenkalender online, wo man nachsehen kann, welches Lokal gerade ausg'steckt hat. Diese Kalender gibt es auch in vielen Orten gratis im Taschenformat zu bekommen. Außerdem haben viele Ortschaften einen sogenannten "Rauschbaum", wo Heurigenbesitzer ihre Tafeln aufhängen, wenn sie offen haben. Es ist nach wie vor Gesetz, dass ein Heuriger, wenn er offen hat, einen Buschen und zusätzlich eine Tafel mit dem Namen des Besitzers an der Türe haben muss. Der Buschen muss ein Föhren-, Tannen- oder Fichtenbündel sein. Der Buschen ist meist mit einer grünen Laterne beleuchtet, die abgedreht wird, wenn der Heurige am Abend schließt. Daher kommt der Wiener Ausdruck "Laterndler" für Trunkenbolde, die zur späten Stunde vor die Türe gesetzt wurden, wenn das Licht erlosch. Viele Heurigen feiern, wenn sie den letzten Tag im Jahr offen haben, indem sie den Buschen verbrennen und ihre Stammgäste einladen, um bereits geöffnete Weine leerzutrinken.

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