Habt ihr euch auch schon mal gefragt, warum Hasenmädchen keine Osterhasen werden dürfen?

Warum es keine Osterhäsin gibt? Nein? Also, ich habe mich das schon oft gefragt.

Ich heiße Kleine Blume und bin ein Hasenmädchen. Ich bin die Dritte von vier Geschwistern und habe zwei große Brüder, Hopp und Hoppel, und eine winzig kleine Schwester, Fenchelchen.

Und ich würde schrecklich gerne Osterhäsin werden! Das muss total aufregend und spannend sein: Heimlich in die Gärten der Menschen hoppeln, dort Eier verstecken und dann zuschauen, wie sie sich freuen – die Menschen natürlich, nicht die Eier.

Und ich hätte auch schrecklich Lust darauf, die weißen Eier bunt zu färben – das muss doch riesigen Spaß machen! Ich weiß auch schon, wie ich es anstellen würde: Mit Kräutern und solchen Dingen kenne ich mich nämlich sehr gut aus. Ich liebe Kräuter, müsst ihr wissen!

Was ich herausgefunden habe: Spinat und Petersilie, die machen die Eier grün. Grün ist meine Lieblingsfarbe! Mit frischen Rotkohlblättern kann man Eier rot färben. Rote Eier bringen besonders viel Glück, sagt man bei den Menschen. Die Rinde vom Apfelbaum – ich nage sie gerne ab - macht die Eier braun. Und wenn man Eier mit Möhrensaft färbt, dann werden sie richtig schön orangefarben. Ich liebe Möhren!

Am Waldrand könnte ich frisches Moos für die Osternester sammeln. Und ich kenne so viele tolle Verstecke! Ich habe mir die Gärten der Menschen gut angesehen. Ganz heimlich natürlich.

Darin bin ich gut, im Heimlichsein, meine ich.

Das ist auch wichtig für uns Feldhasen. Es gibt leider immer weniger Orte, an denen wir uns verstecken können – vor Raubvögeln und Dachsen und Füchsen und so. Um die Äcker und Felder herum verschwindet immer mehr Grün. Und die Halme in den Getreidefeldern stehen oft so dicht, dass man sich kaum noch durch quetschen kann.

Und wenn dann erst diese riesigen Mähmaschinen kommen und alles kaputt walzen … für Babyhasen ist das furchtbar gefährlich! Meine Geschwister und ich, wir haben Glück gehabt. Wir konnten gerade noch rechtzeitig davon hoppeln, bevor die Maschinen unser Zuhause platt gemacht haben …

Na ja, so ein richtiges Zuhause haben wir eigentlich nie gehabt. Wir haben schon an vielen verschiedenen Orten gelebt. Mal hier und mal dort.

Richtig viel Grün findet man leider immer seltener. Und Büsche und Hecken zum Verstecken gibt es auch immer weniger.

(Bild: Kaz / Pixabay)

Wo sollst du da noch hin, wenn plötzlich einer auftaucht, der dir ans Fell will?!

Da bleibt nur noch Rennen. Wegrennen! Und zwar möglichst schnell!

Was bin ich froh, dass ich so lange und starke Hinterbeine habe. Ich bin schneller als ein Auto und ich kann über jeden Zaun springen, ganz leicht. Ja, ehrlich, könnt ihr ruhig glauben! Und wenn ich erst meine Haken schlage, dann hänge ich sowieso alle ab.

Erst gestern bin ich vor einem Fuchs abgehauen. Ha! Der hat doch tatsächlich gedacht, ich würde sein Mittagessen werden. Aber er hat mich nicht erwischt. Keine Chance. Da muss er schon früher aufstehen, der Fuchs, der sich für so schlau hält. Ich habe längst gemerkt, dass er sich anpirscht!

Okay, ich sehe zwar alles, was weiter entfernt ist, ein bisschen unscharf, das stimmt. Aber dafür kriege ich immer mit, was um mich herum so passiert. Liegt an meinen Augen, mit denen kann ich fast ganz um mich herum schauen.

Und von wegen Angsthase! Ich bin ziemlich mutig. Und kämpfen kann ich wie die Jungs – fragt mal meine Brüder, die wissen das. In unserer Hasenfamilie bin ich die Größte und die Stärkste.

Mama nennt mich immer Häschen, dabei bin ich längst kein kleines Häschen mehr, das nur in seiner Sasse liegt und sich nicht traut, in die Welt hinaus zu hoppeln. Ich möchte Abenteuer erleben! Ich möchte Osterhäsin sein!

Ich weiß sogar, wo die geheime Werkstatt des Osterhasen ist!

Ja, diese sehr geheime Werkstatt, wo der Osterhase seine Hasen aus Schokolade und die Ostereier aus Marzipan macht. Ich bin ihm gefolgt, dem Osterhasen - ganz heimlich natürlich. Und da habe ich die geheime Werkstatt gefunden. Ich kann euch natürlich nicht verraten, wo sie ist, denn sonst wäre es ja kein Geheimnis mehr. Tut mir leid!

Wisst ihr, was ich mir überlegt habe? Vielleicht ist der Osterhase ja mein Vater! Wer weiß?! Ich kenne meinen Vater nicht. Der ist schon verschwunden, bevor meine Geschwister und ich auf die Welt gekommen sind.

Als wir kurz nach unserer Geburt die Augen aufgemacht haben, war da nur Mama. Sie hat uns ganz alleine groß gezogen.

Na ja, ein bisschen Hilfe hat Mama schon gehabt. Madame Grauflügel hat hin und wieder auf uns aufgepasst, wenn Mama auf Futtersuche war. Madame Grauflügel ist eine Gans und Gänse sind sehr wachsam. Die kriegen immer alles mit und schlagen gleich Alarm, wenn etwas nicht stimmt.

Madame Grauflügel weiß ziemlich viel. Ich glaube sogar, sie weiß alles. Stellt euch vor, sie hat mir erzählt, dass früher nicht nur der Hase, sondern auch der Kuckuck, der Storch, der Hahn und der Fuchs an Ostern die Eier gebracht haben!

Der Fuchs?! Der ist doch wirklich nicht mutig und clever genug, um das hinzukriegen. Der traut sich doch nicht mal in die Nähe der Menschen! Wie will er da Ostereier in den Gärten verstecken?!

Und Osterkuckuck? Osterhahn? Osterstorch?

Das klingt doch komisch, findet ihr nicht? Der Osterhase ist eben der OsterHASE.

Und übrigens auch nicht das Osterkaninchen. Das mag ich gar nicht, wenn man mich mit einem Kaninchen verwechselt. Nein, ich bin KEIN Kaninchen. Und ich finde, ich sehe denen auch nicht ähnlich, den Wildkaninchen. Schaut mich doch mal an, ich habe längere Beine, längere Ohren und meine Ohrenspitzen sind schwarz. Ich sehe wirklich nicht wie ein Kaninchen aus, kein bisschen. Ich wohne übrigens auch nicht unter der Erde.

Wildkaninchen könnten schon überhaupt keine Osterhasen sein! Die sind doch immer nur zu mehreren unterwegs und das würde ja total auffallen.

Der Osterhasenjob ist genau richtig für uns Feldhasen. Hm ... vielleicht frage ich den Osterhasen einfach mal, ob er nicht ein bisschen Hilfe gebrauchen kann, was meint ihr?

Wer weiß, vielleicht freut er sich ja. Ein bisschen alt sieht er inzwischen schon aus, der Osterhase. Und ganz grau um die Schnauze ist er auch geworden.

Aber erst muss ich einen Happen essen. Das viele Reden hat mich ganz hungrig gemacht. Normalerweise reden wir Hasen nicht so viel, wisst ihr. Mir ist jetzt nach einer schönen Rübe zumute, nach einem Kohlkopf, Klee oder ein paar frischen Knospen …

Mal schauen, was ich finden kann.

Auf Wiedersehen und frohe Ostern!

Quizfragen zur Geschichte

1) Könnt ihr euch denken, warum unser Hasenmädchen Kleine Blume heißt?

a) Weil Hasen so gerne Blumen fressen

b) Weil Hasen in einer von Wildblumen bedeckten Mulde geboren werden

c) Weil man das Schwänzchen des Feldhasen Blume nennt

2) Feldhasen gelten als Symbol für Fruchtbarkeit, denn sie können mehrmals im Jahr mehrere Junge bekommen. Erinnert ihr euch, wie viele Junghasen es in Kleine Blumes Familie gibt?

a) 6 junge Häschen

b) 3 junge Häschen

c) 4 junge Häschen

3) Wie kann man weiße Eier grün färben?

a) Mit Blättern vom Apfelbaum

b) Mit Spinat und Rotkohl

c) Mit Spinat und Petersilie

4) Welche Ostereier sollen besonders viel Glück bringen?

a) Rote Eier

b) Gelbe Eier

c) Grüne Eier

5) Dachse, Füchse und Greifvögel gehören zu den Feinden der kleinen Feldhasen. Vor welchen Tieren müssen sie sich außerdem noch in Acht nehmen?

a) vor Katzen

b) vor Wildkaninchen

c) vor Tauben

6) Feldhasen können mit ihren kräftigen Hinterbeinen besonders schnell laufen, hoch springen und ... 

a) Purzelbäume schlagen

b) Haken schlagen 

c) sich ins Dickicht schlagen 

7) Weil ihre Augen seitlich am Kopf stehen, können Feldhasen fast alles um sich herum wahrnehmen. Dafür sehen sie aber ...

a) alles, was ganz nah ist, nur unscharf

b) alles in der Ferne eher unscharf

c) in der Dunkelheit überhaupt nichts mehr

8) Ein richtiges Zuhause haben Feldhasenfamilien nicht. Die Junghasen liegen meist in einer flachen Mulde auf einem Feld. Wie nennt sich diese Mulde?

a) Hasengasse

b) Sasse

c) Dasse

9) Hasen halten sich tatsächlich gerne in der Nähe von Gänsen auf, weil Gänse so wachsam sind und die Hasen rechtzeitig auf Feinde aufmerksam machen können. Bei welchen Vögeln sollten junge Feldhasen allerdings eher vorsichtig sein? 

a) bei Raben

b) bei Enten

c) bei Amseln

10) Erinnert ihr euch noch, welches Tier früher neben Hase, Fuchs, Kuckuck und Hahn die Ostereier gebracht haben soll?

a) der Storch

b) der Reiher

c) der Kranich

11) Wie kann man Feldhasen gut von Wildkaninchen unterscheiden?

a) an ihren schwarzen Ohrenspitzen

b) an ihren blauen Augen

c) an ihrem gemusterten Fell

12) Was fressen Feldhasen nicht?

a) Knospen von Bäumen

b) Klee

c) Vogeleier

13) Wie nennt man den weiblichen Hasen?

a) Kaninchen

b) Häschen

c) Häsin

14) Welcher Satz stimmt?

a) Feldhasen und Wildkaninchen leben beide in Bauten unter der Erde

b) Wildkaninchen leben in Bauten unter der Erde

c) Feldhasen leben in Bauten unter der Erde

15) Warum geht es den Feldhasen in Deutschland immer schlechter?

a) Weil es immer mehr Füchse gibt, die Jagd auf Feldhasen machen

b) Weil es immer weniger Lebensraum und Nahrung für die Feldhasen gibt

c) Weil es immer mehr Wildkaninchen gibt, die den Feldhasen den Platz wegnehmen

Gut aufgepasst? Erraten?

Die Antworten findet ihr hier ...

1) c: Den Schwanz des Feldhasen nennt man in der Jägersprache "Blume". 

2) c: In Kleine Blumes Familie gibt es 4 junge Hasen. Hin und wieder kommt es auch vor, dass Feldhasen bis zu 6 Junge bekommen. 

3) c: Mit Spinat und Petersilie kann man weiße Eier auf natürliche Weise grün färben.

4) a: Rote Eier sollen an Ostern besonders viel Glück bringen, weil sie an den Tod Jesu Christi am Kreuz erinnern.

5) a: Auch vor Hauskatzen müssen sich junge Feldhasen in Acht nehmen. 

6) b: Feldhasen können besonders schnell laufen, hoch springen (bis zu 2 Meter) und ihre berühmten Haken schlagen.

7) b: Feldhasen sind kurzsichtig. Alles, was in der Ferne liegt, sehen sie also eher unscharf. Die Augen des Feldhasen nennt man übrigens Lichter oder Seher.

8) b: Die Mulde, in der junge Feldhasen liegen, nennt man Sasse.

9) a: Auch Rabenvögel gehören zu den Feinden junger Feldhasen.

10) a: Neben dem Hasen, dem Hahn, dem Kuckuck und dem Fuchs soll früher auch der Storch an Ostern die Eier gebracht haben.

11) a: An ihren schwarzen Ohrenspitzen kann man Feldhasen von Wildkaninchen unterscheiden. 

12) c: Feldhasen mögen Klee und Knospen, aber Vogeleier fressen sie nicht.

13) c: Den weiblichen Hasen nennt man Häsin. Die weiblichen Tiere bei Hasen und Kaninchen werden manchmal auch als Zibbe bezeichnet.

14) b: Die Wildkaninchen leben in Bauten unter der Erde.

15) b: Feldhasen finden in Deutschland immer weniger Lebensraum und Nahrung.

Was man außerdem wissen sollte ...

Wer im Wald, auf dem Feld oder der Wiese junge Feldhasenbabys findet, sollte diese nicht mitnehmen. Auch wenn die kleinen Feldhasen ganz alleine sind: Das ist ganz normal. Um möglichst wenig auf sich aufmerksam zu machen, kommen Feldhasenmütter nur einmal pro Tag zu ihren Jungen, um sie zu säugen. Feldhasenbabys, die in der freien Natur alleine sind, sind also nicht "einsam" und brauchen keine Hilfe.

Anders sieht es aus, wenn man junge Feldhase auf einer Straße oder dem Bürgersteig findet: Dann sollte man unbedingt eingreifen, um die Tiere zu retten.

Hundebesitzer, bitte aufgepasst: Auch streunende und jagende Hunde können jungen Feldhasen selbstverständlich gefährlich werden! 

Michaela, am 21.03.2016
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Bildquelle:
Claudia Steininger (Überlebenskünstler und tierischer "Star" des Osterfestes: Der Feldhase)

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