Pflege - aus Kostengründen wird zuhause gepflegt

Zum Pflegenden Angehörigen werden manche über Nacht, manche haben ein paar Monate Zeit. Immer ist es eine Art Schock. Kaum jemand ist vorbereitet auf eine solche Situation und die wenigsten von uns haben sich die Pflege als Beruf ausgesucht! Das muss man sich einmal klar machen, dass wir alle Menschen mit verschiedenen Talenten sind. Aber die Pflegebedürftigkeit von Familienangehörigen verlangt von den betroffenen Verwandten plötzlich Tätigkeiten ab, für die sie sich gar nicht gemacht sehen. 

Natürlich gibt es Pflegedienste und Heime und 24-h-Pflegekräfte aus dem Ausland (die inländischen kann sich kaum jemand leisten). Und diese drei Punkte werden immer in Diskussionen eingeworfen, wenn es um die Last der Pflegenden Angehörigen geht. Dass diese drei Stützen aber aus den verschiedensten Gründen oft gar nicht genutzt werden können, wird verdrängt. 

Meist reagieren Nicht-Betroffene so, dass sie es sich so zurechtlegen, als hätte es sich der Pflegende Angehörige eben "so ausgesucht", "sich entschieden". Ist quasi selbst schuld an der Situation. 

Was gerne verdrängt wird: Nicht jeder bringt es übers Herz, seinen Angehörigen in ein Heim zu geben und vor allem sind nicht alle Heime in unserem Land wirklich gut! Zudem sind Heime sehr teuer, sie kosten im Schnitt pro Monat 5.000 € und die Krankenkasse zahlt nur einen Teil, so dass oft monatliche Kosten von 2.000 € auf dem Pflegling lasten. Wer hat so viel Vermögen und so viel Rente, dass er sich das leisten kann? Und wenn ja: Will man als Angehöriger zusehen, wie das angesparte Vermögen und die Rente für das Pflegeheim draufgehen, obwohl der Pflegling sich im Heim vielleicht gar nicht wirklich wohl fühlt, noch perfekt betreut und versorgt wird?

All dies kann nur jemand beurteilen, der selbst schon mal in so einer Situation war.

"Warum holst du dir keine Hilfe?"

Die Pflegedienste sind das zweite Argument, was viele anführen, wenn es um die häusliche Pflege geht. "Warum holst du dir keine Hilfe" "Lass doch jemanden kommen." Wissen diese Personen, dass die Pflegedienste nicht 24-h für den Pflegling da sein können? Sie kommen meist nur morgens und abends zum Waschen. Windeln werden somit meist nur morgens und abends gewechselt. Wer möchte das seinem Angehörigen zumuten? Kommt der Pflegedienst öfter am Tag, etwa zum Essen bringen, Tabletten geben - wird es so richtig teuer. Und zwar so teuer, dass das Pflegegeld hinten und vorne nicht mehr reicht. Der Pflegling muss dazu zahlen, aber ist immer noch nicht 24 h am Tag betreut und versorgt.

Das bedeutet, die Pflegenden Angehörigen arbeiten kostenlos! Müssen immer parat stehen, nachts mehrmals aufstehen, aber bekommen kein Entgelt dafür, weil alles für die Pflegedienste verbraucht wird. Aus diesem Grund und nicht aus Masochismus, Ehrgeiz oder Gier machen viele Pflegende Angehörige gleich alles selbst. 

Das Entgelt für die Pflege, das die Pflegekassen zahlen, ist eh ein Witz und steht in keinem Verhältnis zum Aufwand. Ein Pflegegrad 3, das sind meist Menschen, die bereits im Rollstuhl sitzen, Hilfe beim Toilettengang brauchen und den Haushalt selbstverständlich nicht mehr selbst machen können, bekommen 545 € im Monat, dafür, dass sie jemand pflegt und versorgt. 

Das ist der blanke Hohn. Für dieses Geld kann man niemanden außerhalb der Familie bezahlen, weil es niemand machen würde. Die dummen Angehörigen machen es aber ihrem Familienmitglied zuliebe. Und darauf können die Pflegekassen seit Jahren vertrauen.

24-h-Pflegedienste kommen ebenfalls nicht für jeden Haushalt in Frage. Zum einen, weil der Platz fehlt, denn ihnen steht ein gut eingerichtetes, separates Zimmer zur Verfügung. Zum anderen kann man diese nur mit dem normalen Pflegegeld bezahlen, bekommt nicht die höhere Summe wie für einen staatlich anerkannten Pflegedienst. Das bedeutet, bei Pflegegrad 3 müsste die Person von 545 € im Monat bezahlt werden. Real kosten diese Pflegekräfte aber im Schnitt 2.000 € im Monat. Kost und Logie kommen noch obendrauf. 

Rechnet man sich all dies mal durch, muss man sich nicht mehr wundern, warum 75 % aller Pflegebedürftigen zuhause gepflegt werden müssen. Es geht schlichtweg nicht anders. 

Haus und Hof verlassen für die Pflege?

Beruf und Pflege miteinander vereinbaren

Es ist sehr schwer, ein Berufsleben mit der Pflege zu verbinden. Hat man eine hilflose Person zuhause, kann man deren Bedürftigkeiten schlecht für 8 h ausschalten. Ein Pflegender hat eigentlich immer Dienst. 

Wer im Home-Office arbeiten kann, hat Glück. Allerdings sieht die Arbeit gänzlich anders aus, als für Leute, die nicht pflegen. Die Arbeit wird ständig unterbrochen. Der Alltag muss auf den Pflegling abgestimmt werden, nicht auf den Beruf. Die Flexibilität ist nicht mehr da und schließlich kann man als Pflegender Angehöriger nicht alle Aufträge annehmen, da man immer berücksichtigen muss, jederzeit für den Pflegling da zu sein. 

Es geht dann irgendwie, aber in jedem Fall mit hohen finanziellen Einbußen. 

Andere schaffen es noch irgendwie ein paar Stunden am Tag auswärts zu arbeiten. In dieser Zeit müssen die Pfleglinge aber auch betreut werden. Leider geht das nicht immer und so werden manche für ein paar Stunden im Bett liegen gelassen, bis am Abend der Angehörige kommt, um sie zu versorgen. Das bedeutet aber auch, dass Toilettengänge wegfallen und der Pflegling mit all seinen Bedürfnissen warten muss, bis wieder jemand kommt. Riskant ist es obendrein, denn dem arbeitenden Angehörigen kann unterwegs jederzeit etwas passieren. 

 

Pflegende Angehörige werden übergangen und klein gehalten

Zu all den genannten Belastungen und finanziellen Problemen kommt der immense und nervlich belastende Aufwand für die bürokratischen Dinge hinzu. Ein alter Mensch kann zum Beispiel seine Steuererklärung nicht mehr selbst machen. Hier müssen sich Verwandte kümmern. Er kann keinerlei Geschäfte mehr selbst erledigen und vor allem kann er nicht mehr mit seiner Krankenkasse kommunizieren. Und das ist die schlimmste Last!

Die Kranken- und Pflegekassen machen es den Betroffenen sehr schwer an die nötigen Hilfsmittel und Gelder zu kommen. Immer sind Anträge und Bestätigungen vonnöten. Sie arbeiten eng mit ihren Sanitätshäusern zusammen, aber nicht eng mit den Angehörigen. Oft muss man wochenlang auf dringend benötigte Hilfsmittel warten. Oft könnte man selbst günstiger etwas übers Internet kaufen, als über das Sanitätshaus, aber dann wird es von den Kassen nicht bezahlt! 

Die Kassen schmeißen Unsummen an Geldern zum Fenster heraus, weil sie Hilfsmittel über ihre Sanitätshäuser viel teurer bezahlen, als wenn der Angehörige das nötige selbst kaufen würde und die Rechnung einreichen. Aber dem Pflegenden Angehörigen wird grundsätzlich nicht getraut, er könnte sich bereichern wollen, bzw. unnötig Geld verprassen. 

Es ist ein nervtötender bürokratischer Aufwand, Umbaumaßnahmen zuhause vornehmen zu lassen und die genau passenden Hilfsmittel zu bekommen. Wer dies schon kennt, geht sogar so weit, sich manche Hilfsmittel einfach aus der eigenen Kasse selbst zu kaufen, weil man dann den Aufwand nicht hat und es schneller geliefert wird. Man hat schon das Gefühl, als ob die Kassen es darauf anlegen. 

Neben der Pflege ständig organisieren, Rezepte bestellen etc. 

Auch wenn es einige Hilfsangebote gibt, so bleibt immer viel zu organisieren. Beispielsweise stehen dem zuhause Gepflegten bis zu 8 Wochen im Jahr Kurzzeitpflege in einem Heim zu. Den Platz aber muss der Pflegende Angehörige selbst finden und oft gibt es zu gewünschten Terminen keinen freien Platz. Keineswegs kann man jedes Heim fragen, nein, es bieten nur bestimmte Heime solche Plätze an, was einem auch anfangs niemand sagt.

Die Kurzzeitpflege muss organisiert werden, Physiotherapie vor Ort bestellt werden. Ebenso müssen die anderen Entlastungshilfen wie Verhinderungspflege und Tagespflege aufwendig angemeldet, organisiert und geregelt werden. Lange Verträge mit den Heimen müssen durchgelesen und unterschrieben werden. Es gibt lauter unbezahlten bürokratischen Aufwand, den der Pflegling nicht mehr selbst erledigen kann. 

Besonders unangenehm ist es, wenn die Mitarbeiter der Krankenkassen und Pflegekassen, den Pflegenden Angehörigen gegenüber einen kontrollierenden und genervten Ton anschlagen. Dies ist absolut nicht angebracht! Denn die lieben Mitarbeiter sitzen in ihren sauberen Büros ihren Tag ab, während die Pflegenden Angehörigen zuhause zwischen Körperpflege, medizinischer Versorgung, Haushalt, Kümmern, dem bürokratischen Aufwand und ihrem eigenen Beruf und ihren eigenen Angelegenheiten hin und her titschen. Keinem Bereich kann man wirklich gerecht werden. 

Die nervliche Belastung für die Pflegenden Angehörigen wird von den Krankenkassen völlig unterschätzt. Und so ist kein Wunder, dass viele Pflegende Angehörige schließlich selbst krank werden. 

Leben ohne Wochenenden und Feierabenden

Ein Punkt, den Politik und Krankenkassen völlig übersehen ist, dass Pflegende Angehörige nicht wie beruflich Pflegende richtige Auszeiten und Freizeiten haben. Es gibt keine Wochenenden, in denen man Pausen von der Pflege hat. Es gibt nicht morgens und abends ein paar Stunden, wo man sich nur um seine Angelegenheiten kümmern kann. Und es gibt keine Nächte, wo man garantiert seine Ruhe hat. 

Menschen, die gepflegt werden müssen, schlafen nicht jede Nacht ruhig durch, sondern sie brauchen oft mehrmals in der Nacht Hilfe oder werden unruhig. 

Auszeiten von der Pflege müssen regelrecht organisiert werden. Und wo soll der Ersatz herkommen? Die Pflegeperson ist meist optimal auf den Pflegling eingestellt und hat sich alles Notwendige angeeignet. Wie soll das mal eben ein anderer Familienangehöriger, ein Nachbar, oder Freund übernehmen? Zwar kann man andere Personen dafür bezahlen und bekommt Verhinderungspflegegeld, aber wer soll eine solche Aufgabe übernehmen?

Ausgenutzt und ausgepowert von den Pflegekassen - Pflegende Angehörige sind sehr praktisch

Meist gehen die Kassen eh davon aus, dass es nur eine zugehörige Pflegeperson gibt. Was für ein Wahnsinn das eigentlich ist, machen sie sich nicht klar. Wüssten sie es, würden sie den Pflegenden Angehörigen viel mehr Hilfe und Unterstützung anbieten. So aber zielt alles mehr auf Kontrolle der Pflegenden ab und die Unterstützung soll für den Pflegling da sein. Wie aber soll er optimal gepflegt werden, wenn die Pflegenden Personen gnadenlos vom System ausgenutzt und ausgepowert werden?

Es gibt keine Angebote, in denen Pflegende Angehörige einfach regelmäßig die Wochenende frei hätten. Es gibt nur Tagespflege und Nachtpflege. Das Angebot der Kurzzeitpflege greift erst für ein paar Tage, denn die Heime wollen, dass es sich lohnt und nicht für so kurze Aufenthalte sich auf eine Person einrichten. Die Verhinderungspflege gibt es stundenweise und bis zu 8 Stunden am Tag. Freie Wochenenden lassen sich für Pflegende Angehörige also nur einrichten, wenn sie Ersatzpersonen finden und wo sollen die herkommen?

Zur oft grotesken Situation für Pflegende Angehörige zu Corona-Zeiten, hier ein aktueller Podcast:

https://www.kkh.de/leistungen/pflege/pflege-corona/podcast?fbclid=IwAR0i6yex-p0LvJpNDFBGQpFJ1y1fjB5Yk6hcDWE05WIW44_MUH_tLASAEj8

 

Pflegende Angehörige müssen gemeinsam etwas erreichen

Damit Pflegende Angehörige mehr wahrgenommen werden, habe ich einen Blog zum Thema angefangen: "Wenn Angehörige pflegen". Dies ist kein Nachschlagewerk oder umfangreiches Info-Portal, es dient eher der Veranschaulichung der Probleme im Alltag und es gibt natürlich auch zahlreiche Tipps von Pflegenden für Pflegende. Hier können die betroffenen Personen ihre Geschichten und Erfahrungen erzählen. Und ihre Sicht der Dinge kommt zum Tragen, die von der Politik und den Kassen regelrecht ignoriert wird.

Da wir Pflegenden nicht auf die Straße gehen können und demonstrieren. Da wir nicht streiken können, denn das ginge auf Kosten der Angehörigen, sind wir schön bequem und still für die Entscheider. Das muss sich ändern! Uns bleibt die Möglichkeit über unsere Situation zu schreiben! 

Ich freue mich über jeden der mitmacht, bei unserer Artikelreihe und über die Belange der Pflege schreiben will. 

Zu meiner Situation

Ich pflege nicht allein, sondern gemeinsam mit meinem Bruder. Wir sind beide als Pflegepersonen eingetragen. Trotzdem können wir es nicht so einrichten, dass einer mal länger, also mehrere Tage Pause hat. Denn es ist beruflich schwierig und zudem riskant, alleine die Pflege zu übernehmen, da der Pflegling hilflos alleine zuhause wäre, wenn man das Haus verlässt. Ein kleiner Blechschaden beim Einkaufen würde schon zu chaotischen Zuständen führen... 

Sehr viele aber pflegen wirklich ganz alleine! Besonders bei älteren Ehepaaren ist es sehr oft so, dass Frau oder Mann alleine den Partner pflegen. Ich habe im Pflegekurs einige ältere Herren kennengelernt, die diese Mammutaufgabe seit Jahren stemmen! Ja, es sind nicht nur die Frauen, die aufopferungsvoll pflegen, auch viele Männer!

Es ist eigentlich ein Unding, dass ältere Personen, die selbst nicht mehr fit und kräftig genug sind für alle Handgriffe, die gemacht werden müssen, alleine pflegen, weil ihnen nichts anderes übrig bleibt. Zum anderen sind sie körperlich gar nicht in der Lage Stürze zu vermeiden. Wenn man als jüngerer Mensch noch schnell einschreiten kann und mit bestimmten Griffen, die Person halten, kann eine ältere schwache Person doch nur zusehen, wie der Pflegling aus den Händen gleitet.

Die älteren Personen haben meist selbst Krankheiten oder sind anfällig und ein Ausfall ihrer Person würde den Pflegling hilflos zurücklassen. Was passiert, wenn eine ältere Person beim Einkaufen eine Herzattacke erleidet oder auch nur mal ohnmächtig wird? Einige führen zwar Zettel mit, dass sie daheim eine Hilfsbedürftige Person haben, aber wer findet in solch einem Fall sofort Ersatz für die Pflege? Besonders, wenn jemand 24-h lang Betreuung braucht, ist dann schnelle Hilfe vonnöten. 

Ich halte es für sehr riskant und fahrlässig, dass Politik und Krankenkassen viele Pflegende Angehörigen in solchen Situationen alleine lassen und auch allgemein total im Stich lassen. Sie sollten Hilfsstützpunkte anbieten und im Notfall schnell Ersatz für die Pflegeperson finden. Statt der regelmäßigen Pflegeberatungen durch die Kassen, die in erster Linie der Kontrolle dienen, sollten sie auch Maßnahmen ergreifen, um die Pflegenden Angehörigen zu entlasten und deren Gesundheit zu schützen!

Leider leben viele Alleinpflegenden in purem Gottvertrauen vor sich hin und hoffen, dass alles gut geht. Die meisten sind hoffnungslos überlastet und haben gar nicht die Kraft für mehr Rechte und Entlastung zu kämpfen. 

 

Pflegende Angehörige im TV und vor Politikern

Immer wieder werden einzelne Pflegende Angehörige zu Interviews eingeladen oder ins TV. Dort gehen sie aber meist gnadenlos unter und werden von den oft männlichen Politikern belächelt, wie verhärmte Hausmütterchen.

Leider sind es aktuell nicht viele Pflegende Angehörige, die von öffentlichen Medien befragt werden, sondern vor allem Frau Schmid, die einen Verein für Pflegende Angehörige leitet und Frau Worm, die mit ihr kooperiert.

Beide sind Ehefrauen in den mittleren Jahren, die ihre Ehemänner, ebenfalls in mittleren Jahren, pflegen, welche seit vielen Jahren an chronischen Erkrankungen leiden.

Diese Fallbeispiele sind aber nicht exemplarisch für die große Masse der Pflegenden Angehörigen. Es müssen heute vor allem ältere Menschen/Senioren gepflegt werden, da viele Menschen zwar recht alt, aber nicht fitter werden.

Die Folge davon ist, dass es immer mehr Pflegebedürftige gibt. Diese müssen dann oft von ihren ebenfalls alten Ehepartnern gepflegt werden, was ein wahres Drama ist, denn diese sind meist ebenfalls schwach und gebrechlich.

Ein großer Teil der pflegebedürftigen Senioren werden von Sohn, Tochter, Enkeln gepflegt. Das bedeutet für die nahen Verwandten, dass sie ihr eigenes Leben komplett hinten anstellen müssen. Vor allem bleibt der Beruf auf der Strecke. Viele pausieren in der Zeit und finden hinterher nicht mehr richtig den Anschluss.

Wenn Angehörige pflegen, die keine Ehepartner sind, so sind diese oft schlechter abgesichert und haben kein ausreichendes Einkommen. Ebenso geht die Pflege auf die Gesundheit und das Privatleben und es besteht die Gefahr, dass man nach jahrelanger Pflege aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr voll erwerbstätig werden kann oder viele werden sogar selbst zum Pflegefall!

Die Politik und Gesellschaft sollte verhindern, dass die Pflegebedürftigkeit eines alten Menschen dazu führt, dass die jüngeren Verwandten finanziell und psychisch so stark belastet werden und es keinen Ausgleich gibt. 

Leider werden die genannten beiden pflegende Ehefrauen in den mittleren Jahren von Politikern in den Diskussionen nur müde belächelt und behandelt wie brave Hausmütterchen, die nichts arbeiten, gerne 24 h bei ihrem Mann verbringen und dazu Haushalt und Pflege erledigen. Das ist natürlich eine Unverschämtheit, aber man merkt oft, dass die Verantwortlichen genau so denken, wenn in TV-Shows und Diskussionen solche Pflegende Angehörigen auftreten.

Auch hat nicht jeder Pflegende Angehöriger die Fähigkeit und Präsenz sich mit den eloquenten Politikern zu messen. Sie werden aus ihrem Pflegealltag gerissen und sind dann auch noch aufgeregt, wenn sie vor die Kamera treten. Dann werden oft wichtige Dinge nicht angesprochen oder es wird nicht scharf gekontert. So entsteht in der Gesellschaft und vor allem bei den Politikern ein falsches Bild von Pflegenden Angehörigen.

Pflegende Angehörige - das sind in Wahrheit Menschen wie Du und Ich - es kann absolut jeden treffen! Den erfolgreichen Banker genauso wie die Lehrerin, die Designerin oder den Handwerker. Viele, die einen normalen Beruf haben und gut verdienen, geben für die Pflege diesen erstmal ganz oder teilweise auf. 

Pflegende Angehörige sind nicht irgendwelche Versager, die eh nicht viel verdient haben oder Arbeitslosengeld beziehen. Oder eben Frauen, die eh lieber zuhause bleiben, sondern es Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, jeden Alters und jeden Berufs. 

Diese Fälle der pflegenden Ehefrauen zwischen 40 und 65 Jahren sind eher die Minderheit, die breite grosse Masse an Pflegenden Angehörigen sind aktuell erwachsene Kinder, die ihre alten Eltern pflegen. Diese Personen müssten angehört werden, mit ihren ganz speziellen Problemen.

Wenn erwachsene Kinder ihre Eltern pflegen, ist die psychische Belastung größer, als wenn man den Ehepartner, mit dem man eh schon zusammenlebt und viel Zeit verbringt pflegt oder die eigenen Kinder. 

Das sollte in der öffentlichen Wahrnehmung berücksichtigt werden! 

Autor seit 13 Jahren
41 Seiten
Laden ...
Fehler!