„Carrie“ verschaffte Stephen King den Durchbruch

Seine Leidenschaft für Literatur drückte sich auch in seinem Englisch-Studium an der Universität von Maine aus. Während des Studiums lernte er Tabitha Spruce kennen, die er nach dem Studium 1971 heiratete. Im gleichen Jahr wurde Stephen King zum ersten Mal Vater und nahm eine Stelle als Englischlehrer in Hampton an. Das kärgliche Lehrergehalt besserte er mit Zweitjobs auf. Viele der hierbei gesammelten Erfahrungen verarbeitete er in Kurzgeschichten wie "Der Wäschemangler" oder "Nachtschicht".

Seine schriftstellerischen Tätigkeiten wurden durch die kräftezehrenden Arbeiten erheblich eingeschränkt. Zwar konnte er viele seiner Kurzgeschichten verkaufen, meist an Männermagazine wie "Playboy" oder "Cavalier", doch seine Romane wurden regelmäßig von Verlagen abgelehnt. Der Legende nach beförderte der völlig entmutigte King das Manuskript zu "Carrie" in den Papierkorb, wo es seine Frau Tabitha fand, las und dermaßen begeistert war, dass sie ihren Mann ermutigte, den Roman zu vollenden und bei einem Verlag einzureichen.

Brian de Palma verfilmt „Carrie“ mit Sissy Spacek

Gut erfunden oder wahr: Der Rest ist jedenfalls Literaturgeschichte. "Carrie" verschaffte Stephen King den Durchbruch in gleich zweifacher Hinsicht. Nicht nur erwies sich die Geschichte um ein schüchternes Mädchen, das ständigem Spott und steter Erniedrigung ausgesetzt ist, als Bestseller. 1976 folgte eine Verfilmung von Meisterregisseur Brian de Palma, die in Deutschland unter dem irreführenden und effekthaschenden Titel "Carrie – Des Satans jüngste Tochter" in den Kinos lief.

"Carrie" machte neben Stephen King auch die Hauptdarstellerin Sissy Spacek zum Star und präsentierte einen jungen John Travolta, der ein Jahr später mit "Saturday Night Fever" zur Ikone der Disco-Kultur aufsteigen sollte.

„Brennen muss Salem“, „Shining“, „The Stand“: Bestseller en masse

Anstatt sich auf den Lorbeeren auszuruhen oder krampfhaft zu versuchen, den Erfolg von "Carrie" zu wiederholen, trachtete Stephen King danach, ständig neue Wege zu gehen. Erleichtert wurde ihm dies durch den Umstand, dass er sich endlich voll und ganz dem Schreiben widmen konnte. Nach "Carrie" gelang ihm ein Bestseller nach dem anderen, wobei er neben Verkaufsrekorden auch die Grenzen der üblichen Seitenlänge sprengte: Alleine "The Stand – Das letzte Gefecht" zählte weit über 1.200 Seiten. "Shining" wiederum wurde die höchst seltene Ehre zuteil, von Stanley Kubrick verfilmt zu werden.

Stanley Kubricks umstrittene „Shining“-Verfilmung

Der 1980 produzierte Streifen polarisierte die Kritiker, wie auch das Publikum. Wohl kein anderer nach einer Vorlage von Stephen King gedrehter Film ist bis heute umstrittener als Kubricks "Shining", der vor allem dank Jack Nicholsons enorm starker Präsenz Kultstatus erlangte. Zudem handelt es sich um einen der wohl am häufigsten zitierten bzw. parodierten Filme.

Stephen King selbst soll von Kubricks Verfilmung nicht sonderlich angetan gewesen sein. Wohl auch auf Grund dessen verfasste er das Drehbuch zu einer 1997 von Mick Garris fürs Fernsehen produzierten Neuverfilmung.

Stephen Kings Drogensucht, aufdringliche Fans und ein schwerer Autounfall

Doch hunderte Millionen verkaufte Bücher warfen auch Schatten auf sein Leben. Der bereits sehr früh als trinkfreudig geltende Stephen King geriet mit Drogen wie Kokain in Berührung und war lange Jahre süchtig. Nach mehreren Therapien ist er inzwischen wieder "clean".

Einen größeren Schock, als ihn seine Geschichten je vermittelten, erlitten seine Fans am 19. Juni 1999: Nachdem ihn der betrunkene Fahrer eines Kleinbusses übersehen und am Gehsteig überfahren hatte, meldete eine Zeitung Stephen Kings Tod. Tatsächlich stand es um seine Gesundheit lange Zeit sehr schlecht und nur mühsam erholte er sich von den Folgen des Unfalls.

Unliebsame Erfahrungen mit aufdringlichen Fans musste King ebenfalls sammeln. Anfang der 1990er Jahre brach ein Fan in sein Haus ein und bedrohte seine Frau Tabitha. Die stets gegenwärtige Angst vor extremen Fan-Reaktionen hatte King in "Sie" auf die ihm eigene Weise verarbeitet. Der auf diesem Roman basierende Film "Misery" mit Kathy Bates und James Caan in den Hauptrollen avancierte zum Blockbuster.

Stephen King als Richard Bachman

Immerhin fünf Romane konnte Stephen King unter dem Pseudonym Richard Bachman veröffentlichen, ehe ein Fan das Geheimnis lüften konnte. Obwohl er den fiktiven Autoren Richard Bachman an "Pseudonym-Krebs", wie er scherzhaft in einem Interview angab, sterben ließ, griff er weitere Male auf den Namen zurück. 1996 erschien der Bachman-Roman "Regulator" und 2007 mit "Qual" (im Original "Blaze") die Überarbeitung eines der frühesten Werke Kings überhaupt.

„Der dunkle Turm“ in Tolkiens Tradition

Auch die Fantasyfans wusste Stephen King für sich zu gewinnen: Mit der Fantasy-Reihe rund um den "Dunklen Turm" erschuf der enorm produktive Autor eine zig tausend Seiten umfassende Welt, die er auf sieben Bücher aufteilte. Als 2004 mit "Der Turm" der Schlussteil der Saga vorlag, ging die Geschichte um Roland, den Revolvermann, nach über 3 Jahrzehnten zu Ende. Auch wenn sich Stephen King nicht in Tolkiens Tradition verhaftet sah, verglichen viele Fans seine "Dunkle Turm"-Romane mit dem "Herr der Ringe".

Joe Hill in den Fußstapfen Stephen Kings

Dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, beweist Joe Hill: Stephen Kings ältester Sohn Joseph betätigt sich unter dem Namen Joe Hill als Autor – und das mit enormem Erfolg. Seine Kurzgeschichtensammlung "Black Box" erwies sich ebenso als Bestseller, wie sein Roman "Blind". Obwohl die Horrorelemente in seinen Geschichten rar gesät sind, erweist sich Hill als effektvoller, gleichsam augenzwinkernder Verfasser phantastischer Geschichten, die im Hier und Jetzt ebenso angesiedelt sein können, wie im Jenseits.

Multitalent Stephen King schrieb für Michael Jackson

Neben dutzenden Romanen und Kurzgeschichten umfasst Stephen Kings Oeuvre aber auch Regiearbeiten, wie etwa jene zu "Rhea M – Es begann ohne Warnung" oder das Drehbuch zu Michael Jacksons Musikvideo "Ghosts".

Angelegentlich frönt der AC/DC-Fan Stephen King zur Entspannung einem ebenso kreativen Hobby: In der aus Autorenkollegen bestehenden Rockband "Rock Bottom Remainders" spielt er Gitarre. Über die Teilnahme an Benefizveranstaltungen hinausgehende Ambitionen dürfte er aber nicht hegen. Gewohnt trocken attestierte er seinem eigenen musikalischen Talent, dass Eric Clapton vor ihm sicher sei …

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