Stillen - das Beste für Mutter und Kind
Kinderärzte und WHO raten zum ausschließlichen Stillen von 4 bis 6 Monaten. Doch wie gelingt eine glückliche Stillbeziehung. Und ist Stillen wirklich immer nur positiv?Aller Anfang ist schwer
Die ersten Tage nach der Geburt glauben viele Erstmütter, ihr Kind würde gar nicht richtig an der Brust trinken. Natürlich müssen sich Kind und Brust erst auf die neue Ernährungsweise einstellen. Während die Kinder durch ständiges Nuckeln die Brust stimulieren, regen sie die Milchbildung an. In den ersten Tagen trinken Neugeborene das Kolostrum. Diese Erstlingsmilch ist gelb, dickflüssig und reich an Abwehrstoffen gegen Krankheiten. Gerade in der ersten Zeit sollten Säuglinge so oft wie möglich angelegt werden. Das Saugen ist für die Brust ein ungewohnter Reiz, welcher in der ersten Zeit unangenehm oder sogar schmerzhaft sein kann. Auch rissige oder blutige Brustwarzen sind möglich. Beim Milcheinschuss nach etwa 3 Tagen kann die Brust zusätzlich besonders spannen. Diese möglicherweise unangehmen Empfindungen sollten nach einigen Tagen nachlassen. Bestehen auch nach mehreren Tagen oder Wochen noch Schmerzen beim Stillen, sollte eine Hebamme oder Stillberaterin zurate gezogen werden.
Auch für die Kinder ist das Stillen richtige Arbeit. Das Saugen erfordert Kraft. Viele Neugeborene schlafen beim Trinken an der Brust ein. Haben sie bereits eine Weile getrunken, ist das nicht schlimm. Allerdings sollte ein Säugling vor dem Einschlafen genug Nahrung zu sich genommen haben. Babys, die nach wenigen Schlucken einschlafen, müssen möglicherweise zum Trinken animiert werden. Hilfreich kann dabei vorsichtiges Streicheln oder Massieren unterm Kinn sein, um den Schluckreflex zu unterstützen. Manche Kinder kann man zum Trinken animieren, in dem man sie auszieht. Warm eingepackte Kinder schlafen eher ein als die, denen etwas kühler ist. Natürlich dürfen Säuglinge beim Stillen nicht frieren. Solange Neugeborene ihr Gewicht halten oder dem Alter entsprechend zulegen, sollte bei Stillproblemen auf keinen Fall zur Flasche gegriffen werden. Die Nahrungsaufnahme durch den Sauger ist leichter als durch die Brust. Möglicherweise verweigern zeitweilige Flaschenkinder zunehmend die Brust. Auch in diesem Falle gilt - bei Stillproblemen oder Fragen hilft die Hebamme oder eine Stillberaterin.
Wer einmal ein Kind gestillt hat, der weiß, wie schwer der Beginn einer Stillbeziehung ist. Schmerzen oder Kinder, die zu wenig Milch bekommen oder trinken, können so manche (Erstlings-) Mama verzweifeln lassen. Daher sollte keine Mutter verurteilt werden, die sich gegen das Stillen und für die Flasche entscheidet.
Die Vorteile von Muttermilch und Stillen für das Kind
Die Ernährung mit Muttermilch hat einige Vorteile für das Kind. Muttermilch ist immer in ausreichender Menge verfügbar und hat immer die richtige Temperatur. Abhängig vom Alter und Bedarf des Kindes ändert sich die Zusammensetzung der Milch. Muttermilch ist daher immer genau auf das Kind abgestimmt. Sie enthält Vitamine, Wachstumsfaktoren und Immunstoffe der verschiedensten Art. Die in der Muttermilch enthaltenen Antikörper schützen Stillkinder vor Infektionen oder helfen ihnen, Krankheiten schneller zu überstehen. Auch vorbeugend unterstützen die Inhaltsstoffe der Muttermilch das kindliche Immunsystem. Gestillte Kinder leiden seltener an Allergien oder Asthma als nicht gestillte Kinder.
Die Immunstoffe der Muttermilch wirken beim Säugling allerdings nicht nur über den Magen-Darm-Trakt. Etwas Muttermilch auf den wunden Kinderpopo kann Wunder bewirken. Auch bei verstopfter Nase ist Muttermilch ein guter Nasentropfenersatz. Etwas Muttermilch in jedes Nasenloch bewirkt das Abschwellen der Nasenschleimhaut und lässt Säuglinge besser atmen. Nur Babys mit freier Nase können problemlos saugen. Sogar bei manchen Infektionen am Auge kann Muttermilch helfen.
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Die Vorteile des Stillens für die Mutter
Das Stillen hat nicht nur Vorteile für das Neugeborene. Direkt nach der Geburt beginnen auch für die Mutter bereits die positiven Effekte. Beim Stillen wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Dieses Hormon bewirkt Kontraktionen des Uterus und das Zusammenziehen von Muskelgewebe. Stillen unterstützt damit die Rückbildung. Das ausgeschüttete Oxytocin hat außerdem einen Einfluss auf die Stimmung der Mutter. Das Hormon wird auch als "Liebeshormon" bezeichnet, da es Glücksgefühle auslöst. Ein Säugling löst also durch das Saugen an der Brust bei der Mutter positive Gefühle aus und trägt damit zu einer starken, emotionalen Bindung bei. Frauen mit einem hohen Oxytocinspiegel leider seltener an Wochenbettdepressionen als Frauen mit geringem Oxytocinspiegel.
Neben dem Hormon Oxytocin produziert der Körper stillender Mütter das Hormon Prolaktin. Dieses bewirkt, dass Frau etwas vergesslich wird. Im Allgemeinen wird dieses Vergesslichkeit als Stilldemenz belächelt. Wissenschaftlich gesehen hat sie tatsächlich einen Hintergrund. Die Vergesslichkeit bewirkt, dass stillende Mütter den Alltagsstress etwas entspannter gegenüberstehen.
Aus gesundheitlicher Sicht gibt es verschiedene Studien die belegen, dass stillende Mütter seltener an Brustkrebs oder Diabetes erkranken als nicht stillende Frauen.
Neben hormonellen Vorteilen hat das Stillen natürlich auch ganz praktische Hintergründe. Es müssen keine Milchflaschen vorbereitet, transportiert und gespült werden. Solange die Mutter in der Nähe ist, ist auch die Muttermilch immer in ausreichender Menge und der richtigen Temperatur vorhanden. Natürlich ist auch der Kostenfaktor nicht zu verachten. Muttermilch gibt es sozusagen gratis.
Von Milchstau und Brustentzündung
Manchmal kann eine Stillbeziehung aber auch schwere Zeiten überstehen müssen. Probleme beim Stillen können Milchstau oder Mastitis (Brustentzündung) sein.
Ein Milchstau tritt auf, wenn die Brust nicht ausreichend entleert wird. Ein Baby, welches häufig nach der Brust verlangt, regt die Milchbildung an. Trinkt das Kind plötzlich weniger, hat die Brust zu viel Milch vorrätig. Die Brust spannt, ist möglicherweise gerötet und wird warm. Die vollen und blockierten Milchdrüsen kann Frau spüren. Es bilden sich Verhärtungen in der Brust, die sehr schmerzhaft sein können. Diese Blockaden gilt es, zu lösen. Es ist notwendig, die überschüssige Milch abfließen zu lassen. Um das zu erreichen, kann man das Baby zum Trinken animieren oder die Brust durch Ausstreichen oder Abpumpen selbst entleeren. Wärme regt den Milchfluss an. Ein warmer Lappen auf der verhärteten Stelle oder leichte Massage kann das Abfließen der Milch aus den blockierten Milchdrüsen beim Stillen oder Abpumpen unterstützen. Nach dem Stillen kann die schmerzende Stelle mit Kohlblättern aus dem Kühlschrank oder Quarkwickeln gekühlt werden.
Sind die Milchdrüsen länger als 1 oder 2 Tage blockiert, können sie sich entzünden. Ein bakterielle Brustinfektion nennt man Mastitis. In diesem Fall ist die Brust rot und sehr empfindlich. Außerdem fühlt sich die stillende Mutter schlapp und leidet möglicherweise an Fieber, Übelkeit oder Schüttelfrost. Eine Mastitis muss in den meisten Fällen mit Antibiotika behandelt werden. Möglichweise ist aber auch eine homöopathische Behandlung möglich. Ein Arzt oder die Hebamme sollte bei einer Brustentzündung unbedingt zurate gezogen werden.
Milchstau und Mastitis müssen kein Grund zum Abstillen sein. Häufiger Milchstau oder andauernde Entzündungen und Schmerzen können aber dazu führen, dass manche stillende Mutter der Flasche den Vorzug geben mag.
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Verwendung abgepumpter Muttermilch
Mütter, die ihre Kinder mit Muttermilch ernähren, können sich durch Abpumpen einen Milchvorrat anlegen. Abgepumpte Muttermilch ist bei Raumtemperatur etwa 8 h, im Kühlschrank 3 Tage und im Eisfach ca. 6 Monate haltbar. Die abgepumpte Milch ermöglicht der Mutter etwas kinderfreie Zeit. Sie kann zum Beispiel ohne Kind zum Rückbildungskurs, zum Einkaufen oder auch mal ins Kino gehen. In dieser Zeit kann der Säugling die Muttermilch von der betreuenden Person mit der Flasche bekommen. Aber Vorsicht - an der Flasche zu saugen ist für Kinder einfacher als an der Brust. Zu häufige Flaschenfütterung kann zur Saugverwirrung führen. Möglicherweise verweigern diese Kinder irgendwann die Brust und verlangen nur noch die Flasche.
Abgepumpte Muttermilch kann auch noch in der Beikost-Zeit verwendet werden. Milchbreie lassen sich auch mit Muttermilch anrühren. Allerdings muss die Muttermilch kurz aufgekocht werden, da der Brei sonst nicht fest wird. Auch kann ein Milchbrei mit Muttermilch nicht längere Zeit vor dem Essen zubereitet werden, da er nach einer Weile seine breiige Konsistenz verliert und wieder flüssig wird.Muttermilch, die nicht benötigt wird, muss nicht weggeworfen werden. Im Babybad ist Muttermilch ein guter Badezusatz.