Eintöpfe und Suppen erfanden die Menschen eher als Brot

Die Geburtsstunde der Ur-Suppe datieren Wissenschaftler auf etwa 7000 Jahre v. Chr., denn ab diesem Zeitpunkt wurden gebrannte Tongefäße hergestellt. Viele Beobachtungen weisen darauf hin, dass Brei und Suppe älter sind als das Brot. Bei den Mesopotamiern zwischen Euphrat und Tigris (heute Irak) waren Getreidebreie, Gemüse-Eintöpfe, Fleischbrühen und -suppen, Fonds/Soßen bereits fest etabliert. Auch die Rezepte-Sammlung des römischen Gourmets Apicius enthält zahlreiche Rezepte für Breie und Suppen. Die bestanden allerdings hauptsächlich aus Hülsenfrüchte.

Als Würz-Mittel verwendete man fast immer "liquamen", die erste industriell hergestellte Speise-Würze. Sardellen, Makrelen und Kräuter wurden mit Meersalz über mehrere Monate in die Sonne gestellt und ergaben eine würzige Paste.

Suppen aus Brot, Wasser und Bier

Im Frühmittelalter war die tägliche Kost nördlich der Alpen sehr eintönig. Sie bestand häufig nur aus dunklem Brot, Wasser oder Bier und einem "companaticum" aus einem Kessel über der offenen Feuerstelle. Je nachdem, welche Lebensmittel in der näheren Umgebung des Hauses zur Verfügung standen, schwankte die Zusammensetzung dieser immer wieder aufgekochten Brühe. Ein Stück Fleisch bildete die Grundlage, weitere Zutaten waren meist Kohl, Rüben, Möhren, Bohnen und Getreide. Aus dieser Zeit stammt auch das auch das Wort "supa", mit Brühe übergossene Brotschnitte, aus dem sich später Suppe entwickelte.

Die Entstehung unserer heutigen Suppe fällt in das 17. Jahrhundert. In dieser Zeit wurde insbesondere in Frankreich der Gemüse-Anbau stark ausgeweitet. Blumenkohl, Brokkoli, Schwarzwurzeln, Gurken, Artischocken und Spargel, sowie importierte Erbsen aus Italien, bereicherten die Eintöpfe.

Ein französischer Koch namens La Varenne erfand auch die blonde Mehlschwitze um Suppen und Eintöpfe zu binden und andererseits aus einer Fleischbrühe (Fond) eine Grundsoße herzustellen.

Suppen-Engel der Armen war Graf Rumford

Suppen-Kreationen mit aufwendiger Mehlschwitze fanden zunächst nur Eingang in die Küche der Reichen. In der gemeinen Bevölkerung blieben Eintöpfe und Brei die Hauptmahlzeit, denn sie waren brennstoff-sparend und ohne viel Aufwand herzustellen. Suppen waren und blieben die Speise der Armen.

Berühmtheit erlangte die "Armen- oder Sparsuppe" des Grafen Rumford (1753-1814). Er erfand diese Suppe während seines Dienstes am bayerischen Hof. Mit der Organisation des Armenwesens der Stadt München betraut, war es seine Aufgabe die Armen billig und gesund zu ernähren. Die während drei Stunden dickgekochte Rumfordsche Suppe bestand aus Gerstengraupen, Erbsen, Kartoffeln, Schnitten von feinem Weizenbrot, Weinessig, Salz und Wasser. Bis weit ins 19. Jahrhundert kochten sich Hungernde bei Missernten diese bewährte, kräftigende Suppe.

Das erste Fertig-Gericht vor Knorr und Maggi - die Erbswurst

Nicht hungern sollten deutsche Heere bei ihrem Frankreich-Feldzug, deshalb verpflegte man sie mit Suppe aus "Erbswurst". Der Berliner Koch Grünberg erfand dieses Gemisch aus Erbsmehl, Speck, Gewürzen und Salz. Sie enthielt die Bestandteile der Erbsensuppe in einer Form, die vor Verderb schützt und das leicht transportierbare Fabrikat einfach und schnell zubereiten lässt. Auch im Frieden blieb die Erbswurst ein populäres Lebensmittel und gehörte damit zu dem ersten "convience foods" (industriell vorgefertigtes Essen). Natürlich ließ die Konkurrenz nicht lange auf sich warten und Knorr-Söhne spritzen ebenfalls Erbsbrei in die Wurstpelle. Sie pressten auch Suppenmischungen in Tablettenform - je hundert Gramm das Stück zu 15 Pfennige. Suppe zu kochen wurde für die Hausfrau immer leichter.

Julius Maggi erfand 1887 die erste Speisewürze und verkaufte 1900 den ersten Suppenwürfel. Der findige Unternehmer brachte damals die Illusion von Fleisch in die mageren Suppen der in den Fabriken schuftenden Familien. In den Kochbüchern dieser Zeit der Henriette Davidis und Mathilde Ehrhardt finden sich zwar noch die alten Rezepte zur umständlichen Herstellung einer Suppe, doch sie wussten die Bequemlichkeit von fertigen Würzen  zu schätzen.

Suppen-Kultur oder rasch etwas Warmes aus dem Becher

Heute gelten fertige Suppen als schnelle Zwischenmahlzeit oder Vorspeise eines Drei-Gänge-Menüs. Das Angebot reicht von deftigem Linseneintopf bis zu schwäbischer Festtagssuppe und erlaubt auch Suppenausflüge nach Asien und Mexiko.

Aus der Tüte ist durch die Gefriertrocknung alles möglich. Dazu werden gefrorenes Gemüse, Kräuter oder Fleischstückchen unter Vakuum  Wasser entzogen. Geschmack und Aussehen bleiben erhalten und fix sind kleine Mahlzeiten parat. Nur so sind Suppen im Becher überhaupt möglich. Das Image der Resteverwertung, des Abführmittels oder Arme-Leute-Speise sind heutige Suppen endgültig los.

Eintopf-Sonntag

Während der Nazi-Herrschaft sollte von März bis Oktober in deutschen Haushalten statt des Sonntagsessens Eintopf auf den Tisch kommen. Die finanzielle Differenz wurde damals eingesammelt und kam dem Winterhilfswerk zugute. Während des zweiten Weltkriegs hieß der Eintopf-Sonntag dann Opfer-Sonntag. Es wurden sogar die Eintöpfe vorgeschrieben, zum Beispiel Löffelerbsen mit Einlage entweder Wurst, Schweineohr oder Pökelfleisch. Selbst Gaststätten waren verpflichtet, sich an diesen Aktionen zu beteiligen.

Veggie-Day

60 Kilogramm Fleisch essen Deutsche pro Jahr. Die Fleischproduktion verschwendet wertvolle Ressourcen. Aus diesem Grund initiierten die Partei der Grünen den Veggie-Day. An diesem Tag sollte auf Fleisch verzichtet werden. Eine gute Idee, die im Wahlkampf bei einem Teil der Bevölkerung und in der Presse schlecht an kam. Obwohl inzwischen viele Menschen wesentlich wenig Fleisch essen, hagelte es Vorwürfe wie "Bevormundung" oder Eintopf-Sonntag 2.0.

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