Das isländische Debakel um Kundengelder

Ein schlechtes Gewissen, weil sie fremdgehen und ihr Kapital Banken im Ausland anvertrauen, haben deutsche Sparer nicht. Wohl aber Bedenken um die Sicherheit. Ist die bessere Rendite womöglich teuer erkauft, falls das Kreditinstitut zahlungsunfähig wird? Unberechtigt ist diese Frage nicht. Viele Anleger haben diese Erfahrung bereits machen müssen, als die isländische Kaupthing Edge Bank die Pforten schloss. Auf der Internetseite fand sich seinerzeit nur ein kurzer Hinweis. Alle weiteren Informationen lagen – wenn überhaupt – nur in englischer Sprache vor. Zudem dauerte es Ewigkeiten, bis die Betroffenen entschädigt wurden. Angst und Wut derer, die um ihr Geld bangten, spiegelten sich in Dutzenden Foren wider. Das Thema mag längst vergessen sein, hallt in Form leiser Zweifel aber noch nach.

Die europäische Einlagensicherung

An diesen Bedenken ändert auch der Umstand nichts, dass die Europäische Union klare Regeln zur Einlagensicherung aufgestellt hat, um das Vertrauen der Sparer in das Bankenwesen wieder zu festigen. Denn die Bemühungen werden immer wieder durch Krisen, Pleiten und zuletzt die Zwangsabgaben in Zypern konterkariert. Das ist einer der Gründe, warum die Banken, die um Fest- und Tagesgeldkunden buhlen, den Schutz der Ersparnisse immer weiter in den Mittelpunkt rücken. Bei ausländischen Banken greift die gesetzliche Einlagensicherung, die auf den Vorgaben der EU basiert. Seit dem 31. Dezember 2010 beträgt die Deckungssumme je Person und Bank 100.000 Euro.

Was taugen die Sicherungssysteme?

Glaubt man den Kritikern, handelt es sich bei dieser Sicherungsgrenze um eine rein theoretische Größe, die spätestens dann ins Wanken gerät, wenn mehrere Banken gleichzeitig oder kurz nacheinander pleitegehen. Denn irgendwann ist der Topf leer und gibt es kein Geld mehr, das an Sparer verteilt werden könnte. Ob ein solches Szenario realistisch ist oder nicht, lässt sich nur schwer einschätzen. Entscheidend ist, wie die Einlagensicherung gewährleistet wird. In den meisten europäischen Ländern zahlen die Banken entsprechend ihres Kapitalstocks in eine gemeinsame Kasse ein, die von einer übergeordneten Instanz – teils staatlich, teils privat organisiert – verwaltet wird. Wie hoch das Vermögen ist, verraten die Einlagensicherungssysteme jedoch nur ungern.

Ein Blick auf das Rating kann nie schaden

Nun muss man allerdings unterscheiden: Tochtergesellschaften aus krisengeschüttelten Nationen sind zwar am deutschen Markt vertreten, aber nur selten mit Anlageformen, die private Kunden wählen würden. Marktführend sind vielmehr Länder, die als durchaus solide gelten und von den großen Ratingagenturen Bestnoten erhalten, wie etwa die Niederlande, Großbritannien und Frankreich. Zudem gehen immer mehr ausländische Banken dazu über, sich den freiwilligen Einlagensicherungssystemen in der Bundesrepublik anzuschließen. Damit bieten sie einen Schutz, der weit über die EU-Regeln hinausgeht. Was bleibt, ist das Problem, dass die gesetzlichen Ansprüche bis einschließlich 100.000 Euro im Schadensfall auch weiterhin im Ausland geltend gemacht werden müssen.

Das sagen Verbraucherschützer

Die Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Dr. Annabel Oelmann, rät daher, sich vorher mit der Einlagensicherung der Bank zu befassen, deren Angebot interessant erscheint. In einem Interview erklärte sie: "Hier sollte insbesondere in jedem Einzelfall geprüft werden, ob die ausländische Einlagensicherung mindestens so gut ist wie die deutsche Einlagensicherung. Sind die Bedingungen schlechter oder fehlt das Vertrauen in die ausländische Einlagensicherung, sollte von einer solchen Geldanlage Abstand genommen werden." Heißt: Liegen der Wunsch nach Rendite und ein eher flaues Gefühl im Bauch bezüglich der Sicherheit im Clinch, sollte man auf den Bauch hören.

Autor seit 11 Jahren
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