Wird Krebs vererbt?

Wer sich damit beschäftigt woher Krebs kommt, fragt sich oft: "Kann Krebs vererbt werden?" Die Antwort ist: "Ja und nein." Die Neigung, an Krebs zu erkranken, wird bei manchen Krebsarten vererbt. Die häufigste Krebsform, bei der man von erblichen Anteilen ausgehen muss, ist Brustkrebs. Es gibt Familien, in denen Brustkrebs gehäuft auftritt und inzwischen wurden auch Gene identifiziert, die für die Entstehung von Brustkrebs verantwortlich sind. Man geht davon aus, dass etwa fünf bis zehn Prozent aller Brustkrebserkrankungen eine erbliche Komponente haben. Wer erblich vorbelastet ist, sollte natürlich besonders gut darauf achten, andere Faktoren, die zu Krebs führen können, zu vermeiden. Für Frauen, die wissen, dass sie genetisch vorbelastet sind, gibt es eigene Beratungen, um die jeweils ganz individuellen Risiken (bezüglicher der Ernährung, des Hormonstatus usw.) zu erfassen und zu reduzieren.

Wer genauer wissen möchte, woher Brustkrebs kommt, kann bei Conny19 nachlesen. Sie hat auf Pagewizz einen eigenen Artikel zu den Ursachen von Brustkrebs verfasst.

Umweltverschmutzung

Umweltverschmutzung (Bild: s. media/pixelio.de)

Einflüsse aus der Umwelt: Gifte, Strahlen und andere Belastungen

Was alles aus der Umwelt auf uns einströmt, können wir heute wohl kaum noch nachvollziehen und durch die Globalisierung gelangen Umweltgifte aus entfernten Regionen auch auf unsere Teller. Vielleicht ist das sogar ein bisschen gerecht, solange Industriestaaten ihren Dreck ins Meer kippen und in Entwicklungsländer exportieren: Man kann dem billigen Fisch aus dem Supermarkt eigentlich genauso wenig trauen wie den frischen Weintrauben im Dezember. Dreck kehrt immer wieder zurück.

Beim Thema Umwelt und Krebs denken wohl die meisten schnell an Reaktorunfälle, in deren Umkreis noch über Jahrzehnte viele Menschen an Krebs erkranken. Doch für Menschen, die nicht neben einem Kernreaktor wohnen, ist eine andere Art von Strahlung viel gefährlicher:

UV-Strahlung aus dem Sonnenlicht. UV-Strahlung ist einerseits lebensnotwendig, regt sie doch die Bildung des wichtigen Vitamin D in der Haut an. Allerdings kommt es auf die Dosis an. Zuviel UV-Strahlung schädigt die Haut, führt zu Sonnenbränden, vorzeit- iger Hautalterung und fördert Hautkrebs. Manche Krebsarten, darunter der gefürchtete "schwarze Hautkrebs" entstehen vorwiegend auf sonnengeschädigter Haut.

Sonne (Bild: manwalk/pixelio.de)

Viele Chemikalien gelten als krebserregend, wer sich einem Überblick verschaffen will, kann bei Wikipedia eine Liste mit 210 Substanzen studieren. Darunter sind sehr chemisch klingende Namen wie Hexamethylphosphorsäuretriamid, aber auch Substanzen wie Heizöl, Asbest und Cadmium, das unter anderem in Halbleitern, bestimmten Akkus und Solarzellen verwendet wird.

So sehr Umweltfaktoren zunehmend ins Bewusstsein der Bevölkerung geraten und so wichtig nachhaltiges Wirtschaften für die Zukunft unseres Planeten ist: Nur zwei Prozent der Krebsfälle gehen auf Umweltverschmutzung zurück. Diesbezüglich ist also keine Panik angebracht (Quelle: Béliveau und Gingras: Krebszellen mögen keine Himbeeren, Goldmann 2010).

Viren und Mikroben

Durch eine umstrittene Impfung ins Gerede gekommen ist in den letzten Jahren vor allem das Humane Papilloma Virus (HPV). Das Virus gilt als Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs, immerhin der zweithäufigste bösartige Tumor bei Frauen. Doch auch eine Reihe anderer Viren wird mit der Entstehung von Krebs in Verbindung gebracht, darunter Hepatitisviren, das Epstein Barr Virus (den Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers) und bestimmte Herpesviren.

Einen sehr gefährlichen Krebserreger züchten wir jedoch direkt im Kühlschrank: Schimmelpilze sondern das krebserregende Gift Aflatoxin ab uns sollten wirklich radikal aus unseren Haushalten verbannt werden. 

Nikotin und Alkohol

Rauchen steht auf der Liste der krebsfördernden Gewohnheiten ganz oben: Dass Rauchen Lungenkrebs begünstigt, ist wohl allgemein bekannt, doch dabei bleibt es nicht. Der deutsche Krebsinformationsdienst nennt eine ganze Liste von Krebsarten, bei denen Zusammenhänge mit Rauchen bekannt sind: Fast alle Tumoren des Kopf-Hals-Bereichs, Speiseröhrenkrebs, Magenkrebs, Leberkrebs, Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Blasen- und Harnleiterkrebs, Gebärmutterhalskrebs, das Nierenzellkarzinom und bestimmte Leukämien. 

Zigaretten (Bild: Thomas Siepmann/pixelio.de)

Doch das Krebsrisiko ist nicht auf Raucher allein begrenzt: Auch Passivraucher erkranken häufiger an Lungenkrebs. Nach den Angaben von Béliveau und Gingras gehen 30% aller Krebsfälle allein auf Rauchen zurück. Rauchen ist der wichtigste vermeidbare Risikofaktor der Krebsentstehung.

Während diskutiert wird, ob ganz geringe Mengen von Wein die Krebsentstehung sogar hemmen, bewirken höhere Mengen ganz klar das Gegenteil: Alkohol wird für zehn Prozent der Krebsfälle bei Männern und drei Prozent der Krebsfälle bei Frauen verantwortlich gemacht. Teils trägt Alkohol über Umwege zur Krebsentstehung bei: So führt regelmäßiger Konsum von hohen Mengen an Alkohol zu einer Leberverfettung, die ihrerseits wieder zu einer Leberzirrhose führen kann, die wiederum die Entstehung von Leberkrebs begünstigt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass Alkohol ebenso zur Krebsentstehung im Mundraum, im Rachen, am Kehlkopf, in der Speiseröhre und in der weiblichen Brust beiträgt. Wie viel Alkohol ist nun zu viel? Nach den Angaben des deutschen Krebsinformationsdiensts vertragen Männer maximal 20 g (ein halber Liter Bier, ein Viertelliter Wein) und Frauen maximal 10 g Alkohol (ein Viertelliter Bier, ein Achtelliter Wein) pro Tag.

Ob es Lebensmittel gibt, die von sich aus "kanzerogen", also krebserregend sind, ist Gegenstand vieler wissenschaftlicher Dis- kussionen. Raffaela Husner und Christoph Müller haben internationale Forschungs- arbeiten zu Lebensmitteln wie Milch, Fleisch und Fett zusammengetragen und kommen zum Schluss, dass in fast allen Nahrungsmitteln krebsfördernde "kanzer- ogene" Stoffe enthalten sind, wenn man danach sucht, meistens jedoch in so kleinen Mengen, dass sie nicht wirklich gefährlich sind. Als Ausnahme erwähnen sie jedoch Nahrungsmittel, die viele Acrylamide enthalten, das sind zum Beispiel Chips und Pommes.

Sehr gutes Essen (Bild: Klaus Steves/pixelio.de)

In einer großen amerikanischen Studie wurde zudem festgestellt, dass ein höheres Krebsrisiko hat, wer täglich mehr als 80 g rotes Fleisch isst. Doch auch auf die Zubereitung kommt es an. Gepökelte, geräucherte und stark gesalzene Lebensmittel werden für die Entstehung von Krebs in der Mundhöhle und Magenkrebs verantwortlich gemacht. Doch auch mit einem netten Grillabend, kann man sein Krebsrisiko erhöhen: Verkohlte Fleischwaren können hohe Dosen der krebeserregenden Substanz Benzpyren enthalten.

Gut ins Bild passt, dass Übergewicht ganz allgemein ein Risikofaktor für viele Krebserkrankungen wie Darm-, Brust-, Nieren- und Bauchspeichedrüsenkrebs ist. Wer also so gern Pommes, Chips und geräucherte Stelzen isst, dass er stark zunimmt, schädigt sich gleich auf vielen Ebenen, das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen noch gar nicht berücksichtigt.

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Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Viele Lebensmittel schützen vor Krebs und dazu gehören so schmackhafte Dinge wie Himbeeren und Schokolade. Auch grüner Tee ist für seine schützende Wirkung bekannt. Die Molekularmediziner Richard Béliveau und Denis Gingras, die zuletzt mit ihrem Bestseller "Gesund mit Rotwein, Lachs, Schokolade und Co." für Furore sorgten, gehen davon aus, dass 30% der Krebserkrankungen auf falsche Ernährung zurückzuführen sind. Wer etwas für seine Gesundheit tun will, hat hier also die allerbesten Möglichkeiten.

In ihrem gleichsam unterhaltsamen wie informativen Buch "Krebszellen mögen keine Himbeeren" geben die Autoren eine allgemeine Einführung zum Thema und geben viele konkrete Tipps, wie man sich durch eine gesunde Ernährung vor Krebs schützen kann.

Gibt es krebserregende Medikamente?

Bestimmte Medikamente führen zu einem höheren Risiko später an Krebs zu erkranken. Dazu gehören zum Beispiel Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken, das für die Abwehr von Krebszellen ganz wesentlich ist.

gesund? (Bild: Aka/pixelio.de)

Dazu gehört auch manche Chemotherapie, die eingesetzt wird, um Krebs zu bekämpfen. Warum entscheiden sich Ärzte und Patienten dennoch zu solchen Therapien? Sie tun das, wenn der Verzicht auf diese Medikamente weitaus gefährlicher wäre. Wer aktuell um sein Leben kämpft, nimmt ein höheres Krebsrisiko in der Zukunft oft in Kauf, vor allem, wenn er diese Zukunft ohne das Medikament gar nicht mehr hätte.

Eine ganz besondere "krebserregende" Substanz ist Estradiol. Estradiol ist ein Östrogen, ein körpereigenes, weibliches Sexualhormon und das ist natürlich nicht von vornherein krebserregend. Zur richtigen Zeit und am richtigen Ort, wie es in einer gesunden Frau produziert wird, macht das Hormon schön und sexy. In den letzten Jahren sind Östrogene jedoch in den Verdacht geraten, Krebs zu fördern, wenn sie bei Frauen nach der Menopause als Medikament gegen Wechselbeschwerden verabreicht werden.

Krebsfördernde Stoffe finden sich übrigens nicht nur in klassischen pharmazeutischen Erzeugnissen. Auch Naturheilmittel, die traditionell als "sanft" betrachtet werden, können unter Umständen Krebs begünstigen. Sogar Vitamine, unter anderem Vitamin A kann bei falscher Dosierung das Krebsrisiko erhöhen. Immer wieder wurden auch Naturheilmittel aus dem Verkehr gezogen, weil zu hohe Konzentrationen von krebserregenden Inhaltsstoffen gefunden wurden. Generell werden Naturheilmittel in Deutschland aber streng kontrolliert. Gefährlicher sind Präparate, die man über Online-Apotheken aus dem Ausland bestellt. So wurden in England mit Aristolochiasäure (aus der Osterluzei) verunreinigte Präparate der Traditionellen Chinesischen Medizin gefunden. Heilmittel aus der Natur sollten grundsätzlich genauso verantwortungsbewusst und genau verwendet werden wie jedes andere Medikament.

Krebs und Psyche

Das ist ein schwieriges Kapitel, über das viel geschrieben wird, was man gar nicht so genau weiß. In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde viel Forschungsarbeit zu psychischen Ursachen von Krebs geleistet. Eine Zeit lang ging man von einer Krebspersönlichkeit aus: Man dachte, dass eine Kombination bestimmter Persönlich- keitseigenschaften wie Überangepasstheit, einem schwachen Selbstwertgefühl, sowie mangelndem Durchsetzungsvermögen Krebs begünstigen. Viel Augenmerk wurde auch auf die Erforschung von belastenden Lebensereignissen als Krebsauslöser gelegt. Die Ergebnisse waren sehr unter- schiedlich, was Wissenschaftler, die immer hinter gesicherten Ergebnissen her sind, gar nicht freut: Man steckt viel Arbeit rein und hinterher weiß man doch nichts Genaues. Manche zogen den Schluss, dass es keine psychischen Ursachen für Krebs gibt. Zumindest ließen sich diese nicht beweisen.

Dass die Psyche keinen Anteil an der Entstehung von Krebs hat, ist aber kraft Hausverstands genauso wenig plausibel wie die Annahme, dass dies bei allen Menschen und allen Krebsarten der Fall sein müsse. Immerhin wissen wir heute, dass wirklich jedes psychische Erleben sich in physiologischen Prozessen in unserem Körper widerspiegelt (und umgekehrt). Wenn Körper und Psyche eine Einheit sind, warum sollte man dann davon ausgehen, dass die Psyche bei der Krebsentstehung so gar keine Rolle spielt?

Ein Problem liegt möglicherweise in der Forschungsmethodik von damals. Viele Studien waren ziemlich einfach gestrickt: Man hat zum Beispiel einfach erhoben, wie viele Menschen vor der Krebsdiagnose ein kritisches Lebensereignis erlebt haben. Dies wird jedoch der komplizierten psychischen Realität von Menschen nicht gerecht: So wurden zum Beispiel Bewältigungsmechanismen oft nicht erfasst und verstanden. Ein und dasselbe Ereignis kann von verschiedenen Menschen völlig unterschiedlich erlebt werden.

Spannende neue Forschungsansätze kommen derzeit aus dem Bereich der Psycho-neuroimmunologie. Dieser Forschungszweig erforscht die Wechselwirkung zwischen Immunsystem, Hormonhaushalt und Psyche und versucht diese Prozesse sehr genau zu beschreiben. Vielleicht kann dieser Forschungsansatz in den nächsten Jahren ein paar Fragen zum Zusammenhang zwischen psychologischen Faktoren und der Entstehung von Krebs klären.

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Woher kommt Krebs? Ein Schlusswort!

Ich möchte diesen Artikel mit ein paar persönlichen Worten schließen. Dieser Artikel erscheint wie ein Flickwerk, ein Puzzle mit fehlenden Teilen. Dies liegt einerseits daran, dass er recht grob gestrickt ist, denn mit diesem Thema könnte man eine Bibliothek befüllen. Andererseits gäbe es auch in besagter Bibliothek viele leere Seiten. Man weiß noch lange nicht alles über die Entstehung von Krebs.

Ich habe in meinem Leben viele Menschen kennen gelernt, die an Krebs leiden und alle stellen sich die Fragen: "Woher kommt Krebs? Was habe ich falsch gemacht? Warum gerade ich?" Nichts ist wohl unerträglicher, als keine Antwort auf diese Fragen zu finden. Dennoch bleiben immer wieder Fragen offen: "Warum bekommt mein Nachbar, der raucht und trinkt keinen Krebs, sondern ich, die ich gesund lebe und immer zu Vorsorgeuntersuchungen gehe?", fragen sich die Leute, oder "warum dieses kleine Kind, das niemandem etwas getan hat?"

Es gibt auch ein Element, das manche Leute Schicksal nennen, manche Zufall, manche Gottes Wille. Wie auch immer: Wir können die Entstehung von Krebs nicht vollständig erklären. Es ist manchmal wichtig, sich dies in Erinnerung zu rufen, denn was die Betroffenen sicher nicht brauchen, sind zusätzliche Schuldzuweisungen in der Form von "selber Schuld, wenn sie so ungesund leben". So wie die Leute fragen: "Warum gerade ich?" könnten die Gesunden unter uns auch fragen: "Warum gerade ich (noch) nicht?" Freuen wir uns drüber und tun wir alles dafür, dass es so bleibt!

Autor seit 12 Jahren
124 Seiten
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