Ein Igel im Spätherbst - Wie erkennen Sie, ob der Igel Hilfe braucht?

Es ist Oktober, die Tage werden kürzer und die Nächte kälter. Die Tagestemperaturen üersteigen nicht mehr die 8° plus. Zeit für Winterschläfer, wie den Igel, sich seinen Schlafplatz zu suchen.

Treffen Sie im Herbst tagsüber auf einen Igel, muss das nicht sofort bedeuten, dass er krank ist. Ein gesunder Igel nützt in der Herbstzeit manchmal die Sonne um sich auf geschützten Plätzen noch Energie für seinen Winterschlaf zu holen. Einen gesunden Igel erkennt man an seinen klaren dunklen Knopfaugen. Wenn man ihn aufstört, ist er auf flotten Beinchen unterwegs und wirkt kugelrund. Es kommen keine bemerkenswerte Atemgeräusche und schon gar kein Husten. Tupft man ihn an, rollt er sich fest zusammen. Dieser Igel braucht keine Hilfe, lassen Sie ihn ruhig seiner Wege gehen.

Hat der Igel allerdings eine sogenannte Hungerfalte, das ist eine deutlich sichtbare Einkerbung zwischen Kopf und Leib, dann braucht er Unterstützung.

 

Igelmutter mit Igelkind

Igelkind (Bild: a.sansone)

Der Igel wirkt klein oder schwach - Checkliste, ob der Igel Ihre Hilfe braucht

Wirkt der Igel schwach, klein, hustet er oder macht seltsame Atemgeräusche? Dann nehmen Sie ihn mit dicken Gartenhandschuhen behutsam auf und setzen ihn erst einmal auf die Küchenwaage. Das Gewicht kontrollieren ist das Wichtigste. Wiegt der Igel zwischen 600 und 700 Gramm oder mehr, dann ist er vielleicht krank. Ab zum Tierarzt oder zur Igelstation.

Alle Tierärzte behandeln Wildtiere, wie Igel, kostenlos.

Wiegt der Igel unter 500 g, muss man ihn ebenfalls in Obhut nehmen. Einen unterkühlten Igel (die Bauchseite fühlt sich deutlich kälter an, als die eigene Hand) muss man behutsam erwärmen. Dazu füllt man eine Wärmeflasche mit warmen Wasser, wickelt ein Baumwolltuch darum und legt die Wärmeflasche in eine kleine hohe Schachtel. Dann legt man den Igel darauf und deckt ihn noch zusätzlich mit einem Tuch zu. Wenn er anfängt sich in dieser Schachtel zu bewegen, heraus klettern will, ist ihm warm genug geworden.

Anschließend stellt man ihm Futter und Wasser hin und bietet ihm ein Schlafhäuschen in Form einer kleinen Schuhschachtel, in die man eine Öffnung schneidet, an. Frisst der Igel nicht über Nacht (die Tiere sind dämmerungsaktiv), dann müssen Sie am Folgetag den Igel zu einem Tierarzt oder einer örtlichen Igelstation bringen.



 

Kann man den Igel selber betreuen?

a) Der Igel, den Sie zum Tierarzt oder einer Igelstation gebracht haben, ist krank: dann lassen Sie ihn bitte in fachgerechter Pflege.

b) Der Igel ist nur zu klein oder zu schwach: Sie möchten ihn gerne selber betreuen. Was aber kommt da auf Sie zu?

Checkliste für die Igelbetreuung

  • Haben Sie einen geeigneten Raum, in dem Sie ihn mäßig warm und ruhig gelegen unterbringen können?
  • Schaffen Sie es, ihn zu entflohen, ihm die Zecken aus dem stacheligen Kleid zu entfernen?
  • Sind Sie bereit, ihn täglich zu betreuen? Futter richten, täglich ausmisten, den strengen Wildgeruch ignorieren?
  • Haben Sie einen trockenen, aber kalten Platz (Holzschuppen, Balkon, Terrasse) an dem der Igel, nachdem er das nötige Gewicht erreicht hat, seinen Winterschlaf halten kann?
  • Können Sie Sich von dem Tier nach dem Winter auch wieder trennen? Ein Igel ist kein Haustier.

Sie können all dies bejahen? Dann viel Glück.

c) Sie sehen Sich darüber nicht hinaus? Dann lassen Sie ohne schlechtes Gewissen den Igel in der Obhut der Igelstation - am besten noch mit einer kleinen Spende für das tägliche Futter verbunden.

Beliebtes Igelmenü

Mein Igelmenü, für Igelkinder, die noch ein paar Gramm mehr vertragen können, abends immer frisch in der katzensicheren Futterkiste gerichtet, besteht Ende Oktober, Anfang November bei milden Temperaturen so aus:

  • Igel-Nassfutter (kann auch Jungkatzen-Nassfutter sein)
  • Igel-Trockenfutter
  • gelegentlich etwas Rührei dazu
  • eine Prise Heilerde darüber gestreut und alles vermengt.

Meine regelmäßig auftauchenden Igel-Futterkinder sind davon begeistert, es bleibt kein Krümelchen über und zugenommen haben sie auch kräftig. Die Kotwürstchen sehen tadellos aus; also es bekommt ihnen gut.

Ihr Zuhause als Igelstation - Wie richte ich meinen Pflegling ein?

Als Schlafhäuschen nimmt man eine kleine Schachtel (Schuhkarton), in die man einen 10x10 cm großen Eingang schneidet. Das Häuschen kann man mit zerrissenem Zeitungspapier gemischt mit Heu füllen. Dieses Häuschen stellt man dann in ein Gehege, das man aus zwei großen Kartons basteln kann. Ein Igelgehege muss etwa 2 qm groß sein, die Seitenwände sollen 45 - 50 cm hoch sein. Igel sind geschickt beim Klettern. Den Boden zuunterst mit einer Plastikfolie auslegen, darauf mehrere Lagen Zeitungspapier. Dieses Papier muss täglich gewechselt werden. Igel sind kleine "Scheisser und Pisser", das Ganze duftet nicht unbedingt toll. Nun stellen Sie das Igelquartier in einen ruhigen, warmen Raum.

Das Igel-Gehege - Igelhäuschen

Igelhäuschen (aus Amelie und die Stachelritter) (Bild: a.sansone)

Wie füttern sie Ihren Igel-Schützling?

Igel sind Insektenfresser, sie brauchen also keine Körner, sondern eiweißreiche Nahrung. Gut über die Runden kommt man mit einer Mischung aus Katzenfutter, Igeltrockenfutter, etwas Haferflocken, eine Messerspitze Heilerde und etwas Kleie und einem Tropfen Sonnenblumenöl.

Wer sich noch mehr Mühe machen möchte, Rührei ohne Salz, Hackfleisch kurz abgeröstet, Hühnerfleisch gekocht und zerkleinert wird auch gerne gefressen. Auch zerhackte, getrocknete Würmer (aus dem Fischfutterbedarf) nimmt er gerne zusätzlich an. Da der Igel beim Fressen fast immer in den Fressnapf hinein steigt, verwenden Sie kippsichere Schüsselchen.

Zusätzlich braucht der Igel eine Schüssel mit Wasser. Keine Milch.

Der Igel sollte wöchentlich gut zunehmen. Wenn er das Sollgewicht von 500 - 600 g erreicht hat, bereiten Sie ihn auf den Winterschlaf vor.

Wie helfen Sie dem Igel-Pflegling zum Winterschlaf?

Wenn Ihr Pflegekind tüchtig Gewicht zugelegt hat, dann beginnt er meist unruhig zu werden. Er sucht dann seinen Winterschlafplatz. Ein Igel braucht, um das nächste Jahr gut zu überleben, seinen Winterschlaf. Stellen Sie nun das Igel-Gehege in einen kalten, aber trockenen Außenraum (Holzschuppen, Nische auf dem Balkon oder Terrasse - sonnengeschützt). Geben Sie dem Igel zusätzlich lockeres Material (Papierstreifen, Heu, trockene Blätter) ins Gehege, womit er sein Schlafhäuschen gut auspolstern kann. Geben Sie ihm ein paar Tage noch Trocken-Futter, reduzieren Sie dabei die Ration. Will er immer noch nicht schlafen, stellen Sie das Füttern einfach ein. Dieser Trick klappt fast immer. Nach zwei, drei Tagen wird er sich schlafen legen. Zur Kontrolle kleben Sie eine Lage Klopapier mit einem Klebestreifen vor den Eingang. So sehen Sie gut, ob das Kerlchen noch unruhig ist. Nun können Sie das Schlafhäuschen noch mit ein wenig Material zusätzlich gegen die Kälte isolieren. Eine alte Decke oder Matte oder eine zusätzliche dicke Lage Heu oder Stroh genügen. Schauen Sie von Zeit zu Zeit, ob Ihr kleiner Gast noch schläft.

Er kann gelegentlich erwachen, sich entleeren und schläft dann normalerweise weiter. Wirklich aus dem Winterschlaf zu früh erwacht ein Igel, wenn er zu dünn war und seine Reserven nicht reichen. Oder wenn ihn auf dem Platz die Frühlingssonne warme Tage vorgaukelt. Dann müssen Sie ihn wieder ins Haus nehmen und auf das kommende Frühjahr wieder hoch päppeln.

Wie entlassen Sie den Igel wieder ins Frühjahr?

In seinem Winterquartier wird der Igel bis März oder April schlafen. Sehen Sie regelmäßig nach, ob er bereits wieder munter geworden ist ( Papier vor dem Eingang). Sie können ihn am Winterplatz lassen und wieder zu füttern beginnen. Man darf einen Igel, den man über den Winter in Obhut genommen hat, erst wieder in Freiheit entlassen, wenn der Boden frostfrei ist und ihm wieder seine natürliche Nahrung zur Verfügung steht. Solange muss man noch weiter füttern.

Kommen warme Tage, lassen Sie über Nacht die Türe zum Winterquartier offen, oder schneiden Sie in die Außenschachtel einen Ausgang. Gerne nehmen die Igel dann mal für eine Nacht den Weg nach außen, kehren aber immer wieder gerne zum Schlafplatz zurück. Bis er eines Tages nicht mehr zurück kehrt. Aber auch dann tut es gut ihm noch zusätzlich Futter in einer eigens dafür gerichteten Futterkiste hin zu stellen. Spätestens drei Wochen später muss man aber verlässlich die Fütterung einstellen. Der Igel ist ein Wildtier und soll nicht domestiziert werden, denn sonst wird er unfähig alleine zu überleben.



Igelkinder - Die sieben Zwerge

Ein Händchen voll Igel (Bild: a.sansone)

Der (mögliche) Lohn eines Igel-Pflegers

Wer alleine oder gemeinsam mit seinen Kindern einen Igel pflegt, kann sich ein Igel-Tagebuch richten, in dem die Daten, wie Gewicht, Futter, Verhalten des Igels notiert und dokumentiert werden. Wenn man sich abends still dazu setzt und den Igel in seinem Tun beobachtet, ist das schon Lohn genug für die zusätzliche Arbeit.

Wer ihn wieder in Freiheit entlässt, hat manchmal das Glück, dass der Igel immer wieder bei seinem Winterquartier vorbei schaut. (Wie in meinem Kinderbuch Amelie und die Stachelritter aus eigener Erfahrung beschrieben) Ein paar Leckerlis kann man gelegentlich für ihn hinterlassen. Und wer viel Glück hat, entdeckt dann im folgenden Sommer vielleicht sogar tagsüber eine Igelmutter, die ihre Kleinen vorführt. Dass es gleich sieben Stück sein müssen von zwei Igelmüttern zählt zu den Sternstunden einer fleißigen Igelmama.

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Adele_Sansone, am 07.08.2011
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Bildquelle:
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Wie Sie dem Igel ein gutes Winterhaus oder Winternest basteln können)
a.sansone (Was Sie über den Igel wissen sollten - vom Zufüttern im Frühjahr bi...)
Bild: Verlag Herbig/Amazon (Wo kann man Heilerde kaufen)

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