Indes steht der Verkaufsstart für Amazons Smartphone Fire Phone in den USA bereits fest: Es wird der 25. Juli 2014 sein, wie Amazon-Boss Jeff Bezos bei der Präsentation in Seattle erklärte. Ganz so glanzvoll und spektakulär wie bei den Produktenthüllungen durch Apples legendären Konzernchef Steve Jobs ging es zwar nicht zu und erste Details zum 3D-Handy waren bereits Wochen zuvor – wohl nicht zufällig – durchgesickert. Doch einige der Features von Amazons erstem Smartphone wussten die ausgewählten Besucher zu überraschen.

3D-Smartphone: Nicht neu, aber besser

Am Auffälligsten beim Fire Phone ist natürlich das 4,7-Zoll (12 Zentimeter) große 3D-Display, das dem Trend im Kino- und Heimkinobereich zu 3D folgt. Anders als bei den meisten aktuellen Fernsehgeräten benötigt man für den 3D-Genuss beim Fire Phone keine Brille. Möglich machen dies vier integrierte Infrarotkameras, die den Winkel und die Entfernung des Betrachters ausmessen und die Inhalte des Smartphones entsprechend anzeigen. Das Ergebnis ist eine 3D-Illusion ohne nervige Brille.

Überraschend für Viele dürfte der Umstand sein, dass es sich beim Fire Phone keineswegs um das erste 3D-Smartphone der Welt handelt. Tatsächlich hatten bereits LG, Sharp und HTC ähnliche Displays entwickelt, wobei Nintendo mit seinem Handheld-System 3DS im Jahr 2010 die Vorreiterrolle innehatte. Alle diese Versuche, 3D-Displays ohne Brille zum Verkaufsschlager zu machen, entpuppten sich jedoch als Flops.

Doch Amazons Fire Phone könnte mit seinem 3D-Display mit einer Auflösung von 1280 x 720 Pixeln bei 313 ppi dennoch der große Coup gelingen: Der Online-Versandhändler hat mit seinen eBook-Readern der Kindle-Reihe den Markt für elektronische Bücher kräftig gepusht und verkauft in den USA bereits mehr eBooks als gedruckte Bücher.

Angesichts von Millionen zufriedenen Kunden und den seit Steve Jobs Tod alles andere als innovativen Apple-Produkten würde es nicht verwundern, falls Amazon kräftig am Smartphone-Boom mitnaschen sollte, zumal das Fire Phone eine echte Killerapplikation bietet.

Amazons Fire Phone (Bild: www.amazon.com)

Firefly weiß, was Sie wollen!

Besagte Killerapplikation hört auf den hübschen Namen Firefly (Glühwürmchen) und lässt sich am ehesten mit der bekannten Musikerkennungs-App Shazam vergleichen, nur dass sie weitaus mächtiger und vielschichtiger ist. Gleich Shazam, soll auch Firefly zahlreiche Musiktitel durch bloßes "Zuhören" erkennen. Eine nebensächlich anmutende Funktion, angesichts der weiteren versprochenen Möglichkeiten. Firefly soll nämlich wie ein 3D-Scanner funktionieren und so gut wie alle Alltagsgegenstände erkennen können.

Wer hat´s gezeichnet? Firefly weiß es! (Bild: http://pixabay.com)

Gefällt einem Fire-Phone-User beispielsweise ein bestimmtes Kunstwerk, vor dem er gerade steht, und wünscht Informationen dazu, lässt er es einfach mittels Firefly scannen und diese ruft dazu etwa den entsprechenden Wikipedia-Artikel auf. Oder ein gerade irgendwo auf einem Bildschirm laufender unbekannter Film wird kurz gescannt und bereits wenige Sekunden später erhält man den Titel und viele nützliche Informationen hierzu auf dem 3D-Display.

Auch das Eintippen von Kontaktdaten ins Handy soll der Vergangenheit angehören: Einfach eine Visitenkarte scannen und schon werden Telefonnummern, Namen oder Mailadressen automatisch abgespeichert.

Besonders praktisch: Dank Google Maps soll es genügen, etwa ein Straßenschild zu scannen, um den Dienst ohne Eingeben des Standortes nutzen zu können.

Natürlich verspricht sich Amazon kräftige Mehreinnahmen davon, dem Nutzer bei gescannten Produkten wie Büchern, Filmen, Technikartikeln oder Lebensmitteln einen direkten Bestelllink auf seinem Shop anzubieten. Argwöhnische Mitmenschen können übrigens beruhigt werden: Die Scan-Funktion wird ausschließlich auf Knopfdruck ausgelöst. Wer sie nicht nutzen möchte, sammelt auch keine entsprechenden Daten auf seinem Amazon-Handy.

Neuer Musikdienst Prime Music

Die Absicht von Amazon hinter der Suchmaschine Firefly ist ebenso clever, wie klar: Der Anwender soll das Produkt idealerweise gleich bei Amazon kaufen. Ein Konzept, das aufgehen kann, wie die eBook-Reader der Kindle-Reihe beweisen. Wenig überraschend wurde das Fire Phone speziell für die Implementierung und Anwendung von Amazon-Diensten wie Instant Video, Audible oder den neuen Musikdienst Prime Music, der für Prime-Mitglieder kostenlos sein soll, entwickelt. Für den Musikgenuss liegt dem Fire Phone ein In-Ear-Headset bei. Diese sind magnetisch, was das lästige Kabelverdrehen verhindern soll.

Die Nutzung von Amazon wird aber natürlich nicht vorausgesetzt, sodass das Fire Phone wie jedes andere Handy genutzt werden kann.

Ansprechende Bilder dank Bildstabilisator verspricht die rückwärtige Kamera mit einer Auflösung von 13 Megapixeln. Eine professionelle Fotokamera kann natürlich auch dieses Smartphone nicht ersetzen.

Interessant könnte auch der an Apple TV angelehnte Amazon-Dienst Fire TV werden. Damit können Medieninhalte gestreamt und auf Mobilgeräte wie das Fire Phone übertragen werden.

Deutschland: Bitte warten!

Amazon bietet sein Fire Phone mit 32 bzw. 64 GB Speicher an. Als Betriebssystem fungiert das auf den Kindle-Fire-Tablets eingesetzte Fire OS 3.5. Mit einem Preis von derzeit $ 749 für die 64-GB-Ausführung spielt das Smartphone auch preislich in der obersten Liga mit. Wann der Verkaufsstart in Deutschland erfolgen soll, ist noch unbekannt. Erfahrungsgemäß stellt Amazon die Geduld der hiesigen Käuferschicht gerne auf die Probe. Aus Konsumentensicht belebt Konkurrenz nicht nur das Geschäft, sondern sorgt zudem für bessere Produkte zu niedrigeren Preisen, was hoffentlich den ehemaligen Platzhirschen Apple dazu anspornen wird, endlich wieder Mut zur Innovation zu beweisen.

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