Jeder zehnte Arbeitnehmer verdiente 2008 unter der Armutsgrenze

Rund 10 Prozent, also in etwa 300.000 der ArbeitnehmerInnen in Österreich verdiente im Jahr 2008 weniger als 950 Euro, was der damaligen Armutsgrenze entsprach. Zieht man nur die Vollzeiterwerbstätigen mit einem Monatslohn unter der Armutsgefährdungsgrenze heran ist die Zahl immer noch bei rund 6 Prozent angesiedelt. Es gibt unglaublicher Weise sogar Löhne unter der Armutsgrenze in Österreich. Ganze 2,4 Prozent der Vollzeitbeschäftigten bekamen 2008 einen Bruttomonatslohn unter der Armutsgrenze. Arbeit alleine schützt also bei weitem nicht vor Armut. Das ist eine Illusion.

Welche Bevölkerungsgruppen haben höhere Armutsgefährdung?

  • Frauen haben ein deutlich höheres Armutsrisiko als Männer: Es gibt in Österreich immer noch eine deutliche Einkommensungleichheit zwischen Männern und Frauen. Männer verdienen im Schnitt um ein Drittel mehr, wenn man die Jahresbruttogehälter vergleicht. Frauen sind überdurchschnittlich oft in schlecht bezahlten Positionen tätig sind und des Weiteren deutlich häufiger nur teilzeitbeschäftigt oder in sogenannten prekären Arbeitsverhältnissen tätig. Durch diese Faktoren sind insbesondere alleinstehende Frauen deutlich häufiger von Armut betroffen als Männer. Der konservative Wohlfahrtsstaat Österreich, welcher auf die traditionelle Rollenverteilung, Mann arbeitet und Frau bleibt bei den Kindern daheim, ausgelegt ist, unterstützt dadurch alleinerziehende Frauen mit Kindern nur unzureichend.

 

  • Menschen mit Migrationshintergrund: Die starke Konzentration in Niedriglohnberufen und schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen sind mit ein Grund für das höhere Armutsgefährdungsrisiko. Mangelnde Sprachkenntnisse, Diskriminierung am Arbeitsmarkt, mangelnde Qualifikation beziehungsweise in Österreich nicht anerkannte Ausbildungsnachweise sind weitere Gründe für die Benachteiligung am Zugang zu gut bezahlten Arbeitsverhältnissen. Die Arbeitslosenquote von MigrantInnen ist ebenso deutlich höher als die von ÖsterreicherInnen.

 

  • ArbeitnehmerInnen im Landwirtschaftssektor: Je nach den Wirtschaftssektor fallen die Löhne unterschiedlich hoch aus. Am besten verdient man im produktionsnahen Teil des Dienstleistungssektors, wie Forschung und Entwicklung, Softwarefirmen und am schlechtesten im Landwirtschaftssektor.  Schlecht bezahlt sind ebenso Jobs im Sozialbereich und Verkauf,  also dem personen- und konsumnahen Teil des Dienstleistungssektors. Der Industriesektor bezahlt überdurchschnittlich gut im Vergleich zu den anderen Sektoren.

 

  • Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss: Diese Personengruppe ist besonders gefährdet, da die Nachfrage nach höherqualifizierten ArbeitnehmerInnen steigt und die Nachfrage nach manuellen Tätigkeiten und Produktionstätigkeiten immer mehr abnimmt. Der gesellschaftliche Wandel am Arbeitsmarkt geht in Richtung der Nachfrage nach hochqualifizierten ArbeitnehmerInnen, da der Industriesektor, also der Produktionssektor in Österreich immer mehr am Schrumpfen ist, und die Produktion in Billiglohnländer ausgelagert wird. Des Weiteren steigt tendenziell mit dem Bildungsabschluss ebenso das Einkommen an.

Quellennachweis

Autor seit 13 Jahren
86 Seiten
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