Im World Wide Web gilt: Weniger ist mehr

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Eine Internetseite oder auch eine ganze Website kann nur dann wirklich Erfolg haben, wenn jedem Besucher auf den ersten Blick klar ist, wie sie funktioniert.
Natürlich wünschen sich gerade Designer gerne viele tolle optische Highlights und zaubern ebenso gerne mit Flash und Animationen etc. Ein typisches Relikt aus der Zeit der dominanten Designer sind die sogenannten Intro-Pages - ein absolutes "No-Go" aus Sicht der Usability. Im Übrigen sind Intro-Pages auch ein "No-Go" aus Sicht der SEO-Experten, aber das ist ein anderes Thema.

Warum ist das so wichtig?

Der Grund ist eigentlich offensichtlich: Es gibt so viele Webseiten und der Sprung von einer schlechten zu einer besseren Webseite ist nur einen Mausklick entfernt. Der Besucher verliert also intuitiv keine Zeit mit beispielsweise einem schlecht gemachten Onlineshop, wenn er ein vergleichbares Angebot in einem besser erkennbaren Onlineshop finden kann. Natürlich spielt auch die Besuchermotivation eine gewisse Rolle. Im genannten Beispiel wird ein Besucher sicher etwas Zeit investieren, wenn der gesuchte Artikel ausschließlich auf der schlechteren Seite erhältlich ist oder diese erheblich billiger als der Wettbewerb ist. Aber diese Information muss die Seite erst einmal transportieren - in unserem Beispiel kann diese Information bereits durch eine Suchmaschine oder ein Preisvergleichsportal kommuniziert worden sein. Ist das jedoch nicht der Fall, verliert der Shop sofort.
Diese Situation lässt sich bereits schnell mit Analysetools wie Google Analytics o. ä. erfassen. Bei Google Analytics wird diese Kennzahl als "Bounce Rate" bezeichnet. Ist diese hoch, taucht der Besucher gar nicht erst in die Website ein. Kommt dann auch noch eine extrem kurze Verweilzeit auf der Seite dazu, braucht sich niemand mehr über (magere) Umsätze Gedanken machen. Hier wird auch Werbung nichts retten, sondern nur Geld verbrennen.

Website Usability Analyse

Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma ist eine vernünftige Analyse unter Aspekten der Usability, zu Deutsch: Benutzbarkeit.
Dies kann beispielsweise aufwändig im Labor mit neutralen Testpersonen, wissenschaftlichen Beobachtern, Eye-Tracking-Verfahren etc. passieren.
Alternativen dazu sind in A/B-Tests zu finden. Hier stellt man zwei oder mehr Varianten der zu verbessernden Webseite über einen bestimmten Zeitraum online und schaut, welche besser funktioniert. Dieses Verfahren benötigt aber eine gewisse Technik auf dem Websystem, die eben dafür sorgt, dass die Besucher gleichmäßig verteilt über den Tag die Varianten zu sehen bekommen und dass ein bestimmter Besucher immer nur eine Variante innerhalb des Testes sieht, auch bei wiederkehrenden Besuchen. Nach einer Weile entscheidet man sich für die beste Version und entwickelt auf deren Basis neue Entwürfe, die wieder als A/B-Test geschaltet werden. So ergibt sich eine Art Evolution, an deren Ende eine gut optimierte Seite stehen sollte.
Das Problem an dieser Vorgehensweise ist, dass die zu optimierende Seite einen gewissen regelmäßigen Besucherstrom benötigt. Bei einer jungen Webseite mit wenigen Besuchern am tag funktioniert das leider nicht.

Don't make me think - Bestseller von Usability Guru Steve Krug
Don't make me think!: Web Usability: Das intuitive Web (m...

Welche Möglichkeiten bleiben?

Neben den vorgestellten Vorgehensweisen kann man auch einfach bereits am Anfang grundlegende Fehler vermeiden und so einen guten Grundstein für gute Website Usability legen.
Sicherlich ist es eine gute Idee, von den Großen zu lernen. Wenn beispielsweise die Webseite von Amazon nicht hervorragend optimiert wäre, würde Amazon nicht zu den größten Anbietern im E-Commerce zählen.
Also sollte man z.B. für einen Webshop mal schauen, wie man die Probleme dort gelöst hat.

Lernen, nicht kopieren!

Selbstverständlich heißt das nicht, dass man einfach dumm die Gestaltung einer erfolgreichen Webseite nachbauen soll. Aber eine Inspiration darf man sich schon holen. Wenn ein Designer eine tolle, neue Idee vorschlägt, mag die gut aussehen. Aber ob sie im Sinne des Erfolges funktioniert, ist fraglich.

Grundsätzlich sollte man von

Website Usability bedeutet: Weniger ist mehr


ausgehen. Auch wenn sowohl Designer als auch SEO-Experten dazu tendieren, die Webseite auf der einen Seite mit optischen Gimmicks (Designer) oder auf der anderen Seite mit Text (Keywords & Content vom SEO) vollzupacken, darf unter diesen Anforderungen die Usability nicht leiden. Die Gewichtung der einzelnen Faktoren ist eine schwierige Kunst, die auch von Seite zu Seite und Web-Projekt zu Web-Projekt variiert.

Schlusswort - Überlasst das Denken nicht den Besuchern

Ich hoffe, mein Artikel macht euch auf einen weiteren Aspekt moderner Webseiten aufmerksam. Im Internet dominierten vor etwa 5-10 Jahren die Designer, heute sind es die Suchmaschinenoptimierer, die SEOs. Beide Gruppen nehmen, so scheint es, für sich in Anspruch, den Heiligen Gral erfolgreicher Webseiten zu besitzen. Tatsächlich ist jede Komponente wichtig, aber keine ist alleine entscheidend. Eine in meinen Augen erfolgreiche Webseite kennt vier Bausteine:

  1. Website Usability
  2. Design
  3. SEO
  4. Weiterentwicklung

Wer sich tiefer in die Materie einarbeiten möchte, dem sei das oben vorgestellte Buch Don't make me think!: Web Usability: Das intuitive Web (mitp Business) (Amazon Werbelink) ernsthaft empfohlen. Steve Krug setzt sogar in seinem Buch eine leicht verständliche Einführung in das Thema um, die er mit gut gewählten Beispielen untermauert.

Ich hoffe, der Artikel gefällt euch und freue mich auf eure Kommentare!

Über den Autor dieses Artikels: Peter Dreuw

profkm, am 07.05.2011
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