Brockhaus Literaturcomics

Brockhaus Literaturcomics – "Weltliteratur im Comic-Format" – ist eine 2012 aufgelegte Reihe des Brockhaus Verlags, die so unterschiedlich berühmte Werke wie Homers "Odyssee", Dickens‘ "Oliver Twist" oder Defoes "Robinson Crusoe" als kurz gefasste Comicbände von jeweils 58 Seiten herausbringt. Zurzeit sind 15 Bände erschienen.

Geschichten aus 1001 Nacht

 

Von Rezensionsportal BloggdeinBuch.de erhielt ich zum Besprechen den Band "Brockhaus Literaturcomics - Geschichten aus 1001 Nacht".

Inhalt

Erzählt werden die beiden weniger bekannten Geschichten "Die Abenteuer des Prinzen Ahmad und der Fee Peri-Banu" und "Dschulnur, die Meermaid, und ihr Sohn Prinz Badr". Voran steht als Einleitung der Beginn der Rahmenhandlung: Der Sultan Schahriar ertappt seine untreue Gemahlin in flagranti und lässt sie köpfen. Von da an heiratet er jede Nacht eine Jungfrau, um diese noch am folgenden Morgen hinrichten zu lassen, bevor sie ihm jemals untreu werden könnte. Wie die raffinierte Scheherazade es schafft, mit ihren spannenden Erzählungen dieses Ritual zu durchbrechen, indem sie diese kurz vor Morgengrauen mit einem heute als Cliffhanger bezeichneten Höhepunkt stoppt, der Sultan unbedingt die Fortsetzung erfahren möchte, dieses Spiel sich über 1001 Nächte erstreckt, nach denen der Sultan nicht einmal mehr im Traum daran denkt, Scheherazade töten zu lassen, sondern viele glückliche Jahre mit ihr verbringen will, ist so bekannt wie "Aladdin und die Wunderlampe", "Sindbad, der Seefahrer" oder "Ali Baba und die vierzig Räuber". Aber auch diese Geschichten unterhalten ihre Leser:

 

Die Abenteuer des Prinzen Ahmad und der Fee Peri-Banu

Nur al-Din, ein indischer Sultan, hat drei Söhne – die Prinzen Husain, Ali und Ahmad – sowie die wie eine Tochter in die Familie aufgenommene adoptierte Prinzessin Nur al-Nihar. Alle drei Söhne haben sich in sie verliebt, doch soll sie mit dem Fürsten eines benachbarten Reiches vermählt werden. Weil die Söhne nicht bereit sind, sich unter den anderen Frauen umzusehen und außerdem nur einer von ihnen die Prinzessin heiraten kann, beschließt der Vater, ihnen eine Aufgabe zu stellen: Sie sollen in die Welt hinausziehen. Wer von ihnen den außergewöhnlichsten Gegenstand heimbringt, soll die Hand der Schönen erhalten. Alle drei Prinzen ziehen los, trennen sich wenig später und erleben aufregende Abenteuer, bei denen sie jeder auf höchst erstaunliche Gegenstände treffen und diese erwerben. Weitere Ereignisse sowie folgende Wettbewerbe sorgen für Dynamik. Wer am Ende die Prinzessin heiraten wird, wer mit einer anderen Frau ebenfalls sehr glücklich wird und wer allein bleibt, aber sich dennoch wohl dabei fühlt, soll hier nicht verraten werden.

 

Dschulnur, die Meermaid, und ihr Sohn Prinz Badr

Der persische Sultan Schahrihan ist kinderlos und grämt sich, eines Tages nach seinem Tode keinen Nachfolger zu haben. Seine Gebete an Allah finden Gehör. Ein Sklavenhändler bietet ihm eine wunderschöne Frau an, die den Sultan sofort so begeistert, dass er dem Händler einen sehr guten Preis macht. Sie weint ganz fürchterlich. Schahrihan erklärt ihr, dass er sie nicht als Sklavin gekauft, sondern sie als Ehefrau und künftige Sultanin von Persien ausgewählt hat. So kommt es. Doch niemals spricht seine Frau auch nur ein einziges Wort. Nach einem Jahr erwartet sie Nachwuchs und spricht erstmals: Sie sei nicht stumm. Sie heiße Dschulnur und sei eine Prinzessin. Das Königreich ihres verstorbenen Vaters liege jedoch für Menschen unerreichbar auf dem Meeresgrund. Während eines Angriffs von Feinden geriet sie in Gefangenschaft und auf ein Sklavenschiff. Nun möchte sie zur Geburt ihres Kindes ihre Mutter und ihren Bruder kommen lassen. So geschieht es. Mittels eines Zauberspruchs von Dschulnur gelangen beide im Nu an den Sultanspalast. Bald darauf kommt Prinz Badr zur Welt. Im Alter von 17 Jahren erhält Badr die Krone von seinem Vater, welcher kurz darauf stirbt. Zur Sicherung der Thronfolge fehlt nur noch die passende Frau. Was während der Suche alles passiert, welchen grausamen Frauen und sogar Hexen Badr begegnet, wie er Opfer von Zauberei wird, in Lebensgefahr gerät, sich seine daheimgebliebene Mutter um ihn sorgt, er schwierige Aufgaben lösen muss und scheinbar überhaupt nicht mehr aus gefährlichen Abenteuern herauskommt, bis endlich alles gut wird, erzählt dieser Comic sehr anschaulich.

Besprechung

Der stabile Hardcover-Band im Format 21 cm x 28 cm bietet auf seinen Seiten großzügig Platz für die Bilderfolgen der Geschichten. 

In bunten Farben breitet sich orientalische Pracht aus, die Bilder stecken voller Leben, die Personen zeigen ausdrucksstarke Mimik. Die Sprechblasen sind geschickt eingebunden und erlauben einen guten Lesefluss. Allerdings sehen sich die Figuren oft sehr ähnlich, was gelegentlich die Orientierung erschwert. Da das Comic-Buch neben interessierten Erwachsenen auch Kinder zur Zielgruppe hat, sollen an dieser Stelle zwei Anmerkungen nicht fehlen: Einige der Frauenfiguren sind sehr freizügig gekleidet, zeitweise beinahe nackt beziehungsweise von transparenten Stoffen notdürftig bedeckt. Dafür gibt es keinen wichtigen Grund. Die Geschichten sind ohnehin spannend genug, und viele herkömmliche Geschichtensammlungen aus 1001 Nacht mit reicher Illustration zeigen, wie märchenhaft so etwas aussehen kann. Ebenso enthalten einige der Zeichnungen, wenn auch nur sehr selten, grausige Details wie eine frisch geköpfte Frau in ihrem Blut. Beides schießt über das Ziel, unterhaltsame, fesselnde Comics zu bieten, deutlich hinaus. Wer dieses Buch an Kinder verschenken möchte, sollte dies wissen. Es wird Eltern geben, die das nicht gutheißen. Zwar wird das Buch Kinder nicht traumatisieren, ist aber erst für ein Lesealter ab circa 12 Jahren zu empfehlen. 

Der Brockhaus Literaturcomic "Geschichten aus 1001 Nacht" stellt mit seinen beiden Erzählungen natürlich keinen Ersatz dar für die Geschichtensammlung, sondern ist als Ergänzung gedacht. Dabei wäre es besser gewesen, die Einleitung mit der Geschichtenerzählerin Scheherazade als durchgängige Rahmenhandlung in ebenfalls gekürzter Form mitlaufen zu lassen – als verbindendes Element zwischen beiden Erzählungen sowie als Abschluss. Das hätte die ganze Sache runder gemacht.

Sehr gelungen ist ein ausführlicher Anhang zu den geschichtlichen und literarischen Hintergründen der Erzählsammlung "Tausendundeine Nacht". Selbst wer die Geschichten bereits in herkömmlicher Buchform gründlich gelesen hat, erfährt hier noch wissenswertes Neues – unter anderem: dass die Rahmenhandlung gut 2000 Jahre alt ist; dass es zahlreiche Quellen gibt, darunter das Gilgamesch-Epos; dass die Sammlung laufend ergänzt wurde und es neben dem orientalischen sogar einen europäischen Teil gibt. 

Wer auf den Geschmack gekommen ist, findet ganz hinten eine Übersicht über alle bereits erschienen Brockhaus Literaturcomics. Mit ihrer originellen Art der Darstellung bieten sich die Comics in ihrer kurzen ausdrucksvollen Zusammenfassung als gelungene Appetitanreger für den Einstieg in die klassischen Werke an. Der Brockhaus Verlag als renommierter Anbieter von Medien rund um Wissen gewährleistet auch im Genre des Literaturcomics im Großen und Ganzen ein verlässliches Niveau – von den bereits erwähnten beiden Minuspunkten abgesehen. Mit der Darbietung des Lesestoffs in stark geraffter und reich bebilderter Form erweist sich Brockhaus als Unternehmen, das mit der Zeit geht, indem es aktuellen Veränderungen des Leseverhaltens einiger Menschen – schnell konsumierbar in kleinen Portionen mit vielen Bildern – mit einem darauf abgestimmten Angebot wie dieser Reihe entgegenkommt. Statt sich dünkelhaft derartigem Leseverhalten zu widersetzen, respektiert der Verlag solche Gewohnheiten und präsentiert eine Lösung, ohne seine eigenen Ansprüche dabei zu verraten. Selbst ausdauernde Vollblutleser können sich mit diesen Literaturcomics als Abwechslung anfreunden.

 

Insgesamt gebe ich diesem Band 3,5 von 5 möglichen Sternen.

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Dort gibt es ständig Bücher zur Rezension, um die sich Interessierte bewerben können. Nach dem Erhalt ist das Buch im Zeitraum von 30 Tagen durchzulesen und zu besprechen. Alternativ zum eigenen Blog ist auch die Buchrezension über einen eigenen Pagewizz-Account möglich, sofern der Autor mindestens für drei seiner Artikel von Pagewizz ausgezeichnet wurde. Das Buch darf der Rezensent behalten.

Textdompteuse, am 30.09.2013
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Bildquelle:
W. Zeckai (Wie macht man eine Lesung erfolgreich?)

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