Eine Geschichte für kleine Kinder

Wie heißt das Lichterfest denn nun wirklich?

Das Lichterfest wird in der deutschen Sprache Chanukka (mit einem 'n') oder Hanukkah genannt. Die Verwirrung liegt wohl in der Hebräischen Sprache, weil die Schreibweise demnach Hanukkah wäre, aber Chanukka gesprochen wird. Gelegentlich schreiben es die Leute auch Chanukkah. In der englischen Sprache schreibt es sich Channukka (also mit 2 'n'), Hanukkah ist dort aber auch bekannt. Egal, welche Schreibweise ihr auch findet - es handelt sich immer um ein und dasselbe Fest.

Warum findet Chanukka unregelmäßig statt?

Das ist schnell erklärt, denn der jüdische Kalender richtet sich nach dem Rhythmus des Mondes. Die jüdische/hebräische Zeitrechnung wird am besten hier erklärt. Ihr kennt das vielleicht, wenn ihr wisst, wann Ostern in jedem Jahr stattfindet. Das christliche Osterfest verschiebt sich von Jahr zu Jahr - und damit auch das höchste und heiligste Fest der Christen, das Pfingstfest, weil beide miteinander verbunden sind.

Ostern findet nach dem ersten Vollmond im Frühling statt. Sobald also nach Frühlingsanfang (20./21. März) Vollmond ist, wird am darauf folgenden Wochenende das Osterfest gefeiert. Sechs Wochen später zelebrieren die Christen die Pfingsttage. 

Das Jahr nach dem jüdischen (eigentlich hebräischen) Kalender beginnt mit dem Monat Tischri - der erste Monat des neuen Jahres, das mit dem hohen Fest Rosh Ha-Shana beginnt und im Spätsommer liegt. Die jüdische Zeitrechnung beginnt mit dem Tag der Erschaffung der Erde, deshalb ist Rosh Ha-Shana ein göttliches Fest, ein wichtiger Feiertag.

Ein neuer Monat beginnt im jüdischen Kalender stets mit dem Neumond, das heißt die Monate sind um ein bis zwei Tage kürzer als die Monate des Sonnenkalenders von Januar bis Dezember.

Die Monate des jüdischen Kalenders heißen: Tischri, Heshvan, Kislew, Tewet, Schwat, Adar, Nissan, Ijjar, Siwan, Tammus, Aw und Elui. In Schaltjahren wird vor den Adar ein weiterer Monat Adar eingefügt, sodass manche Kalender einen Adar I und Adar II haben.

Bei diesem Kalender handelt es sich um den normalen, bürgerlichen hebräischen Kalender. Es gibt noch einen religiösen Kalender

Ist Chanukka die jüdische Variante von Weihnachten?

Nein, nein und nochmals nein. Warum so deutlich? Nun, erklärt mal, was jüdische Feste mit Jesus zu tun haben. Genau: GAR nichts. An Weihnachten zelebrieren Christen die Geburt von Jesus Christus, den sie den Messias, den Erlöser, nennen, auf den die Juden seit über 5000 Jahren nach wie vor warten.

Das Judentum glaubt nicht an Jesus als den Erlöser oder Messias und auch nicht als G-ttes Sohn. Das wäre mehr als anmaßend. Die Existenz von Jesus von Nazareth wird unbestritten anerkannt. Er gilt auch ohne Zweifel als ein guter Mensch, der Liebe predigte und gute Taten vollbrachte. Die Wunder, die Jesus vollbracht haben soll, sind eher zweifelhaft. Seine Rolle ist aus jüdischer Sicht eher die eines Philosophen oder Lehrenden, vielleicht auch ein Heilender, aber gewiss kein G-tt. Die Dreifaltigkeit ist aus jüdischer Sicht ein Glaube mit mehreren Göttern.

Das erste der 10 Gebote, die Moses für das jüdische Volk empfing, lautet jedoch: Du sollst keinen anderen Gott haben neben mir. Das zweite Gebot lautet: Du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauchen. Aus jüdischer Sicht hat Jesus den Namen des Herrn für seine Zwecke missbraucht. 

Doch nicht nur deshalb hat Chanukka überhaupt nichts mit Weihnachten zu tun oder gemeinsam.

Terminliche Überschneidungen sind nicht als Parallele auszulegen, sondern lediglich ein Resultat der Zeitrechnung nach dem hebräischen Kalender (im Volksmund auch jüdischer Kalender genannt).

Chanukka - der Ablauf am Beispiel von 2014 - das Anzünden der Lichter

Chanukka ist kein Fest, das in der Tora erwähnt wird. Ganz einfach, weil es an ein historisches Ereignis und an ein kleines Wunder aus dem jüdischen Jahr 3597 erinnert - lange nach Moses. Der Grund für das Lichterfest ist also ein irdischer, kein göttlicher.

In 2014 wird am Abend des 16. Dezember die erste Kerze der Menora angezündet und das Fest dauert bis zum Abend des 23. Dezember. Online findet Ihr Kalender - wie auf www.de.Chabad.org, wo unter dem Menüpunkt 'Jüdischer Alltag' die wechselnden Daten der Jüdischen Feiertage genannt werden.

Menora ist das hebräische Wort für Leuchter. Es gibt eine Chanukka Menora und eine Tempel-Menora. Diese unterscheiden sich darin, dass die Channuka-Menora neunarmig und die Tempel-Menora siebenarmig ist.

Wer das Anzünden der Lichter gern live erleben möchte, kann sich in Berlin vor dem Brandenburger Tor die öffentliche Zeremonie an einer riesigen Menora ansehen. Es sind alle Menschen herzlich eingeladen. Der Rabbiner wird zunächst die mittlere Kerze anzünden und mit dieser sogenannten Dienerkerze, der Schamasch (Schamasch = Hebräisch für Diener), die erste Kerze der Chanukka-Menora anzünden. Das ist die Kerze ganz rechts. 

Warum von rechts nach links? Nun, es ist von den Weisen so vorgegeben und Hebräisch wird von rechts nach links geschrieben und gelesen, vermutlich ist das der Grund. Beim Entzünden der ersten Kerze spricht der Rabbiner oder die Person, das Familienmitglied, das die Kerzen anzündet, drei Segenssprüche. 

Die Schamasch stellt er brennend auf ihren Platz in der Mitte der Menora zurück. Die Kerzen sollen mindestens 30 Minuten brennen. Während dieser Zeit sollen keine Arbeiten verrichtet werden. In den Familien sitzt man friedlich im Schein der Kerzen bevor anschließend gegessen und gefeiert wird. 

Am zweiten Abend wird erst wieder die mittlere Kerze, die Schamasch, angezündet und mit ihr nun zuerst die Kerze für den zweiten Tag. Das ist die zweite Kerze von rechts. Anschließend wird die erste Kerze zusätzlich angezündet. Beim Anzünden jeder Kerze werden vom zweiten Tag an nur noch die ersten beiden Segenssprüche gesprochen. Es wird immer zuerst die neue Kerze angezündet und dann die vorherigen. Dabei zündet man die Lichter von links nach rechts an. Also am dritten Tag die dritte Kerze von rechts, dann die zweite Kerze von rechts und schließlich die erste Kerze von rechts. Dies geschieht, weil das Wunder, um das es bei Chanukka geht, von Tag zu Tag größer wurde.

Hier sind einige der Chanukka-Parties in Berlin zu Chanukka 2014: Im Jüdischen Museum, organisiert von der Jüdischen Gemeinde, organisierte Firmenfeiern mit Geschäftsfreunden und Gästen. Doch ihr könnt auch in einer jüdischen Gemeinde in eurer Nähe an dem Anzünden der Lichter teilnehmen. Die Synagogen sind für alle offen.

Was ist das Chanukka-Wunder?

Nachdem der zweite jüdische Tempel in Jerusalem, auch herodianischer Tempel genannt, durch den erfolgreichen Makkabäer-Aufstand der judäischen Juden gegen die hellenisierten Juden und makedonischen Syrer befreit wurde, musste er neu geweiht werden. Die Griechen hatten ihn mit einem errichteten Zeus-Altar entweiht. Durch die Makkabäer wurde die Herrschaft der Seleukideä über Judäa beendet und der zweite jüdische Tempel in Jerusalem konnte wieder geweiht werden. Dies geschah 164 Jahre vor Christi Geburt, im jüdischen Jahr 3597.

An diese Einweihung erinnert das Fest Chanukka. Die siebenarmige Tempel-Menora steht in jeder Synagoge und darf niemals erlöschen. Hier musste sie nun neu angezündet und der Tempel neu geweiht werden. Die Tempel-Menora brennen mit geweihtem Öl. Doch durch die Eroberung und Entweihung der Syrer war nur noch ein Krug geweihtes Öl vorhanden, das normalerweise gerade für einen Tag ausreichte. Zur Herstellung neu geweihter Öle wurden aber acht Tage benötigt. Das Chanukka-Wunder ist, dass der eine Krug geweihtes Öl das Licht der Menora so lange brennen ließ, bis neu geweihtes Öl (Hauptbestandteil war und ist wohl Olivenöl) hergestellt war.

Daran erinnern die Kerzen der Chanukka-Menora, die aber neunarmig ist (inkl. der Schamasch/Dienerkerze), um diese wundersamen 8 Tage zu ehren.

Der Tempel wurde letzten Endes im jüdischen Jahr 3830 (70 Jahre nach Christi Geburt) von den Römern endgültig zerstört und die jüdische Bevölkerung vertrieben oder zur Auswanderung genötigt. Auf diese Weise wurde Chanukka zu einem häuslichen, eher familiären Festtag.

Und was wünscht man sich zu Chanukka?

Man wünscht sich gegenseitig ein "fröhliches Chanukka". Besonders höflich finden Christen den Wunsch "Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Chanukka". Beides kann man sagen. Wer "Hannukah Shalom" sagt, liegt auch nicht falsch - es ist allerdings auch der Titel eines Liedes, das zu Hannukah gesungen wird.

Chanukka nun auch in Hamburg mit öffentlichem Anzünden der Menorakerzen

Dies ist ein Nachtrag von 2022, denn nun gibt es auch alljährlich in der Freien und Hansestadt Hamburg wieder öffentliches 'jüdisches Leben', wie die Medien es oft nennen. In Hamburg wurde am 18. Dezember 2022 das erste Licht für Chanukka einer großen, öffentlichen Menora auf der Reesendammbrücke am Jungfernstieg entzündet. 

Sowohl in Hamburg als auch in Berlin an der Menora am Brandenburger Tor sind die Kerzen selbstverständlich elektrisch - und die Menora sind beide zwar riesig groß und deutlich sichtbar - aber kann man sie nicht ein bisschen formschöner gestalten?

Wir müssen wohl dankbar sein, dass es überhaupt möglich ist, auch Chanukka nun wieder etwas öffentlicher und für die Gesellschaft sichtbar zu zelebrieren. Lasst uns gemeinsam feiern und dankbar sein!

Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung dieses Tempels in Jerusalem
Modell des zweiten Tempels

Modell des zweiten Tempels (Bild: © wikipedia org.)

Hannukah Shalom
Betty, am 05.12.2014
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Bildquelle:
Der Davidstern - Petra Bork via pixelio (Palästina und einige deutsch-jüdische Fragen zur Staatsraison)
© Elisabeth R. Meier (photographer) (Der erste Satz einer Geschichte)
Jessica Schroth/pixelio.de (Margret Mitchell - 'Vom Winde verweht' und die Parallelen im echten...)
twinlili/pixelio.de (Kreativer werden und mehr daraus machen)

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