Circus Blamage: Ein beispielhaftes Projekt zur Inklusion feiert 25. Geburtstag
Junge Menschen mit und ohne Handicap in einem Zirkusprojekt zusammenzuführen, um sich gegenseitig zu stärken, das wird im Kinder und Jugendircus Blamage seit 25 Jahren praktiziert.Spaß, Empathie, gegenseitige Wertschätzung - einfach blamagig
"Einfach blamagig!" Vereinsvorsitzender Michael Völker hatte diese Wortschöpfung kreiert und verwendete sie auch bei seiner Ansprache. "Blamagig", so seine Erklärung, bezeichnet all das, was mit dem vor 25 Jahren ins Leben gerufenen Projekt verbunden ist: Begeisterung, Spaß, Empathie, Wertschätzung, achtsamer Umgang miteinander und mehr. Völker erläuterte, warum der Erfolg ungebrochen ist und weiter wächst: Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung gestalten gemeinsam ein Zirkusprogramm. Alle bringen ihre Talente ein, unterstützen sich gegenseitig und haben eine Menge Spaß dabei. Am Ende steht ein Erfolgserlebnis, das Mitwirkende und Publikum gleichermaßen beflügelt. Seiner Aussage nach ist dies nur möglich, weil die Arbeit von vielen "Mitmachern" getragen wird und sich alle mit ihren Talenten und Fähigkeiten, vor allem aber mit viel Empathie einbringen. Die Gäste erfuhren, dass sich der Verein keinerlei Nachwuchssorgen machen muss und die Zirkuscamps lange vor der Anmeldefrist immer ausgebucht sind.
Der Vize und der Vorsitzende des Circus Blamage Michael Kabey und Michael Völker (von links) (Bild: Ruth Weitz)
Die bayerische Landtagspräsidentin gratuliert zum Geburtstag
Barbara Stamm unterschrieb am Freitagabend spontan einen Mitgliedsantrag und verhehlte ihre Begeisterung für den Circus Blamage nicht. "Nachhaltiger kann überhaupt nicht gearbeitet werden", sagte sie bei der Jubiläumsfeier und schnitt eine riesige Torte in Form eines Zirkuszeltes an, die ein ehemaliges Circus-Blamage-Kind, das heute eine junge Frau und Konditorin ist, gebacken und verziert hatte. Die Torte wurde von mehreren Helfern ins Partyzelt getragen und alle Gäste durften während der Pause und nach der sich anschließenden Zirkusvorstellung davon naschen.
Wie Stamm hielten sich der örtliche Bürgermeister Michael Berninger und Landratstellvertreter Thomas Zöller nicht mit langen Reden auf, sondern übermittelten kurz und spritzig ihre Glückwünsche, in denen sie die vorbildliche Arbeit und den gelebten Inklusionsgedanken des Zirkusprojekts lobten. Zöller machte es der Schirmherrin nach und unterschrieb einen Aufnahmeantrag für den Verein. Eine Ehrung gab es auch: Der künstlerische Leiter, Clown Lui - Lui Böhler - wurde von Michael Völker für seine Tätigkeit als künstlerischer Leiter ausgezeichnet. "Bis auf ein einziges Mal warst du bei allen Zirkuscamps dabei", lobte der Vorsitzende und unterstrich, dass Lui gemeinsam mit den ehrenamtlichen Trainern, den Kindern und Jugendlichen immer tolle Programme auf die Beine gestellt hat. Die Jubiläumsvorstellung im Anschluss und auch die Zusatztermine am Wochenende waren bereits ausgebucht. Eher die Regel als die Ausnahme bei den Programmen des Circus Blamage.
Mutige Fakire bereiten einen Feuerzauber. (Bild: Ruth Weitz)
So gab es im Lauf des Abends viele Stationen, die sich um die Geschichte des Zirkusprojektes für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung rankten und auch einen Ausblick auf die Zukunft gaben. "Wer hat an der Uhr gedreht?", der Refrain des Titelliedes zu der Zeichentrickserie "Paulchen Panther" markierte die Zeitfenster, wobei auch diese Einsprengsel mit Witz und Esprit von den jungen Zirkuskünstlern ausgestaltet wurden. Bunte, fantasievolle Kostüme und Masken, Lichtreflexe, Musik und Technik in professioneller Qualität, Akteure, die mit großer Begeisterung, Witz und beeindruckenden Leistungen glänzten, machten die Jubiläumsveranstaltung zu einem Erlebnis, das berührte und mitriss. Jedes Kind, jeder Jugendliche, egal ob mit oder ohne Handicap, trug seinen Teil zum Gelingen bei. Wenn einmal nicht alles auf Anhieb klappte, wurde es einfach noch mal probiert, ohne großes Bohei darum zu machen. Kräftiger und anhaltender Applaus drückte die Begeisterung des Publikums über die einzelnen Nummern aus.
Ehrung für Herrn Lui, der seit 25 Jahren den Circus Blamage als künstlerischer Leiter betreut. (Bild: Ruth Weitz)
Was ist Inklusion?
Was macht den Reichtum einer Gesellschaft aus? Wirtschaftliche Macht? Politische Sicherheit? Oder kulturelle Vielfalt? Es ist von jedem etwas. Dennoch: Eine Gesellschaft besteht aus Menschen. Und sie sind es, die das Wohl einer Gesellschaft prägen – und zwar in allen wichtigen Lebensbereichen. In jedem Menschen mit oder ohne Handicap, gleich welcher Hautfarbe oder Herkunft, haben Fähigkeiten und Talente, die sie in die Gesellschaft einbringen. Dies zu erkennen und zusammenzuführen ist Inklusion.
Mehr dazu auf der Internetseite der Aktion Mensch.
Stehende Ovationen des Publikums
"Der Circus Blamage ist für mich wie eine große Familie", hatte Herr Lui gesagt, als er vor Beginn der Zirkusvorstellung für sein 25-jähriges Engagement als künstlerischer Leiter ausgezeichnet worden war. Er hatte betont, dass es ihm immer noch "wahnsinnig viel Spaß" macht. Warum, das war spätestens beim großen Finale klar. Alle Mitwirkenden versammelten sich unter stehenden Ovationen des Publikums in der Manege und bedankten sich schlicht, aber mit großer Wirkung bei Herrn Lui und dem Vereinsvorsitzenden Michael Völker. Sie riefen im Chor: "Der Circus Blamage ist Spitze!" Für die Eltern der Zirkuskinder übermittelte Helga Nutz (Obernburg) ihre Wertschätzung und überreichte ein großes Lebkuchenherz.
Ein Interview mit den beiden Vorsitzenden des Vereins Circus Blamage ist auf meinem Blog www.news.ruthweitz.de unter diesem Link nachzulesen.
Der Kinder- und Jugendcircus Blamage wurde beim Deutschen Engagementpreis 2015 mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Von gut 50.000 abgegebenen Stimmen beim Online-Voting über einen Zeitraum von 6 Wochen erhielt der Verein knapp 7.500 Stimmen und war Spitzenreiter bei rund 400 Bewerbern. Am 8. Dezember 2015 war die Preisverleihung im Deutschen Theater in Berlin, wo der Schauspieler und Kabarettist Dieter Hallervorden den Preis an Michael (Atze) Völker, Trainer Mathias Sommer und den künstlerischen Leiter Lui Böhler überreichte. Der Verein war mit einer 40 Mann- und Frau starken Delegation angereist, darunter auch der Bürgermeister der Stadt Erlenbach, Michael Berninger.
Bildquelle:
http://www.geschenke-der-hoffnung.org/
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(Die Erhöhung eines Pflegegrads und die Verhinderungspflege)